Neue Zeitung, 1969 (13. évfolyam, 1-52. szám)

1969-10-10 / 41. szám

IDEÍR AUSSCHUSS TAGT I Der im Sinne des Beschlusses des im April dieses Jahres stattgefun­denen Kongresses des Demokrati­schen Verbandes der Deutschen in Ungarn gegründete Unterrichtsaus­schuss setzte sich am 29. September in Budapest zu seiner ersten Tagung zusammen. Einführend begrüsste Generalse­kretär Dr. Friedrich Wild die Anwe­senden und stellte anschliessend fest: Auf dem Gebiet der Nationali­tätenpolitik ist die Arbeit des Unter­richtsausschusses eines der wichtig­sten und zugleich kompliziertesten Tätigkeiten. Er betonte, dass die Möglichkeiten zum Unterricht der deutschen Muttersprache von der untersten Stufe, dem Kindergarten angefangen bis zur höchsten Ebene, den Hochschulen und Universitäten aufgrund des diesbezüglichen Be­schlüsse der Partei und Regierung, auf denen die einschlägigen Verord­nungen des Ministeriums für Bil­dungswesen basieren, — gegeben sind. Trotzdem — erklärte der Ge­neralsekretär — gibt es zwei Fakto­ren, die die Entwicklung, die auf­grund der Partei- und Regierungsbe­schlüsse und der ministeriellen Ver­ordnungen zu erwarten wäre, hem­men. Diese beiden Faktoren analy­sierend könne man nicht entschei­den, welcher eine grössere Wirkung hat. Der eine hemmende Faktor ist unbedingt der, dass viele Eltern deutscher Zunge dem Unterricht der Muttersprache noch immer gleichgül­tig gegenüber stehn, obwohl die deut­sche Sprache nicht nur die Mutter­sprache, sondern zugleich auch eine Weltsprache ist, deren Beherrschung in jedem Beruf von grossem Nutzen ist. Dieser unverständlichen Gleich­gültigkeit müssen unser Verband und die Aktivs des Deutschen Ver­bandes mit entsprechend guter, wirk­samer Aufklärungsarbeit entgegen­treten. — sagte Dr. Wild. Als zwei­ten Faktor nannte er die Tatsache, dass die klar und deutlich abgefass­ten Verordnungen des Ministeriums für Bildungswesen in einigen Orten nachträglicher Erklärung bedürfen, und es gibt auch Gebiete, in denen die Vollzugsorgane für die Ermes­­sung der Ansprüche eine zu lange Zeitspanne eingeplant haben. Als Il­lustration dieser Erscheinung er­wähnten der Direktor des deutschen Gymnasiums „Leo Frankel” in Baja, Paul Schwalm, sowie der Direktor der Garaer Grundschule mit deutscher Unterrichtssprache, Anton Zorn, die Situation des Garaer Kindergar­tens. Die Ansprüche der Eltern sind gegeben, es steht auch eine deutsch­sprechende Kindergärtnerin zur Ver­fügung, und trotzdem betrachten die zuständigen Organe das laufende Schuljahr als ein „Jahr der Ermes­­sung”. Da die Lage in Gara in die­sem Zusammenhang dem Unter­richtsauschuss nicht klar erschien, wurde das Mitglied des Sekretariats und Chefredakteur der Neuen Zei­tung György Gräber vom Ausschuss damit beauftragt, in dieser Frage den Kontakt mit dem Garaer Ge­meinderat aufzunehmen, das Problem an Ort und Stelle und wenn notwen­dig auch beim Bezirksrat in Baja oder beim Komitatsrat in Kecskemét zu besprechen. Auf seiner Sitzung beschloss der Unterrichtsausschuss, dass ihre Mit­glieder im Auftrag des Generalse­kretärs die Fragen des Muttersprach­unterrichtes mit den verschiedenen örtlichen und Gebietsorganen konsul­tieren, damit der Geschäftsgang er­leichtert und eventueller unnötiger bürokratischer Schriftwechsel ver­mieden wird. Mit dieser Aufgabe ergänzte sich also die ursprüngliche beratende und ratgebende Rolle der Mitglieder des Unterrichtsausschus­ses. Bereits auf dieser ersten Sitzung trat es klar hervor, dass die Zusam­menarbeit der Mitglieder des Aus­schusses und ihr Mitwirken an der das Unterrichtswesen betreffenden Tätigkeit des Deutschen Verbandes