Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-02-14 / 13. szám

100 Per Spiegel 1844. auch gesunkenen Leistungen unserer Schauspieler nächstens einige kritische Worte *). Agram. (3. Februar.) Nachdem uns der Dezember-Monat mit einer Frühlings-Tempera­tur erfreut hatte, ergrimmte endlich Boreas acht Tage nach dem neuen Jahr dergestalt, daß er seine vollen Baken ausbließ, mit seinem eifigen Hauch Erdreich, Gewässer und Fenster überzog, und die Welt die fast schon vergessene Sorge für Holzbedarf auf empfindliche Weise sich er­innern ließ. Die trokene Kälte wüthet in ver­schiedenen Graden noch fort. —• Der Karneval ladet die Schau - und Tanzlustigen durch gebo­tene Spektakel in den Saal des Schauspielhau­ses ; Maskenzüge, Kinderballets, Pantomimen und Verwandlungen versammeln so ziemlich ihr Publikum. Die drei sehr besuchten Schüzen-Ge­­sellschaftsbälle find vorüber. Jezt kommen die maskirten Redouten u. abonnirten Gesellschafts- Bälle an die Reihe, zur Tags- oder vielmehr — Nachtordnung. Doch scheint es, daß die Lust Heuer nicht so belebend wie sonst wirke; eine gewisse Lauigkeit ist dafür eingetreten, vielleicht, daß fich die leztere Hälfte deS Faschings desto lebhafter gestaltet. — Im Theater bringen die Benefiz- Vorstellungen meist neue Stüke. »Bruder Kain." u. »der Sklavenmarkt St. Pröre" schloffen vor Weihnachten den Musentempel; Blum's »Kunst zu gefallen" nebst einer Alegorie mit Tableaur cröffnete am neuen Jahr ihn wieder. Halm's »mildes Urtheil", sehr gut dargestellt, fand kei­nen Anklang; Feldmanns »Athenienserin" gefiel. Oesters wiederholt wird Nestroy's »Jur", dann „die Regimentstochter", welche beiden Stüke das Publikum durch Inhalt und Vesezung sehr un­terhalten. Samstag kam auch das alte vierzigjäh­rige Kind: »Teufelsmühle" zur Aufführung. Des Direktors Vincenz Schmidt lebensgefährli­che Krankheit erregte alle Theilnahme. Seit meh­reren Jahren hier als ein solider Mann bekannt, gab er für den gänzlich verarmten Karl Majer, feinen Vorgänger, eine Einnahme, die reichlich ausfiel, und dem kranken Greis eine bessere Pfle­ge und ruhiges Hinscheiden verschaffte. Auch ist Schmidt ein guter Sohn, der seine 80jährige Mutter bei sich tu Ehren hält. Seine Genesung macht unfern Aerzten Ehre und erfreut alle rechtlichen Menschen. —- Unserer Stadt muß mit Recht das Lob nachgesagt werden, daß man hier nichts von Skandalen, wie an andern Or­ten hört. Von Mordthaten oder persönlichen An­fällen weiß man nichts,j man kann um Mitter­nacht einsam durch alle Gassen mit Sicherheit gehen. Selbst bei den am 9. Dezember begange­nen Erzessen in der oberen Stadt gab eS keine Todten; schon um Mittag war AlleS wieder ru­hig , wie es jezt noch immerfort ist. *.....* *) Wir bitten unfern geehrten Korrespondenten, sich über Bnhnenleifiungen stets kurz zu fas­sen n. nur ganz besondere Erscheinungen zu erwähnen. Weder der Raum, noch die Ten­denz unseres Blattes gestatten ausführliche Theaterberichte, die Gottlob! bereits allent­halben außer Mode kommen. Wir können selbst den Theaterberichten aus den Hauptstäd­ten nur wenige Zeilen gestatten, und geden­ken auch diese immer mehr zu schmälern, wie müssen wir um so mehr mit dcm Raume geizen, wenn diese Berichte aus einer Pro­vinzialstadt kommen! Preß - Zeitung. So eben erschien: »Geschichte der Utu gam.“ Ungarisch und deutsch, in Fragen und Antworten, kurz und der Fassungskraft der Schü­ler zweiter Klasse in den Elementarschulen an­gemessen, und nach mehreren größern Werken verfaßt von S. Neumann, öffentlichem Leh­rer an der Normalschule zu Altofen. Ofen, 1844, gebruft bei Gynrian und Bago. Der Verfafier, ein rühmlich bekannter tüchtiger Schulmann, der fich schon durch mehrere Schulschriften in unga­rischer und deutscher Sprache Verdienste um die vaterländische und insbesondere israelitische Ju­gend erworben, gibt hier eine kurze Ueberficht der Geschichte unseres Vaterlandes, von der Ein­wanderung der Magyaren angefangen bis zum gegenwärtigen Reichstag, in der bekannten So­­kratischen Methode und zeigt sich auch diesmal als feiner Aufgabe gewachsen. Da daS Werkchen in zwei Sprachen, ungarisch und deutsch, abge­faßt ist, so ist eS um so cmpfehlenSwerther und wir hoffen, daß eS dadurch die verdiente Verbreitung um so eher finden werde. ** In Karlstadt (Kroatien) erschien: »Bel­lona", Krieger-Almanach für 1844. HerauS- gegeben von I. C. Schall. Der Herausgeber dieses, Sr. Ercellenz dem Banuö von Kroatien, Franz Grafen Haller, gewidmeten Almanachs ist der verdienstvolle Redakteur der in Karlstadt er­scheinenden Zeitschrift: »Der Pilger", und hat auch hier durch die Wahl der Beiträge und der Arrangirung bewiesen, daß er Geschmak und Um­sicht besizt. Die meisten Artikel: Novellen, Erzäh­lungen, Gedichte rc. athmen militärischen Geist, und die Namen ihrer Verfasser: Gräfin Oldo­­fredi-Hager, I. N. Vogl, I. P. Weiner, C. Gro­ber, G. Franz, A. Ulyß, F. Fitzinger, Ph. b. Körber, Dr. Hurka, E. Bauer, A. Thau, bür­gen für den Werth derselben. Vogel's »Solda­tenlied" ist sehr geistvoll; die Erzählungen: »Der Retter“, von A. Thau, »die Doppelwun­de", von Bauer u. s. tu. lesen sich recht gut. Interessant und belehrend ist der Aussaz über Dalmatien von PH. v. Körber. Druk und Pa­pier sind ausgezeichnet schön. * * Ein schauriges Gemälve deS menschlichen Fanatismus enthüllt uns W. AleriS in seinem Roman: »Urban Grandier, oder die Besessenen

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