Neue Zeitung, 1964 (8. évfolyam, 1-52. szám)

1964-01-03 / 1. szám

2 NIUE BÜCHER Um allseitiges Interesse zu erwecken: Das Geschichtsbuch des Tausendkünstlers Viele Kinder zeigen schon recht früh Interesse für ganz bestimm­te Dinge. Die einen interessieren sich schon als Zehnjährige für Auto- und Radiomontage, d. h. sie wollen Bastelwerkzeuge ha­ben und Metallspielzeuge, die sie selbst nach Lust und Laune auseinander- und wieder zusam­mensetzen können. Andere wie­derum stürmen mit dem Schmet­terlingsnetz durch Wälder und über Wiesen, vertiefen sich in „Brehms Tierleben’’ und lernen womöglich auch noch die lateini­schen Namen der Insekten. Wie­der andere gehen ganz im Lesen historischer Lektüre auf, sie schleppen aus der Bibliothek Biographien nach Hause und kön­nen ganz aus dem Gedächtnis sämtliche Figuren aus Géza Gár­­donyis Roman: „Egri csillagok” (Die Sterne von Eger) aufsagen. Nun gibt es da aber bei den klei­nen Menschen oft Schwierigkei­ten, denn leider lassen sich Tech­nik und Geschichte oft nicht auf einen Nenner bringen: Der Budapester Jugendbuchver­lag „Ferenc Móra” versucht die­sem Übel abzuhelfen, indem er ein Buch von Ferenc Kubinyi und Tibor Tombor unter dem Ti­tel „Az ezermester törtenelem­­könyve” (Das Geschichtsbuch des Tausendkünstlers) herausbrach te. Dieses Werk behandelt gleichzei­tig Geschichtsproblemo und Pro­bleme der Technik und versucht somit, das Interesse aller Kinder für alle Themenkreise zu wecken und zu befriedigen. Diese neue Idee verdient unbedingt Aner­kennung. Das Buch besteht aus sechs Ab­schnitten; jeder einzelne bearbei­tet die Geschichte eines wichti­gen Industriestoffes: Papier, Holz, Eisen, Aluminium, Glas und Textilien und vermittelt auch einige Bastei verfahren, damit das Kind selber aus diesen Rohstof­fen etwas fabrizieren kann. Über das Papier z. B. erfahr! der junge Leser, dass es von den Chinesen erfunden, wie seine Herstellung in Europa bekannt wurde, wann in unserer. Heimat die ersten Papiermühlen entstan­den, welche Umwälzung der XjOOCOOCKXjOOOOÓOOOOOOOOOOCOOOÍJOOOOOOOOOOOOOOÍKKKKKKKKKXKKKKK/ 0<X)00<XK)OCCK>00-<KK>(>000000CH>CK>0-0-CK>0C>0<><><>CK><>C' U<>00<M><>CH>0<><><>0<>CK>CK>0 Buchdruck im Leben der Mensch­heit hervorrief, mit welchen Roh­stoffen und Maschinenriesen die moderne Papierindustrie arbei­tet, wie gross die Papierproduk­tion in der Welt ist usw. Dann folgt die Beschreibung einiger einfacher Papierarbeiten: die Herstellung einer Schreibmappc oder eines Notizblockes, das Fal­ten von Schachteln; auch die Grundgriffe der Buchbindekunst finden wir in dem Buch. Ebenso wie die technischen werden auch die geschichtlichen Teile recht vielseitig und anzie­hend geschildert. Viele Skizzen unterstreichen zum besseren Ver­ständnis die technischen Anre­gungen. Zahlreiche Fotos, interes­sante alte Stiche und moderne Aufnahmen ergänzen das gut ge­lungene Buch und machen es zu einem schönen und nützlichen Geschenk. Sándor Lukácsy Wojcieck Zukrowski : Im Land der Millionen Elefanten Seit Jahren lesen und hören wir immer Wieder über das ferne Königreich Laos und über die dort immer wieder aufflammen­den Kämpfe; so nehmen wir das neue Buch — „Im Land der Mil­lionen Elefanten” — mit grossem