eine besonders wohlorganisierte Ko­operation sein muss, die nur auf­grund wohldurchdachter Pläne mög­lich ist. Daher müssen bezüglich der zukünftigen Arbeit auf diesem Ge­biet entsprechende Vorschläge aus­gearbeitet werden. Eben desha’b be­schloss der Unterrichtsausschuss auf­grund der Initiative von Direktor Paul Schwalm, dass ein jedes Mit­glied die Problematik des Mutter­sprachunterrichtes in den Grund­schulen sowie die der zweisprachi­gen Gymnasien schriftlich niederle­gen und zusammen mit ihren diese Fragen betreffenden Vorschlägen und Anregungen dem Verband zu­senden soll. Aufgabe des Verbandes wird es sein, diese zu systematisie­ren und für die nächste Sitzung des Ausschusses, zu der es bereits im Mo­nat Dezember kommen wird, eine dementsprechende Tagesordnung vorzulegen. Die Ende September abgehaltene Beratung des Unterrichtsausschusses des Deutschen Verbandes hat auch bewiesen, dass der Kongress in die­sen Ausschuss die richtigen Männer delegiert hat, stand ja jeder Diskus­sionsbeitrag im Zeichen der aktiven Hilfsbereitschaft und zeugte von ei­nem wertvollen Tatendrang im Gei­ste der Nationalitätenpolitik unserer Partei. — áb — Entwicklung in Baja In den letzten zehn Jahren, seit man wichtige Industriebetriebe nach Baja verlegt hat, ging es mit der Entwick­lung der Stadt rasch aufwärts. Einer der wichtigsten dieser ist die Betriebs­einheit der Ganz-Elektro-Werke, wo Staubsauger erzeugt werden. Und dann der Wohnungsbau! An der Ofener Stra­sse entstand eine Neusiedlung. Man hat auch eine Anzahl Eigentumswohnun­gen an der Bokoder Strasse errichtet. Solche wurden auch in der Innenstadt gebaut, und jetzt plant man wieder ein solches Haus an der Sugovica mit 30 Eigentumswohnungen. An der Szegedi­­ner Strasse wurde ein Autoservice er­richtet; hier ist auch eine Kleinmoto­ren- und Maschinenfabrik im Entste­hen. Die Tuchweberei wurde vergrö­­ssert. Das monumentalste Unternehmen von allen ist das Kühlhaus. Es liegt in einer wunderbaren Umgebung auf der linken Seite der Bokoder Strasse. Ringsherum liegt ein Park. Die Anlage wurde im Herbst 1966 in Betrieb genommen. Der imposante Bau wurde mit einem Ko­stenaufwand von 190 Millionen Forint errichtet. Das Unternehmen beschäftigt während des Winters eine Stammgarde von 350 Arbeitern, während der Saison aber gerade die doppelte Zahl. Hier werden Agrarprodukte verarbeitet und gekühlt für das Inland und noch mehr für das Ausland, besonders für Schwe­den, die DDR, die BRD, die Tschecho­slowakei. Die Jahreskapazität beträgt 900 bis 1000 Waggon. Die Tiefkühl-Ka­­pazität beträgt 6700 Tonnen. Ausser den „eigenen”, d. h. selbstver­arbeiteten Produkten werden hier jährlich 4000 'bis 5000 Waggon „fremde” Produkte tiefgekühlt, unter anderem Milch- und Fleischprodukte aus Argen­tinien und der Sowjetunion. Der vorjäh­rige Umsatz betrug 105 Millionen Fo­rint. Verarbeitet werden Erdbeeren, Himbeeren, Aprikosen, Erbsen, Bohnen, Kürbis, Gurken und anderes Obst und Gemüse. János Ozorai, Oberingenieur, beglei­tete mich durch den Betrieb und berich­tete mir inzwischen über die Probleme des Unternehmens. Es mangelt oft an Bestandteilen. Der Betrieb ist eng mit der Witterung verbunden. Mal ist Voll­betrieb, mal Stillstand. Ein grosses Problem ist der Mangel an Arbeits­kräften. Während der Saison werden Schüler eingesetzt und Arbeiter mit Bussen aus Szekszárd, Bátaszék, Mór­ágy, Decs, Alsónyék, weiter von Katy­­már, Madaras und Bácsborsód herbei­gebracht. Selbstverständlich können sie nur als Saisonarbeiter beschäftigt wer­den, was die Produktion erschwert. Während meines Rundganges traf ich auch den Schlossermeister Stefan