Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-09-26 / 78. szám

wohnte. Ich hatte ihn bald nach jenem Vorfall seines Dienstes entlassen, und er hatte geheirathet. Drei Jahre in einem Menschenleben machen viel auS, besonders wenn diese drei Jahre in die Zeit moralischer Entwikung fallen. Ich hatte Nachdenken, beobachten, vergleichen gelernt und war nicht mehr so roh wie früher. Andreas empfing mich mit ungeheuchelter Freude; sein Hausstand war beschränkt, aber durch den Fleiß seines Weibes und durch seine eigene redliche Thätigkeit nicht obne Segen. Ich bemerkte eine kleine Verlegenheit an Andreas. ES war am späten Abend, es dunkelte im kleinen Zimmer, und als Licht angezündet wurde, hielt ec sich absichtlich im Schatten. Bald darauf benuzte ec eine Gelegenheit, um sich aus dem Zimmer zu entfernen. Ich wandte mich zur Frau. „Ihr ar­beitet wohl viel?" fragte ich.— „Das muß man," entgegnete sie. „Die kleine Familie nimmt jährlich zu und der Erwerb ist eben nicht der reichlichste. Wir könnten wohl mehr vor uns bringen, wenn Andreas nicht den Schaden hätte." — „Welchen Schaden?"—„Nun, daß er eben nur einen Arm hat. Es hat Mühe gekostet, bis er sich mit der Linken nur einigermaßen zurecht gefunden." — „An­dreas hat den Arm verloren!" rief ich mit schreiender Stimme. „Und bei wel­cher Gelegenheit, Weib?" — „Das weiß ich nicht, das hat er mir nie sagen wollen." — Ich verließ die kleine Wohnung; der Boden brannte unter mir. Plözlich. stand all das Unheil, das ich angerichtet, klar vor meiner Seele. Also durch mich zum Krüppel gemacht! Und wie hatte er sich sorgfältig gehütet, mich etwas merken zu lassen! selbst seinem Weibe hatte er es verschwiegen! Und die­ser Arm, um den ich durch die empörendste Brutalität ihn gebracht, hat mir das Leben gerettet! O, wie verächtlich kam ich mir in diesem Augenblike vor! Wie brannte plözlich mit jäh cufslakernder Glut das Unrecht in meiner Seele! Ar­mer Andreas! kann ich dir jemals genug thun? Kann ich dich je den schwarzen Undank, die grausame Herzlosigkeit vergessen machen, die du von mir erfahren? Welch ein Scheusal muß ich deinen Augen sein! Wie beschämend deine Groß­­muth, mit der du trachtefte, meine Schande mir geheim zu halten! ich werde nie diese Stunde öergefjen. Das Erste, was ich that, war jezt, daß ich die Horndose hervorholte und mich lebhaft all der Worte erinnerte, die jener Fremde damals zu mir sprach. Jezt fanden sie eine gute Stätte in meinem Herzen. Sogleich beschloß ich, zur Büßung meine goldene Dose abzulegen und jene Lorenzodose so lange im Ge­brauch zu behalten, bis eS mir gelingen würde mein Unrecht irgend gut zu ma­chen. Daß ich Geld gab, was der stolze Andreas nicht einmal annehmen wollte, hielt ich für kein Opfer und keine Buße. (jVeschluß folgt.) Warum wird so viel über das Theater gesprochen? Es gibt Leute, die sich darüber wundern, daß so viel vom Theater gespro, chen wird. Man kann aber geradezu behaupten, das Theater sei dazu da, daß darüber gesprochen und geschrieben werde; denn es ist eine Sache des Geschmaks, also ein Gegenstand der Beurtheilung. Kein Mensch würde mehr ein Schauspiel sehen wollen, wenn er nachher darüber gänzliches Stillschweigen beobachten sollte. Nur wenn es ihn gar nicht anregt, würde er darüber schweigen, alsdann wür­de er aber auch nicht mehr in'ö Theater gehen. Schon die allerersten Anfänger

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