Neue Zeitung, 1970 (14. évfolyam, 1-52. szám)

1970-08-07 / 32. szám

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Dörfer „Heute beginne ich die Arbeit erst um 2 am Nachmittag. Ich bediene Bewässe­rungsmaschinen. Am Vormittag war ich im Wald. Als ich am frühen Morgen aufstand, sah ich, dass das Wetter sehr schön und klar ist. Ich griff zu meiner Jagdwaffe und ging in den Wald hinaus. Ich wollte Füchse jagen, denn diese schädlichen Tiere vermehren sich in der letzten Zeit beträchtlich und die Jagd­gesellschaft, deren Mitglied ich bin, be­schloss die Dezimierung der Füchse in den umliegenden Wäldern. Am Rande des Waldes versteckte ich mich im Ge­strüpp und wartete auf meinen Fuchs. Eine Stunde, zwei Stunden... Mein Fuchs wollte aber nicht kommen. Ich hatte eben heute kein Glück! Es tut aber nichts, morgen gehe ich wieder in den Wald. Zurück ins Dorf nahm ich meinen Weg entlang der Kukuruzfel­der, die ich schon seit einer Woche nicht mehr gesehen habe, und stellte mit Freude fest: der Kukuruz wird heuer doch einen schönen Ertrag brin­gen, trotz des ungünstigen Wetters. Alle LPG-Mitglieder hatten Angst, dass die­ses Wirtschaftsjahr sehr schlecht wird. Ich bin 68 Jahre alt, kann mich aber an einen so langen Winter wie den heu­rigen nicht erinnern. Vielleicht 1913, da war der Winter auch so kalt. Im alten Hauskalender meines seligen Vaters ist aus diesem Jahr vermerkt: „...am zweiten April war der Schnee vor un­serem Haus so hoch, dass ich meinen Sohn, nachdem ich ihn aus Spass in den Schnee geworfen hatte, mit der Schau­fel hab wieder ausgraben müssen ...” Der bejahrte Bauer Albert Bese plau­dert lustig darauflos. Ich traf ihn im Büro der LPG des kleinen Dorfes Be­­lecska im Komitat Tolna. Er hatte mit dem Hauptbuchhalter zu sprechen. Al­­bert-Vetter ist nicht nur ein guter Er­zähler, er weiss auch im Dorf gut Be­scheid. — Gehen Sie zu unserem Schul­direktor, der hat die Geschichte unseres kleinen Dorfes geschrieben — sagt er ... Das Dorf ist tatsächlich winzig klein, es zählt nur 580 Einwohner. Vor 300 Jahren war diese Ortschaft auf der Landkarte einfach als „Belszipuszta” bezeichnet, es gab hier nur drei-vier Häuser mit einem Einödhof. Das erfahre ich aber schon vom Schuldirektor Jo­hann Füredi, den ich in seinem Heim antreffe. — Die deutschen Siedler kamen Mitte des 18. Jahrhunderts nach Belecska. Leider stehen uns aus dieser Zeit nur wenige Angaben zur Verfügung, wir wissen nur soviel, dass sich unsere schwäbischen Urahnen schon damals mit der Landwirtschaft beschäftigten. Das Landgut gehörte zum benachbarten Dorf Miszla. Anfang des vorigen Jahr­hunderts hatte das Dorf deutsche Be­sitzer, Herrmann Herbl und Desiderius Honich, die später dem Österreicher Peter Preining das Gut verkauften. Die Bewohner waren meist Leibeigene. Seit 1820 heisst die Siedlung Belecska. Erst nach der Befreiung Einen Aufschwung in der Entwick­lung von Belecska brachte der Bau der Eisenbahnlinie in den Jahren 1886/88. Das Dorf wurde mit der Umwelt ver­bunden, die Ablieferung der landwirt­schaftlichen Produkte wurde leichter. Eine staubfreie Landstrasse in Rich­tung Pincehely wurde 1904 errichtet. Im Jahre 1898 wurde ein Rathaus, im Jah­re 1906 die Grundschule gebaut. Die Menschen lebten still dahin. Eine we­sentliche Veränderung brachte aber die Befreiung. — Der Grossgrundbesitz wurde unter den Belecskaer und Pincehelyer Söll­­nern auf geteilt — erzählt Schuldirektor Johann Füredi weiter. — Schon im Jah­re 1947 gründeten 17 Bauern die Bauern­genossenschaft und nach zwei Jahren betätigte sich schon die LPG. Noch 1947 wurde eine Brücke über den Kapos- Fluss gebaut, wodurch die Felder auf dem anderen Ufer leichter erreichbar wurden. Das Dorf erhielt im Jahre 1952 elektrischen Strom. Infolge der Elektrifizierung, der ge­nossenschaftlichen Produktion verän­derte sich das Gesicht der Gemeinde. Feste Gehsteige wurden entlang aller Strassen gebaut, ein Kindergarten im Jahre 1958 seiner Bestimmung überge­ben, Dämme entlang des Kapos gezogen. Nur ein Wasserwerk fehlt noch — Bis 1963 hatten wir schon alles, was so ein kleines Dorf praktisch braucht — sagt Peter Dévényi, der jun­ge Leiter der örtlichen Ratsfiliale. Be­lecska gehört nämlich verwaltungsmä­­ssig zu Pincehely. — In diesem Jahr wurde das Kulturhaus, das genossen­schaftliche Espresso, der Gemischtwa­renladen, die neuen Klassenzimmer in der Grundschule mit der dazugehören­den polytechnischen Werkstatt fertig. Belecska braucht nun noch ein Wasser­werk! Seit 1963 halten wir den Gemein­deentwicklungsfonds — jährlich 40 000 Forint — in Reserve, das Geld reicht aber leider noch immer nicht. Wenn wir keine andere Lösung finden, als das Geld aus dem Gemeindeentwicklungs-fonds zu sparen, wird das Zwergwasser­­weik mit den Wasserleitungen erst Ende des 4. Fünf jahrplanes fertig. Unlängst tauchte aber eine andere Idee auf. Die örtliche LPG „Szabadság” (Freiheit) beginnt im Herbst mit dem Bau eines hypermodernen Rinderkombinats. Dazu braucht sie viel Wasser, muss also ein Wasserwerk bauen. Das Rinderkombi­nat wird am Rande des Dorfes aufge­baut und laut Plan wird das Wasser gleichzeitig in die Reparaturwerkstatt und Gärtnerei der LPG — beide befin­den sich in der Mitte der Gemeinde — eingeleitet. Jetzt führen wir Verhand­lungen mit der LPG: sie soll mit unse­rer materiellen Unterstützung ein Was­serwerk mit grösserer Kapazität errich­ten, damit das Trinkwasser ins ganze Dorf eingeleitet werden kann. Die Be­völkerung verpflichtete sich zu freiwil­liger Arbeit: vor jedem Haus hebt man einen zwei Meter tiefen Graben für die Wasserleitung aus. Also, die Wasserlei­tung ist das wichtigste Vorhaben der Gemeinde. Belecska wurde ab dem 1. Juli 1970 verwaltungsmässig gemeinsam mit Keszőhidegkút an Pincehely ange­schlossen. Auch durch die Vereinigung können wir jetzt schon aus dem gemein­samen Gemeindeentwicklungsfonds hof­fentlich eine grössere Summe für den Bau des Wasserwerkes und der Wasser­leitungen erhalten. Auf den Paprikafeldern Der Grossteil der Arbeitsfähigen in Belecska arbeitet in der LPG. Auch die Jugendlichen. Nur ein paar Leute ar­beiten bei den Ungarischen Eisenbah­nen oder in der Bauindustrie. Die LPG „Szabadság” gehört zu den guten Genos­senschaften im Komitat Tolna. Vor ei­nem Jahr wurde sie, mit Zentrum Be­lecska, mit der LPG der benachbarten Gemeinde Keszőhidegkút vereinigt. Jetzt wirtschaftet die vereinigte LPG mit ihren 156 Mitgliedern auf 3500 Joch. Hauptbetriebszweige sind die Rinder­und Schweinezucht, die Zucht von Fut­terpflanzen und die Gärtnerei. Die LPG verfügt vorläufig über keine Nebenbe­triebe, die aber notwendig wären, da­mit man die ständige Beschäftigung der Mitglieder das ganze Jahr hindurch si­chern kann. In diesen Wochen herrscht wie überall auch in dieser LPG Hoch­betrieb, man ist mitten in der Ernte