Magyar Belorvosi Archivum 45. Supplementum (1992)

1992 / 1. szám - Michael Micksche dr.: Myeloma multiplex

Das multiple Myelom ist eine B-Zell-Malignität, die durch eine klonale Expansion von Plasma-zellen gekennzeichnet ist. Vorwiegend ist das Knochenmark befallen, es treten für die Erkrankung typisch osteolytische Läsionen auf und zusätzlich kann es zu einer diffusen Osteoporosis kommen. Weiteres Kennzeichen dieser Erkrankung ist ei­ne Anämie, Hyperkalzämie, Nierenschädigung bzw. Niereninsuffizienz und auch eine gesteigerte Infektanfälligkeit [1]. Der spezifische Typ von Plasmazellen, der zur Bildung des Multiplen Myeloms führt, ist noch immer nicht identifiziert. Es gibt aber hinweise, durch antiidiotypische Antikörpermarker und Immunhistochemie, wie auch Fluorozytometrie, daß die frü­hest identifizierbare Vorläuferzelle der Myelomzelle eine unreife B-Zelle ist [2, 3,4]. Diese hat Charakteristika (wie Plasmazellantigene, zytoplasmatische -Kette und Im­­munglobulin-rearrangements), die ident mit reifen mit reifen malignen Plasmazellen sind. Diese aberanten Prä-B-Zellen haben einen hohen Proliferationsindex, und man nimmt an, daß Zellen eine Selbsterneuerungspopulation beim Myelom darstellen. Demzufolge erscheint die Annahme, daß das Multiple Myelom eine terminal diffe­renzierte Malignität, ist nicht unbedingt begründet [5]. Bisher gibt es keine genetischen Marker für das Multiple Myelom, es gibt aber Hin­weise, daß eine Veränderung der C-Myc-Onkogenexpression besonders bei dieser Erkrankung anzutreffen ist [6]. Ob diese Veränderung relevant für die Pathogenese des Myeloms ist oder nur ein Epiphänomen darstellt, bedarf weiterer Untersuchun­gen. Ein wesentliches funktionelles Charakteristikum der Plasmazellen, die zum Krank­heitsbild Myelom führen, ist die Knochenerkrankung. Diese Eigenschaft der Osteoly­se war ursprünglich dem sogenannten Osteoklastenaktivierungsfaktor (OAF) zu­geschrieben worden [7]. Heute weiß man, daß diese osteolytischen Manifestationen durch verschiedenste Zytokine, wie z.B. Interleukin-lß, Tumornekrosefaktor- +ß und auch Interleukin-6 verursacht sein können [8]. All diese Zytokine werden, wie in in vitro Studien nachgewiesen wurde, u. a. auch von Myelomzellen produziert, und man nimmt an, daB sie auch in vivo zu dieser Osteolyse beitragen [8, 9]. Hinweisend dafür ist auch, daß bei Myelompatienten ein erhöhter Serumspiegel dieser Zytokine nachgewiesen wurde [10]. Weiters scheint auch ein Makrophagen-Koloniestimulie­­render Faktor (M-CSF) an der Knochenresorption beteiligt zu sein. Dieser Faktor wird sowohl von Myelomzellen, als auch von anderen Zellen produziert [11]. Es gibt heute mehrfach Hinweise, daß Interleukin-6 ein wesentlicher Wachstumsfaktor für Myelomzellen darstellt [12]. Die Hauptquellen für Interleukin-6 sind Makrophagen und Fibroblasten. Es konnte aber auch nachgewiesen werden, daß Interleukin-6 von Myelomzellen selbst und/oder auch von Stammzellen des Knochenmarks produziert wird. Dieses in die lokale Umgebung abgegebene Interleukin-6 kann nun als parakri­­ner bzw. autokriner Wachstumsfaktor für Myelomzellen wirken [13]. Immunfunktion bei Patienten mit Myelom Die Erkrankung des Multiplen Myeloms ist durch eine gehäufte Infektanfälligkeit und systemische Infektionen gekennzeichnet [ 14]. Dies scheint auf einer Dysfunktion des Immunsystems zu beruhen. Eine Suppression der normalen B-Lymphozytenrei­­fung - d. h. B-Zell-Proliferation und Differenzierung - manifestiert sich unter ande­rem in einem niederen Spiegel an polyklonalen Serumimmunglobulinen. Zusätzlich ist bekannt, daß bei Patienten mit Multiplen Myelom quantitative und funktionelle Veränderungen an anderen Immunzellen wie z. B. T-Lymphozyten und Monozyten auftreten. So ist eine Vermehrung der T-Helfer-zelle zugunsten der T-Suppressorzelle im peripheren Blut als Zeichen für eine Dysregulation des Immunsystems beim Mul­tiplen Myelom zu werten. [15].

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