Nagyőri Kastély (Szlovák Nemzeti Galéria, Bratislava, 2002)

sZL O VÁ K NEM Z E T I NAGYŐRI KASTÉLY SLO WA K I :SCHI NAT I O N A 1.GALER1 E SCH LOSS fm* A Magyar Köztér sasig Kulturális Intézete Kultúrny inítitOt Macfa'Skej reoubliky GALÉRI A STRÁ2K Y Megjelent a Magyar Köztársaság Kulturális Intézete, Pozsony támogatásával / Erschienen mit freundlicher Unterstützung des Kulturinstitutes der Ungarischen Republik in Bratislava Az SZNG főigazgatója / Generaldirektorin der SNG: Katarina Bajcurová Szöveg / Text: Katarina Benová, Alexandra Homofová Felelős szerkesztők / Redaktion: Irena Kucharová, Lud’ka Kratochvílová Fordította: Ozsvald Zsuzsa Deutsch von: Alexandra Vikárová Fotó / Fotos: az SZNG archívumából - Archiv der SNG: Anna Micúchová, Jarmila Ucníková A műveket restaurálta / Restaurierung: Bedrich Hoffstádter, Miroslav Bezák, Mária Bidelnicová, Mária Duricová, Alena Kubová, Nora Hebertová, Jana Krapková- Krajcovicová Copyright © Slovenská národná galéria, Bratislava 2002 Texts © Katarina Benová, Alexandra Homofová 2002 Print © FO ART, Bratislava 2002 Slovenská národná galéria, Kaštief Stražky, Mednyánszkeho 25, 059 01 Spisská Belá Tel.: 00421-52-45 81 312, 45 81 152 Fax: 00421-52-45 81312 e-mail: strazky@sng.sk www.sng.sk Kiadta / Herausgegeben von: Centrum pre marketing a vzt’ahy s verejnosfou SNG v Bratislave e-mail: info@sng.sk Nyitva hétfő kivételével naponta 10.00-től 17.00 óráig július 15-től szeptember 15-ig naponta 9.00-tól 19.00 óráig Geöffnet täglich außer Montag von 10.00 bis 17.00 Uhr vom 15. Juni bis 15. September geöffnet täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr F ür Kunsthistoriker stellt die Region von Spiš /Zips durch ihre Einzigartigkeit und Komplexität unumstritten eine der interessantesten Regionen der Slowakei dar. Ihre kunsthistorische Entwicklung doku­mentieren auf qualitativ einmalige Weise viele bedeutende Denkmäler der Architektur, Bildhauerei, Malerei und des Kunst­handwerks. Leider ist der heutige Zustand von vielen Bauten und Artefakten alarmierend. In manchen Fällen kann nur durch sofortige Maßnahmen ihre endgültige Zerstörung verhindert werden. Zu den architektonisch wertvollen Bauten, die in der jüngsten Vergangenheit rekonstruiert wurden, zählt das Schloss in Stražky / Nehre. Gemeinsam mit der nahen spätgotischen St. Anna-Kirche und dem Glockenturm aus der Renaissancezeit bildet das Schloss einen Komplex, der im Denkmälerverzeichnis als Nationalkulturdenkmal eingetragen ist. Zur Zeit steht der ganze Komplex unter der Verwaltung der Slowakischen Nationalgalerie (SNG). Die Geschichte des Schlosses und des anliegenden englischen Gartens, der der malerischen adligen Residenz einen attraktiven Rahmen gewährt, ist mit der Geschichte der Gemeinde Stražky verbunden, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf der Stelle eines früheren Wachpostens gegründet wurde. Anfangs des 14. Jahr­hunderts ging die Gemeinde in den Besitz der Familie Berzeviczy über, im 16. Jahrhundert wurde für kurze Zeit die Familie Warkocs zu ihrem Besitzer. Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte von Strdžky wurde das Jahr 1556. Aus diesem Jahr stammt die Schenkungsurkunde des Ferdinand I., durch welche Marko Horvath-Stansith für seine Verdienste im Türkenkrieg mit der Orstchaft belohnt wurde. In der Ära der Familie Horvath-Stansith, die in Stražky bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wohnte, erlebte die Ortschaft den größten Aufschwung ihrer Geschichte. Der Zipser Untergespan Gregor Horvath-Stansith erbaute hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Schloss, gründete eine der zu damaliger Zeit am besten ausgestatteten Bibliotheken in Ungarn und eine lateinische, humanistische Schule für Kinder der Zipser Adeligen. Sie wurde 1711 nach dem verheerenden Brand des Schlosses aufgelöst. Um 1620 wurde das Schloss im Renaissancestil umgebaut und nahm seine charakteristische Gestalt an, die trotz aller späteren baulichen Veränderungen bis heute dominant ist. Der Bau wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den Anbau des vierten Flügels vollendet. Nach 1801, als das Geschlecht Horvath- Stansith in der männlichen Linie ausstarb, ging das Schloss in den Besitz der Familien Szirmay, Mednyánzsky und Czóbel über. Im 19. Jahrhundert wurde um das Schloss ein beeindruckender englischer Garten angelegt und durch bedeutende Erwerbe von Büchern der Bestand der Bibliothek, die 1885 ungefähr 6400 Bände umfasste, erweitert. Die letzte Schlossherrin, Baronin Margita Czóbel, wohnte in dem allmählich verfallenden Haus bis zu ihrem Tod im Jahr 1972. Danach ging das Schloss samt der restlichen Innenausstattung und dem anliegenden Park in die Verwaltung der Slowakischen Nationalgalerie über. Nach umfangreichen kunsthistorischen Forschungsarbeiten wurde in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts dieses einzigartiges Denkmal der Architektur rekonstruiert und zu einer externen Arbeitsstelle der SNG umgestaltet. Dadurch kann auf symbolische Weise die kultivierte, intellektuelle und künstlerische Tradition fortgesetzt werden, die diesen Ort durch Jahrhunderte prägte und zusammen mit seiner unumstritten attraktiven Lage in der touristisch interessanten Tatra-Region bis heute seinen Genius Loci bildet. Die Grundlage der Ausstellung der his­torischen Porträts aus dem 17. - 19. Jahr­hundert bildet die umfangreiche Porträt­sammlung, die die Entwicklung der Poträtkunst heimischer Provenienz in ihren verschiedenen Stilen und Typen von der Renaissance bis zum Romantismus des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Hier sind sowohl Arbeiten kleineren Formats, als auch repräsentative Porträts der bedeutenden Im Jahr 1863 folgte der Einladung der Familie nach Strázky der Wiener Maler und Aquarellist Thomas Ender (1793-1875), der dem Talent Mednyánszkys große Aufmerksamkeit schenkte. Während seines Aufenthaltes zu Hause richtete sich Mednyánszky unter dem Dach des Wirtschaftsflügels des Schlosses ein Atelier ein, wo er an neuen Werken arbeitete sowie die aus Frankreich mitgebrachte Gemälde vollendete. Schon von Anfang an stellt Stražky ein beliebtes Motiv seiner Werke dar. Sein Interesse galt nicht nur den wichtigen Bauten des Dorfes (z.B. Turm im Renaissancestil), sondern auch der Umgebung des Schlosses, dem Park, der umliegenden Natur, der Biegung des Flusses Váh. Strázky war der richtige Ort für seine Zurückgezogen­heit, er konnte stundenlang durch die Gegend Mednyánszky László: Krisztus. 