und es ist auch die Zeit der grossen Arbeiten in der Gärtnerei. Und bald beginnt man mit dem Bau des schon erwähnten Rinderzuchtkomplexes. — Bisher brachten wir von 118 Joch die Wintergerste ein — sagt der LPG­­Vorsitzende Ferenc Pere. — Und auch die Ernte des Weizens ist schon im Gan­ge. Die ganze Ernte dauert drei Wo­chen und zwar mit drei Kombinen. Et­wa 17 Doppelzentner Weizen werden wir pro Joch einbringen können. Das ist ein durchschnittlicher Ertrag. Die­ses Wirtschaftsjahr fing wegen des un­günstigen Wetters schlecht an, die Fort­setzung war aber besser, und so ver­ursachte der lange Winter bei uns ei­gentlich keine besonderen Schwierigkei­ten. Wenn auch das Getreide und der Kukuruz einen mittelmässigen Ertrag versprechen, hoffen wir doch, den Aus­fall durch bessere Erträge in der Gärt­nerei wettzumachen. Die LPG „Szabadság” verfügt über eine 60 Joch grosse Gärtnerei. Der grösste Teil wird ständig bewässert. Die Hauptprodukte sind Gurken und Papri­ka. Sie werden auf je zehn Joch ge­züchtet und auf dem übrigen Gelände baut man verschiedene Gemüse an. In Gesellschaft des jungen Hauptagro­nomen Imre Csonka schaue ich mir die Paprikafelder an, sie liegen etwa drei Kilometer vom Dorfe entfernt. Schon von weitem sehen wir die sich drehen­den „Wasserkanonen”, die riesigen Be­wässerungsanlagen. An diesem Nach­mittag arbeiten hier etwa 20 Frauen und Mädchen. Sie hacken die Paprika­pflanzen. — Acht bis zehn Stunden arbeiten wir hier am Tag — sagt mir Frau Anna Müller. — Dafür bekommen wir am Tag 100 Forint in bar, denn die LPG bezahlt seit zwei Jahren nicht nach dem Arbeitseinheitensystem, sondern in Bargeld. Damit sind wir zufrieden. Auch meine Tochter, die jetzt Ferien hat, hilft mit. Sie spart für hübsche Kleider. Sie kann in der LPG schönes Geld verdienen, denn auch sie kriegt am Tag 100 Forint. Wir verdienen jetzt besser Auch Frauen aus Keszőhidegkút ar­beiten jetzt hier. Die LPG konzentriert ihre Arbeitskräfte immer auf jenes Ge­biet, wo man sie am meisten braucht. — Zuerst hatten wir ein wenig Angst vor der Vereinigung — erzählt mir Frau Magdalene Paul aus Keszőhideg­kút, die jetzt gerade auf dem Hotter von Belecska den Paprika hackt. — Wir dachten, wir müssten zuviel hin- und herfahren. Die sechs Kilometer sind aber nicht zu viel, besonders dann, wenn die LPG uns mit ihrem LKW je­den Tag hin- und zurückbefördert. Und jetzt, nach der Vereinigung, verdienen wir auch besser als zuvor. Die LPG in Keszőhidegkút war nämlich eine schwa­che Genossenschaft. Der Hauptagronom Imre Csonka ist mit den Paprikafeldern sehr zufrieden. — Dieser sandige Boden ist optimal für Paprika geeignet, da er sich leicht erwärmt. Die Paprikaschoten verkaufen wir in ihrer ganzen Menge der Konser­venfabrik in Paks und den Staatsgütern und LPG im Komitat Paprikasamen. Die Gärtnerei wird in Zukunft insofern entwickelt, dass nach der Einleitung des Wassers noch zehn Treibhäuser in Be­trieb gesetzt werden. Im September nimmt die LPG ihre bisher grösste Investition in Angriff: den Bau einer Rindermastanstalt mit einem Fassungsvermögen von 420 Rin­dern. Dieser Komplex wird einer der grössten und modernsten im ganzen Ko­mitat sein. Man baut ein zentrales Milchhaus mit den dazu gehörenden Milchleitungen und -röhren, einen klei­nen Betrieb für die Aufarbeitung der Milch, Maschinen und Laufbänder für den Futtertransport. Alles wird mecha­nisiert. Die Bauarbeiten