Interesse in die Hand, um die Be­richte eines Augenzeugen zu le­sen. Dieser Reisebericht ist die Arbeit des polnischen Roman­schriftstellers und Erzählers Woj­­cieck Zukrowski. Er weilte fünf Jahre lang in Asien, bereiste Indien, Tibet, China, Vietnam und unlängst als Kriegberichter­statter auch Laos. Über das The­ma seiner laotischen literarischen Reportage — im Ungarischen er­schien sie unter dem Titel: „A millió elefánt országában” — schrieb er im Vorwort zur unga­rischen Ausgabe folgendes: „Ich an denen ich teil hatte, schrieb zeichnete die Geschehnisse auf, von Menschen, mit denen ich Be­kanntschaft machte; sie waren Männer des öffentlichen Lebens, hauptsächlich aber Soldaten der Revolution, Bauern und Frauen. Ihrer Stimme entnahm ich den gewaltigen Ruf, dass sie in Frei­heit leben, auf den Reisfeldern arbeiten, die Bodenschätze er­­schliessen, die Maschine kennen­lernen, ihren Rückstand nachho­len wollen.” Der Reisebericht berichtet über die Gestalten der Revolution, Sit­ten und Bräuche des Meo-Stam­­mes, der wegen Salzmangel so viel leiden muss und im Kampfe aul der Seite derer steht, die ihm mehr Salz geben können. Den primitiven Menschen kann er aber auch die Vertreter einer neuen Denkweise, die aufgeklär­ten, jungen Lehrerinnen, die begeisterten Soldaten, die Pflege­rinnen mit den Rotkreuzarmbin­den gegenüberstellen. Das interessante Buch erschien in der Ausgabe des Verlages „Zrínyi” in Budapest; schade, dass die Ausstattung des Buches, besonders was die Fotos anbe­langt, nicht sehr gelungen ist. Eva Mayer FRAU ROSALIE SCHMOLKE (flüsternd): Es ist sein Zimmer. CORINNA: Das muss ich sehen. SCHMOLKE: Untersteh dich! In fremder Leute Zimmer gehen! Also — ich bin nicht neugierig. CORINNA: Fremder Leute Zimmer, Schmolke. Pass auf, dass niemand uns überrascht, (öffnet die Tür, die in den Angeln knarrt.) Die müsste mal geölt werden. (Lässt sie offen, während sie das Zimmer inspiziert.) SCHMOLKE (vor Neugier zitternd): Das hätte ich von dir nicht gedacht, Corin­na. Alleine in das Zimmer eines fremden Herrn! Alleine. CORINNA (von drinnen): Komisch, wie so’n Junge lebt. So hab’ ich’s mir eigentlich nicht vorgestellt, aber zu ihm passt’s. SCHMOLKE: Was denn? CORINNA: Ich weiss nicht recht. Alles ist so ein bisschen durcheinander. Für Schmetterlinge scheint mein Leopold wirklich etwas übrig zu haben. SCHMOLKE: Das hat mir Luise schon erzählt. CORINNA: Wer ist Luise? — Ach so, ja — (Man hört die altersschwachen Fe­dern des Kanapees ächzen.) Sogar ein Kanapee hat er. SCHMOLKE: Bist du bald fertig da drin? Wenn mein Schmolke wüsste, dass sei­ne Rosalie Schmiere steht-----------­CORINNA:-----------obwohl seine Rosalie lieber selbst hier drin wäre, und ihre Corinna stünde Schmiere. SCHMOLKE (beleidigt): Das hättest du jetzt nicht sagen dürfen. Komm heraus. CORINNA: Warte noch. Ich muss mich doch eingewöhnen. SCHMOLKE: Ein anständiges Mädchen gewöhnt sich nicht vorher ein. CORINNA: Ich bin kein anständiges Mädchen, liebe Schmolke. Ich wollte sogar studieren. Aber daraus wird ja jetzt wohl nichts mehr. SCHMOLKE: Komm endlich. (Und geht hinein.) Hier müsste gelüftet werden. (Luise kommt von rechts.) CORINNA: Aber wie schön abgestaubt alles ist. (Luise tritt