Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-07-01 / 53. szám

unter dem duftenden Titel: „Veilchen" herausgegeben, hat sich durch einen Pi­stolenschuß in die andereWelt befördert, nachdem er zwei Stunden früher Gift zu sich genommen hatte. Einige meinen, Kummer und Sorge hätten den Un­­glüklichen zu diesem traurigen Entschlüsse verleitet, Andere wittern eine unglük­­liche Liebe, ein dritter Theil fezt die Ursache dieses Selbstmordes in Melan­cholie, in welcher Zink, der in frühe­ster Jugend Eltern, Verwandte und sonstige Angehörige verloren, durch den Gedanken verfallen, daß er mutterseel allein stehe auf dieser Erde. Der lezt angegebene Grund scheint der wahrschein­lichste zu sein, jedenfalls ist der Selbst­mord des Z. ein Zeichen der Zeit, in welcher Religiosität zu den indifferenten Sächelchen gehört. Das tragische Ende dieses vierundzwanzigjährigen Mannes machte Aufsehen, obwohl er als Jour­nalist von keiner Bedeutung war. Und Herr der Welten! wie groß ist die Zahl dieser fahrenden Skribenten!? Da sind z. B. im Altenburger „Eremiten" so­genannte „Literatur-Briefe" gedrukt zu lesen, in welchen so ein Ding geist-, färb- und charakterlos in den Tag, oder vielmehr in die Nacht hinein schwazt. Der „Humorist" hat in einer wakeren Prager Korrespondenz diesen vomDrnk­­teufel Besessenen und seine „Literatur- Briefe" dieser Tage in ein helles Licht gestellt, das uns über den Verstand und das Gemüth des Eremiten-Korrespon. denzlers genügende Aufklärung gibt. ES gibt im Menschenleben Augenblike — soll ein Herr v. Schiller gesagt ha­ben — wo man dem Weltgeiste näher ist, als sonst, und eine Frage frei hat an das Schikfal. O käme doch ein sol­ches Schiksal zu mir, ich möchte es fra­gen: „wann wird das Korrespondenzler- Unwesen ein Ende nehmen? wann wird die Aftermuse schwinden, und wann endlich werden würdigere und heiligere Interessen in den Blättern besprochen, als das leidige Theater und seine „Künst­ler" und „Künstlerknen." Da waren dieser Tage in der „Bohemia" zwei Seiten voll zu lesen, ob die Herren P. und D. ihre Rollen schlecht memorirt hätten, oder nur zu leise gesprochen, eS ward ferner erzählt von einer gestem­­p elten halbämtlichen Erklärung deS Souffleurs, daß Hr. P. am 11. seine Rolle trefflich memorirt habe, und von einer Note, nicht des griechischen oder französischen Konsuls, sondern des Regisseurs, daß Hr. P. in puncto me­moria allen Schauspielern zum Muster dienen können. — Zwischen einem Allo­pathen und einem Homöopathen ist ein Federkrieg ausgebrochen, bei welchem kein Blut, nur Dinte geflossen. Auf die Schrift des Dr. Lucka: „Die Ho­möopathie, ihr Wesen und Treiben am Krankenbette" ist, nach mehrmonatlichem Harren, eine Brochüre, unter dem Ti­tel: „Beurtheilung der Schrift, die Homöopathie oc." erschienen. Da diese Streitschrift 30 Kreuzer C. M. kostet und ich mich für dieses Geld bei Nestroy gesund lachen kann, so sehe ich nicht ein, mich für 30 Kreuzer krank zu le­sen , daher ich schwerlich diese „Beur­­theilvng" des Dr. Tuwar kaufen wer­de. Daß man sich wirklich bei Nestroy gesund lachen kann, haben mit mir viele Theaterfreunde erprobt. Dieser Aristo­­phanes von der in üblem Gerüche ste­henden Wien brachte als Nigowitz, Strik, Leim, Lorenz, Hakauf u. s. w. ein sol­ches Lachfeuerwerk hervor, wie es in den Annalen der Prager Bühne noch nicht Statt fand. Nestroy ist der ge»ialste Repräsentant der Ironie, Satyre und Persiflage, und im Vortrage der Kou­­plets steht er einzig und allein da. Daß das Haus bei den Gastvorstellungen die­ses exakten Komikers zahlreich besucht, ja oft überfüllt ist, läßt sich bei der Lachlust der Prager denken, und Hr.

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