1895 körül Ladislaus Mednyánszky: Christus. Um 1895 wichtigsten Motive - die Menschen und die Natur - ineinander auf. In dem englischen Garten, der durch den Fluss Poprad mit der umliegenden Gegend frei verbunden ist, errichtet die Slowakische Nationalgalerie eine Ausstellung der Bildhauerei, in welcher die Arbeiten von bedeutenden slowakischen Bildhauern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der SNG präsentiert werden. Der Besucher von Stražky kann sich zuerst in die Vergangeheit versetzen und ein bedeutendes Baudenkmal kennen lernen, das die Entwicklung der zum Wohnen, zur Repräsentation und zugleich zur Verteidigung bestimmten adligen Residenzen von der Spätgotik bis zum Barock und Klassizismus dokumentiert. Die thematisch geordneten Ausstellungen vermitteln ihm das Reichtum und die Eigenständigkeit der kulturellen Entwicklung der Zipser Region und betonen die Einzigartigkeit des Werkes von L. Med­nyánszky. Der kunsthistorische Spaziergang bringt den Besucher schließlich mit den Kunstwerken der Gegenwart oder der jüngsten Vergangeheit in Berührung. NEMZETI GALÉRIA NAGYŐRI KASTÉLY Nagyőri kastély / belső berendezés Schloss Stráíky / Innenraum Nagyőri kastély / könyvtár a családfával Schloss Stražky / Bibliothek mit Stammbaum Nagyőri kastély / belső berendezés Schloss Stražky / Innenraum Nagyőri kastély /17-19. századi történelmi portrék kiállítása Schloss Stražky / Ausstellung der historischen Porträts aus dem 17.-19. Jahrhundert ISBN 80-8059-069-9 9 788080 590697 SZLOVÁK SLOWAKISCHE NATIONALGALERIE SCHLOSS STRÁZKY Die Ausstellungen in den Innenräumen des Schlosses verbinden in sich ein Museum mit einer Galerie und knüpfen an den ursprünglichen Stil an. Das originale Mobiliar und Kunstwerke, die im Laufe der Jahrhunderte die Adelsfamilien, die Besitzer des Schlosses, ansammelten, wurden nicht vollständig erhalten. Die schriftlichen und mündlichen Quellen belegen zwar, dass sich im Schloss Sitzgruppen mit barocken Stickereien, Sitzmöbel mit Lederbezügen und gemalten Ornamenten, große Spiegel in geschnitzten Rahmen sowie eine reiche Sammlung der Gegenstände der angewandten Kunst befanden, leider ist diese kostbare Innenausstattung größtenteils verloren gegangen. Es haben sich manche Möbelstücke aus dem 18., doch überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, Essgeschirre, Kaffee- und Teeservice aus Porzellan sowie Glasgeschirr erhalten. Wir finden hier auch bedeutende Teile der umfangreichen Porträtsammlung und der historischen Bibliothek mit humanistischen, historischen, theologischen, philosophischen, juristischen und literarischen Schriften aus 16. - 20. Jahr­hundert. Aus dem Nachlass der Familien Mednyánzsky und Czóbel stammt eine Sammlung der Gemälde und Zeichnungen von Ladislaus Mednyánzsky, dem Onkel der letzten Schlossherrin, sowie Dokumentation über die Persönlichkeit, das Werk und das Leben dieses Künstlers mitteleuropäischen Formats. Die erwähnten Tatsachen waren auch für die Struktur der Ausstellungen ausschlaggebend, die seit 1991 besichtigt werden können. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Authentizität des Schlosses in St^žky in möglichst hohem Maß zu bewahren. Die Ausstellung des historischen Mobiliars und Kunsthandwerks evoziert die Vorstellungen von der Wohnkultur einer Adelsfamilie. Um stilistisch einheitliche Innenräume zu gestalten, ist die Ausstellung der erhaltenen Möbelstücke aus Strázky (eingebaute Schränke, Geschirrschränke, Truhen, Sekretäre, Kommoden, Wäsche­schränke, Tischchen, Spiegel u.a.) durch weitere Gegenstände aus der Sammlung der Slowakischen Nationalgalerie ergänzt. Zu den wertvollsten Exponaten gehört reichlich geschnitzte