Ha­­stenteufel, welcher seit Beginn hier im Dienst steht und durchschnittlich 2300 Ft verdient. Ihm gefällt es hier sehr. Im Betrieb arbeiten zwei sozialistische Brigaden mit je 10 Mitgliedern und ei­ne mit 9 Mitgliedern. Die Brigaden ver­richten ihre Arbeit vorbildlich.Die Schü­lerin der Handelsschule Maria Mayer aus Csávoly arbeitet hier schon das dritte Jahr im Sommer, verdient täglich 40 bis 50 Ft. Mit dem Verdienst kleidet sie sich hübsch und geht auf Erholung an den Plattensee. Stefan Flock Baja BUDAPEST, 10. OKTOBER 1969 Um die Hitze in der Bäckerei zu mes­sen, braucht man ein besonderes Ther­mometer, das auch die Temperatur über 50 Grad Celsius anzeigt. Der 48jährige Bäcker in Szórnád, Josef Bánkúti, steht gerade vor dem Backofen und bereitet ihn zum Backen vor. Vor und in der Bäckerei warten die Kunden, darunter viele Kinder. Es werden gerade die von den Kunden in Backkörben mitgefcrach­­ten noch rohen Brotlaiber in den Ofen geschoben. Bei dieser Arbeit darf man den Meister nicht stören. Seine Frau gibt ihm die Riesenbrote zur Hand. Mit geübten Handgriffen formt er die Teig­masse, macht oben mit dem grossen Messer zwei Schnitte, das Brot wird dann noch mit einer Bürste nass ge­macht und dann in den Ofen geschoben. Ich befragte nun die Kunden, denn ich war neugierig darauf, wer heute noch Brot backen lässt und nicht ferti­ges Brot kauft. Aus den Antworten er­fuhr ich, dass die Kunden fast alle Mit­glieder der örtlichen LPG sind. Wie ich später vom Bäcker erfuhr, bäckt er wöchentlich ungefähr 100 Laiber Haus­brot. Vor vier bis fünf Jahren betrug diese Zahl noch 300 Stück. Die Tatsa­che, dass immer weniger Menschen sich mit dem Kneten der Brotmasse zuhause abplagen, hängt auch bestimmt damit zusammen, dass der Bäcker selbst täg­lich 300 Brote im Interesse der guten Versorgung der Szomóder bäckt. Auch ich kostete das Brot der Bäckerei Bán­kúti und kann versichern, dass es von ausgezeichneter Qualität ist. Kapelle in Szórnád, die zu Hochzeiten und Bällen aufspielte, unterrichtet den Kindern heute noch Musik, repariert auch sehr geschickt Uhren und elektri­sche Haushaltsmaschinen. Was ist sei­ne Lieblingsbeschäftigung? „Das Musizieren war für mich grosse Freude, die Musik hebe ich sehr. Des­halb höre ich viel Radio und setze mich vor den Fernsehapparat meist nur, wenn Sportveranstaltungen gesendet werden. Denn das Fernsehen ist zeitraubend. Man sitzt untätig da, wogegen man ne­ben dem Radio alles machen kann. In meiner Freizeit nehme ich die Noten­hefte hervor, manchmal auch meine Ziehharmonika. Meine Frau spielt Kla­vier und mein Schwiegersohn auf allen Blasinstrumenten. Oft machen wir zu unserem Vergnügen Hausmusik. Und noch eins: Man sucht gerne den Ort auf, wo man seine Jugend verbrauchte, so fahren wir mit der Familie fast jedes Wochenende nach Budapest, oft aber auch in die Berge. Wir gehen in Buda­pest auch viel ins Theater. Im Sommer suchen auch wir Erholung und Erfri­schung in den Bergen oder an der Do­nau.” „Und der Nachwuchs? Ich sah einen kleinen Jungen in der Bäckerei, der überall dort war, wo Sie sich aufhiel­ten.” „Unser Enkelkind, der Meine Bengel, der treibt sich den ganzen Tag bei mir in der Werkstatt herum. Besonders das Kneten gefällt ihm, er möchte es im­mer nachmachen. Aber er ist erst zwei Jahre alt. Mal sehen, ob man über­haupt noch Bäcker braucht, wenn er gross wird, oder ob die Maschinen dann schon alles machen. Jedenfalls wird er mir bestimmt viel helfen, wenn er ein bisschen grösser wird, denn er verträgt sogar die grosse Hitze, wenn er nur in der Bäckerei bleiben darf. Er ist unsere grösste Freude.” Eva Mayer „Geschlossen