vor die Tür hin.) SCHMOLKE: Das macht jene Luise. LUISE (noch höflich, aber entschieden): Das dürfen Sie aber nicht, gnädiges Fräulein. SCHMOLKE (herum): Ach, Gott! (Kommt heraus, fasst sich rasch): Du wolltest doch mit Fräulein Corinna sprechen. Hier ist sie. (Rasch ab nach rechts.) CORINNA (heraus): Sie wollten mit mir sprechen? Was haben Sie denn auf dem Herzen? LUISE: Nicht in diesem Zimmer, bitte. (Schliesst die Tür und stellt sich da­vor.) CORINNA (nun doch etwas verlegen): Sie wundem sich vielleicht----------­LUISE: Ich habe kein Recht dazu. Aber -----------(Weiss nicht weiter.) CORINNA (will ihre Verlegenheit über­brücken): Halten Sie das Zimmer so reinlich? LUISE: Ja. CORINNA: Bleiben Sie auch — ich mei­ne; wenn — — — (Weiss ebenfalls nicht weiter.) LUISE: Ich weiss nicht, ob ich bleibe, wenn der junge Herr heiratet. CORINNA: Ja, das meinte ich. Das ist aber schade. LUISE: Sie sind sehr gütig, gnädiges Fräulein. CORINNA: Ich bin kein gnädiges Fräu­lein, Luise. Sie heissen doch Luise, nicht wahr? LUISE: Ja, gnädiges Fräulein. CORINNA: Wir haben das gleiche Alter, glaube ich. Wie alt sind Sie? LUISE: Achtzehn. CORINNA: Sehen Sie — ich auch. Sie sind ein adrettes Mädchen, Luise. (Ka­meradschaftlich): Haben Sie schon ei­nen Freund? LUISE: Ich weiss nicht. CORINNA (lachend): Sie wissen nicht, ob Sie einen Freund haben? LUISE: Nein. CORINNA: So etwas gibt es doch gar nicht. LUISE: Ich weiss nicht-----------­CORINNA (immer noch belustigt): Aber, ( Luise------------(Hat endlich einen An­knüpfungspunkt): Warum haben Sie ‘ vorhin diesen hässlichen Spruch ge­­‘ sagt? Das ist ein hässlicher Spruch. - (Ungeduldig, da Luise nicht reagiert): Also — was haben Sie? UISE: Sie verloben sich heute mit dem jungen Herrn, nicht wahr? IORINNA: Ja, aber-----------­AJISE: Und dann werden Sie ihn heira­ten -----------? ORINNA: Ja, natürlich. Aber was geht das Sie an? UISE: Entschuldigen Sie. (Schluckt ge­waltig an ihren Tränen.) CORINNA: Mir scheint — — — (Fühlt sich unbehaglich.) Wirklich, ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Sie müssen mir schon erklären----------­LUISE: Ich bin ein armes Mädchen, gnä­diges Fräulein. CORINNA: Papperlapapp — gnädiges Fräulein: Du sollst mir sagen, was mit dir los ist! LUISE: Bitte schimpfen Sie nicht mit mir. CORINNA (etwas sanfter): Aber du musst doch begreifen-------------(Nimmt Luise Hand.) Denk mal, du wolltest dich heute verloben, und da komme plötzlich ich daher und heul dir was vor, rede von deinem Bräutigam und frage, ob du dich wirklich verloben willst und ob du wirklich heira­test — LUÍSE: Das ist es ja. Ich würde Sie ver­sehen und Sie machen lassen. CORINNA (kopfschüttelnd): Luise — Kindchen------------Sie sind verliebt in ’.term Leopold — ist es so? (Da Luise ur schluckt): Das ist doch kein Bein- Vuch. Ich kenne das. Ich kann dich so gut verstehen. Ich war mal in ii einen Zeichenlehrer verliebt. Und c mn in den Ballettmeister, bei dem im Tanzstunde hatte. Was glaubst du, Claus Hammel s Die Braut und das Stubenmädchen (Ausschnitt aus dem dramatisierten Roman „Frau Jenny Treibei” von Theodor Fontane) Der Roman des grossen deutschen Dichters THEO­DOR FONTANE „Frau Jenny Treibel” erschien 1892. Fontane