Der Spiegel, 1843. január-június (16. évfolyam, 1-51. szám)

1843-02-25 / 16. szám

12» Dev Spiegel 1643. begangenen Diebstahles verhaftet und nach St. Pelagie gebracht worden fei, und erin­nerte sich, das Durochat der Name Desjenigen gewesen sei, der, nach Couriol's Aus­sage, unter dem falschen Namen Laborde neben dem Kourier gesessen hatte. Zur Zeit des Prozesses Lesurques erfuhr man, daß verschiedene Personen, unter Andern ein In­spektor bei der Postverwaltung, den falschen Laborde in dem Augenblik gesehen hatten, wo er die Post erwartete, und ein deutliches Bild von ihm wollten behalten haben. Herr Daubenton erwirkte durch den Vorsteher der Postverwaltung die Erlaubniß, jenen Inspektor rufen zu lassen. Auch die Richter hatte man von dem aus Durochat haften­den Verdachte benachrichtigt. Der Tag des Verhörs kam heran, und er ward zur vier­zehnjähriger Gefängnisstrafe verurtheilt; eben wollte man ihn abführen, als der In­spektor eintrat und erklärte, Durochat sei der Manu, welchen er am 8. Floreal unter dem falschen Namen Laborde neben dem Kourier habe einsteigen sehen. Durochat, der dies nur schwach läugnete, ward deshalb in die Conciergerie gebracht und des andern Morgens nach Versailles, wo er verurtheilt werden sollte. Daubenton und ein Gerichts­diener mit vier Gensd'armen begleiteten den Gefangenen. Im Dorfe Grosbois angekom­men, begehrte er, da er seit dem vorigen Tage nichts gegessen hatte, ein Frühstük. In dem ersten Gasthause ward angehalten, und Durochat äußerte dringend den Wunsch, Daubenton allein zu sprechen. Dieser ließ, nachdem er allen Begleitern empfohlen hatte, sich zurük zu ziehen, ein Frühstük für zwei Personen auftragen, allein auf Befehl der Huissiers wurde nur ein Messer auf den Tisch gelegt. Daubenton ergriff dasselbe und schlug sorglos damit ein Ei entzwei. Durochat sah ihn einen Augenblik lang starr an und sprach: „Monsieur le juge, Sie sind bange?" —- „Bange?" entgegnete dieser ru­hig, „und vor wem?" — „Vor mir." —- „Thorheitsagte der Andere, sein Ei ver­zehrend. „Dennoch sind Sie's. Sie bewaffnen sich mit einem Messer," sagte er sarka­stisch. ■— „Bah!" erwiderte Daubenton, und reichte, ihm das Messer hin, „schneiden Sie mir ein Stük Brod ab, und theilen Sie mir mit, was Sie über den Mord des Lyoner Kouriers wissen." Durch die ruhige Kühnheit des Biedermannes betroffen, legte der Verbrecher, der das Messer mit drohender Eiligkeit ergriffen hatte, dasselbe nieder und sprach mit bebender Stimme: „Vous étes un brave, Citoyen!" und dann nach einer Pause: „Ich bin verloren, mit mir ist's aus, aber Sie sollen Alles wissen." Er sezte dann die Umstände des Verbrechens aus einander und bestätigte alle Aussagen Cou­riol's, indem er Couriol, Rosst, Vidal und Dubosq als seine Mitschuldigen bezeich­­nete. Dies wiederholte er vor Gericht und sezte hinzu: „Er habe gehört, es sei ein In­dividuum, Namens Lesurques, wegen des Verbrechens verurtheilt worden, er habe ihn aber weder zur Zeit der That noch später wahrgenommen. Er kenne ihn nicht." Er fügte hinzu, daßDubosq's Sporn zerbrochen und an dem Orte, wo sie zu Mittag speisten, aus­­gebeffert worden sei, gab auch eine Beschreibung von Dubosq's Person, der damals eine Flachsperrüke trug.'—Gegen Ende des Jahres VUl—Pier Jahre nach der Ermordung des Kouriers ■— ward Dubosq wegen Diebstahls verhaftet und vor das Tribunal correktion­­nel in Versailles gebracht. Der Präsident befahl, ihm eine Flachsperrüke anzulegen und ihn den Zeugen von Mongeron und Lieursaint gegenüber zu stellen, die ihn einstimmig für den Mann erklärten, den sie gesehen hatten. Dies genügte in Verbindung mit den Aussagen von Couriol, Durochat und Madelaine Breban, um die Identität zu bewei­sen, und er läugnete auch seine Bekanntschaft mit den übrigen Theilnehmern nicht. Er ward daher verurtheilt und kam auf dem Blutgerüst um. Auch Vidal ward ergriffen und hingerichtet, obgleich er auf seiner Unschuld bestand, und endlich ward auch Rosst entdekt und verurtheilt. Er zeigte Reue und begehrte den Beistand der Religion. Sei­nem Beichtvater hinterließ er die Erklärung: „Ich behaupte, Lesurques ist unschuldig; aber dies darf erst sechs Monate nach meinem Tode bekannt werden." So endete dies merkwürdige Drama; so war Lesurques Unschuld von jedem au ihr haftenden Makel gereinigt; so wurden, sezen wir hinzu, sieben Männer eines Verbrechens wegen verur­theilt, das von fünf begangen worden war; zwei waren also unschuldig und fielen dem Geseze zum Opfer.* * * Es sind jezt, wie im Beginne bemerkt wurde, vierzig Jahre, seit Lesurques Un­schuld erwiesen, und dennoch ist wenig geschehen, sein Andenken zu reinigen, seine Kinder zu schüzen und seine konsiszirten Güter wieder heraus zu geben, obgleich der uneigen-

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