von 2—4” Diese Aufschrift ist an der Tür der Bäckerei und der danebenstehenden Wohnung zu lesen. In dieser Zeit ruht sich der Bäcker ein wenig aus, denn er steht ja jeden Tag schon um halb vier auf. „Die Kunden kommen gewöhnlich, bis sie bei uns Licht sehen, also den gan­zen Tag durch, so hängt die Tafel drau­­ssen, damit wir wenigstens zwei Stun­den am Tag ruhen können”, erklärt mir Josef Bánkúti. „Ihr Beruf gehört zu den sogenann­ten physischen schweren Arbeiten, war­um wählten Sie den Bäcker-Beruf?” „Eigentlich wurde ich nur »zufällig« Bäcker, das heisst, ich hatte keine bes­sere Auswahl. In den 30er Jahren herrschte eine grosse Arbeitslosigkeit, auch die Handwerkerfamilien lebten unter schweren Bedingungen. Mein Va­ter war Maurer. Und als es für mich Zeit war, einen Beruf zu wühlen, lag es nicht an mir, sondern an den Um­ständen, die einen dazu zwangen, dort Lehrling zu werden, wo es Kost und Quartier gab. So kam ich 1936 in eine grosse Bäckerei der Hauptstadt als Lehr­ling. wo ich drei Jahre später Bäcker­geselle wurde. In diesen drei Jahren habe ich meinen Beruf liebgewonnen, so dass ich, wenn ich nochmals wählen könnte, wieder nur Bäcker sein möchte. Die Materie, die wir formen, ist das Mehl, der Brotteig, das tägliche Brot ist unser tägliches Werk. Wir können die angefangene Arbeit nicht bis zum an­deren Tag beiseite legen, wie man es zum Beispiel mit Eisen oder Holz tun kann. Hier kann eine halbe Stunde Ver­spätung die Qualität des Brotes ver­schlechtern. Sechs Jahre lang arbeitete ich bei meinem Meister, ich war 20 Jah­re alt, als ich heiratete. Der Weltkrieg verschonte auch mich nicht. Aber ich geriet in sowjetische Kriegsgefangen­schaft, meldete mich dann später zu­sammen mit anderen ungarischen Sol­daten als Freiwilliger zum Kamvf ge­gen die Faschisten. Ich kam mit der Sowjetarmee bis Graz und rüstete als Soldat der ungarischen Volksarmee 1946 ab.” Nicht nur Bäcker Der geborene Szomóder kehrte nach langer Zeit wieder in sein Heimatdorf zurück, baute sich hier eine Bäckerei und verhess seitdem nicht das Dorf. Wie mir der Ratsvorsitzende erzählte, ist Jo­sef Bánkúti nicht nur ein guter Bäcker, sondern ein sehr vielseitiger Mensch. Vor vier Jahren leitete er noch eine Die materielle Anerkennung einer schweren Arbeit widerspiegelt sich in der neuen Verord­nung, die unsere Nationalitäten-Pädago­­gen einer Nationalitätenschulzulage teil­haftig werden lässt. Unseren Partei- und Regierungsorganen ist es bekannt, dass die in den Nationalitäten-Schulen (Kin­dergärten, Schülerheimen) durchgeführ­te Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Sprachlehrer vor viele Schwierigkeiten stellt, und deshalb muss diese Arbeit ho­noriert werden. Zahlreiche Beispiele untermauern auch bis jetzt diese Anerkennung: die Nationalitäten-Schülergruppen können auch eine geringere Schülerzahl haben; in den Nationalitäten-Kindergärten wurde die bis jetzt obligatorische Zahl von 25 auf 15 Kinder pro Gruppe ge­senkt; für die Entwicklung des Mutter­sprachunterrichts wurde die Zahl der Sprachstunden erhöht; nacheinander er­scheinen unsere Reformlehrbücher; für die Fortbildung unserer Pädagogen wur­de gesorgt; für die Lenkung der metho­dischen Arbeit wurde im Pädagogischen Landesinstitut der Nationalitäten-Lehr­­stuhl auf gestellt; mit der Einfuhr von ausländischen Lehr- und Hilfsbüchern mildern wir den Mangel an Fachbü­chern, und jetzt wird jeder Pädagoge, der eine Nationalitätensprache unter­richtet, eine zusätzliche materielle Zu­lage erhalten, damit die Entwicklung des Muttersprachunterrichts — so auch der deutschen Sprache — erfolgreich vorangetrieben