dauern zwei Jahre. — Noch heuer erweitern wir unseren Maschinenbestand mit neuen Traktoren und verschiedenen kleineren Landma­schinen. Den Traktorenbestand möchten wir in zwei Jahren typisieren, ab die­sem Jahr kaufen wir nur noch Trakto­ren vom Typ MTZ und UE-28. Die neuen Landmaschinen sollen in erster Linie der Zucht und der Einbringung des Kukuruzes dienen — so der junge Hauptagronom. Wir möchten auch gern eine schwäbische Kulturgruppe sehen! Am späten Nachmittag gehe ich ins Kulturhaus von Belecska. Dort treffe ich Johann Füredi wieder, der nicht nur die Grundschule leitet, sondern auch der Kulturhausdirektor ist. — Dieses Kulturhaus wurde im Jah­re 1963 errichtet — erklärt er mir, — mit einem ziemlich grossen Kostenauf­wand. Es ist aber leider nicht gut aus­genutzt. Besonders jetzt im Sommer. Fast in jedem Heim in Belecska gibt es einen Fernsehapparat, mit dem wir den „Wettkampf” nicht aufnehmen können. Nur der Jugendklub betätigt sich erfolgreich, sogar im Sommer. Die Jugendlichen haben hier ihren Platten­spieler, ihr Tonbandgerät und auch ei­nen Fernseher. Sehr oft kommen die Mädchen und Jungen hier zusammen, um zu plaudern oder zu tanzen. Sie füh­len sich wohl hier. Auch die KJV-Ver­­sammlungen werden im Klubraum ab­gehalten. Der Jugendklub bildet den ei­nen Teil der kulturellen Tätigkeit im Dorfe, den anderen stellen die verschie­denen naturwissenschaftlichen oder landwirtschaftlichen populärwissen­­schaftlichenVorträge dar, die bei uns — ich kann es ehrlich behaupten — gern und von vielen besucht werden. Heuer organisierten wir elf Vorträge und je­desmal war der grosse Saal des Kultur­hauses bis zum Bersten voll. Ab und zu laden wir auch Beatensembles aus der Hauptstadt nach Belecska ein oder Volksliedersänger. Diese Art der Ver­gnügung ist ebenfalls sehr beliebt. Zwei­mal in der Woche kann man ins Kino gehen, leider sind die meisten Filme, die wir ausleihen können, schon ziem­lich alt. Und schliesslich steht unsere Bibliothek mit etwa 4000 Bänden zur Verfügung der Belecskaer. Und noch et­was — fügt er hinzu. Die deutschen Kulturgruppen haben mit dem Deut­schen Verband schon fast überall in der Umgebung gastiert, nur bei uns noch nie. Auch die Belecskaer möchten gern einmal eine deutsche Kulturgruppe auf der hiesigen Bühne sehen und sich am schönen Programm ergötzen. Vielleicht würde dies auch unsere Jugendlichen zu einer ähnlichen Tätigkeit anregen. Balázs Kratochwill Blick auf die Hauptstrasse von Belecska Hauptagronom Imre Csonka und im Hintergrund eine „Wasserkanone” Auf dem sandigen Boden wächst der Paprika mastig. Besonders, wenn er häufig gehackt wird. Auf dem Bild: Die Frauen aus Belecska und Keszőhidegkút Fünfundzwanzig Jahre nach Potsdam... Am 2. August war es ein Viertel­jahrhundert her, dass die siegrei­chen Grossmächte das Übereinkom­men unterschrieben, welches die Ge­schichte unter dem Namen „Pots­­damer Abkommen” registriert. Über diese Abmachung Hesse sich heute viel schreiben! Wir könnten auch erklären, dass der Geist Pots­dams nicht ins Grab gestiegen ist, aber es genügt wohl festzustellen, dass das Abkommen heute besonders aktuell ist. Jetzt finden zwischen der Sowjet­union und der Bundesrepublik Deutschland die Gewaltverzichtver­handlungen statt, jetzt besitzt West­deutschland zum erstenmal seit ei­nem Vierteljahrhundert eine Regie­rung, die — wenn es sich auch nur um Anfangsschritte handelt — doch etwas tut, um die Beziehung zu den sozialistischen Ländern zu verbes­sern. Und das ist im wesentlichen der Weg zur Wahrung des europäischen Friedens, der auch einen wesentli­chen Platz im Potsdamer Abkom­men einnimmt. Die damaligen Staatschefs der Westmächte kamen auch im Abkommen darin überein, dass zuallererst der Faschismus und seine Kriegsmaschnerie vollkommen ausgemerzt werden muss. Unter der deutschen Spielart des Faschismus — des Nazismus — verstanden sie damals nicht nur die Hitler’sche Clique, sondern auch die Ideologie und die Politik des Faschismus, die nur ein einziges Mittel kannte: die rohe Gewalt. Das Potsdamer Ab­kommen legte klar fest, dass die wichtigste Voraussetzung zur Siche­rung des Friedens der unerbittliche Kampf gegen den Militarismus und Faschismus — sowie gegen alle ihre ideologischen und politischen Offen­barungen ist. Es is klar, dass sich die jetzigen Verhandlungen, wenigstens von sei­ten der sozialistischen Gesprächs­partner, auf dieser prinzipiellen Ebe­ne bewegen — wer könnte also be­haupten, dass das Potsdamer Ab­kommen überholt sei? Diese Faktoren müssen heute auch im Anfangsstadium der Verhandlun­gen erneut betont werden, denn die Geschichte hat es bereits erwiesen, dass das Potsdamer Abkommen von seiten der Unterzeichneten Gross­mächte nur die Sowjetunion einge­halten hat. Auf einem Teil des Terri­toriums des gewesenen Dritten Rei­ches erstand der erste Arbeiter-Bau­­ern-Staat, die Deutsche Demokrati­sche Republik, die — sich die Be­schlüsse des Potsdamer Abkommens zu eigen machend — den Faschismus und seinen Geist schonungslos aus­rottete und damit bewies, dass man auf deutschem Boden einen Staat ins Leben rufen kann, der einen organi­schen Teil in der grossen Familie der um den Frieden kämpfenden Völker bildet. Als wir diese Tatsa­chen festlegen, müssen wir zugleich auch derüber sprechen, dass die Westmächte sehr rasch das Abkom­men verletzten und alles unternah­men, um die Beschlüsse des Potsda­mer Abkommens als überholt hinzu­stellen. Dulles und Adenauer, die man heute als die Väter der Politik der Stärke betrachtet, waren nur Nachahmer. Der Erschaffer der Po­litik der Stärke war eigentlich der deutsch-italienische Faschismus, der die internationalen Verträge und Übereinkommen als Papierfetzen an­sah und offen verkündete, dass nur derjenige in internationalen Angele­genheiten recht hat, der stark ist. Nun, aus der Politik der Stärke re­sultierte der kalte Krieg, dessen Fah­nenträger ausser dem amerikani­schen Imperialismus in Europa West­deutschland war und das zwanzig Jahre hindurch drohte, den europäi­schen Frieden zu sprengen. Und dass die Explosion nicht zustande­kam, hing nicht von den Anhängern der Politik der Stärke ab, sondern von der Kraft der Sowjetunion und des sozialistischen Lagers. Ein Vieerteljahrhundert nach dem 2. August 1945 erkannten die nüch­tern denkenden Elemente in West­deutschland den Bankrott, das Ver­sagen der Politik der Stärke, was sie an den Verhandlungstisch zwang. Das sind Gedanken, die anhand der diplomatischen Verhandlungen, die heute in schicksalsentscheidenden Fragen in Europa, und setzten wir gleich noch hinzu, in vieler Hinsicht der Welt geführt werden, jedermann an das Abkommen erinnern, das vor 25 Jahren die siegreichen Gross­mächte in Potsdam unterzeichnet haben. BUDAPEST, 7. AUGUST 1970

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