Neuer Weg, 1966. október (18. évfolyam, 5417-5442. szám)

1966-10-01 / 5417. szám

Die Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements einmonatig 6,50 Lei, vierteljährig 19,50 Lei, halbjährig 39 Lei, ganzjährig 78 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Brief­trägern und den freiwilligen Zeitungs­verteilern entgegengenommen Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung: Bukarest, Piaţa Scinteii. Telefon : 17 60 10, 17 60 20 (Zentrale), 181217 (Redaktion), 1816 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz 18. Jahrgang / NT. 5417 Bukarest, Samstag, 1. Oktober 1966 Einzelpreis 25 Bani Erntefest Tag der Ernte. Es ist kein Ernte­tag, sondern der erste Ruhetag und Feiertag nach der Ernte. Und dies, das Ruhen und das Feiern, Freude und Besinnung machen das Mass dieses Ereignisses gewiss nicht aus. 1 Das ganze Werden und Reifen ei­nes Jahres ist in diesem Augen­blick enthalten. Nicht nur das, was der Sonnenschein vieler Wochen und der Regen, der in diesem Jahr nicht ausblieb, nicht nur, was der Boden, dieser reiche gute Boden unserer Heimat, an Früchten ge­bracht hat, soll an diesem Fest der Ernte gezeigt werden ; auch jene sollen genannt werden, die der Sonne, dem Regen und auch dem Boden dazu verhalfen, überhaupt das zu sein, was sie sind. Aus die­sem Arbeitsverhältnis, das auf viele Tausende Jahre guter und bitterer Erfahrung zurückreicht, geht heuer, wie seit eh und je, die gleiche immerwahre Wahrheit her­vor, dass der Brotspender der ^Menschheit, der Mensch selbst ist. An diesem ersten Sonntag im Ok­tober, der im Wechsel der Jahres­zeiten dort angesiedelt ist, wo ein altes Jahr des Feld- und Garten­baues endet und ein neues Land­wirtschaftsjahr beginnt — an die­sem Sonntag, der in unserem Land, in Stadt und Land, zum Feiertag der Ernte ausgerufen wurde, wird durch die Teilnahme des ganzen Volkes noch weit mehr hervorge­hen als diese Grundwahrheit von der ewigen Partnerschaft und Gegnerschaft zwischen Mensch und Natur :' eine Auseinandersetzung, die an der Wiege des Fortschritts der Menschheit stand und uns auch heute noch in neuem, kosmisch er­weitertem Rahmen vorwärtsbringt. Der Begriff der Arbeit selbst wird in vielen Teilen der Welt auf diese — nach den Worten der Dichter und Denker — schönste Beschäfti­gung des Menschen zurückgeführt. Zu den ersten Arbeitern dieser Welt gehörten die Bauern, die den Pflug schufen und die Tiere zähmten. Eigentlich schufen sie nicht nur das Arbeitsgerät allein. Stammen nicht auch die Pflanzen, das Brotgetreide, der Mais, die Sonnenblume, die Traube, wie sie in ihrer heutigen Form wachsen, vom Bauern ? Sind nicht auch unsere Agrarwissen­schaftler selbst auf der höchsten Stufe der Wissenschaft zugleich die besten Meister des Ackerbaus und der Tierzucht ? Kommt nicht hohes Denken und Können, historisch zu­rückgeführt, aus der elementaren Betätigung des Menschen ? Von hier aus, aus der Kultur des Bo­dens, wuchs die geistige Kultur, deren Blütenreichtum, über den Liedschatz und die Vielfalt folklo­­ristischer Schöpfung des Volkes hin­aus, auch heute noch seine tiefe Verwurzelung im Urboden der Landschaft hat. Dieser Verbundenheit des Volkes, seiner Sitten und Bräuche, unter denen das Erntefest immer eine Kernstellung eingenommen hat, ent­spricht die grossangelegte Veran­staltung der Erntefeier, die an die­sem Sonntag in allen Dörfern und Städten zugleich stattfinden soll. So soll es von nun an in jedem Jahr am ersten Oktobersonntag sein, wie es in dem Beschluss von Partei und Regierung heisst. f Es werden nicht nur Landwirt­schaftsausstellungen eingerichtet, nicht allein der Most soll fliessen und