wird. Die jetzt am 1. Oktober erschienene Verfügung des Ministers für Bildungs­wesen und des Arbeitsministers lässt jenen Pädagogen (Kindergärtnerinnen, Grund- und Mittelschullehrern, Erzie­hern, Kinderbeaufsichtigern, Fachin­spektoren, die die Kinder in zwei Spra­chen (in der Nationalitäten-Mutterspra­­che und in der ungarischen) beschäfti­gen, lehren, erziehen sowie jenen Lei­tern, die mit ihrer Organisations-, Len­­kungs- und Überprüfungsarbeit der Sa­che des Nationalitätensprachunterrichts dienen, rückgängig vom 1. September 1969 an eine besondere Funktionszulage, die sog. Nationalitäten-Zulage zukom­men. Das Zulagensystem fügt sich organisch in die derzeit gültige, die Arbeitslöhne der Pädagogen regelnde „Verfügung 110” ein. Die beiden Minister — in Ein­vernehmen mit dem Finanzminister und der Gewerkschaft der Pädagogen — mo­difizierten eigentlich den § 48 der Ver­ordnung über die Festsetzung der Ar­beitslöhne von in Lehrinstituten auf Grund- und Mittelstufe beschäftigten Pädagogen, jedoch ganz im Geiste der bisherigen Lohnvorschrift, deren Grund­prinzipien. Die Grundlage für die Nationalitäten­­schul-Zulage bietet das Stammgehalt und gelangt durch ein prozentuell be­rechnetes System zur Auszahlung. Man berücksichtigte zugleich die Schwierig­keiten der kleineren, von den Haupt­verkehrsstrassen entfernt gelegenen Ort­schaften, und die Gebietszulage der Na­­tionalitäten-Pädagogen in den zu den sog. B- und C-Gebietsgruppen gehören­den Schulen wird zum Grundgehalt hin­zugerechnet. Nach Addition dieser bei­den Summen werden die Prozente be­rechnet. (Sonstige, andere Zulagen dür­fen nicht eingerechnet werden.) Zulagen von io oder 5 Prozent Dementsprechend gebührt also eine 10 Pro­zent des Betrages vom Grundgehalt und Ge­bietszulage ausmachende Nationalitätenzulage gemäss der Einstufung — in Grundschulen und Gymnasien, mit deutscher Unterrichtssprache den Direktoren, den stellvertretenden Di­rektoren (ohne Rücksicht darauf, wieviele Stunden und in welchem Lehrfach sie unter­richten) , den Pädagogen, die die in deutscher Spra­che zu unterrichtenden Lehrfächer lehren (ebenfalls ohne Einschränkung auf Stunden­zahl und Lehrfach, aber immer gemäss der Vorschriften der letzten gültigen Stunden­pläne), den Pädagogen, die die für den mutter­sprachlichen Unterricht der Fachausdrücke vorgesehenen Lehrfächer in zwei Sprachen (in der Muttersprache und ungarisch), in 50 Prozent der wöchentlichen Pflichtstundenzahl oder darüber hinaus lehren. (Vorstehendes bezieht sich auch auf die Schulen mit Nationalitätenklassenzügen z. B. auf die Pädagogen des Budapester Eötvös-, des Pécser Leöwey-Gymnasiums!) Ebenfalls eine lOprozentige Nationalitäten­zulage gebührt in den Grundschulen, die die Nationalitäten-Muttersprache als Lehrfach un­terrichten, (Grundschulen mit Muttersprach­unterricht) den in zwei Sprachen (Muttersprache und ungarisch) unterrichtenden Direktoren (auch dann, wenn sie z. B. nur eine Nationalitäten- Schülergruppe unterrichten), ferner den Pä­dagogen, die vier und mehr Schülergruppen in ihrer Muttersprach unterrichten; — in Kindergärten, mit Beschäftigung auch in der Nationalitätensprache den leitenden Kindergärtnerinnen, wenn auch sie zweisprachige Gruppen beschäftigen, und den in zwei Sprachen Beschäftigungen ab­haltenden Kindergärtnerinnen (gleich in wie­­vielen Gruppen sie eine zweisprachige Be­schäftigung leiten) ; — in Nationalitäten-Schülerheimen, Kolle­gien und Tagesheimen, in denen man sich mit den Schülern auch in der Nationalitätenspra­che beschäftigt, den zum ständigen Kader der Institute gehö­renden hauptberuflichen, in zwei Sprachen (Muttersprache