Ungarische Rundschau für Historische und Soziale Wissenschaften 4. (1915)

1915 / 1. szám - Bischof Wilhelm Fraknói: König Matthias Corvinus und der deutschen Kaiserthron

Fraknói: Matthias Corvinus und der deutsche Kaiserthron. 3 des Königs von Böhmen ein, ihm die Stimmen der Kurfürsten zu verschaffen, wenn er seinerseits die eroberten böhmischen Gebiete zurückerstatte. An den Bemühungen Podiebrads, das geplante Ziel zu erreichen, nahm auch Matthias selbst teil; er trat mit dem Hause Hohenzollern in Verbindung, das von ihm zum ersten Male Worte vernahm, die zum Kampfe gegen die Habsburger aufmuntertein. Aber ihre Bemühungen scheiterten an dem ausgeprägten National­gefühl der deutschen Fürsten und deren unerschütterlicher Treue zum Kaiser. Und darum wandte sich Matthias zu Beginn des Jahres 1470 aufs neue an Kaiser Friedrich. Zu dieser Zeit war er bereits erwählter König von Böhmen, Mähren, Schlesien und der Lausitz und nahm als solcher unter den weltlichen Kurfürsten des Reiches die erste Stelle ein. Um durch Prachtentfaltung und den Zauber seiner per­sönlichen Liebenswürdigkeit zu wirken, stattete er dem Kaiser in Wien einen Besuch ab. Selbst das Opfer, sich mit der dreijährigen Erzherzogin Kunigunde zu verloben und so die Möglichkeit der Gründung einer Familie auf lange Zeit zu verzögern, dünkte ihm nicht zu hoch. Der Kaiser hingegen gelobte, daß falls er und sein Sohn keine Erben hinterlassen würden, Matthias die Nachfolge ge­sichert sei ; der Kaiser versprach noch, mit ihm gemeinsam auf dem deutschen Reichstage zu erscheinen. Prahlend verkündete Matthias dem Gesandten von Mailand, daß er mit dem Kaiser «ein Leib und eine Seele» sei. Indessen verzögerte Friedrich die Sanktionierung des Übereinkommens von Tag zu Tag. Matthias aber, dem man den Glauben an ein gegen sein Leben geplantes Attentat einflößte, ver­ließ plötzlich, ohne Abschied zu nehmen, den Hof3). Er überzeugte sich in Kürze davon, daß der Kaiser nicht nur seiner Machtvergrößerung feindlich gegenüberstand, sondern daß er sogar bemüht war, ihn seines Thrones zu berauben und sich zu diesem Zwecke mit den Jagellonen verbündete. Matthias sah sich gezwungen, die Hoffnung, daß er noch zu Leb­zeiten Friedrichs dessen erwählter Nachfolger werde, aufzugeben. Nunmehr konzentrierte er seine Bemühungen darauf, daß er nach des Kaisers Tode mit Aussicht auf Erfolg als Thronbewerber auf­­treten könne. Während er einerseits bemüht war, den Kaiser zu demütigen und verhaßt zu machen, ergriff er mit unerschöpflicher Invention jede 3) Die auf diese drei Versuche bezüglichen Daten: «König Matthias Corvinus», 151—233, dann «Die diplomatischen Beziehungen König Matthias’ zu den Hohen­zollern». Erschienen in «Történelmi Szemle», Jahrgang 1914, 63—72.

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