Neue Zeitung, 2010 (54. évfolyam, 1-53. szám)

2010-02-05 / 6. szám

NZ 6/2010 Unter dem Titel „Alajos Stróbl (1856 - 1926) - Der letzte Kavalier der Romantik“ ist bis zum 22. Mai im Molnár C. Pál Atelier-Museum (Budapest XI., Ménesi út 65) eine aus dem Familienbesitz zusammenge­stellte interessante Ausstellung zu besichtigen. Die Enkelkin­der haben die originalen Objekte, Möbel, Zeichnungen, Kleinplastiken und Fotogra­fien zur Verfügung gestellt und der Kunsthistoriker István Bizzer hat die ganze Dokumentation kuratiert. Bis Ende Mai werden auch sehr attraktive Programme angeboten, z. B. Projektionen der Stereo-Foto­grafien, die von der Frau des Bild­hauers ein Leben lang aufgenom­men worden waren, des weiteren ein Gespräch, geführt von Gábor Gundel Takács mit den Stróbl- Alajos Stróbl: Luischen (1884) Alajos Stróbl: Unsere Mutter (1891), kolorierte Gipsvariante GESCHICHTEN Der Bildhauer als Privatmensch Enkelkindern oder eine Stadtrund­fahrt mit Besichtigung der zahlrei­chen Monumentalplastiken. Eines der fünf lebenden Enkel­kinder, der pensionierte Agraringe­nieur Mátyás Strobl, hat bei der Vernissage einige „Familienge­heimnisse“ verraten. So beispiels­weise, daß die weiße Carraramar­morbüste aus dem Jahre 1884 die fünfjährige Luischen Kratochwill darstellt, die eine Stiefcousine des Künstlers war und später seine Ehefrau geworden ist. Man erfuhr, daß der junge Bildhauer das kleine Mädchen mit süßem Gebäck ins Atelier gelockt hatte, damit es die langen und langweiligen Modellsit­zungen „überstehen“ konnte. Viele Jahre später, als frisch gebackene Ehefrau, mußte sie früh morgens mit ihrem Handtuch aus dem Woh­nungsfenster winken, um die Begrüßung ihres Ehemannes - als Pferdereiter mit Trompete - ent­gegenzunehmen. „Der letzte Kavalier der Romantik“ organisierte oft und gerne auch ande­re lustige oder seriöse Festivitäten der „Bohe­mewelt“, von kostümier­ten Tanzabenden über Prominentenempfänge bis zu pompösen Trauer­feierlichkeiten und machte überhaupt aus Epreskert im VI. Bezirk (dem Gelände der heuti­gen Kunstuniversität) einen dauerhaften Publi­kumsmagneten (siehe die zahlreichen Stereofotos mit dem ruhenden oder arbeitenden Künstler, aber auch elegant geklei­det, entweder in Magna­tentracht - die Original­stiefel sind in der Aus­stellung auch zu sehen - oder in Frack und Zylin­der, den Kaiser Franz Joseph bei seiner hiesi­usw.). Die dekorative Metallume mit Bergarbeiterreliefs fertigte er als Triesnitzer Lehrling für seinen Vater, der die Tabakblätter für seine Pfeife darin lagerte und den näch­sten Generationen überließ. Die folkloristisch geschnitzten Bauern­möbel stammen auch aus dem Ate­lier, ebenso wie die empfindliche Gipsbüste der Mutter, deren end­gültige und ganzfigurige Marmor­variante in den Millenniumsjahren vom Staat gekauft wurde, danach ins Budapester Museum für Schöne Künste kam und auf der Pariser Weltausstellung 1900 eine Goldme­daille brachte. Die Gesichtszüge der Mutter trägt auch die Hauptfigur des Semmelweis-Denkmals, das Alajos Strobl 1906 in Huldigung des „Ret­ters der Mütter“ schuf. Die Familienerinnerungen halten höchst konfidenziell fest, daß einige von den prominenten Modellen nicht besonders von ihren Plastik­kopien begeistert waren, z. B. als Stróbl für das neu erbaute Opern­haus die sitzenden Figuren von Franz Liszt und Franz Erkel kreier­te; Liszt war der Meinung, er stehe dort genau wie ein Portier, und Erkel wünschte, die Neugierigen sollten lieber nicht diese Marmorstatue betrachten, sondern seine musikali­sche Tätigkeit lebendig genießen. Gern arbeitete der Bildhauer mit dem Architekten Alois Haussmann am sogenannten „Matthias-Brun­nen“ in der Ofner Burg zusammen, deshalb verzichtete er auch auf sein Honorar, aber er gewann als morali­sche Anerkennung der Kollegen die goldene Medaille der Gesellschaft der bildenden Künstler. Diese spek­takuläre Jagdszene ist inzwischen eine der meist fotografierten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt geworden. István Wagner Alajos Stróbl: Der Matthias-Brun­nen (1904) gen Visite begleitend Alajos Stróbl: Semmelweis-Denkmal (1906) Alajos Stróbl: Franz Erkel (1881) Drillingsgeschichten Beschränkung Kinder beschrän­ken, dar­über soll­ten sich alle Paare schon im voraus im klaren sein. Selbst wenn man erst schwan­ger werden will, muß man sich schon an bestimmte Regeln halten. Ist das Kind dann da, werden die Tage, die Monate und das ganze Leben nach ihm gerichtet. Vor dem Kindersegen in meinem Leben habe ich manche Termine schon zwei Jahre im voraus geplant, Urlaube oder Weiterbildungen waren kein Problem. Heute sage ich zu jeder Verabredung als quasi Kleingedrucktes dazu: „Wenn nichts dazwischenkommt!“ Krank­heiten, Veranstaltungen im Kinder­garten oder das Ausfallen meiner Babysitter müssen ständig einkal­kuliert werden und ein Notfallplan muß parat sein. Doch das Leben wird nicht nur von Kindern eingeschränkt. Hat man ein Haustier, muß man genau­so bestimmte Regeln einhalten. Der Hund muß regelmäßig gefüt­tert werden, er muß Spazierenge­hen, um sein „Geschäft“ zu erledi­gen, und ohne Fürsorge geht jedes Tier ein. Selbst Pflanzen haben einen Anspruch auf ständige Betreuung, denn nach einem drei­wöchigen Sommerurlaub des Hausherrn wären wohl alle Garten­­und Zimmerpflanzen nur noch zum Wegwerfen geeignet. Mancherorts haben sogar Häuser einen Sitter, um die Einsamkeit heil zu überste­hen. Christina Arnold 5

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