Keleti Szemle 10. (1909)

Dr. Theodor Menzel: Mehmed Tevfiq's «Istambolda bir sene»

(Ein Jahr in Konstantinopel.) — Von Dr. Theodor Menzel. — In den seit etwa fünfzig Jahren in der osmanisch-türki­­sehen Literatur nach Anerkennung ringenden Strömungen gegen die traditionelle Nachbeterei und sklavische Nachahmung per­­sischer Vorbilder in Inhalt, Form und Worten, in der söge­­genannten türkischen Moderne, nimmt Mehmed Tevfíq sowohl seiner Vorbildung, als seiner literarischen Tätigkeit nach eine ganz eigenartige, selbständige Stellung ein. Während es fast bei allen türkischen Schriftstellern der Neuzeit unmöglich ist, mehr als annähernd genau ihren Lebens­­lauf anzugeben und wir sogar von den meisten ausser ihren Werken überhaupt nichts kennen, sind wir durch einen glück­­liehen Zufall über Tevfíq’s Leben ziemlich genau unterrichtet: In Tevfíq’s «Madscharistan sijähatnamesi» (Reise nach Ungarn) findet sich nämlich eine eingehende Selbstbiographie Tevfíq’s S. 129—31, die bis zum Jahre 1294 reicht und die uns neben manchen anderen Notizen ein recht genaues Bild Tevfíq’s lie­­fért, so farblos sie sich auch in mancher Beziehung gibt und so vieles man auch zwischen den Zeilen lesen muss. Sie stellt in dankenswerter Weise mancherlei Ungenauigkeiten richtig, die den mündlich mir gewordenen Mitteilungen über Tevfíq anhaften. Mehmed Tevfíq wurde im Sa ban 1259 (Sept. 1843) in Konstantinopel geboren. Er stammte aus ganz einfachen, fast ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater Mustafa Aya war Türhüter beim Grossvezir und hatte eine kleine Zolleinnehmerstelle inne. Seine anscheinend etwas wilde Jugend hatte Mustafa Aya unter MEHMED TEVFÍQ’s «ISTAMÖLDA BIR SENE». Keleti Szemle. X.

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