Neue Zeitung, 2014 (58. évfolyam, 1-52. szám)

2014-10-10 / 41. szám

2 Nach einjähriger Planung wurde in Schambek nach 40 Jahren wieder ein Weinlesefest veran­staltet. Der Leitgedanke war, die kulturelle Vielfalt des heutigen Schambek soll vertreten sein. Ungarn, Schwaben, Sekler und Roma haben ihre Kultur gezeigt. Am Umzug am 27. September nah­men 26 festlich geschmückte Pferde­kutschen teil. Ungefähr 200 Trach­tenträger und bekannte Persönlich­keiten der Gemeinde machten mit. Sogar Bürgermeister Zsolt Cenger- Zalán und Pfarrer Martin Holnapy waren dabei. Während des Umzuges, der fast 300 Meter lang war, musi­zierten drei Kapellen. Die Schwowi­­schi Buam aus Kirne machten ungamdeutsche, die Kapelle Szeret ungarische und die Kapelle Sárközi Zigeunermusik. Auf rund neun Sta­tionen wurden von den Tanzgruppen Höcögő/Csicsergők und Lochberg ungarische und ungamdeutsche Tänze vorgeführt. Nachher wurde man über­all hervorragend bewirtet. Wein, Schnaps, Pogatschen, Gebäck waren die meist angebotenen Köstlichkei­ten. Und als die Pferdekutschen wie­der losfuhren, fing man an zu singen. Dabei haben uns der Deutsche Chor mit Akkordeonbegleitung, der Gesangkreis Keszkenő und der Völks­­liederkreis geholfen. Auch der Freun­deskreis der Traditionsbewahrer fuhr mit. Die alle haben ihre eigenen Strei­fenwagen gehabt, die man schon am Freitag schmücken musste. So war der Umzug eine Augenweide! Obwohl das Weinlesefest seit der Zwischenkriegszeit ein fester Bestand­teil der Schambeker Traditionen war, kam mit der Vertreibung eine Pause. Bei der Erforschung dieser Tradition haben uns die Aufzeichnungen von Dr. Elisabeth Budai-Hajdú und Pater Martin Anton Jelli geholfen: „Vor dem Festzug versammelten sich die Teilnehmer vor dem Großen Wirts­haus. Vom ging der Sauhalter/Schwei­­nehüter, eine große Peitsche in der Hand, mit der er - Donnerschlägen gleich — knallte, damit alle hörten, daß sich der Festzug nähert. Ihm folgten die Husaren, Betyárén und Tschiko­­sen, je nachdem, welche Tracht sie sich besorgen konnten. Sie ritten auf festlich geschmückten Pferden. Danach kamen einige Masken, haupt­sächlich Jugendliche zu Fuß. Sie erschreckten die zuschauenden Kin­der, indem sie diese schwarz bemalen wollten. Sechs oder sieben schön auf­­geputzte Kutschen folgten dann, in denen je ein Bursche mit einem besonders hübschen Mädchen saß. Die Mädchen standen in großen Weinbütten auf Streifenwagen. Der Richter trug eine schwarze Pelzmütze und einen schwarzen Schnuranzug, die Richterin hatte einen Schopf gebunden. Auf einen Streifenwagen stellte man einen Bottich, rundherum standen Mädchen, die Traubenwinze­­rinnen oder Hirtenmädchen, die wäh­rend des Festzuges ungarische Lieder sangen. Es folgte ein schmutziger, schlampiger Bauemwagen, gezogen von einem alten, hinkenden Gaul, der anstatt mit ledernen Zügeln mit Schnüren eingespannt war. Auf dem Wagen war eine Hütte aus Säcken und Decken gebaut. Es saßen schwarz geschminkte Kinder im Wagen. Vom beim Kutscher saß die Zigeunerin, eine Pfeife im Mund und ein kleines Wickelkind im Arm. Eine lustige Zigeunerkapelle schloß den Festzug. Sie fuhren durch die Gassen von Schambek hinüber nach Tök, dort die Hauptstraße entlang bis zum Wirts­haus, wo die Burschen etwas tranken, dann kamen sie auf einer anderen Stra­ße nach Schambek zurück und stiegen vordem Großen Wirtshaus aus.