Magyar Sakkvilág, 1938 (23. évfolyam, 1-12. szám)

1938-03-01 / 3. szám

duistcllc- wird es dew Taktiker Aljechin gelingen, dem Strategen Euwe Wider part zu halten? Oder anders ausgedrückf: wird die immer die jeweilige Stellung ins Auge fassende, unmittelbare kombinatorische Einstellung, der glänzende Einfall, der mit weitgesteckten Zielen und nach allgemeinen Regeln arbeitenden Methode, auch wohl wissenschaftliches Schach genannt, gewachsen sein? Diese Eragestellung ist im Grunde genommen irreführend. Denn Strategie und Taktik sind nicht Gegensätze, sondern verschiedene Formen des Kampfes mit ineinanderfhessenden Grenzen, und es ist daher eigentlich eine billigo Wahrheit, dass der grosse Meister Taktiker und Stratege zugleich sein muss bs gewährt einen hohen Reiz, sich Euwes Ansichten aus früherer Zeif über das Problem Strategie-Taktik zu vergegenwärtigen und sein Verhalten im gegen­wärtigen Wetikámpf damit zu vergleichen. „Die Strategie“, so definiert er in einem 1935 erschienenen Artikel, „umfasst die Zielsetzung und das Bilden von Plänen. Die Taktik umfasst die Ausführung der Pläne. Die Strategie ist abstrakt, die Taktik konkret Mit einfachen Worten: bei der Strategie kommt es auf das Denken an, bei der Taktik auf das Sehen.“ Und weiter: „Wie die strategischen Gesetze ungewandt und ausgelegt werden müssen, wann diesem oder jenem zu folgen ist, was man in unvorhergesehenen Fällen zu tun hat usw., das gehört alles in das Gebiet der Taktik. Diese ist in höherem Grade als die Strategie von wissenschaftlichen Auffassungen unabhängig und deshalb mehr eine Frage der Tüchtigkeit.“ Das ist ja ganz ausgezeichnet gesagt! Offenbar liegt der Strategie der allgemeine Begriff, die Regel zu Grunde, während die Taktik sich immer auf den einzelnen Fall, die jeweilige Stellung erstreckt und ihre Waffe der coup d'oeil, die Schlagfertigkeit ist. Unbeschadet der verschieden­artigen Definition der Begriffe Strategie und Taktik in der Kriegswissenschaft steht das eine fest: die Taktik beginnt mit der unmittelbaren Berührung zwischen den Gegnern, da also, wo durch Massnahme und Gegenmassnahme ein unauf­hörlicher Wechsel der Situationen, der „Kampfbilder“ anhebt. Im Schach nun besteht vom ersten bis zum letzten Zuge eine solche dauernde, unausweichliche Berührung mit dem Feinde, ein Ineinandergreifen zweier entgegengesetzter Be­wegungen. Mit jedem Zuge verändern sich die Stellungen, so dass die Regeln immer wieder an dem besonderen Fall geprüft werden müssen und durch sie modifiziert werden. Die Situationen im Schachkampfe sind so mannigfaltiger Natur, der Gegensatz der Lehrsätze mit dem wirklich Ausgeführten oft ein so auffälliger, so häufig ist an dem einen Ort und in dem einen Augenblick richtig, was an dem anderen falsch ist, dass die Ausnahme immer wieder die Regel negiert. Alle diese schaclxlichen Erkenntnisse allgemeiner Natur treten im Schachkampfe kaum deutlich ins Bewusstsein sondern begleiten unsere Mass­nahmen als ein dunkel waltendes (regulatives) Princip, das wir im Schach als Stellungsgefühl“ kennen und das selbstverständlich von grösster Bedeutung ist. Es ist absurd anzunehmen, dass es einen grossen Meister gibt, der dieses Stellungsgefühl nicht im ausgeprägten Masse besässe, der also nicht Stratege sei. Ebenso unanfechtbar aber ist auch die Tatsache, dass die eigentliche Leistung, die die Schachpartie von uns fordert, taktischer Natur ist und dass auf diesem Gebiete die Unterschiede in der Spielstärke der bedeutenden Meister im wesent­lichen zu suchen sind. Sicherlich ist der Satz richtig, dass Taktik ohne Strategie ein Unding ist, nicht weniger richtig ist jedoch der andere, dass Strategie ohne Taktik ein Unsinn ist. Schach ist eine eminent praktische Angelegen­heit denn es verlangt eine immer neue Einstellung zum wechselnden Augenblick. Die Frage, ob Strategie oder Taktik, kann, wenn schon gestellt, nur im letzteren Sinne beantwortet werden und so hat der Wettkampf Aljechin—­­Euwe ja auch eindeutig entschieden. Nicht der Stratege Euwe war, wie orbi et urbi verkündet worden ist, gekommen, den Taktiker Aljechin auf Herz und Nieren zu prüfen, sondern der Taktiker Aljechin zwang den Taktiker E»we, Rede und Antwort zu stehen. Es ist nicht die Aufgabe der wenigen vorliegenden

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