Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-19 / 84. szám

sezen war. Sie müssen ihn kennen lernen, Lombrageur, alle unsere Schönen streiten fich um sein Lächeln. Soll ich Sie einsühren?" — »Ich werde dies als eine große Güte anfehen," sagte der unglükliche Ehemann, indem er fich bemühte, so heiter wie möglich auSzusehen. — Darauf fand die Bekanntmachung sogleich statt, Crevecoeur nahm die Cigarre auS dem Mund und lächelte Herrn de Lombrageur sehr freundlich an, während der Leztere mit einer Wärme und Cile, die jener für Höflichkeit nahm, fich nach der Wohnung deS Barons erkundigte, und ob er geneigt fei, morgen seinen Besuch anzunehmen. Zwischen zwei Rauchwolken, wel­che dem Herrn de Lombrageur in'S Gesicht geblasen wurden, erhielt er die Antworten: »Rue Laffitte und 1 Uhr"; darauf, nachdem der arme Märtyrer, deS Scheins wegen, einige Ge­­meinpläze mit seinem Bekannten gesprochen, brach er ab und eilte die Stufen hinunter, indem er feinem Alliirten, dem Kutscher, ein verstohlenes Zeichen machte. Dieser verstand ihn und folgte mit dem Wagen, bis sie auS dem Bereiche von Tortoni'S Hause waren. — Welches die Gefühle des Herrn Lombrageur waren, als er schnell denBoulevard entlang fuhr, kann man kaum sagen. Vergrößert wurde seine Kränkung noch durch den unbedeutenden Umstand, daß der Baron ein Raucher war. »Und Clementine, welche einen solchen Ekel vor Rauchern hatte, daß ste mich stets verhinderte, eine Cigarre in den Mund zu nehmen, leidet bei einem Lieb­haber das, waS sie bei ihrem Gatten nicht ertragen konnte!" dachte er mit einem unterdrükten Seufzer. »Welche Räthsel sind die Weiber!" Am andern Morgen, pünktlich zur bestimmten Stunde, ward Herr de Lombrageur in eine elegante Zimmerreihe, welche der Baron von Crevecoeur bewohnte, eingesührt. Er fand denselben in seinem Schlafzimmer, gehüllt in einen prächtigen Morgenrok, eine ächte Havan­­nah-Cigarre rauchend und gerade ein Billet zufiegelnd, das er schnell unter seine Schreibmappe schob, als sein Besuch sich ihm näherte. — »Anzunehmen, daß Sie nicht vollkommen mit dem Grunde meines Besuches bekannt wären," sagte Herr de Lombrageur, indem er den höfli­chen Empfang deS Barons nicht erwiderte, »würde heißen, einen ungerechten Zweifel in Ih­ren Verstand fezen, Ihr eigenes Bewußtsein wird es unnöthig machen, daß ich auf Details hinsichtlich meiner Beschwerden eingehe. Mein Herr, ich weiß AlleS, und komme, um die Genugthuung zu fordern, welche ein Mann von Ehre nie verweigert." — »Mein Herr," rief der Baron mit unverstelltem Erstaunen aus, »Sie sprechen für mich in Räthseln! Haben Sie die Güte, sich deutlicher auSzudrüken, bei meiner Ehre, ich verstehe Sie nicht!" — »WaS, wollen Sie etwa zur Beleidigung noch Schlechtigkeit hinzufügen, um mich irre zu leiten, in­dem Sie vorgeben, nicht zu wissen, wessen ich Sie anklagen muß? Mein Herr — Sie haben meiner Ehre einen Stoß verftzt — Sie haben meine Frau mir abwendig gemacht — und ich komme hieher, um —" — »Sie befinden sich in einem seltsamen Jrrthum," erwiderte der Baron, der immer mehr erstaunte. »Ich kann Ihnen feierlich versichern, daß nicht allein Ihre Anklage ganz unbegründet ist, sondern daß ich Madame de Lombrageur nicht einmal persön­lich kenne." — »Alle diese Ausflüchte sind erbärmlich und können Ihnen nichts helfen. Sie kennen Madame de Lombrageur nicht? Sie hatten also wohl nicht vor einigen Wochen ein Zusammentreffen mit ihr in der Rue MeSlay? Sie fuhren nicht in einem blauen Fiaker mit ihr über die Barrieren hinaus? Sie sehen, daß ich genau unterrichtet bin, und daher ist Ihr gutgespieltes Erstaunen überflüssig." — »Herr de Lombrageur," rief der Baron im Tone des höchsten Unwillens aus, »Sie treiben Ihren übelangebrachten Scherz etwas zu weit, und ich muß Ihnen sagen, daß meine Geduld ihre Grenzen hat, und Sie dieselben bald überschritten haben werden. Es sollte mir leid thun, mich unter meinem Dache einer Unhöflichkeit schuldig zu machen, um daher einer solchen Möglichkeit vorzubeugen, ersuche ich Sie, dieser seltsa­men Mystifikation ein Ende zu machen, indem Sie sich sogleich entfernen." — »Oho! mein Herr Baron, Sie wollen wohl zu den übrigen Wohlthaten, mit welchen Sie mich bereits überhäuft haben, noch die hinzufügen, daß Sie mir die Thür weisen, nicht wahr? Aber ich werde Ihrer höflichen Einladung, mich zu entfernen, erst dann Folge leisten, wenn ich meine Abficht erreicht habe; beweisen Sie daher noch ein wenig Geduld." — »Entfernen Sie sich mein Herr!" sprach der Baron bleich vor Zorn, dazwischen, »oder —" — In diesem Augen­blik ward die Thür aufgerissen und ein junger Mann, ohne Zweifel genau mit dem Baron bekannt, trat, ohne angemeldet zu sein, herein. Sein Erscheinen machte dem Streit kein Ende. — »Baron von Crevecouer," rief Herr de Lombrageur aus, »eS macht mir Freude, Ihnen in der Gegenwart eines Dritten sagen zu können, daß Sie ein Lügner und ein Feigling sind." Und auf den Baron zuschreitend, warf er demselben seinen Handschuh in's Gesicht, indem er hinzufügte: »Sehen Sie eö an, als hätten Sie eine Ohrfeige bekommen. —> »Ha,"

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