Neue Zeitung, 2016 (60. évfolyam, 1-53. szám)

2016-04-08 / 15. szám

Das Volk des Neuen Bundes Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr ver­kündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu sei­nem wunderbaren Licht. (1. Petr 2, 9) ... die ihr einst »nicht ein Volk« wart, nun aber »Gottes Volk« seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid (Ho­­sea 2,25). Wie entsteht ein Volk? Wie de­finiert sich ein Volk? Wenn wir uns in der Welt umsehen, dann meistens über die Sprache, die Kultur, über die gemeinsame Geschichte — und neuerdings auch wieder verstärkt durch die Grenzen, die man an­deren gegenüber zieht. „Ihr seid anders als wir. Das gehört uns. Euch lassen wir nicht hinein“. D a könnte man natürlich fragen, wo so ein Volk vor 1000 oder 1500 Jahren gewe­sen ist und wie es hierher kam. Von dem Werden eines ganz anderen Volkes spricht der Petrusbrief, nämlich dem neutestament­­lichen Gottesvolk, der Kirche. Sie besteht aus Menschen, die aus allen Nationen kom­men, alle möglichen Sprachen sprechen und verschiedenen Kulturen angehören - sie ist im wahrsten Sinne des Wortes mul­ tikulturell, multinational und multilingual. Sie umfasst Gläubige von Nordamerika bis Russland und China, von Europa bis Afrika, von Arabien bis Südamerika, von Australien bis zum Nordpol. Sie kennt nur ein Oberhaupt, und das ist Christus, der Herr, der aber unser aller Bruder und Freund ist und der die Herrschaft der Mächtigen ablehnt. Dieses Volk hat keinen Nationalstolz, sondern lebt von Gnade und Vergebung. Die Menschen dieses Volkes sollen einander und andere lieben. Grenzen bedeuten diesem Volk gar nichts. Dieses Volk ist offen für andere und lädt andere ein, dazu zu gehören - ohne viele Papiere und lange Wartezeiten und Kontrollen, ein­fach durchs Bekenntnis und die Taufe. Und wer dazukommt, ist willkommen, ja aus­erwählt, und erhält königliche Ehrentitel. Ein Märchen, oder? - Nein, Gottes Wort. Ihr Pfarrer Michael Heinrichs Ostern in Schambek Die ungamdeutsche Jugend des Ofner Berglandes pflegt auch heute zahlreiche Traditionen, die während der Osterzeit von unseren Ahnen begangen wurden. So wird der mehr als 300 Jahre alte Brauch, nämlich der Gang um Ostertau am Ostersonntag noch von vielen Kindern, Jugendlichen und von ihren Eltern begangen. A ber nicht nur um Ostern wird in Schambek das Erbe der Ahnen in Ehren gehalten. Seit letztem Jahr wird in der Kirche ein deutschsprachiger Kreuzweg begangen. Die Mitglieder des örtlichen deutschen Chors und die Schüler der Miklös-Zichy-Grundschule haben dieses Jahr die Geschehnisse einzelner Stationen in deutscher Sprache vorgelesen. Unter der Leitung von Richárd Illés sang der Chor alte deutsche Kirchenlieder. Der Kreuzweg wurde von Pater Márton D. Holnapy geführt. V or Tagesanbruch am Ostersonntag geht man in Schambek auf den Kalva­rienberg, um den Ostertau zu sammeln. Dieser Tradition wird seit 14 Jahren wieder organisiert nachgegangen. Der aus Schambek stammende Pater Martin Anton Jelli beschreibt den Brauch so: „Wie die Frauen in der Heiligen Schrift zum Grab, so gingen voatogs, also vor Tagesanbruch (oft schon um zwei Uhr), viele Fromme ’um einen Ostertau’, das vom Himmel gefallene Lebenswasser, auf den Kalvarienberg. Dabei sollten sie ’unbeschrien’ ankommen, d. h. nicht angesprochen werden. Am Ostermontag konnte dies auch noch geschehen, dann hieß es, man sei ’Emmaus gegangen’.“ D ie Mitglieder der Lochberg-Tanzgruppe pflegen diese Tradition mit Leib und Seele. Dass die Jugendlichen diesen Brauch sehr ernst nehmen, zeigt sich dadurch, dass jedes Jahr die ganze Gruppe in der Tracht vor Tagesanbruch auf dem Kalvarienberg, bei den Kreuzen erscheint. Dieses Jahr musste man auch die Uhren umstellen, so konnte man vor dem Gang weniger schlafen. Trotzdem waren wir vollzählig, in Begleitung unserer Freunde, Bekannten und Familienmitglieder dabei. A ls Vorbeterin dieses Ereignisses stelle ich fest, dass ich dieses Jahr den schönsten Gang um den Ostertau erleben konnte. Als wir den Ostertau vor dem Christuskreuz mit unseren Händen sammelten und bekreuzigten, sind die ersten Sonnenstrahlen über dem Ofner Bergland erschienen. Die alten, deutschen Gebete aus dem Gebetbuch von Maria Raab (1895 - 1920) verliehen dem Ostertausammeln eine besondere Atmosphäre. Die ganze junge Gemeinschaft in den wunderschönen Schambeker Trachten betete deutsch und vor unseren Füßen erstreckte sich das Schambeker Becken. (Fortsetzung auf Seite 16)

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