Magyar Sakkvilág, 1925 (10. évfolyam, 1-12. szám)

1925-01-01 / 1. szám

auch eine Achillesferse. Das ist die Eröffnung und die Anlage der Partie, Hierin, in dem allerschwierigsten Teil der .Schachpartie, wo alles auf Intuition und nicht auf Berechnung ankommt, lässt sein Spiel garnicht sel­ten zu wünschen übrig. Er spielt öfters ungünstige Eröffnungen, die er wahr­scheinlich für gut hält. Hier versagt seine Intuition. So ist er auch in seinem Match mit Lasker mehrere Male in Stellungen geraten, in denen er um einige Nuancen schlechter stand. Aber dann verliert er nicht die Ba­lance ; er spielt, genau wie Lasker, in ungünstigen Stellungen immer das Beste und weigert sich hartnäckig, den entscheidenden Fehler zu machen. Eine Ausnahme bildet seine Veriustpartie gegen Réti, die er an mehreren Stellen ziemlich schwach gespielt hat. Aus diesem Defekt erklärt es sich auch, dass er die Eröffnungslehre in keiner Weise irgendwie und irgendwo bereichert hat, ganz im Gegensatz zu Steinitz und ganz wie Morphy, der jedoch das Gute in den Eröffnungen, das ihm die vorhandene Theorie, be­sonders Max Lange, bot, sofort erkannte und sich assimilierte. Capabiancas Wettkampf mit Lasker hat gar keine Bedeutung, ausser, dass er ihm die Weltmeisterschaft verschafft hat. Es gibt doch sehr zu denken, dass er die beiden Male, wo Lasker in Turnieren mitspielte, in Petersburg 1914 und New York 1924, sich mit dem zweiten Preise begnügen musste. Ich finde, dass sein Stil sich seit dem Petersburger Turnier erheblich verschlechtert hat. Seine Partien sind jetzt häufig langweilig, es fehlt ihnen an Farbe, an Phantasie, die noch vor zehn Jahren bei ihm die üppigsten und vielver­sprechendsten Blüten trieb. Ein Vergleich zwischen seinen New-yorker Partien und denen Laskers fällt vollständig zu Gunsten des Letzteren aus. Offenbarungen hat er der Schachwelt niemals geboten. Seine in einem Interwiew ausgesprochene Abneigung, mit seinem einzigen Rivalen Lasker einen neuen Wettkampf zu spielen, macht keinen guten Eindruck. Meines Erachtens erforderte es seine Schachehre, seinen Nebenbuhler vor die Klingen zu fordern und ihn niederzukämpfen. Die Situation ist gegenwärtig ganz genau dieselbe, wie sie nach dem Londoner Turnier 1883 zwischen Steinitz und Zukertort bestand. Damals hatte der Letztere, wie jetzt Las ker, in glänzender Weise den ersten Preis errungen, während Steinitz zwei­ter geworden war. Aber der damalige Weltmeister ruhte nicht, bis er einen Wettkampf mit seinem Gegenkonkurrenten zustande gebracht und seine Überlegenheit glänzend bewiesen hatte. Jetzt begnügt sich Capabianca da­mit, seine Überlegenheit über Lasker zu behaupten. Das kann aber der Schachwelt nicht genügen. Sie fordert den Beweis. Ob Capabianca ihn liefern will ? Und ob er es kann ? Ich glaube weder das Eine, noch das Andere. Nachschrift. Etwas vergass ich zu erwähnen, was Capabianca nicht vergessen werden darf. Wenn ich recht berichtet bin, so hat er beim Lon­doner Turnier 1922 zur Bedingung für seine Teilnahme gemacht, dass die Bedenkzeit, auf 20 Züge statt der gewohnten 15 Züge pro Stunde festgesetzt werde. Der Grund dafür war natürlich, dass er rascher spielt als alle an­dern Meister. Damit hat er sich in ethisch unerlaubter Weise einen Vorteil vor seinen Konkurrenten verschafft. Gerade von den ersten Meistern war man früher eine ritterliche Art zu kämpfen gewöhnt.

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