“ Das Weinlesefest wurde hauptsäch­lich von der Handwerkerjugend orga­nisiert, die mehr den damaligen „magyarisierenden Tendenzen“ aus­gesetzt war. Sie haben ihre „ungari­schen Trachten“, in denen die Scham­beker am Weinlesefest teilnahmen, von den Töker Ungarn ausgeliehen. Die Bauernjugend hat bei diesem Ereignis die Pferde, Kutschen und Wagen gestellt. Trotzdem war es ein großes Fest der Gemeinschaft, da man mit der Arbeit in den Weingärten fer­tig war und endlich den guten Wein genießen konnte. Am Wochenende konnte sich die vielfältige Gemeinschaft Schambek für eine gute Angelegenheit zu­sammentun. Eine Tradition wurde wieder zum Leben erweckt. Es ist ein hervorragendes Gefühl, zusammen zu sein und die Lieder und Tänze unserer Nächsten zu erlernen oder gemeinsam zu singen. Beim Ball war erstaunlich, wie sich die Menschen zur Musik dreier Kapellen amüsierten. Nie wurde eine Pause gemacht, egal ob ungari­sche, schwäbische oder Zigeunermu­sik spielte. Herzlichen Dank an die Organisa­toren: Csilla Balázs (Leiterin des Kul­turinstituts und der Bibliothek), József Lovász, der den Traum hatte, die Tra­dition wiederzubeleben, und an die Leiter der Schambeker Zivilorganisa­tionen. Förderer der Veranstaltung war die Stadtverwaltung Zsámbék. Sandra Titanilla Fuchs Weinlesefest in Schambek Perle des Ofner Berglandes feierte nach 40 Jahren wieder Doppelte Identität. Mitglieder der Lochberg-Tanzgruppe als Hirtenpaare in Schambeker Tracht und in „magyarka“. Foto: Tamás Bors GEMEINSCHAFTEN DER U N G A R N D E U T S C H E N NZ 41/2014 Inselfest im sorbischen Radibor Das Inselfest in Radibor hat eine lange Tradition und es fand schon zu DDR-Zeiten mit Erfolg statt. Unter schat­tigen Eichen am Rande des Sportplatzes liegt ein kleiner Teich und in dessen Mittelpunkt eine kleine Insel, die über eine Holzbrücke zu erreichen ist. Diese Insel gab auch dem 2002 von Heimatfreunden gegründeten Ver­ein den Namen, der auch diesmal mit der Organisation glänzte. So wird das Abfischen immer zu einem Höhe­punkt im Dorfleben. Einen Tag vorher wird der Teich abgelassen und die gefangenen Fische werden an Ort und Stelle verarbeitet oder verkauft. So gibt es gebratenes Karpfenfilet mit wür­zigem Kartoffelsalat und Räucherfisch. Für diejenigen, die Fisch nicht mögen, stehen eine Gulaschkanone und Bohneneintopf bereit. An zahlreichen Ständen bieten Händ­ler ihre Ware feil. Bereits zum 4. Male war eine Delegation aus der Partnergemeinde Kockrsch/Kakasd aus der Tolnau dabei. Und von ihrer berühmten Fischsuppe blieb auch diesmal kein Tropfen übrig. Am Kessel standen Bürger­meister Károly Bányai und der Musiklehrer Josef Elmau­er. Den Verkauf übernahm die charmante Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Kockrsch und Managerin der Neuen Zeitung, Monika Hücker. Da wie jedes Jahr das Wetter mitspielte, war die Feier zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit, an der Ungarn einen entscheidenden Anteil hat, ein voller Erfolg und hat auch die beiden Orte wieder näher aneinander wachsen lassen. Heinz Noack Károly Bányai und Josef Elmauer bei der Zubereitung der Fisch- Kassenwärterin suppe Wudy Monika Hücker mit Marie

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