Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-12-03 / 97. szám

DER SPIEGEL 184». 771 Entern mit der Art in der einen und mit dem Pistol in der andern Hand an Bord des feindlichen Schiffes sprangen, und bei der Kanonade war sie an ihrer Kanone nicht müde zu machen. Was ihr an Muskelkraft gebrach, ersezte sie durch Gewandtheit und jene Verwegenheit, die in der Schlacht ihr Element gefunden hatte. — Endlich sind die Hol­länder geschlagen, gefangen genommen und gebunden, oder in die Luft gesprengt, oder ersäuft, oder in die Flucht getrieben. Der merikanische Meerbusen ist von den raubgieri­gen Seewölfen gesäubert, die Castiliauer triumphiren. — Aber bald ruft ein zweiter Feind ins Feld, ein furchtbarerer, als die Holländer. Eine verheerende Seuche bricht unter der Mannschaft des kastilischen Geschwaders aus: wo Muth uuuüz und der Tod gewiß ist, da fühlt sich die lebenslustige Abenteurerin nicht geheuer. Sie will, koste eS was es wolle, nicht am gelben Fieber sterben. Kurz entschlossen, sezt sie ihren Oheim, freilich, ohne daß er es weiß, in Kontribution, stekte einige fünfzig Dublonen in die Tasche, verläßt Nachts heimlich das Schiff, kommt ans Land, kehrt der Flotte den Rü­­ken und sucht ihr Heil in schleuniger Flucht. Sie hat als Ausreißer das Leben verwirkt; immerhin: lieber gehängt werden, als sich vom gelben Fieber ruhig in die andere Welt befördern lassen. (Fortsezuug folgt.) Portfolio der Neuigkeiten und Ansichten. Wiener Driefe, Ende November. Das Todesstarren der Natur erwekt das Blütheulebeu der Kunst; das ist in zwei Deutungen richtig. Wenn der Tag seine Leuch­te verzieht, und das Dunkel Schweigen über die Welt ausgießt, steigt der Vogel der Mi­nerva auf, und beginnt zu schaffen. Wenn der Schnee und Eis die Fluren befen, und die Lerchen nicht mehr jubelnd durch die Lüfte se­geln, beginnen die im Käfige gehegten, in warmer Stube genährten Nachtigallen zu schla­gen , — mit dem Monat November erwacht daS Leben unserer Schauspiel-, Oper - und Konzertsaison. — Wir haben bereits im Burg­theater einige Neuigkeiten gehabt, wovon so­gar eine gefallen. „Sie schreibt an sich selbst", ein einaktiger Schwank, nach dem Ueber­­rheinischeü (um mich eines Lieblingsausdruks unserer franzosenfeindlichen Journalistik zu be­dienen) von Holtey. Einige alte Wize und einige nicht neue Spässe, oft da gewesene Ju­­trigue und verbrauchte Situationen, das sind die Ingredienzien; aber zusammengestellt scheint doch etwas neu zu sein, und es unterhält in einigem Grade, besonders wenn die Heldin durch eine so durch und durch liebenswürdige Künstlerin, wie Dem. Neumann , dargestellt wird. „Das System", von Mad. Weißenthurm ist ganz alltäglich und ließ kalt. „O Oskar!" von Seribe, ist bereits alt geworden, und nicht mit Unrecht. — Das Kärnthnerthorthea­­ter, oder besser die Hofoper, brachte zwei grunddeutsche Opern; die eine „Czaar und Zimmermann", von einem Leipziger Schau­spieler Lortzing (den die gelehrten Maestri als Dilettanten und der musikalischen Orthogra­phie Unkundigen bezeichnen) hat bereits die Wanderung über fast alle Bühnen Deutsch­lands gemacht, und ist, irre ich nicht, auch in Paris mit Beifall gegeben worden. Hier hat sie, so wie früher in dem Josephstädter- Theater, ungemeinen Erfolg gehabt. Die Auf­führung war theilweise außerordentlich gelungen, eine „Marianne", wie hier Dem. Lu­tzer spielt unv singt, wird man anderswo ver­gebens suchen. Von Seite der musikalischen Ausstattung ist diese Parthie höchst unbedeu­tend, aber die ausgezeichnete Künstlerin wuß­te ihr so viel Reiz abzugewinnen, daß sie fie zu einer ihrer Glanzrollen erhoben. Dagegen ist der neu eugagirte Buffo Langeuhaun als Bürgermeister höchst ungenügend, ja zuwei­len störend. Diese Rolle habe ich nur von Röder in Dresden und Preistnger in Prag gut darstellen gesehen. Es wäre zu wünschen, daß Hr. Staudigl (der, bereits genesen, am 28. in der „Mara", von Retzer, austreten wird,) in der Folge diese Bufforolle fingen möge, da die Forderungen die selbe macht, auch ei­ne gute Stimme begreift, was Hrn. Laugeu­­hauns Force eben nicht ist. Auch die Herren Erl und Schober lassen noch einige Wünsche in Bezug auf Prosa und Repräsentation un­erfüllt. — Die zweite deutsche, rein „teutschc" Oper ist von dem berühmten Franz Lachner, königl. baicr. Hofkapellmeister, der bereits ei­ne Menge Oratorien, unv noch mehr Mengen Lieder gefegt hat. Der Tert ist direkt von St. Georges aus Paris verschrieben, und kostet baare Francs 1600, die Uebersezung ist so schlecht, als sie einem Deutschen, bei allem Fleiße, zu machen nur möglich war. Die Oper

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