die Würstchen sollen braten, und auch die vollen Traubenkörbe werden nicht die einzigen Zeugen der reichen Ernte dieses Jahres sein. Die Städter, die Arbeiter aus den Betrieben, werden auf das Land zu ihren Freunden kommen, und die Künstler, die Tänzer und Sänger werden zeigen, dass Kultur und Agrikultur nicht nur den Wort­stamm gemeinsam haben. Diesem Ereignis gemäss haben überall grosse Vorbereitungen statt­gefunden. Die schönsten Früchte aus Garten und Feld werden ein­gebracht, um an der Schau teilzu­nehmen, die sich in Städten und auf Märkten über Wochen erstrek­­ken soll. Auch wurden die schön­sten Zuchttiere ausersehen. Die Ge­nossenschaftsbauern, die Arbeiter der Staatsgüter, unsere Meister der Äcker wollen zeigen, was gemein­schaftliches Schaffen, was die so­zialistische Landwirtschaft, die sich mit der Wissenschaft und Technik, mit dem perspektivischen Denken verbündet hat, zu leisten imstande ist. Und jeder wird sehen können, dass dort der Berufsstolz und die Festfreude ám stärksten ist, wo Können und Fleiss am grössten sind. Die tüchtigsten Bauern feiern auch ihre Feste am schönsten. Das kann man bei den Genossenschafts­bauern der Heide genauso sehen wie bei ihren Kollegen an der Ko­kéi. Und besonders gut wird man es in der DobrudsCha sehen, wo die Ernten der letzten Jahre mehr als in manch anderen Gegenden Anlass zu schönem Festefeiern sind. Die Tanzgruppen, die Sänger und Vor­tragskünstler und auch die Sport­mannschaften haben eifrig ge­probt, damit die Umrahmung des Festes seinem farbenfrohen Inhalt angemessen ist. In Bukarest bereitet sich Bacchus persönlich auf einen Triumphzug vor, der bei Festbe­leuchtung und Karneval auf dem Bukarester Herästräu-See stattfin­den soll. Aber auf den Dörfern wird es ein musikalisches Feuerwerk ge­ben, dessen Leuchtkraft über viele Berge und Täler reichen wird. So werden die Banater Blasmusiken und die Siebenbürger Adjuvanten gewiss nicht weniger zu tun haben als die Volksmusiker vom Argeş, vom Alt, von der Marosch oder Somesch. Das ist überall beschlos­sene Sache, dass es hoch hergehen wird. Wenn von einem Fest die Rede ist, soll man nicht an die Arbeit denken. Wo getanzt und gut ge­schmaust wird, dort wird getanzt und geschmaust. Und wo gesungen wird — „da lass dich ruhig nieder“ — heisst das Dichterwort, das wir ganz auf die gegebene Situation an­wenden wollen. Doch es gibt einen Zusammenhang zwischen Fest und Arbeit, der hier auf so besondere Weise augenscheinlich ist, dass er nicht übersehen werden kann. Das Fest der Ernte ist Rückschau, ist Ausruhen und kräftigende Freude als volle Hinwendung zum morgi­gen Tag : ein Tag, der vielen Ar­beitstagen vorausgeht, die den Tag bringen, an dem die Freude wieder geerntet wird. Unterwasserkabel gelegt Vadul Oii. — Arbeitsgruppen des Bukarester Unternehmens Elec­­tromontaj haben dieser Tage ein Unterwasserkabel durch die Donau gelegt, das mit der jüngst fertigge­stellten 110-kV-Linie Galatz—Brăi­la—Gura Ialomitei—Giurgeni ver­bunden wurde und so den zweiten Anschluss der Dobrudscha an das Landesverbundnetz verwirk­licht. Der Anschluss hat sich als notwendig erwiesen, da die eigenen Stromquellen der Dobrudscha — Ovidiu II, Năvodari u. a. — dem stets ansteigenden Energieverbrauch der Region nicht mehr genügen. Das 864 Meter lange- Kabel — 760 Meter liegen unter Wasser — wurde mit Hilfe von zehn Schlep­pern in einer Rekordzeit montiert. Im nächsten Monat soll zwischen Galatz und Macin der dritte Un­terwasseranschluss (Landesverbund­netz — Dobrudscha) zustande kom­men. UND ERNTE beschäftigen in diesen Tagen alle Kräfte der Landwirtschaft. Während auf dem Staats­gut Odobeşţi