Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-09-19 / 76. szám

Verlust« erlitten, so daß dem nun verwaisten Sohne kein anderes Erbtheil blieb, als die Schulden seines Vaters. Alfred war 18 Jahre alt und hatte sich der Malerei gewidmet; wiewohl er hierin bereits nicht unbedeutende Fortschritte gemacht batte, so hatte er seine akademischen Studien doch noch nicht vollendet, und da im Vaterbause für seine Lebensbedürfnisse gesorgt war: so war er auf eigenen Erwerb bisher noch nicht bedacht gewesen. Helmbrand hatte diese uner­wartete Nachricht heftig ergriffen, doch als der erste Schmerz vorüber war: so fand er in der Theilnahme seiner Mathilde, so wie der guten Martba milde Tröstungen. In solchen Momenten, wo das Leben aus seinem gewöhnlichen Schlendrian heraustritt, wo uns das Schiksal mit gewaltiger Hand aufrüttelt aus unserem Gewohnheitsdasein , fühlt man es am meisten, wie beseligend das Bewußtsein ist, nicht allein zu stehen in der Welt, sondern ein Wesen an sei­ner Seite zu haben, dem wir die Empfindungen unsers Herzens wahr und unge­­heuchelt mittheilen können. Sei es Freude, sei es Schmerz, immer sehnt sich der Gefühlvolle nach Mittheilung, durch welche jene ihren wahren Seelenadel erhält und dieser seine vergiftete Skorpionsftachel verliert. Daß man der Bit­te des unglüklichen Sohnes keine abschlägige Antwort entgegen fegte, läßt sich wohl erwarten und bald war der kleine Familienkreis um ein Mitglied vermehrt. Alfred war ein schöner junger Mann, sein edles blasses Gesicht erhielt durch die düstere Gemüthsstimmuug, in welche ihn das Traurige seiner Lage tim fejte, einen eigenthümlichen schwärmerischen Ausdruk, der ihn nicht uninteressant kleidete; das feurige schwarze Auge blikte unter den buschigen Augenbraunen wehmüthig hervor, der kleine Bart über dem schön geformten Munde, so wie daS in reichen natürlichen Loken bis an die Schultern herabwallende Haupthaar, das an blendender Schwärze mit dem Schillern des Topases wetteiferte, verlie­hen ihm ein echt künstlerisches Aussehen. Sein Körper war schön gebaut, die ganze Haltung würdevoll, ja majestätisch zu nennen. Alles behandelte den neuen Gast mit zuvorkommender Aufmerksamkeit, denn man hatte Mitleid mit dem Unglüklichen und seiner bittern Schwermuth; Alles wurde Aufgeboten , ihm sei­nen Schmerz vergessen zu macken und das erste Lächeln auf den bleichen Wangen ward wie ein freundlicher Sonnenstrahl nach langen Gewitterschauern theilneh­­mend begrüßt. Besonders war es Mathilde, die ihrem Vetter manche Stunde schenkte, in welcher sie ihn durch ihre unbefangenen Scherze, durch ihre oft muth­­willige Laune aufzuheitern suchte; sie durfte sich ihm ja ganz frei nähern, denn sie war ja seine Tante und Helmbrands Gattin! Es entstand gar bald zwischei» beiden eine gewisse Vertraulichkeit, sie gewannen sich mit jedem Tage lieber und lobten das glükliche Schiksal, das sie zu so nahen Verwandten bestimmt hatte; Alfred wurde heiter und munter in Mathildens Gesellschaft und diese fand nur dann ihre volle Munterkeit, wenn Alfred zugegen war. Helmbrand freute sich, daß sein Neffe sich nach und nach von dem harten Schlage, der ihn getroffen, zu erholen anfing , er wußte recht wohl, daß seine Mathilde das Meiste dazu beigetragen und er war ihr vom Herzen dankbar dafür; es war ja nichts Arges dabei! Auch Martha war dem jungen Manne herzlich gut und schenkte ihm ihre Theilnahme. Um den jungen, hoffnungsvollen Künstler in seinem Berufe vollends aus­zubilden, machte ihm Helmbrand, nach einem etwa vierteljährigen Aufenthalte, den Vorschlag, eine Reise nach Italien zu machen, wobei er ihn mit Reisegeld und

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