Der Spiegel, 1839. január-június (12. évfolyam, 1-52. szám)

1839-04-20 / 32. szám

254 und gebrochen einhertoben, noch keine zwängenden Gestade fand — daß aber diese uferlose chaotische See nie ihre Küsten finden wird, wer wollte dieses behaupten? —Wer Die Vulls musikalischen Charakter und diese fast unheim­liche Mechanik — die Violine wird oft ein grauenhafter Doppelgänger der mei­sten Saiteninstrumente — im Ensemble erkennen will, höre seine adagio's und rondo’s, die polacca guerriera, Norwegers Heimweh und Norwegers Traum — gewiß wird er bann diese Ansicht bekräftigen. — Daß Vull durchaus nicht an einer einseitigen Richtung laborire, beweist seine Auffassung und Produktion fremder Meisterwerke, wie Mozarts Adagio und Quartett in D-moll. Eis­graue Verehrer der klassischen Schule bekannten enthusiastisch: „Kein Künstler habe noch so innig ihren großen Meister verstanden und interpretict." — In wenigen Tagen werden die kunstgesinnten Pesther den Virtuosen in ihren Mauern beherbergen. Es sollen in dem dazu geigneten Lokals drei Kon­zerte gegeben werden, worauf Die Vull nach Wien zurükkehrt und einige Quartette gibt, um dann über Linz und Vudweis nach Prag und Dresden zu reisen. Das Arrangement der Konzerte und Engagements Ole Vulls führt sein Reisebegleiter, Herr Lehmann, Redakteur des Hamburger „Argus" und gleichfalls als ausgezeichneter Musiker und Konzertist bekannt. Wir wünschen Pefth zu dem Genuffe dieser gewiß seltenen Produktion Glük und hoffen, daS Publikum werde die thätige Direktion des deutschen Theaters, falls die Ver­hältnisse es dieser gestatten sollten, die Vedingnisse des großen Virtuosen anzu­nehmen, durch die wärmste Theilnahme unterstüzen. C. Trüb. Die gute Gesellschaft. (Beschluß.) Nur das Herz einer einzigen Person aus der ganzen Familie hatte ich noch nicht für mich gewonnen, das des mathmaßlichen Erben, des jungen und glän­zenden Friedrich Pringle. Das war aber sehr einfach, natürlich und unvermeid­lich, denn ich war ja erst ein Dandy-Neuling. Ich bezeigte seiner Mutter und seinen Schwestern sehr viel Aufmerksamkeiten, die er aber nicht im geringsten beachtete; bald indeß stürzte die uns trennende Schranke von selbst zusammen. Erst waren wir höflich zu einander, dann freundlich und zulezt sehr vertraut. Friedrich fübrte die Rolle des schönen jungen Mannes in der ganzen Bedeutung des Wortes durch. Er besaß Pferde, Iokeien, Livree wie ein Lord. Er war mit diesem und jenem Herzog vertraut, und die Söhne fast aller Pairs grüß­ten sich mit ihm. Ich wußte schon seit langer Zeit, daß seine Familie zur guten Gesellschaft gehöre, doch begriff ich nicht recht, wie die gute Gesellschaft eines Geschäftsmannes sich so mit der aristokratischen Sphäre verbinden konnte, in welcher der junge Dandy sich doch so augenscheinlich bewegte; ich befragte ihn also darüber. „Mein Gott," antwortete er ganz unbefangen, „man will doch auch einmal reine Luft schöpfen, denn in unserer Familie hat sich ein Kreis von seltsamen Originalen gebildet." — Durch den Umgang mit Herrn Friedrich Pringle erhob ich mich also noch zu einem höheren Grade der guten Gesellschaft. Wir besuchten mit einander die berühmtesten Klubs und die italienische Oper.

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