die Weinbereitung anläuft, haben es die Staatsgutsarbeiter von Chirnogi (Region Bukarest) mit grossen Maisflächen zu tun, die für den folgenden Anbau geräumt werden Fotos: Agerpres Heute 6 Seiten • Aus Stadt und Land • Kultur und Leben 8 Rundfunk und Fernsehen 8 Aussenpolitik 8 Zum Wochenende Neues Rüstzeug für Hunedoara Hunedoara (NW). —- Seit Jahres­beginn wurde das Hüttenkombinat Hunedoara mit neuen technologi­schen Anlagen im Wert von 172 Millionen Lei ausgestattet. Dazu ge­hört eine 10-Tonnen-Rollbrücke für die 650-mm-Walzstrasse, Giesspfan­nen für den Hochofen Nr. 8, Dosie­rungsanlagen für die Dolomitfabrik u. a. m. Der Wert der bisher durch­geführten Montagearbeiten beträgt über 121 Millionen Lei. Lehrgang für Elektronik Kronstadt (NW). — Im hiesigen Wälzlagerwerk wurde ein Lehrgang für Industrieelektronik ins Leben gerufen, der von Instandhaltungs­elektrikern und Maschineneinrich­tern besucht wird. Das Werk be­sitzt bereits 300 hochleistungsfähige Werkzeugmaschinen und 40 Maschi­nenaggregate, die über elektronische Steuer- und Kontrollgeräte verfü­gen. Ihre Auslastung und Instand­haltung setzt also allseitiges Fach­wissen voraus. Tagesnotizen Mehr als 100 Aufnahmen der Berufsfotografen von den Hand­werksgenossenschaften der Region Crişana umfasst eine vor kurzem in Grosswardein eröffnete Fotoausstel­lung. Die meisten davon wurden bei der Regionsphase des UCECOM-Fo­­lowettbewerbs ausgezeichnet. Tomis Nord wird mit mehr als 10 000 Appartements das grösste Neubauviertel der Stadt Konstanza sein. Die ersten Blocks wurden be­reits fertiggestellt. Bis Jahresende sollen hier nahezu 1000 Wohnungen übergeben werden. 284 Absolventen — Agronomen, Tierärzte und Gartenbauingenieure — des Jassyer Agronomieinstituts „Ion lonescu de la Brad" haben dieser Tage die Schulbank verlassen und ihre Arbeitsplätze angetreten. Eine neue Gaststätte entsteht an der Fernverkehrsstrasse Bukarest— Ploieşti. Erneuerungsarbeiten sollen an der Gaststätte im Doftana-Tal vorgenommen werden. 147 Studenten des Medizinisch- Pharmazeutischen Instituts aus Tg.­­Mureş erhielten ihre Abgangsdiplo­me. Es ist die zwanzigste Promotion von Pädiatern, Stomatologen und Apothekern dieser Fakultät — hier wurden bereits 2294 Ärzte und Apo­theker ausgebildet. Eine 220-kV-Hochspannungsleitung zv/ischen Borzeşti—Bicaz (120 Kilo­meter) wurde dieser Tage in Roz­­nov, Borzeşti und Livezile in Bau genommen. Die Leitung soll in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres fertiggestellt sein. Aluminatwerk weiter ausgebaut Produktion wird um die Hälfte steigen / Sämtliche Ausführungsdiagramme überboten Grosswardein. — Das Aluminatwerk in Grosswardein hat die Entwurfsleistung noch nicht erreicht und wieder sind hier die Bau­leute mit Baggern, Planierraupen, Betonaufbereitungsanlagcn aufge­kreuzt. Seit einigen Wochen werden hier Ausbauarbeiten durchge­führt, durch die die Produktion des Werks um 60 00(r Tonnen auf insgesamt 180 000 Jahrestonnen Aluminat steigen wird. Mehr als 90 Prozent der modernen Ausrüstungen, mit denen das Werk weiterhin ausgestattet wird, sind einheimischer Herkunft. Beim Bauxitlager, dessen Kapa­zität um 20 000 Tonnen grösser wird, und bei den Waschanlagen sind die Gründungs- und andere Bau­arbeiten gut vorangekommen. Eben­so auch bei der Zersetzungsabtei" lupg, wo weitere neun Grossbehäl­ter für die Hydrolyse der Aluminat­­lösung montiert werden. Die Er­richtung des 20 Meter hohen und 3000 Tonnen fassenden Aluminat­­silos, wo die Verladearbeiten mit Druckluft durchgeführt werden sol­len, wurde begonnen. Die bei diesen Arbeiten ange­wendeten Methoden und Bauaus­rüstungen sind wesentlich