Neue Zeitung, 1998 (42. évfolyam, 1-52. szám)
1998-06-13 / 24. szám
NZ 24/98 GEMEINSCHAFTEN D E R UNGARN DEUTSCHEN 3 „Ich bleibe in der LdU” Vorstandsmitglied Franz Schmidt ins Parlament gewählt Unter den 148 Abgeordneten von FIDESZ-Ungarische Bürgerliche Partei sitzt auch Franz Schmidt (Moor), Vorstandsmitglied der Landesselbstverwaltung der Ungamdeutschen, im neuen Parlament. Die NZ sprach mit dem Abgeordneten, der an der Arbeit des Minderheitenausschusses teilnehmen möchte. Herr Schmidt, wie haben Sie das Wahlergebnis und die Stunden danach erlebt? Es war für mich ein sehr großes Erlebnis. Ich selbst habe es zuerst nicht glauben können, daß ich gewonnen habe. Sie sind zur Zeit Vorstandsmitglied der LdU. Kann diese Mitgliedschaft aufrechterhalten bleiben, und womit möchten Sie sich im Parlament vor allem beschäftigen? Ich möchte natürlich weiterhin Mitglied der LdU bleiben, und mich auch an der Arbeit des Vorstandes gern beteiligen. Im Parlament habe ich vor, auf wirtschaftlichem Gebiet und in Minderheitenangelegenheiten aktiv zu werden. Diese Frage ist um so wichtiger, da man noch nicht klar wissen kann, welchen Standpunkt Fidesz in Sachen Minderheiten vertreten wird? Ich muß gleich feststellen, daß ich kein Mitglied der Partei bin, ich bin von Fidesz nur unterstützt worden. Ich gehe aber davon aus, daß Fidesz uns, also die Minderheiten, unterstützen und fördern wird. Fidesz muß ja auch einsehen, daß hier eine bedeutende Anzahl von Minderheitenangehörigen lebt. Das Minderheitengesetz muß also auf jeden Fall geändert werden. Die Koalition steht aber noch nicht, und so müssen wir zuerst sehen, wie sie ausschauen wird. Könnte im Parlament Ihres Erachtens auch eine „ungarndeutsche Lobby” entstehen? Ich habe selbst schon mit zwei Abgeordneten gesprochen, die zwar Mitglieder anderer Parteien sind, aber sich aus persönlichen Beweggründen damit beschäftigen und an der Arbeit des Minderheitenausschusses teilnehmen möchten. Herr Abgeordneter, wir danken Ihnen für dieses Gespräch! char Dreifaltigkeitsdenkmal eingeweiht Als vor über 200 Jahren (1762) die große Pestepidemie in Ofen vorbei war, ließen die Wuderscher, denen die Reiche Ried (das heutige Gazdagrét) gehörte, ein Dreifaltigkeitsdenkmal errichten. Die Selbstverwaltung der Ungamdeutschen im XI. Budapester Bezirk ließ diese Statue dank Spenden und Fördergeldem in zweijähriger Arbeit restaurieren. Bei der feierlichen Neu-Einweihung am 7. Juni hob Bürgermeister Szegedi die gute Partnerschaft zwischen der kommunalen und der deutschen Selbstverwaltung hervor. Das Denkmal wurde von Pfarrer László in deutscher und ungarischer Sprache gesegnet. Einen Kranz legte auch der Vorsteher von Bad Cannstatt (der Partnerstadt des XI. Bezirkes), Fischer, nieder. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Kapelle der Weiner-Leo-Musikschule. Die Einweihung war Teil des Tages der Minderheiten, der am 6. Juni mit einem Diskussionsforum begann. Hier referierten der Ombudsmann der Minderheitenrechte sowie Abgeordnete des Bezirkes darüber, wie sie die Rolle der Minderheiten in europäischer Dimension sehen. Am Kulturprogramm beteiligte sich auch der gemischte Chor aus Werischwar/Sanktiwan unter der Leitung von Franz Neubrandt. Blickpunkt Kommunalwahlen LdU-Vorstand in Wesprim (Fortsetzung von Seite 1) sei nur dann möglich, wenn die Landesselbstverwaltung Eigentumsanteile erhalte. Dies wird vom Gemeinderat akzeptiert. Entstehen könnte im wunderschön gelegenen Waschlud ein zentrales Jugend- und Weiterbildungslager, mit vielen internationalen Veranstaltungen. Eine endgültige Entscheidung soll binnen weniger Tage auf einer Sitzung des Gemeinderates fallen, an der auch Vertreter der LdU teilnehmen werden. Mit großer Anerkennung nahm der Vorstand den Bericht des Kulturausschusses zur Kenntnis, in