Neue Zeitung, 1984 (28. évfolyam, 1-52. szám)

1984-05-19 / 20. szám

6 NEUE ZEITUNG Deutsch Wettbewerb im Gymnasium Béla III. Komm und zeig, was du kannst! Am 27. April kam es in Franken­­stadt/Baja, im Gymnasium Béla III., zu einem Deutsch Wettbewerb. Bis­her hat nur das Leo-Frankel-Gym­nasium sowas organisiert. Die etwa 35 Teilnehmer traten in vier Kate­gorien auf: Vortrag von Gedichten und Prosawerken, Gesang, Musik, und schließlich „Sonstiges“, wobei auch deutsche Melodien, Instru­mente, sogar deutsche Volkstracht nicht zu kurz kamen. Und damit erweckten die Wettbewerbler Sym­pathie für die deutsche Kultur. Alle gewannen etwas: eine von jetzt an noch tiefere Liebe zur deutschen Sprache. Rudolf Pencz Frankenstadt Eva Berwinkl und Josef Szöts waren Gewinner im Gesang Der Chor hat einige Volkslieder gesungen Eine lustige Szene aus dein „Ehelehen” brachte Anikó Kricskovits und Zsolt Némethy auch einen ersten Preis. Foto: Ludwig Pencz László Ritzel: For tunas Krieger Still kämpfe ich jenen adligen Krieg, In dem friedliche Beruhigung der Sieg, In dem mein köperloser Körper eine atmende Skulptur, Welche die umformende Hand der Zeit überfuhr, In dem oft verständnislos sagt mancher: „Traumhafte Träume träumst du Träumer.“ Meine leisen Töne schallen fort, Nehmen in Besitz den tauben Ort, Da der Sinn schafft auf Platz, Das verhehlt der einfache Satz: „Im Wind bin ich schwankender Lein, Im Staub ein weiterrollender Stein, Im Fluß fortkräuselnde Welle, Im Dunkel ein Funk’ der Helle.“ Das Schicksal hebt, läßt fallen, Mein Mut standhaft, trotz allem; Und ich fliege, Wie flügellahmer Flieger, Ich gelte als Fortunas Krieger. PREISSCHRIFTEN ZUM SCHÜLER WETTBEWERB Geschichte der Ungarndeutschen in meinem Heimatdorf Gara In unserer Zeit, in den 80er Jah­ren, als die Leute immer weniger Zeit für die Umgebung, für die Mit­menschen und für die Vergangenheit haben, trifft man doch immer mehr Bestrebungen, die Vergangenheit, die Gewohnheiten und Sitten der Großeltern, Urgroßeltern zu erwek­­ken. Schöne Beispiele dafür gibt es auch in meinem Heimatdorf, wo die Zahl der Deutschen und Buniewazen größer ist als die der Ungarn. Auf die Verschiedenheit der Bewohner verweist die Vielfalt der Namen, wie z. B. bei den sogenannten Bunie­wazen (Zomborcsevics, Kricskovics, Majsztrovics) sowie bei den Schwa­ben (Merkl, Keller, Schmitt und auch mein Name Kühner). Es gibt aber viele Leute, die leider — trotz ihrem anderssprachigen Namen — nur die ungarische Sprache kennen. Zum Glück ist es bei unserer Familie nicht so, meine Großeltern und Eltern sind schwäbischer Abstam­mung. So habe ich die deutsche Sprache schon in meinem Kindesal­ter gelernt. Sowohl in der Grund­schule als auch jetzt im Gymnasium beschäftige ich mich gerne mit den Gewohnheiten und Sitten der Un­garndeutschen. Lage und Geschichte von Gara Gara liegt im südlichen Teil des Tieflandes, im Komitat Bács-Kiskun. Die frühere Siedlung hieß „Gradina“ und erstreckte sich westlich des heutigen Gebietes. Der Name „Gra­dina“ bedeutet „Burgruine“, denn hier stand einmal eine Burg. Die Benennung Gara stammt vom slawischen Wort ,,Gora“, dessen Be­deutung Berg ist. Da in der Nähe des Dorfes kein Berg stand, so be­bekam es den Namen wahrscheinlich nicht davon, sondern von einem sla­wischen Familiennamen. Die Geschichte des Dorfes kann man bis zum 13. Jahrhundert zu­rückverfolgen. Eine verbürgte ur­kundliche Schrift beweist, daß das Dorf schon am Ende des 13. Jahr­hunderts (1290—1301) existierte. Die Garaer Deutschen, die sog. „Schwaben“, kamen während der Zeit von Maria Theresia in den Jahren um 1760 in unser Dorf. Ganz genaue Angaben von der Ansiedlung sind nicht zurückgeblieben. Als Her­zog Grassalkovich das Dorf in seinen Besitz nahm, zogen die Deutschen hierher. Gara ist im Jahre 1764 ein von Deutschen und Buniewazen be­wohntes Dorf. Im Jahre 1877 bilden die Deutschen schon die Mehrzahl. Von dieser Zeit blieb die Benennung ,,Deutschgasse“ erhalten, die auch heute von den Einwohnern so ge­nannt wird, unabhängig davon, daß sie Dózsa-György-Straße heißt. Die Benennung ist nicht zufällig, denn in dieser Gasse hatten sich die ersten deutschen Familien niedergelassen. Nach kurzer Zeit zogen aber die, die etwas reicher