wirksa­mer bzw. leistungsfähiger als bei der ersten Baustufe des Aluminat­­werks. Der Mechanisierungsgrad der Bauarbeiten erreicht auf dieser Baustelle 90 Prozent, wobei weit­gehend Fertigteile verwendet wer­den. Schwere Fertigteil e werden auf der Baustelle selbst gegossen, wodurch Transport und Zeit einge­­spart werden. Auf diese Weise wer­den beispielsweise die Waschanla­gen um 40—50 Tage schneller auf­gestellt als beim Bau des bereits stehenden Teils des Werks. Als Folge dieser modernen Bau­weise wurden die Ausführungsdia­gramme bei allen Bauobjekten über­boten, und obwohl bis Ende Sep­tember Arbeiten im Wertp von drei Millionen Lei vorgesehen waren, erreichen die bisher durchgeführ­ten Arbeiten bereits einen Wert von 5 Millionen Lei. Morgen steigt das Erntefest Städte und Dörfer sind zum Tag der Ernte gerüstet Bukarest. — Uber Fülle und Reichtum eines guten Jahres will man sich am nahen Tag der Ernte (2. Oktober) überall im Land freuen. Nach altem Bauernbrauch steigen um diese Zeit in Dörfern und Gemeinden die Feste und Fei­ern des Herbstes mit den schön­sten Früchten eines. arbeitsreichen Jahres. Neuer Brauch soll es nun werden, dass an einem Tag im Herbst das ganze Land wohl die Ernte, aber gleichzeitig auch die Menschen feiert, die diese Ernte erzielten — Genossenschaftsbauern, Staatsguts- und MTS-Arbeiter. Die Städte sind von diesem Volksfest im Landesmassstab nicht ausgenommen. In Bukarest rüstet man zu einer Obst- und Weinbau­ausstellung, die im Riesenrund des Volkswirtschaftspavillons vom 2. bis 9. Oktober geöffnet bleibt. Stände aus allen bekannten Landwirt­schaftseinheiten des Landes zeigen hier ihre schönsten Erzeugnisse und bieten sie zum Verkauf an. Letzte Vorbereitungen werden auch in den Dörfern des Landes getroffen. Volkstänze und Trach­tenschauen auf reichgeschmückten Plätzen, dazu Ausstellungen mit Volkskunstgegenständen werden fast überall veranstaltet. Genosse Nicolae Ceauşescu empfing Delegation der Föderativen Skupschtina der SFR Jugoslawien Donnerstag mittag empfing Ge­nosse Nicolae Ceauşescu, General­sekretär des ZK der RKP, die De­legation der Föderativen Skup­schtina der SFR Jugoslawien unter Leitung des Genossen Jovan Ve­­selinov, Mitglied des Exekutivko­mitees des ZK des BKJ, politischem Sekretär des ZK des BK Serbiens, Föderalabgeordnetem, die unser Land auf Einladung der Grossen Nationalversammlung besucht. An der Unterredung nahmen teil die Genossen Gheorghe Apostol, Ştefan Voitec, Mihai Gere und Vir­gil Trofin. Zugegen waren Nicolae Guinä und Andrei Päcuraru, Abteilungs­leiter beim ZK der RKP. Jaksa Petric, Botschafter der SFR Jugoslawien in Bukarest, war anwesend. Die Unterredung verlief in einer herzlichen, kameradschaftlichen At­mosphäre. Genosse Nicolae Ceauşescu empfing die Genossen Giorgio Veronesi und Vincenzo Balzamo, Mitglieder der Direktion der SPI Donnerstag nachmittag empfing Genosse Nicolae Ceauşescu, Gene­ralsekretär des ZK der RKP, die Genossen Giorgio Veronesi und Vincenzo Balzamo, Mitglieder der Direktion der Sozialistischen Partei Italiens, die unserem Land einen Besuch abstatten. Am Empfang nahmen teil die Genossen Manea Mănescu, Stellver­tretendes Mitglied des Exekutiv­komitees, Sekretär des ZK der RKP, Vasile Patilinet, Sekretär des ZK der RKP, sowie Ghizela Vass und Bujor Sion, Abteilungsleiter beim ZK der RKP. Aus diesem Anlass fand eine Aussprache statt, die in einer herz-lichen, kameradschaftlichen At­­mosphäre verlief. Donnerstag, den 29. September d. J., hatten die Genossen Manea Mănescu, Stellvertretendes Mitglied des Exekutivkomitees, Sekretär des ZK der RKP, und Vasile Patilineţ, Sekretär des ZK der