dem es hieß, die Zahl der Mitgliedsensembles im Landesrat Ungamdeutscher Chöre, Tanzgruppen und Kapellen sei bereits auf 426 angewachsen, zahlreiche Groß- und Kleinveranstaltungen seien bereits durchgeführt worden. Wie Vorsitzender Josef Baling meinte, sei vor allem das große Interesse der Jugend erfreulich. Nach dem Bericht des Rechts-Ausschusses, der von Dr. Michael Józan-Jilling vorgetragen wurde, war sich der Vorstand einig: wenn nicht anders, dann müsse durch die Änderung der LdU-Satzung erreicht werden, daß Ausschußmitglieder, die nie bei Sitzungen erscheinen, ausgeschlossen werden können. Auch der Bericht des Kontrollausschusses, vorgetragen vom Vorsitzenden Dr. Wendelin Albert, wurde mit großer Anerkennung angenommen. Auf der Sitzung in Wesprim sprach sich der Vorstand für eine enge Zusammenarbeit mit dem Weltdachverband der Donauschwaben aus, eine Mitgliedschaft werde jedoch momentan nicht angestrebt. In einer kontroversen Diskussion über die bedauerlichen Vorgänge bei der Deutschen Bühne in Seksard kam man zwar zu keinem Beschluß, doch wurde Vorsitzender Lorenz Kerner beauftragt, den Protest der LdU an den Vorsitzenden des Komitatstages der Tolnau weiterzuleiten. Wie Dr. Józan-Jilling sagte, könne die DBU, die zur Zeit ohne Ensemble und Spielplan dasteht, nicht einfach der weiteren Willkür des Komitatstages überlassen werden. char Forum über Minderheitenunterricht Der Minderheitenunterricht sei das effektivste Instrument der Beseitigung der benachteiligten Lage der Minderheiten und deshalb von grundsätzlicher Bedeutung, unterstrich Minderheitenombudsmann Dr. Jenő Kaltenbach auf einem von der Nationalitätensektion der Pädagogengewerkschaft veranstalteten Forum. Er berief sich auf die Erfahrungen der im März abgeschlossenen Untersuchung des Minderheitenunterrichts, als er betonte, die Verwendung der Minderheitenquote sei katastrophal”, und es sei gang und gäbe, daß die kommunalen Selbstverwaltungen die Normativen „vereinnahmen”. Seiner Beurteilung nach würden wahrscheinlich nur weniger als 50 Prozent der 3,5 Milliarden Forint, die vom Unterrichtsbudget für die sog. Kopfquoten der Minderheiten zur Verfügung stehen, tatsächlich Minderheiteninstitutionen zufließen. „Ein Rechtsstaat kann sich nicht erlauben, daß die Organe des Rechtsstaates ständig das Gesetz verletzen”, meinte Kaltenbach. Wie die Generalsekretärin der Pädagogengewerkschaft ausführte, sei die Reduzierung der Unterrichtsstunden das Wesentliche des Nationalen Grundlehrplans (NAT). Werde jedoch im Interesse des Nationalitäten-Sprachunterrichts die Stundenzahl erhöht, werde eben das A und 0 von NAT in Frage gestellt. Wohltätigkeitskonzert in Sirtz Am 31. Mai fand in der Sirtzer Abteikirche das traditionelle Pfingstkonzert statt, welches die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung in jedem Jahr organisiert. Chöre aus Sirtz, Ujflu, Unterrohr (Österreich) sowie das Bläserquintett und die Kindergruppe der Antal-Békefi-Grundschule in Sirtz ließen Lieder von Mozart, Bach, Mendelssohn und Koringer erklingen. Pfingstmontag sangen die Steirer, die einzige ausländische Gruppe, in der kleinen Barockkirche. Der deutschstämmige Priester Hugo Franz Sirbeck zelebrierte nach 48 Jahren zum erstenmal wieder die heilige Messe in unserer Muttersprache. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland besuchten das Wohltätigkeitskonzert. Die Einnahmen spendet die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung dem Zisterzienserorden zur Restaurierung der Kirche. Auf diesem Wege möchten wir vor allem dem Amt für Ethnische und Nationale Minderheiten unseren Dank für seine Unterstützung aussprechen. Auch allen Chorleitern und Chormitgliedem möchten wir ein Dankeschön sagen, die uns halfen, unsere Identität wieder zu erlangen. Josef Lingl Ladányi