Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-09-17 / 75. szám

594 DER SPIEGEL 184*. krochen; nicht eine Spur haben wir entdekt, weder von den Dieben, noch von meinem Eigenthum. Die Polizei sagt, der Einbruch sei von kundigen Händen verübt worden, sauber und geschikt, wie sie's nennen, und mir bleibe wenig Hoffnung, zu meinem Ei­­genthume zu gelangen." — Und die Polizei hatte recht gehabt; weder vom Gestohlenen, noch von den Dieben war eine Spur auszumitteln. — Der legte Wechsel wurde fällig, den James Warrington für das ihm gestohlene Silberzeug schuldete und den er hatte be­zahlen wollen, ehe er seinen Sohn zum Kompagnon annähme. Er bezahlte ihn am Ver­falltage fast mit dem lezten Shilling seines Vermögens; seine Gewissenhaftigkeit erlaubte ihm nicht, den Diebstahl zum Vorwände für die Nichterfüllung seiner Verbindlichkeit zu machen. „Das Unglük," sagte er, „hat mich getroffen; so muß ich es allein tragen." Es kam dem ehrlichen Mann nicht in den Sinn, auch nur einen Theil seines Unglüks nach dem Beispiele Anderer auf fremde Schultern zu legen. — Der Bettelstab, welchem die Familie Warrington so unerwartet sich nah gebracht sah, hemmte die Verbindung Eduards mit Miß Langdale. Auch Elise gehörte zu den Mädchen, deren Erscheinung in der bürgerlichen Gesellschaft eine nur zu häufige ist; sie war liebenswürdig und schön, aber arm. „Wir müssen Geduld habkn, Eduard," sagte das sanfte Mädchen und blikte lächelnd zu dem Geliebten auf, wenn dieser in ungewohnter Heftigkeit dem Geschike zürn­te, das so grausam zwischen sie getreten. — „Geduld, Lizzy, Geduld?" pflegte er zu wie­derholen; „nun ja, ich will Geduld haben, bei Gott! ich will; aber es ist deshalb nicht weniger hart, nicht weniger grausam, den vollen Becher des Glüks sich so plözlich vom Munde weggeschlagen zu sehen!" — Zwei Jahre strebten Vater und Sohn, durch Fleiß zu ersezen, was böse Menschen ihnen genommen, aber das Glük hatte ihnen den Rüken gekehrt; kaum daß sie für sich und die Ihrigen den Bedarf des Lebens zu erwerben ver­mochten. Da erbot sich ein Verwandter unter billigen Bedingungen zum Darleihen eini­ger hundert Pfund Sterling, wenn die ganze Familie nach Neu-Süd-Wallis auswandern und dort Akerbau und Viehzucht treiben wollte. Sie hörten auf den gutgemeinten Nath, schlossen das Geschäft ab und gingen binnen zwei Monaten von Greenock nach Sydney unter Segel. Die Trennung Eduaivs und Elisens bedarf keiner Beschreibung; es war die Trennung zweier liebenden Herzen. Ewige Treue wurde gelobt, ein regelmäßiger Brief­wechsel versprochen, und im Fall der Erfolg die vereinigten Anstrengungen der Warring­­tons belohnte, wollte Eduard kommen, Elise als Gattin heimzuführen. Jahr um Jahr verging und die Warringtons hatten in Neu-Süd-Wallis mit all den Mühseligkeiten zu kämpfen, denen neue Ankömmlinge mit beschränkten Mitteln meist ausgesezt sind. Sie waren noch überdies bei der Wahl ihrer Niederlassung getäuscht wor­den, arbeiteten ohne Gewinn und standen nach wenigen Jahren zum zweiten Male an der Schwelle des Elends. Eduards Briefe an Elisen athmeten freilich fortwährend Liebe und Treue, aber sie schilderten auch ohne Rükhalt seine und der Seinigen gedrükte Lage und die trüben Blike in die Zukunft. Jeder stärkte Elisens Vertrauen zu ihrem Geliebten, keiner die Hoffnung heitern Wiedersehens. So waren neun Jahre seit dem Diebstahle vergangen und der lezte Brief, den Elise von Eduard erhalten, glich allen frühern. Dann erfolgte ein zwölsmonathliches Schwei­gen , und mit bangem Herzen sah Elise dem nächsten Briefe entgegen, als spät eines Abends Jemand laut und hastig an ihres Vaters Hausthür klopfte. Elise war allein auf ihrem Zimmer, sie hörte die Thür öffnen, lauschte und hörte ihren Namen nennen. „Him­mel, welche Stimme! Ist das nicht seine Stimme?" Elise erbleichte, zitterte, mußte die Stuhllehne fassen. Rasch kam's die Treppe herauf, ihre Thüre flog auf, Jemand trat ein, und im nächsten Angenblike lag Elise in Eduards Armen. Was konnte fein Kommen bedeuten, was ihn nach Schottland gebracht haben? — Er sah gesund und hei­ter, sah nicht wie ein Mann aus, den Sorgen drüken und dem die Noth den Muth ge­lähmt. „Du wunderst dich, Elise," begann er nach einiger Zeit, „nicht bloß, daß ich wieder hier, sondern daß ich auch ein fröhlicher, glüklicher Mensch bin. Du sollst Alles erfahren, Alles, für jezt nur, daß ich nicht allein zurükgekehrt bin — wir Alle sind zurük, Vater, Mutter, Schwestern und Bruder, Alle gesund und heiter, und was dich nicht am wenigsten überraschen wird, mit Geld die Hülle und Fülle. Der Vater, ich und mein Bruder, wir wollen unser früheres Geschäft fortfegen r wo möglich int alten Hause, und je eher, je lieber gedenke ich Elise Langdale zum Traualtäre zu führen, versteht sich, wenn sie will." — Elise, das Mädchen, erröthete, Elise, die Braut, bat

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