RKP, Unter­redungen mit den Genossen Gior­gio Veronesi und Vincenzo Balza­mo, Mitgliedern der Direktion der Sozialistischen Partei Italiens. Es nahmen teil die Genossen Ghi­zela Vass und Bujor Sion, Abtei­lungsleiter beim ZK der RKP. Die Unterredungen verliefen in einer kameradschaftlichen Atmo­sphäre. Masshaiteparolen in den USA Johnson verlangt von den Bundesstaaten Ausgabeneinschränkung Washington, 30. (Agerpres.) — Am Donnerstag empfing Präsident Johnson elf Gouverneure der wich­tigsten USA-Bundesstaaten im Weissen Haus, um die amerikani­sche Wirtschaftslage zu prüfen. Im Verlaufe dieser Beratung ersuchte Johnson die Anwesenden, die Kam­pagne, die die Regierung gegen die Inflationserscheinungen führen wird, zu unterstützen. Er legte den Gouverneuren nahe, die Ausgaben der Bundesstaaten weitgehend ein­zuschränken und sogar einige Vor­haben aufzugeben. Johnson erklärte erneut, er sei entschlossen, in die­sem Jahr die Bundesausgaben um 3 Milliarden Dollar zu verringern, und Hess durchblicken, dass es möglicherweise zu einer Steuerer­höhung kommen wird, um dem in­flationistischen Druck auf die Wirt­schaft standhalten zu können. Im Verlaufe der Debatten, be­richtet France Presse, warf der Gouverneur des Staates Michigan, George Romney, dem Präsidenten vor, nicht rechtzeitig Massnahmen gegen die Inflationserscheinungen getroffen zu haben, die die ameri­kanische Wirtschaft zur Zeit schwer belasten. Romney erklärte, seiner Ansicht nach hätte Präsident John­son noch vor einem Jahr eine Er­höhung der Steuern fordern müs­sen. Das Fehlen einer entsprechen­den Steuerpolitik nebst den Aus­gaben für den Vietnam-Krieg, hät­ten diese Inflationserscheinungen ausgelöst. Associated Press berichtet über die Ergebnisse einer Umfrage bei 200 Wirtschaftlern. 72 Prozent sprechen über eine Wirtschaftsre­zession und einige von ihnen mei­nen sogar, dass diese rückläufige Tendenz bereits im nächsten Jahr zum Ausdruck kommen wird. Kinshasa anerkennt Mandat Gizengas Kinshasa, 30. (Agerpres.) — Der kongolesische Senat anerkannte mit Stimmenmehrheit die Gültigkeit des Abgeordnetenmandats Antoine Gizengas. Pressekorrespondenten melden, dass sich der bekannte po­litische Führer Antoine Gizenga au­sserhalb der Landesgrenzen befin­det. Der kongolesische Senat wählte ferner den ehemaligen Präsidenten Kasavubu zum Senator auf Le­benszeit. Mit der Stoppuhr durch den Wartesaal Minuten reihen sich zu Stunden / IRTA flinker als CFR / Getax An Stelle einer Definition : Der Wartesaal ist ein Raum, in dem man wartet, wohl erfunden, um uns die passive Tätigkeit des Wartens erträglich zu machen. Wir warten beim Zahnarzt, am Bahnhof, beim Wohnungsamt, beim Telefonamt... Leider dehnt sich die Zeit, die man in den Wartesälen verbringt, oft viel zu lange aus. Es geht kost­bare Zeit verloren, man wird nervös und schimpft auf die Leute, die auf sich warten lassen. In Arad spielten wir Mäuschen. Wir mischten uns unter die Wartenden und stellten fest: In der Hauptklinik wird viel und intensiv gewartet. Am Schalter, wo die ärztlichen Zeugnisse ausgefolgt werden, kann man lesen : „Täglich 8—20“. Dar­unter „Wegen Urlaub 10—14“. Um 12 Uhr mittags standen 30 Perso­nen vor dem Schalter. Hinter dem Schalter... niemand. 15 Minuten später waren es 40 Menschen, die schwitzten, schimpften und war­teten. Erst als findige Zungen das Gerücht verbreiteten, eine alte Frau sei der Hitze und des langen Stehens wegen ohnmächtig gewor­den, sass die Beamtin plötzlich da, und die Sache kein ins Rollen. Um 13 Uhr standen noch 25 Leute an. Vor allen Türen wird feste ge­wartet. ■ Die Klinik gleicht einem Ameisenhaufen. Ein Mann behaup­tet, schon seit drei Stunden anzu­stehen. Eine ältere Frau erklärt „mir reicht’s“ und geht. Vor dem zahnärztlichen Röntgenkabinett kratzt sich einer am Kopf. „13—17“ steht auf dem Schild. Nach einigem Hin- und Herüberlegen meint er: „Vielleicht nächste Woche.