und intarsierte Tür aus dem 16. Jahrhundert, die wahrscheinlich in der Werkstatt der Familie Lang in Kežmarok / Käsmark hergestellt wurde und zu der ursprünglichen Einrichtung gehörte. Das Geschirr aus Porzellan und Glas stammt aus Böhmen, Deutschland, Österreich und Frankreich; die Kostbarkeit der Sammlung stellt das mit Malerei von J. G. Hördling verzierte Teeservice aus Meissener Porzellan aus dem 18. Jahrhundert dar. Vertreter des ungarischen politischen, geistlichen und gesellschaftlichen Lebens, vor allem der Angehörigen der mit den Besitzern von Stražky verwandten Adelsfamilien, zu finden. Außer der traditionellen Bildnisse der Familien Horvath-Stansith, Szirmay, Mednyánszky und Czóbel sind in der Sammlung auch die Porträts von den Mitgliedern der Familien Forgách, Révay, Esterházy sowie von anderen Adeligen, Würdenträgern, Geistlichen und reichen Bürgern vertreten. Der Besucher findet hier Arbeiten von anonymen Autoren sowie die Werke von J. G. Kramer, J. J. Stunden J. Czauczik und J. Rombauer. Die Ausstellung ergänzen die Porträts der Volksaufklärungszeit, vor allem Werke von P. M. Bohún und J. B. Klemens. Die humanistische Bibliothek wurde von Gregor Horvath-Stansith, dem einzigen Sohn vom Gründer des Zipser Zweiges der Familie, Marko Horvath-Stansith, gegründet. Ihre Errichtung hängt unmittelbar mit der Gründung eines Gymnasiums für Kinder der Zipser Adeligen (1584) zusammen. Schon zur Zeit ihrer Entstehung zählte sie zu den bedeutendsten Bibliotheken in Ungarn. Anfangs bestimmte ihre Zusammenstellung die Konfession der Familie, die im 16. Jahr­hundert zum Protestantismus konvertierte; das deutsche Schrifttum wurde zum Schwerpunkt der Büchersammlung. Weitere Auswahl der Werke entsprach der intellektuellen und kulturellen Orientierung der Familienmitglieder, die durch ganze Generationen hinweg nicht nur bedeutende Zipser Landesherren, sondern auch gebildete und erfahrene Würdenträger im Gerichts­und Schulwesen sowie in den Kirchenämtern waren. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte vergrößerten die Schlossbesitzer (Balthasar Horvath-Stansith, Imrich Horvath-Stansith, Balthasar Szirmay, Eduard Mednyánszky, Stephan Czóbel) die Bestände der Bibliothek und ergänzten sie durch Literatur in lateinischer, französischer, englischer, italienischer, ungarischer, hebräischer und anderen Sprachen. In der historischen Büchersammlung befinden sich auch wertvolle alte Drucke, Kupferstiche, Illustrationen und Einbände. Im Jahr 2002 feiert unsere Kultur­öffentlichkeit das 150-jährige Jubiläum von Ladislaus Mednyánszky. Aus diesem Anlass hat die Slowakische Nationalgalerie die gesamte Dauerausstellung im Schloss von Stražky neu gestaltet. Die Ausstellung der Werke dieses hervorragenden Künstlers der Wende zum 20. Jahrhundert wurde durch 64 Gemälde und 17 Zeichnungen des Autors ergänzt, die die SNG im Jahr 2000 erworben hat. LADISLAUS MEDNYÁNSZKY UND STRÁZKY Die Ausstellung bringt eine Auswahl aus dem umfangreichen Werk Mednyánszkys, die überwiegend aus der frühen Schaffensperiode stammt und die einzelnen Etappen seiner Entwicklung sowie seine Suche nach einem eigenen künstlerischen Stil dokumentiert. Die Familie des Künstlers verwaltete eine große, relativ kompakt erhaltene Sammlung seiner Werke, vor allem aus den Jahren 1875-1900. In späteren Jahren hat Mednyánszky manche frühen Werke weder verkauft noch ausgestellt. