Neue Zeitung, 2019 (63. évfolyam, 1-38. szám)

2019-08-02 / 31. szám

Neue Zeitung, Nr. 31/2019, Seite 3 Gemeinschaften der Ungarndeutschen Rumäniendeutsche Journalistin ist „Ausländsdeutsche des Jahres“ Die Zeitungsmacherin und Theaterautorin Elise Wilk bekam rund 40 % aller Stimmen Von Anfang Juni bis Mitte Juli konnten Deutsche in aller Welt darüber abstimmen, wer „Ausländsdeutsche des Jahres“ werden soll. Drei Frauen standen im Finale (NZ 25/2019). Ausschlaggebend bei diesem internationalsten deutschsprachigen Wettbewerb war nicht die Schönheit der Teilnehmerinnen, sondern vor allem ihr Engagement für die eigene Kultur und für die Medien in der eigenen Muttersprache. Es konkurrierten eine Deutsche aus Frankreich, eine Deutsche aus Spanien und eine Rumäniendeutsche miteinander. Nun ist die Auszählung abgeschlossen und das Ergebnis steht fest. Siegerin ist die Rumäniendeutsche Elise Wilk aus Kronstadt in Siebenbürgen. Sie erhielt rund 40 Prozent der etwa 9.100 abgegebenen Stimmen aus aller Welt. Besonders viele Stimmen kamen aus Deutschland, Osteuropa, Südeuropa und Österreich. Die Siegerin Elise Wilk (37) leitet die Lokalredaktion der täglich erscheinen­den „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ)“ in Kronstadt. Außerdem ist sie erfolgreiche Autorin von Theaterstücken. Ihre Familie ist seit Jahrhunderten in Siebenbürgen verwurzelt. Die Region, zu der auch Kronstadt gehört, wurde ab etwa 1150 von Deutschen besiedelt und gehört heute zum Staatsgebiet Rumäniens. Von der deutschen Minderheit in Ru­mänien (dazu zählen hauptsächlich die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben) wurde eine einzigartige deutschsprachige Infrastruktur aufge­baut - mit zahlreichen Vereinen, Schu­len, Kirchen, Theatergruppen, TV-Pro­­grammen und Zeitungen. Die Tages­zeitung „ADZ“ konnte am Anfang die­ses Jahres bereits ihren 70. Geburtstag in ihrer Bukarester Zentrale feiern. Elise engagiert sich neben ihrer jour­nalistischen Arbeit stark in der Min­­derheiten-Selbstverwaltung der Sieben­bürger Sachsen und schreibt Stücke für rumänisch- und deutschsprachige Thea­ter in ihrer Heimat. Mehrere davon wurden auch in andere Sprachen über­setzt, im Ausland aufgeführt und mit Preisen ausgezeichnet. Das Magazin „Forbes“ kürte sie 2014 zu einer von 20 Trendsetterinnen und Trendsettern Rumäniens. 2018 wurde sie von der Zeitschrift „Decat o Revista“ in die Liste der „100 Personen, die das Ru­mänien von morgen prägen werden“ aufgenommen. Björn Akstinat, Leiter des Netz­werks der deutschsprachigen Aus­landsmedien (IMH-Intemationale Me­dienhilfe): „Dieser zweite Durchlauf des Wettbewerbs war wieder ein voller Erfolg. Er wird auch in Zukunft wei­tergeführt. Die Aktion soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisheri­gen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe in deutschen Vereinen, Me­dien und sonstigen Institutionen mo­tivieren. In vielen deutschen Institu­tionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbe­werbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Ausländsdeut­schen stärker aufmerksam zu ma­chen.“ (imh) Schlüsselwort: Vertrauen Ob beim Brexit, den US- oder zuletzt den EU-Wahlen - „alternative Fakten“ liegen so hoch im Kurs wie nie. Aber was passiert, wenn Fakten nicht mehr akzeptiert werden und die wahren Tat­sachen verloren gehen? Bewusste Falschmeldungen gibt es schon seit Menschen Politik machen und Kriege gegeneinander führen. Im Grunde hat sich also nur eines verän­dert: der Aufwand. Der war in den ver­gangenen Jahrhunderten nämlich deut­lich höher. Musste Octavian noch modifizierte Münzen in Umlauf brin­gen um das Ansehen seines Rivalen Marcus Antonius zu schädigen, können heute in den sozialen Netzwerken in­nerhalb von wenigen Sekunden „alter­native Fakten“ geteilt werden. Bei den EU-Wahlen ertrank Europa regelrecht in Desinformation. Zu den verbreiteten Falschnachrichten gehörte unter anderem ein gefälschtes Video, welches angeblich Migranten in Italien, die ein Polizeiauto zerstören, zeigt. Fast zehn Millionen Menschen sahen diese Spielfilmsequenz, welche schon vor Jahren als gefälscht erkannt wurde - was aber anscheinend keine Rolle spielte. Viele Intemetnutzer, die Fake News verbreiten, tun dies sogar unbe­wusst. Denn grundsätzlich kann man keiner Information ansehen, ob sie falsch oder richtig ist - das gilt auch für die Nachricht aus der Tageszeitung. In allen Lebensbereichen kompen­siert der Mensch sein fehlendes Wissen über Expertinnen. Bei Krankheit wird auf den Rat der Ärztinnen gehört und die Kleinen werden morgens in den Kindergarten gebracht, ohne an der Kompetenz der Erzieherinnen zu zwei­feln. Vertrauen ist das Schlüsselwort. Auf die Nachrichtenmedien bezogen bedeutet das also, eine Nachricht wird dann für wahr gehalten, wenn ihrem Urheber vertraut wird. Fake News komplett aus dem Netz zu verbannen scheint unmöglich, viel mehr sollte der Fokus darauf gelegt werden, das Vertrauen in die Institu­tionen Politik und Medien wieder her­zustellen. Denn das Problem sind nicht die Urheber solcher alternativen Fak­ten, sondern die Menschen, die ihnen Glauben schenken. Marie Kohles

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