waren, in die sog. „Großgasse“, in die heutige Kossuth- Lajos-Straße. Nennenswert ist noch die ,,Gernreichgasse“, die jetzt Petöfi- Sándor-Straße heißt. Diesen Namen bekam sie davon, daß hier solche Familien wohnten, die in der „Groß­gasse“ keinen Platz bekamen und sich deshalb beeilten, soviel Geld zu erwerben, damit sie sich in der „Großgasse“ ein Haus bauen konn­ten. Die zwei reichsten Bauern, die in Gara lebten, waren die Familien Kainer und Gatti. Im Sommer 1946 begann die Aussiedlung der deut­schen Familien nach Deutschland. In der Bundesrepublik wohnen die aus Gara ausgesiedelten Deutschen in der Umgebung von Augsburg, Bad Kissingen, Bad Neustadt, Ebers­­berg, München, Ulm und Wolfrats­hausen. Gara ist ein Vielnationalitätendorf, da neben den südslawischen, unga­rischen und deutschen Urbewohnern auch noch Sekler hier leben. Mit großer Freude lernen die jungen Leute voneinander die verschiedenen Tänze, Lieder und Traditionen. Es gibt eine dreisprachige Natio­nalitätenschule. Eine große Zahl der Kinder beherrscht neben der ungari­schen sowohl die deutsche als auch die südslawische Sprache. Die Zahl der Schwaben beträgt heute in Gara 290. Auf den Nationalitätencharak­ter des Dorfes deuten auch noch die dreisprachigen Aufschriften an den Geschäften und an den öffentlichen Gebäuden hin. Die Volkstracht der Deutschen Die Frauen hatten lange Röcke an. An Werktagen trugen sie ein­fache Kattun- und Barchentröcke. Sonntags und an Feiertagen hatten sie Seidenkleider an. Die jungen Mädchen zogen sich in die Kirche ganz weiß an. Sie trugen über dem Hemd ein „Lewes“, dazu eine weiße Halskrause. Später, auf Wirkung der Buniewazen, kamen die längeren Blusen in Mode. Auf dem Kopf wur­de eine Haube getragen, die gestickt und mit Silberfransen oder Perlen geschmückt war. Das kulturelle Leben Frühere Aufzeichnungen beweisen, daß sich in Gara als erster János Gogrinyi im Jahre 1755 mit dem Unterricht beschäftigte. Zu dieser Zeit war noch keine Schule im Dorf. 1791 war schon der größte Teil der Einwohner deutsch, so wählten sie den ersten deutschen Lehrer, Jo­hann Sommer. Damit wurde der Deutschunterricht eingeführt. In wel­chem Jahr die erste Schule gebaut wurde, ist nicht bekannt. Wahr­scheinlich entstand der erste Schul­raum 1811. Im Jahre 1955 wurde die „Deutschsprachige Grundschu­le“ gegründet. Diese Schule ist die „Schal-Schule“, die bis 1972 funktio­nierte. Da wurde ein neuer Schultyp gegründet. Die Nationalitätenschü­ler erlernen die Muttersprache in der Schule, hier lernen sie auch die Überlieferungen, das Brauchtum ih­rer Nationalität kennen. Dies be­deutet, daß der Nationalitätenun­terricht sich nicht nur auf das Er­lernen der Sprache beschränken darf! Man unterscheidet drei Haupt­gebiete bezüglich des Nationalitä­tenunterrichtes : 1. Nationalitätenumgebung 2. Nationalitätenleben: Tanz, Ge­dicht, Prosa, Pflege der Traditio­nen 3. Unterricht der Nationalitäten­sprachen Das heutige Leben der Deutschen Die Ungarndeutschen leben nicht mehr isoliert von den anderen Men­schen, das beweisen z. B. die ge­mischten Ehen. Die Jugend unter­hält sich in einem Kulturhaus oder Wirtshaus. Es werden auch gemein­same Bälle gehalten. Jedes Jahr in der Faschingszeit werden die alten Sitten neubelebt, z. B. Schwaben­­ball, Spinnball. Den Nationali­tätencharakter des Dorfes bemerkt man auch an Vorstellungen, wo im­mer Gedichte oder Bühnenstücke dreisprachig vorgetragen werden. Die Garaer Bevölkerung will auch weiterhin so glücklich, friedlich und freudevoll nebeneinander leben. Ich beende meine Arbeit von der Geschichte der Ungarndeutschen in Gara mit einem Gedicht. Dieses Ge­dicht wurde in Gara geschrieben und auch gesungen: Wie soll ich denn mein junges Leben, so schon wie eine Rose blüht. Einem solchen Burschen geben, der so viele andre Mädchen liebt. Rosenrot sind seine Wangen, zuckersüß ist auch sein Mund. Denn ich hab von ihm empfangen, tausend Kuß in einer Viertelstund. Denn ich hab. . . Anikó Kühner Leo Frankel Deutschsprachiges Gymnasium 4. Klasse Andreas Bánsági: Mädchen aus Wirtshäusl, Grafik 20/1984 Marta Fata Entwicklungsprozess Ich werde sein gut werde ich sein sehr gut werde ich sein Selbstbewußtsein.

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