Neue Zeitung, 1961 (5. évfolyam, 1-52. szám)

1961-12-29 / 52. szám

i Budapest, 29. Dezember 1901. Mór ist beispielgebend Der Zusammenschluss der LPG verschiedener Nationalität Anlässlich der II. Landeskonfe­renz des Gesellschaftlichen Ko­mitees des Demokratischen Ver­bandes der Deutschen Werktäti­gen in Ungarn am 4. Dezember 1961 in Budapest hob Dr. Fried­rich Wild im Referat als wichti­gen Fortschritt die Tatsache her­vor, dass sich in ^zahlreichen, auch von Deutschen bewohnten Ort­schaften die sog. „rein schwäbi­schen landwirtschaftlichen Pro­duktionsgenossenschaften” und die „rein ungarischen LPG” zu­sammenschlossen, wodurch etwai­ge Gegensätze aus der Welt ge­schaffen und der Zusammenar­beit der deutschen und anders­sprachigen Bevölkerung in diesen Ortschaften neue und breite Wege gebahnt wurden. Im Laufe der Diskussion sprach Teréz Pisch, Mitarbeiterin des Kreisrates von Mór, u. a. über die gemischtspra­chigen Dörfer in ihrem Kreise, wo sich Ende 1960 die LPG vereinigt hatten und veranschaulichte z. B. am Beispiel der LPG „Kossuth” in Mór, welch’ günstige Auswir­kung diese Entwicklung auf die Einwohner dieser Dörfer ausübte. Die Vergangenheit Die Leitung der LPG „Kossuth” befindet sich in Mór in einem neuen, vor einigen Monaten ge­kauften Haus — wie man es hier nennt: — im Bürohaus. Der Vor­sitzende Franz Schmidt sitzt bei seinem — ebenfalls neugekauften — Schreibtisch unter dem tradi­tionellen. aus Weizen, Boggen, Gerste und Hafer mit roten Pa­pierstreifen und bunten Papier­blumen zusammengeflochtenen Erntekranz. Auch die Stühle sind ringsum funkelnagelneu, der Vor­sitzende ist aber in einem — für die Ungarndeutschen von alters­her charakteristischen — schwar­zen Kordsamtanzug gekleidet. Und auch darin, worüber er spricht, mischt sich das Heutige mit dem Gestrigen. — Die LPG „Kossuth” entstand im Jahre 1952. Vierzehn Familien taten sich zusammen — zu 90 Pro­zent Deutsche — und begannen auf 180 Joch gemeinsam zu wirt­schaften. Binnen zwei Jahren kamen weitere 60 Familien mit 700 Joch Grund dazu. Bevor wir aber noch die LPG „Kossuth” ge­gründet hatten, bildete sich in Mór in 1949 aus 50—60 Familien auf 500—600 Joch die LPG „Roter Stern” heran, ihre Mitglieder wa­ren aber in der Mehrzahl schon ziemlich bejahrte Leute, konnten sich auch nicht allzu guten Erfol­gen rühmen, eine Arbeitseinheit belief sich bei ihnen auf ungefähr 35 Forint. Im Jahre 1954 entstand die LPG „Dózsa”, dieser traten 25—30 Familien mit etwa 300 Joch bei; die LPG „Dózsa” zahlte 40 Forint für eine Arbeitseinheit. Bei uns, in der „Kossuth” bewegte sich der Wert einer Arbeitseinheit fast von Beginn an zwischen 50— 60 Forint, im Jahre 1956, nach der besonders gut ausgefallenen Wein­lese, zahlten wir sogar 70 Forint pro Arbeitseinheit. Franz Schmidt gehört dem sel­tenen Schlag „bescheidener Mil­lionäre” an: er vermeidet den Ausdruck „Millionärs-LPG” zu gebrauchen, obwohl die LPG „Kossuth” weit und breit als sol­che bekannt ist. — Im Herbst 1959 schlossen sich diese drei landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zu­sammen — fährt der Vorsitzende der LPG „Kossuth” fort (da man nach der Vereinigung den Namen der erfolgreichsten LPG, vielleicht auch als ein gutes Omen, weiter­behielt) — und im Herbst 1960 ge­sellte sich auch die LPG „Goldene Ähre” des Dörfleins Felsődobos, das verwaltungsmässig zu Mór gehört, mit ihren £0 Familien und 600 Joch Boden zu uns; diese wirtschaftete bisher am schwäch­sten. Als sich unser Vorstand bei der Mitgliederversammlung für die Vereinigung der obenerwähn­ten LPG exponierte, gab es natür­lich einen Sturm und dies kann auch nicht wundernehmen. Es war vorauszusehen, dass das Ein­kommen zeitweilig nicht so hoch sein wird. Sie musste jedoch in die Wege geleitet werden: Unsere Felder waren bisher zersplittert, lagen fern voneinander, konnten grossbetrieblich nur mit Mühe be­arbeitet werden. Und ausserdem musste auch dieser Separation ein Ende gemacht werden: Es gab im Dorf Leute, die sich schon seit Jahrzehnten kaum oder über­haupt nicht begrüssten — jetzt ar­beiten sie im besten Einverneh­men nebeneinander ... Der ehe­malige Vorsitzende der LPG „Dó­zsa”, Gyula Pacher, wurde stell­vertretender Vorsitzende und Hauptagronom, der gewesene Vor­sitzende des „Roten Sterns”, Já­nos Tari, wurde Brigadeleiter der Gärtnerei. Die Zukunft Die LPG „Kossuth” hat für die kommenden Jahre grosse Pläne vor: Neben der obenerwähnten Gärtnerei, auf deren 20 Joch 15 Pflanzensorten wachsen und die über einen eigenen Gemüseladen in Mór verfügt, werden binnen 5 Jahren auf weiteren 