Moravcsik Gyula: Byzantinoturcica 1. Byzantinischen Quellen der Geschichte der Türkvölker - Magyar-görög tanulmányok 20. (1942)

Vorwort

VORWORT. Die erste Anregung zu dem vorliegenden Werke empfing ich von meinem verewigten Lehrer, Zoltán G o mb o c z, der als Professor am Baron Josef Eötvös-Kolleg im Jahre 1914, als ich an einer Doktordissertation byzantinologischen Inhalts arbeitete, mich darauf aufmerksam machte, wie wertvoll die Aufarbeitung der in den byzantinischen Quellen überlieferten hunnischen und sonstigen türkischen Namen wäre. Mich beschäftigte schon damals der Gedanke, doch der Ausbruch des Weltkrieges verzögerte seine Ausführung, umsomehr, als ich im Frühfahr 1915 bei den Kämpfen in den Karpathen in russische Kriegsgefangenschaft fiel und erst im Sommer 1920 in meine Heimat zurückkehrte. Doch die Frage ließ mir auch während der fünf Jahre, die ich in Sibirien verbrachte, keine Ruhe, und wenn auch an eine systematische Arbeit nicht zu denken war, so beschäftigten mich doch die Probleme des vorliegenden Werkes selbst im Gefangenenlager in Krasno­jarsk. Nach meiner Heimkehr, im Herbst 1921 forderte mich Universitäts­professor János M el i c h, der Vorsitzende der sprachwissenschaft­lichen Komission der Ungarischen Akademie der Wissenschaften auf, ihm einen Plan für die Aufarbeitung der in den byzantinischen Quellen vorkommenden ungarisch-türkischen Eigennamen vorzulegen. Diesen Plan erhob die sprachwissenschaftliche Kommission der Ungarischen Akademie der Wissenschaften am 27. März 1922 zum Beschluß, mit der von Prof. Zoltán G o mb o c z vorgeschlagenen Änderung, daß die Arbeit sich nicht nur auf das bis zum XIII. Jahrhundert reichende Material erstrecken sollte, sondern daß darin auch das reiche Material Berücksichtigung zu finden habe, das uns aus dem XIII., XIV. und XV. Jahrhundert für die Seldschuken und die Osmanen zu Gebote steht. Noch im Jahre 1921 machte ich mich in diesem Sinne an die Arbeit und begann die Ausarbeitung des Werkes, dessen Herausgabe die Ungarische Akademie der Wissenschaften übernahm.1 Bei der Sammlung des Materials kam ich aber bald zu der Überzeu­gung, daß die Textausgaben der hier in Betracht kommenden Quellen großen­teils so veraltet und so wenig zuverlässig sind, daß man es nicht wagen könne, darauf ein Onornastikon aufzubauen. Da andrerseits auch nicht zu erwarten war, daß binnen kurzem die byzantinischen Geschichtsschreiber in neuer textkritischer Ausgabe erscheinen würden, blieb nur ein Weg zur Erreichung meines Zieles offen: die Handschriften byzantinischer Quellenwerke, von 1 Vgl. Akadémiai Értesítő 1922. S. 100.

Next