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Sammlung teilweise zerstört, größtenteils aber aus Trenčin nach Großbritannien gebracht. Nach dem Tod der Nichte des Künstlers, Margita Czóbel, im 1972 ging das Schloss in Strázky samt größerer Zahl seiner Werke in den Besitz der Slowakischen Nationalgalerie über. Im 2000 wurde diese Sammlung durch Gemälde aus dem Rest des sog. Nachlasses aus Strázky ergänzt. Der Maler Ladislaus Mednyánszky (1852-1919) gehört zu den führenden Persönlichkeiten der mitteleuropäischen Malerei des letzten Drittels des 19. und des Anfangs des 20. Jahrhunderts. Als einer der wenigen Künstler setzte er sich unmittelbar mit den damals aktuellen Stilrichtungen der Malerei auseinander, wobei er sie nicht nur aufnahm, sondern in seinen Werken auch umgestaltete und dadurch andere Künstler beeinflusste. Ladislaus, der Sohn von Eduard Mednyánszky und Maria Anna, geb. Szirmay, wurde am 23. April 1852 in Beckov geboren. Bei der Taufe am 4. Mai bekam er traditionelle Namen der Familien Szirmay und Med­nyánszky - Ladislaus Josephus Balthasar Eustachius. Die junge Familie lebte auf dem Landsitz in Beckov, jedoch besuchte sie sehr oft den Vater der Mutter Balthasar Szirmay im Schloss von Stráíky, wohin sie nach seinem Tod 1861 endgültig übesiedelte. Die starke Persönlichkeit des Großvaters, eines belesenen und bereisten Mannes, beeinflusste auch den jungen Mednyánszky. Balthasar Szirmay beherrschte nicht nur die üblichen Sprachen der Monarchie, sondern auch einige orientalische Sprachen. Beim Vergleich des Großvaters mit dem Enkel finden wir mehrere gemeinsame Charakterzüge. Ihr ganzes Leben lang halfen beide Menschen in Not, interessierten sich für soziale Probleme der Gesellschaft und waren sehr oft auf Reisen. So wie der Großvater führte auch Mednyánszky ein Tagebuch (in deutscher und ungarischer Sprache, aber in griechischer Schrift), das für uns eine spannende Quelle der Kenntnisse von seiner Persönlichkeit darstellt. Seine Kindheit wurde durch die starke Familientradition geprägt. Die Mutter des Künstlers, eine hochgebildete Frau mit künstlerischer Begabung, malte und regte dazu von frühester Kindheit auch ihre Kinder an. Es wird erzählt, dass Mednyánszky früher zeichnen als sprechen konnte, und dass er sein Talent schon sehr früh durch Zeichnen und Kritzeln auf jedes gefundene Stück Papier zeigte. Im Besitz der Slowakischen Nationalgalerie befinden sich auch Kinderzeichnungen des Künstlers, die von seiner bunten durch die heimische Umgebung und Vorstellungen von Feen und Zwergen angeregten Fantasie zeugen. Die Umgebung von Stražky übte auf den Künstler immer eine Faszination aus. Der junge Mednyánszky bemühte sich nicht nur das Schloss mit dem großen Park, sondern auch die breitere Umgebung kennen zu lernen. Die Wechselhaftigkeit der einzigartigen Natur der Tatra zählt zu den Hauptthemen seines Werkes. Sein Interesse galt auch den einfachen Leuten, die in der Umgebung lebten oder im Schloss arbeiteten. Schon sehr früh entstanden starke freundschaftliche Beziehungen zwischen ihm und den hiesigen Kutschern und Bauern. Trotz seiner Offenheit und Neugier war Mednyánszky sein ganzes Leben lang ein schüchterner und scheuer Mensch. Um zu seiner künstlerischen Erziehung beizutragen, schickte er aus Wien einige Gipsabgüsse von antiken Köpfen und Reliefs und korrigierte Mednyánszkys Zeichnungen, die