MŰVÉSZETTÖRTÉNETI ÉRTESÍTŐ 39. ÉVFOLYAM (1990)

1990 / 1-2. sz. - TANULMÁNYOK - GÁBOR ESZTER: Az epreskerti művésztelep

tisch betrachtete, später wollte er das Gebäude in ein Wohnhaus, in eine regelmäßige Villa umbauen, und hinter dem Haus ein Atelier- und Werkstatt-Gebäude errichten lassen. Dazu hatte er aber keine Zeit, denn er starb un­erwartet im Jahre 1885. Als Erbinnen des Hauses wollten seine Schwester das Haus am Offenmarkt so teuer ver­kaufen, daß es das Ministerium für Religion und Unter­richtsweseu nicht bezahlen konnte, obwohl man das Ge­bäude für die Meisterschule der Bildhauer kaufen wollte (Einige Jahre später, im Jahre 1889, wurde die Meister­schule auf dem benachbarten Grundstück nach Plänen von Kálmán Gerster aufgebaut - Abb. 48.) Der neue Eigentümer — da es keine Beschränkung für das Eigen­tumrecht ins Grundbuch eingetragen wurde — ließ das Haus für eine Villa mit zwei Wohnungen umbauen, dann im Jahre 1894 verkaufte er ungefähr ein Drittel des Grundstückes, wo bald eine einstöckige Villa aufgebaut wurde. So keilten sich Aussenstehende schon seit den frühesten Zeiten in die Künstlerkolonie ein. Das Gebäude wurde immer wieder umgebaut und vergrößert. Heute ist es die Residenz des sowjetischen Botschafters. Im Herbst des Jahres 1885 belebte sich das Interesse für die Grundstücke des Maulbeergartens, weil die ab­zutragenden Pavillons der gesperrten Landesausstellung billig zum Verkauf angeboten wurden. Der Architekt und Maler Albert Schickedanz (1846—1915) ließ im Garten der Meisterschule sein Atelier aufstellen. Es wurde mit kleinen Änderungen aus dem Pavillon des Karpathenve­reins ausgestaltet (Abb. 9). Das Gebäude wurde im Jahre 1897 abgetragen. Nach der Grundteilung verkaufte der Stadtrat im Jahre 1886 die Grundstücke den Künstlern bei einem Vorzugspreis mit der Bedingung, daß die Begünstigung so lange gültig bleibt, bis auf dem Grundstück ein Atelier steht. Der Bildhauer Gyula Donath (1850—1909) bekam vom Stadtrat ein Grundstück zum Gebrauch. Hier ließ er ein einfaches Fachwerkhaus in der Form eines Rechtecks, ähnlich zum Haus von Schickedanz aufbauen (Ernő Mehl—József Holub, 1887). Im Gebäude waren ein rela­tiv großes Atelier und ein großes Wohnzimmer von der Galerie des Ateliers zugänglich; am Erdgeschoß waren Nebenräume und noch ein Zimmer. Es scheint so zu sein, daß der Künstler das Gebäude nicht nur als Atelier benutzte, sondern wohnte er auch dort. Das Haus wurde nach dem Tode des Bildhauers vom neuen Besitzer ab­getragen. Der Bildhauer Antal Szécsi (1856—1904) ließ zur gleichen Zeit, mit den gleichen Bedingungen wie Donáth auch ein Fachwerkhaus bauen. Da sein Grundstück eine bessere Form besaß, gab es ihm die Möglichkeit sein Atelier zu norden. Neben dem Atelier, in den niedrigeren Seitenbauten wurden die Hilfswerkstatt und die genüg­same Wohnung angelegt. Das Gebäude hatte eine V­Form (Abb. 12). Als Szécsi neuere Einkommen bezog, ließ er das Gebäude alle zwei Jahre vergrößern (Abb. 13—15), dann im Jahre 1895—96 ließ er es im wesent­lichen umbauen. Die Gebäudeflügel zur Straße wurden niedergerissen, und vor das ursprüngliche Atelier wurde ein neues, viel größeres gebaut, und au Stelle des alten Ateliers wurde eine neue, geräumigere Wohnung ausge­bildet. Das Gebäude wurde auch von draußen umgeformt, und aus dem Werkstattgebäude des Bildhauer-Meisters wurde ein imposantes Atelier-Haus eines gesuchten Denkmal-Bildhauers (Abb. 16). Nach dem Tode des Bauherres mieteten immer wieder Bildhauer das Ge­bäude mehr als 30 Jahre lang. Im Jahre 1937 wurde es für Militärzwecke in Anspruch genommen. