Judit Beck (Collegium Hungaricum, 1968)

JUDIT BECK begann ihre künstlerische Laufbahn mit einem Nachteil; sie ist nämlich die Tochter eines unserer grössten Bildhauer, Ö. Fülöp Beck (1873 —1945): bringt man doch der sog. „zweiten Generation“ stets einen gewissen Vorbehalt, ein gewisses Vorurteil entgegen. Doch da der Begriff handicap einen Doppelsinn hat, bedeutet er zugleich Nachteil und Vorteil; und es war selbstverständlich auch mit einem Nachteil verbunden, dass die Künstlerin als Tochter eines grossen Bildhauers aufgewachsen ist, in einer Atmosphäre, die — wenn auch nicht direkt — in ihrer Malerei Spuren hinterliess. Somit war die Tatsache, dass Judit Beck bei den Ausstellungen der Neuen Gesell­schaft hervorragender bildender Künstler durchbrah und später, bei ihrer ersten selbstständigen Ausstellung in der Tamás-Galerie, die stets wegen ihres vornehmen Geschmacks bekannt war, einen nennenswerten Erfolg hatte, von zweifachem Wert. Und dies beweisen auch die überlieferten Dokumente, wenn wir die Pressekritiken lesen. Selbst die bekannten, strengsten — und heute bereits als literarische Klassiker geltenden — Kritiker beurteilten diese Ausstellung als ausserordentlich positiv. Der Krieg verlieh den Farben der Malerin eine dunklere Schattierung. Ihr neueres Material — und dieses bildet auch den Kern des im Collegium Hungaricum Sammlung — rief bei der vor zwei Jahren veranstalteten Ausstellung in der unga­rischen Hauptstadt Überraschung her/or Wenngleich dies keine Gesamtausstellung ist, so zeigt sie doch Bilder der Künstlerin aus der Zeit zu Beginn ihres Schaffens und daneben ihre neuesten Werke. Den Grundton der Charakterdarstellung in ihren Porträts gaben expressive Züge sowie — und dies ist nicht peiorativ — eine weibliche Subjektivität. Ihre spezifische Kunstgattung ist das Schauspielerporträt; Judit Beck kennt, und — was am wicht­igsten ist — sie versteht die Theaterwelt. Diesverhilft ihr zu einer gewissen zweifa­chen — inneren — originellen Art der Darstellung, muss sie doch zu gleicher Zeit den Schauspieler selbst und den Schauspieler in seiner Rolle charakterisieren.

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