ihm die Eltern zukommen Messen. Obwohl Mednyánszky die antiken Modelle fleißig kopierte, wurde seinem Naturell die umliegende Natur, die er oft in seinem Werk thematisierte, immer näher. Das Treffen Mednyánszkys mit dem Wiener Künstler förderte seine bildnerische Entwicklung und richtete seine Aufmerksamkeit auf Zeichnung und Aquarell. Nach dem privaten Unterricht und Abschluss des Lyzeums in Kežmarok und Miskolc begann sich der junge Künstler aus Initiative der praktisch denkenden Familie, in Solothurn auf das Studium am Polytech­nikum in der Schweiz vorzubereiten. Doch ein Aufenthalt bei seinem Onkel in Kroatien im Herbst 1872 änderte seinen Lebensweg. Er widmete sich den Aquarellen, die auch seine Auslandsreisen dokumentieren. Mit Unterstützung der Familie studierte Mednyánszky zuerst an der Akademie in München (1872-1873). Da ihm aber der Münchner akademischer Stil mit der Zeit nicht mehr angemessen schien, inskribierte er 1873 an der Pariser École des Beaux-Arts beim Prof. Isidore Pils (1813/15-1875), dem Maler von historischen und militärischen Themen. Nach dem Tod des Professors im Jahr 1875 verließ er die Schule und mietete sein erstes eigenes Atelier auf Montmartre. Zum ersten Mal lebte er ohne Unterstützung der Familie. Der Pariser Aufenthalt (1875-1877) spielte eine wichtige Rolle in Mednyánszkys künstlerischer Entwicklung. Er lernte die Werke der Impressionisten und Post­impressionisten kennen; später wurde er von der Sezession und vom Symbolismus beeinflusst. Unter dem Einfluss der französichen Landschaftsmalerei aus der Umgebung von Barbizone (Jules Dupré, Camille Corot) begann er das Waldinnere, die entlegenen Winkel und einfache Ansichten der Natur zu malen. Er befreite die Landschaft aus der strengen Komposition des 19. Jahrhunderts und versuchte ihre Stimmung und Wirkung festzuhalten. Die Bäume, von der Kindheit sein beliebtes Thema, stellen ein wiederkehrendes Motiv dieser Zeit dar. Auch die sich zu einem Punkt verengende Straße kommt sehr häufig vor. Biegung eines Flusses oder eine Straße werden zur zentralen Achse seiner Bilder. Die Verbesserung der Maltechnik brachte mit sich andere Motiven in Mednyánszkys Werken (Landschaft in der Nacht, Natur im Nebel, im Sturm, im Regen, in der Morgendämmerung). Zu seinem Schaffensprozess gehörten die direkten Beobachtungen der Natur, die er häufig schriftlich aufzeichnete. Seine Darstellung der Landschaft lockert sich; er versteht sie als eine offene Komposition, in die er ständig eingreift. streichen und die Wechselhaftigkeit der Natur beobachten. Auch eine gewisse Melancholie dieses Ortes abseits der großen Städte und die intellektuelle Einsamkeit beeinflussten sein Werk. Mednyánszky reiste sehr viel, wechselte die Aufenthaltsorte und malte sowohl im Atelier als auch im Plenair. Eine Vielzahl von Zeichnungen und Studien zeugen von der Suche Mednyánszkys nach seinem eigenen malerischen Weg. Die zweite thematische Gruppe Mednyánszkys Werkes stellen Bildnisse und Studien der Knechte, Bauer, Kutscher, Arbeiter und Landstreicher dar. Er porträtierte einfache Menschen, in manchen Fällen Ausgestoßene aus der Gesellschaft. Er bemühte sich, das Wesen seiner Modelle festzuhalten, wobei ihre soziale Stellung für ihn keine Rolle spielte. In seinen Tagebuchaufzeichnungen Finden wir Beschreibungen von auffalenden Typen. Mit manchen von ihnen verband ihn eine tiefe