Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-09-21 / 76. szám

Der Spiegel für Kunst, Eleganz und Mode. c8<i‘3)83 Fünfzehnter Jahrgang. Redakteur: Sam. Rofenthal. Verleger: Fr. Wiesen'- Wittwe und S. Rofenthal. TC?. Pesth und Ofen, Mittwoch, 21. September. 184S. Wer Wiamant. aß Bologna seit dem eilften Jahrhunderte der Siz der Gelehrsamkeit war, ist eine bekannte Sache; daß in Bologna auch Frauen und Jungfrauen den Wissenschaften oblagen und akademische Ehren und Würden erlangten, klingt schon seltsamer, ist aber eine Thatsache, die Niemand unglaublich finden wird; doch daß in Bologna sich weibliche Gelehrte vorzugsweise mit der Anatomie und der Arzneikunde beschäftigten, möchte schwerer zu glauben sein. Und doch dauerten die anatomischen Studien der Weiber bis ins vorige Jahrhundert fort. Ruysch z. B., der Bologna im Jahre 1660 besuchte, versichert, daß er daselbst Jtalienerinen habe kennen gekernt, welche den menschlichen Körper ganz vortrefflich studirt hatten. Doch was geschah im Jahrhundert deS fünfzehnten Ludwig? Bianca Pallini, die damals zu Bologna als Anatom einen Ruf hatte, kam zu einem bedeutenden Vermögen. Das Wie klingt etwas fabelhaft, doch ist darüber ein Aktenstük vorhanden, von welchem dem ftan­­zösischen Grafen V** eine Kopie zu Händen kam, welche er zum Stoff einer Novelle benuzte. Wir halten uns an's einfache Faktum, wie wir es im „Globe" finden, der Bürgschaft für die Geschichte leisten mag. In einer herrlichen Winternacht des Januar 1762 trat ein junger Mann nebst vier Andern aus einem prachtvollen Pallast in der schönsten Straße der Stadt Bologna. Er hieß Orio und trug unter seinem Mantel den Kasten mit Geige und Bogen. Das Vier­kleeblatt, welches voraus ging, unterhielt sich sehr lebhaft. Es waren Stadtmusikanten, die bei dem Konzerte, das dem französischen Gesandten zu Venedig, dem Grafen V**, bei seiner Durchreise im Pallaste * gegeben worden, mitgewirkt hatten. Dem Konzerte war ein großes Nachtessen vorhergegangen und die prächtig erleuchteten Flügel des Pal­lastes ließen noch auf die Anwesenheit vieler Gäste schließen. Das ganze Stadtviertel war aus den Beinen; die Studenten und Bratwursthändler thaten sich unter der gaffenden Volksmenge bedeutend hervor; auch fehlte es von wegen der ersten Bürgerpflicht, der

Next