zeigt uns mit der Figur der ehrgeizigen und eigensinnigen Frau Jenny eine typische Vertre­terin der Neureichen der damaligen Zeit. Jenny kam aus niedrigen Verhältnissen, liebte einst den Lehrer Schmidt, liess ihn aber um des wohlhabenden Tuch­fabrikanten Treibel willen im Stich. Ihr einziges Stre­ben besteht darin, ihren dummen und unbeholfenen Sohn Leopold mit der klu­gen und geistvollen Tochter des einstigen Geliebten zu verheiraten. Doch als diese so. heiss gewünschte Bin­dung nun endlich zustande kommt, trennt Jenny die beiden mit derselben Hart­näckigkeit, mit der sie vor­her die Verlobung zustande brachte. Auch diesmal ge­schieht ihr Wille ... Der junge Journalist und Theaterkritiker CLAUS HAMMEL dramatisierte den Roman und das Berliner „Maxim-Gorki”-Theater nahm die Bearbeitung in seinen Spielplan auf. Wir veröffentlichen einen Aus­schnitt, dessen handelnde Personen CORINNA SCHMIDT, die durch Frau Jenny erwählte und später verstossene Braut, SCHMOLKE die Wirtschaf­terin beim Professor Schmidt und LUISE, das Stubenmädchen im Hause der Treibeis sind. Alte Bauernregeln: Januar: Schnee- oder Eismonat Die Neujahrsnacht still und klar deutet auf ein gutes Jahr. Wie das Wetter an Macarius war, so wirds im September, trüb oder klar * Wenn Agnes und Vinzentius kom­men, wird neuer Saft im Baum ver­nommen.* Donner im Winterquartal bringt Eis­zapfen ohne Zahl.* Ist der Januar nass, bleibt leer das Fass. Nebel im Januar macht ein nasses Frühjahr. Bei Donner im Winter ist viel Kälte dahinter. Gut Wetter kündet Abendrot, doch Morgenrot bringt Wind und Kot. Wenn die Tage beginnen zu langen, dann kommt erst der Winter gegan­gen. E IN FILM FÜK SIE ; Die Einsamkeit des Langstreckenläufers (HOS'Lü TÁVFUTÓ MAGÁNYOSSÁGA) Der junge Smith rennt und rennt, trainiert am frühen Mor­gen bei glühender Sonne, bei scharfem schneidendem Wind. Sein Atem dampft wie eine Tee­kanne. Inzwischen laufen Bilder der Erinnerung durch sein Ge­hirn: Das Bild des Vaters und der notdürftigen Baracke, in der er nach einem langen arbeits­vollen Leben starb; die Erinne­rung an die Mutter, die sich im­merfort damit plagte, das kläg­liche Gehalt einzuteilen und ihr privates Glück bei Liebhabern suchte; das Andenken der eigenen Liebe zu Audrey, eine Wochen­end-Liebschaft — zum Weekend­haus fuhr man noch die erste Klasse des Zuges, zurück aber bereits die dritte... Ja, und Freundschaften gab es auch: mit Mike zum Beispiel, mit dem der Junge in eine Bäckerei ein­brach ... Dem neuen englischen Film lag der Roman des berühmten Schriftstellers Alan Siliitoe zu­grunde. Die Regie führte Tony Richardson, der sein ausserordent­liches Talent bereits mit dem — auch in Ungarn gezeigten — Film „Ein Tropfen Honig" bewiesen hatte. In seinem jüngsten Strei­fen bringt er — geradeso wie in dem „Ein Tropfen Honig' — die Einsamkeit des heutigen engli­schen Alltagsmenschen, der Smiths und anderer, auf die Lein­wand. Der traurige Held kann sich für sein „verlorenes" Leben nur dann rächen, wenn er sich selbst bestraft: er verzichtet ge­wollt auf den Sieg als Lang­streckenläufer. (Unser Bild zeigt Tom Courtenay in der Titelrolle.) Budapest, Januar 1964.

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