und ungarisch) Beschäftigun­gen abhaltenden Direktoren und stellvertre­tenden Direktoren, (hauptberuflichen) Erziehern, Kinderbeaufsichtigern und den ein Honorar erhaltenden Erziehern. — Den Nationalitäten-Fachinspektoren ge­bührt ebenfalls die Zulage von 10 Prozent. Die Hälfte der obigen Zulage, d. h. die 5 Prozent ausmachende Nationalitätenschul-Zu­­lage aufgrund des addierten Betrages des Grundgehaltes und der Gebietszulage gebührt gemäss der Einstufung: — in Grundschulen und Gymnasien mit Na­tionalitätenunterrichtssprache jenen Pädago­gen, die die zum Unterricht von Fachaus­drücken in der Muttersprache vorgesehenen Lehrfächer in zwei Sprachen (Muttersprache und ungarisch) in weniger als 50 Prozent der wöchentlichen Pflichtstunden unterrichten; — in Grundschulen, die die Nationalitäten­sprache als Lehrfach unterrichten (Grund­schulen mit Muttersprachunterricht) den Di­rektoren, die an der Organisierungs- und Auf­sichtsarbeit des Nationalitätensprachunter­richts teilnehmen, aber die Sprache selbst nicht unterrichten; ferner den Pädagogen, die die Muttersprache in ein, zwei oder drei Schü­lergruppen lehren; — in Kindergärten, die die Kinder auch in der Nationalitätensprache beschäftigen, den leitenden Kindergärtnerinnen, die sich an der Organisierungs- und Aufsichtsarbeit der Be­schäftigungen in der Nationalitätensprache beteiligen, sich aber nicht selbst mit den Kindern in der Muttersprache befassen. (Anmerkung: Unter Schülergruppe ist immer eine zum Lernen der deut­­chen Sprache organisierte Gruppe zu verstehen, die sich aus den Schülern einer oder mehrerer Klassen zusam­mensetzen kann.) Wenn in einer Institution ein oder meh­rere stellvertretende Direktoren tätig sind, kann nur jener Stellvertreter (und nur einer!) der Nationalitätenschulzulage teilhaftig wer­den, der an der Organisations-, pädagogi­schen, Aufsichts- usw. Arbeit des Nationali­tätensprachunterrichts teilnimmt. Eine wesentliche Massnahme der Verord­nung ist, dass den Berechtigten diese Zulage nur aufgrund eines einzigen Rechtstitels zu­steht. (Das heisst: Nationalitätenschulzulagen dürfen aufgrund von zwei oder mehreren Titeln nicht ausgezahlt werden.) Dagegen ge­bührt die Zulage auch — bei Erfüllung der zur Erhaltung der Zulage nötigen Vorausset­zung — nach der Entlohnung erfüllter Über­stunden. Die Zulage, die allen jenen Pädagogen seit langen Jahren zusteht, die irgendein Lehrfach ohne Nationalitäten-Lehrbuch unterrichten, bleibt auch weiterhin bestehen, so lange, bis alle Nationalitätenlehrbücher fertiggestellt sind. (Diese macht derzeit 100 Forint aus.) Zwecks Festsetzung und Auszahlung der Zu­lage für die einzelnen Pädagogen müssen die Leiter der Nationalitäten-Institutionen den die Pädagogen ernennenden Organen ihre Vor­schläge unterbreiten. Auch für die Hebung des Unterrichtsniveaus Wir sind uns dessen sicher, dass sich mit der Einführung der Zulage auch ei­nige personaltechnische Probleme schneller lösen werden: die Anstellung der absolvierten Hörer auf Nationalitä­tengebiet, die Senkung der Zahl der Ab­wanderungen usw., aber Hauptziel ist dies nicht. Mit dieser Zulage wollen wir in erster Linie die schwerere Arbeit anerkennen und dotieren, ferner — auch hiermit — das Niveau des deutschen Sprachunterrichts heben, seinen Wir­kungsgrad steigern. Der moralischen Anerkennung soll nun auch die mate­rielle Anerkennung, der materielle An­sporn folgen, und wir vertrauen darauf, dass in einigen Jahren die positiven Er­gebnisse dieses Anspornes sich auch auf eine bereits messbare Weise bemerkbar machen werden. Tibor Fekete

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