100 Joch Winterapfelbäume angepflanzt. Mit dieser Arbeit wurde bereits begonnen, sowie auch mit der mehrere Jahre beanspruchenden Umpflanzung der Weingärten zum Zwecke der mechanischen Bestel­lung. Auf dem Gebiete der Vieh­zucht will man immer grösseren Wert auf die Qualität legen: z. Z. besitzt die LPG 560 Rinder, 600 Schweine, 130 Pferde und 300 Schafe — bei letzteren erzielte man aber auch eine quantitative Entwicklung: für das Jahr 1965 hofft man mit einer Herde von 2000 Schafen. Und das Wesentlich­ste: Bis 1963—65 will die LPG über 20 Traktoren verfügen — heute besitzt sie 8 (und auch ei­nen Lastkraftwagen), in den letz­ten Tagen des Jahres 1961 kommt noch der neunte dazu. — Der Vorstand arbeitet jetzt an dem Inventar, bis zum 20. Ja­nuar wird der Schlussbericht un­terbreitet — sagt Franz Schmidt. — Die Mitglieder sind jetzt mit Holzgewinnung, Bruchstein­transport, mit der Umänderung der Ställe, der Modernisierung des Geflügelhauses und der Reno­vierung der Dächer bechäftigt. In 1962 bauen wir nämlich einen neuen Maschinenschuppen und einen neuen Getreidespeicher. Die neuen Pläne zeugen aber auch dafür, dass die LPG „Kos­suth” mit ihren jetztigen 650 Fa­milien und 4000 Joch, trotz den heutigen Übergangsschwierigkei­ten, in kürzester Frist aufblühen wird. Das Wesentlichste ist be­reits getan: Deutsche und Ungarn — wie der Vorsitzende soeben sagte — arbeiten im besten Ein­vernehmen nebeneinander... Maria Ember LPG-Vorsitzender Franz Schmidt und Zoologe Josef Schnabel beraten Das neue Kinogebäude in Mór Das neue „Bürohaus” der LPG „Kossuth” (Photo: H. Bruck) Das alte und das neue Jahr Allen Lesern der NEUEN ZEITUNG wünschen wir ein glückliches, T\Tt?TTrQ THXJT3 erfolgreiches IN Ei U Ei O J nílll in Frieden und Gesundheit! Die Redaktion 3 Slowakisch-ungarischer Kulturabend in Budapest Bei der Neonlicht-Beleuchtung nehmen sich die farbenfrohen Ge­stalten, die sich in geblümten Fransentüchern und knarrenden Tanzstiefeln dem Tor der Gorkij- Strasse 44 am Abend des sech­zehnten Dez. nähern, ziemlich phantastisch aus. Da man aber heutzutage schon an den Vater Niccolo am Motorrad gewöhnt ist; findet niemand etwas besonderes an den Mädchen in knisternden Seidenröcken: höchstens ihre fri­sche, blonde, rotwangige Ju­gend ... Das slowakische Gesangs­­ensemble von Bánhida mit dem Dirigenten László Ocskay zeichnet sich durch die hohe Musikalität der Darbietung aus — und viel­leicht auch dadurch, dass nicht nur junge Mädchen und Knaben im Chor singen, sondern auch reife Frauen und Männer: und dass man das Gefühl hat, es sei ihnen eine grosse immer wiederkehrende Freude, die Schönheit ihrer Stimme so gepflegt bewahrt zu haben, sich Freud und Leid so vom Herzen singen zu können. Besonders die volle, dunkíé Stimme einer Solistin blieb uns im Gedächtnis: die dann ein Duett mit einem männlichen Partner vortrug ... Da wurde der schmelzende Zauber des slawi­schen Volksliedes so richtig fühl­bar. Die Tänze der Jugend aus Bé­késcsaba und Maglód dürften für Folkloristen gerade dadurch recht interessant sein, dass sie auf den ersten Blick — wie ungarische Tänze wirken. Wie das nun zu­geht — ob die Töchter des Königs Swatopluk schon in ungefähr der­selben Art und Weise tanzten, als sie von ungarischen Jägersleuten dabei überrascht wurden (wie es die Sage erzählt) ober ob die sla­wischen Melodien sich einfach dem Rhytmus des Landes an­passten, in dem das Volk nun schon seit grauen Zeiten lebt... kann gewiss nur der Fachmann unterscheiden. Jedenfalls ist das humoristische, pantomimische Element das, was auf einen „Stockungarn” wie neu wirkt. Und eben diese Elemente sind es, die sich völlig von deutschen Volkstänzen unterscheiden. Lieb und launig sangen die bei­den ganz jungen Solisten aus Maglód ihre gewiss etwas pikan­ten Strophen, mit einer beträcht­lichen Routine und Musikalität, die sogar den fremden Text ver­ständlich machte. Zuletzt erwähnen wir das Thea­terstück der Kulturgruppe aus Szarvas. Die Spinnstube, die ech­ten Stickereien, die Rolle der äl­teren Charakterfiguren gab dem Ganzen ein recht vergnügliches, authentisches Gepräge, wobei das hemmungslos-natürliche Spiel al­ler Mitwirkenden von gewissen­hafter Ensemblearbeit zeugte. Das Zymbelspiel der Frau Ida Tarján-Tóth war in seiner Ein­fachheit und technischer Vollen­dung ein Höhepunkt des Abends. Und als sich die Mitwirkenden im Tanz drehten, war es, als hät­ten sich die Romanfiguren Mik­­száths einander in dieser Dezem­bernacht ein fröhliches Rendez­vous gegeben. A. F.

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