Freundschaft; er unterstützte sie sein ganzes Leben. Im Schloss von Stražky veranstaltete die Schwester des Künstlers, die Baronin Miri Czóbel, regelmäßige Zusammenkünfte der Künstler und Schriftsteller, sog. Salons. Als Fortsetzung seiner Arbeit porträtierte er die Personen aus dem Familien- und Freundeskreis - den Schwager Stephan Czóbel, Imrich Czóbel oder Zsigmond Justh. Die enge Freundschaft zwischen Just und Mednyánszky fand ihren Ausdruck auch im Justs Roman Fiumus aus dem Jahr 1894, wo er Mednyánszky unter dem Namen Lipót Czobor beschrieb. Auf den Tod seiner Mutter im Jahr 1883 reagierte Mednyánszky durch großformatige Werke. Von diesem Verlust getroffen, mied er Stražky bis 1887, als er hierher kam, um die Cholerakranken während der Epidemie zu betreuen. Dabei erkrankte er selbst an Lungenentzündung. Bis 1889 lebte er wechselhaft in Stražky, Beckov, Budapest und Wien. Abgesehen von den kurzen Ferienaufenthalten, verbrachte er die meiste Zeit zwischen 1889 und 1892 in Paris. In den 90er Jahren, vor allem während seines letzten Pariser Aufenthaltes, begann sich Mednyánszky mit der figürlichen Darstellung der Armut und der Wucherei zu beschäftigen. Aus dieser Zeit stammen auch Studien von interessanten Typen, die aus unserer Sicht unvollendet blieben. Er, im Gegenteil, hielt sie für beendet, sobald er den Ausdruck des Porträtierten festhielt. Nach der Rückkehr nach Strázky (1892) und nach dem Tod seines Vaters (1895) entstehen Werke mit der Thematik des Todes, mit einem stark melancholischen und sogar mystischen Anhauch. In den Vordergrund rückt jetzt die Zipser Stilisierung der Totenbildnisse, die wir auch in der Familiengalerie von Strázky finden. Um 1900 entstehen unter dem Einfluss von Impressionismus Darstellungen der blühenden Gärten und Weinberge. Er löste sich von den düsteren dunklen Bildern los und begann mit hellen Farben zu arbeiten. Um 1910 zeigt sich eine entscheidende Änderung in der Darstellung der Landschaft. In den einzelnen Werken ist nicht mehr die Symmetrie der früheren Arbeiten, sondern energische Pinselstriche zu finden. Auch die Themen Mednyánszkys Werkes werden modifiziert. Die einzelnen Motive werden zu Symbolen; die Farbe wird mit einer breiten Pinsel frei aufgetragen. In den letzten Werken der Vorkriegs- und Kriegszeit gehen seine Nach 1900 besuchte Mednyánszky Stražky nur selten. Die meiste Zeit verbrachte er auf Reisen oder in Budapest und Wien, wo ihn der erste Weltkrieg erreichte. Im Alter von 62 Jahren meldete er sich als Kriegsbericht­erstatter zum Militär. Der Krieg wurde für ihn ein starkes, emotionales Erlebnis, das auch in seinem Werk Ausdruck fand. In vielen erhaltenen Skizzen und Werken kommt zu einer Verbindung der Motive der Landschaft und der Menschen. 1916 wurde er verletzt, ein Jahr später kehrte er doch zur italienischen Front zurück. Im Frühling 1918, durch die Verletzungen und Spannungen erschöpft, kommt er nach Stmžky. Nach seiner Rekonvaleszenz kehrte er nach Budapest zurück, wo er weiter arbeitete. Ende des Jahres verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er starb am 19. April 1919 in Wien. Die Persönlichkeit von Ladislaus Mednyánszky ist für immer mit dem Schloss in Stmžky verbunden. Die ausgestellten Werke stammen direkt aus dem Nachlass der Familie und aus der Sammlung der Slowakischen Nationalgalerie.

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