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vernichtet. Der Bildhauer György Zala (1858—1937) bekam vom Rat das Grundstück in der Lendvay-Gasse zum Ge­brauch; hier wurde zuerst das von der Landesausstellung gekaufte Pavillon der Rimamurány-Salgótarjáner Eisen­gewerke als Atelier aufgestellt (Abb. 20). (Entwurf: Zsig­mond Quittner). Als es eine Möglichkeit gab, kaufte er das Grundstück für alle Zeiten, und ließ einen mehrstö­ckigen Wohnflügel zum Atelier bauen (1888). Die Pläne des Zala-Ateliers und -Hauses sind verlorengegangen, vom Gebäude selbst stehen nur wenige Informationen zur Verfügung. Im Jahre 1898 verkaufte Zala das Haus dem Maler Zsigmond Vajda, der es im Jahre 1910 einem Aussenstehenden weiterverkaufte. Der neue Eigentümer ließ das Atelier demolieren. Im Jahre 1912 wurde an Stelle des Hauses eine zweistöckige Mietvilla erbaut. An der anderen Seite des Blockes zu Kmetty-Gasse wurden die Atelier-Häuser der Maler aufgebaut. Der gesellschaftliche Rang und die finanzielle Lage der Bildhauer unterschied in den 1880-er Jahren nur wenig von denen der Bildhauer-Handwerker, die An­sprüche an Atelier ähnelte zueinander, da beide einen bil­lig herstellbaren, großen, möglichst hellen, bedeckten Raum brauchen. Wenn ein Maler, der leichter einen als Atelier brauchbaren Raum bekam, etwas baute, war er schon anspruchsvoller. In der Künstlerkolonie des Maulbeergartens erschienen die Häuser der Maler als Villen, wurden aus dauerhaften Materialien gebaut und mit einer den bürgerlichen Ansprüchen entsprechenden Wohnung ausgestattet. Die Pläne der Atelier-Villa (Abb. 22) von Gyula Agg­hdzy (1850—1919) sind verlorengegangen (Béla Benczúr, 1883), vom Gebäude ist wenig zu erfahren, doch wäre es sehr wichtig als einen Vermittler des vermuteten Münche­ner Einflußes zu kennen. (Béla Benczúr arbeitete zwischen 1873 und 1881 in München, zuerst anderthalb Jahre lang bei Gabriel Seidl. Später entwarf er selbständig das Atelier-Miethaus des Bildhauers Franz Xaver Rietzler und leitete den Umbau des Hauses und Ateliers des Malers Gabriel Max. Béla Benczúr entwarf gleichzeitig mit dem Agg­házy-Atelier das Atelier für die Meisterschule seines Bruders, Gyula Benczúr auf das benachbarte Grund­stück. Das letztere zeigt wirklich von draußen Münchener Einflüsse (Abb. 46)). Aggházy verkaufte sein Haus im Jahre 1909. Der neue Eigentümer ließ es demolieren, und baute an seiner Stelle eine neue, mehrstöckige Villa. Der Tiermaler Béla Pállik (1845—1908) errichtete ein Atelier-Miethaus (Abb. 24—26) (Vince Medek J., 1890). Am Erdgeschoß des Hauses waren die Wohnung und das Atelier von Pállik, dazu schloß sich im hinteren Winkel ein kleiner Schafstall an. Am ersten Stock waren 3 Mietateliers ergänzt durch kleine Zimmer und Lager­räume. Das ist das einzige Gebäude in der ehemaligen Künstlerkolonie, welches zwar umgebaut, doch bis jetzt die ursprüngliche Bestimmung dient. Im Haus der Malerin Ida Konek (1856—1942) (Gyula Kauser, 1890) war am Erdgeschoß eine solide, bürger­liche Wohnung, am ersten Stock waren zwei Ateliers mit den anschließenden Salons. Die nördliche Beleuchtung des Ateliers wurde durch Anschneidung der Ecken erreicht. Der Erker des kleineren Ateliers wurde turmartig er­gänzt, was dem Gebäude einen Akzent gab. Das Haus wurde im zweiten Weltkrieg vernichtet. Der historische Maler Árpád Feszty (1856—1914) war einer der populärsten Figuren in Ungarn am Ende des Jahrhunderts. Er wurde durch das mächtige Panorama „Der Einzug der Ungarn" berühmt, aber er war auch in der Pester Gesellschaft beliebt. Er heiratete die Pflege­tochter des populärsten ungarischen Schriftstellers des vo­rigen Jahrhunderts, Mór Jókai, und sie ließen gemeinsam ein Haus, das man Palast nannte, an der Ecke der Kmetty- und Bajza-Gasse bauen (Abb. 29—33) (Gyula Feszty, 1890). Hier führten sie ein großes Gesellschaftsle­ben. Am ersten Stock lebte der alte Schriftsteller, am Erdgeschoß befand sich die Wohnung des Maler-Ehe­paares. Den einfachen Kubus des Ateliers knüpfte ein Bindeglied mit dem Wohnflügel zusammen. Der Wohn­flügel war von draußen ähnlich zu einem venezianischen Palast (Vermutlich war das Vorbild des in Abweichung von den venezianischen Palästen horizontal-massigen Gebäudes ein Musterblatt — Georg Hirth: Formen­schatz 1889, No. 34.) (Abb. 38). Wahrscheinlich benützte der Bauherr zu den Einzelheiten auch lokalen Augen­schein; darauf weisen einige zeitgenössischen Zeitungs­artikeln hin, aber in seinem Skizzenbuch gibt es keine Skizzen dazu. Der Maler, der finanziell Bankrott wurde, verkaufte das Haus im Jahre 1907 der Petöfi-Gesell­schaft. Die Gesellschaft ließ es in ein literarisches Ge-

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