“ Der Mann muss um 14 Uhr in der Fa­brik sein und vorher noch nach Hause gehen. Wir stellen fest, dass Anstehen in der Klinik ein allgemeines Übel ist. Ausnahmen bilden die Schalter, an denen man die Ordinationszu­weisungen erhält. Alles wickelt sich hier flott und prompt ab. Der stellvertretende Chefarzt der Klinik, Dr. Stelian Tomescu: „Zu wenig Ärzte.“ Zahnärzte wä­ren zwölf nötig ; vorläufig sind es nur sechs. Das Kabinett für Uro­logie ist verwaist. Vom Spital kommt täglich ein Facharzt für zwei Stunden. Die 120 Minuten reichen aber für die Behandlung der Patienten aus Arad und den vier umliegenden Rayons nicht aus. An Assistentinnen fehlt es eben­falls. Seit Jahren schon wurden der Klinik keine zugeteilt, obwohl man die Forderung jedes Jahr er­neuert. Man behilft sich also mit Krankenschwestern. „Und ausserdem ist Saisonbe­trieb“ (der Chefarzt). Täglich müssen ungefähr 200 Hochschul­­kandidate-i abgefertigt werden — die Prüfungen stehen vor der Tür rm genauso viele Zeugnisse für Anstellungen, Heiraten und Schulungen werden benötigt. Also... Also müsste die Beamtin dieses Dienstes etwas mehr von ihrer Ar­beitszeit hinter dem Schalter ver­bringen. Beim Hauptpostamt wird man prompt abgefertigt, wenn man den Füllhalter mit sich trägt. Auf den Tischen liegen alle möglichen Formulare auf, an Tin­tenfässer hat man auch gedacht, doch existieren nur zwei Federhal­ter. Zu wenig ! Man muss also notgedrungen warten, bis einer der vielumstrittenen Federhalter frei ist. (Das Postamt besitzt neun Schalter.) Etwas Zeit verlieren wir, bis wir feststellten, dass das öffentliche Telefon als Sparbüchse gedacht ist. Der Automat schluckt die Münzen, gibt jedoch keinen Ton von sich. Man verlässt wütend die Zelle, und auch die Bemerkung, dass man vorhabe, „die Sparbüchse“ in Ord­nung zu bringen, bietet wenig Trost. Beim Telefonamt warten 17 Kun­den auf Verbindung. In 30 Minuten werden drei Personen abgefertigt. Zwischendurch stehen fünf Zellen leer, weil es ja auch an den Ver­bindungslinien hängt. Dafür sind die Dinge am Schalter, an dem die Taxen für Privatfernsprecher ent­richtet werden, bedeutend klarer. Da wartet ein Junge. Vor und hin­ auf Draht ter ihm steht niemand. Erst nach 11 Minuten erscheint die Beamtin, nimmt das Geld entgegen, quittiert und verschwindet. Der nächste wartet wieder sieben Minuten. Der gleiche Vorgang wiederholt sich. Auf dem Bahnhof kann man lesen: „Mit CFR rei­sen Sie schnell und bequem“. Im Kursbuch steht es auch. Also „schnell“. Die Züge mögen ja schnell fahren, doch bis man im Abteil sitzt, steht man sieh müde. Zwischen 16 una 17 Uhr (es ist gerade die Zeit des Pendelver­kehrs) f=v,ron 7 Züge vom Arader Hauptbahnhof ab. Von 12 Schaltern sind zwei geöffnet. An einem sind Karten für den in einigen Minuten abfahrenden Schnellzug zu haben, am anderen für die restlichen sechs Personenzüge, die meist vollbesetzt aus Arad abfahren. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich den Andrang an dieser Kasse auszu­malen. Viel flinker geht es beim Schalter der IRTA zu (der sich ebenfalls in der Bahnhofshalle be­findet). Will einer sichergehen, so kauft er sich die Fahrkarte im Reise­büro auf dem Republicii-Boulevard. Könnte man meinen ! Um 12 Uhr mittags geht es hie? aber folgen­­dermassen zu : Schalter Nr. 1 : arbeitet, aber langsam. Zehn Leute warten. Schalter Nr. 2 : arbeitet nicht. (Fortsetzung aut Seite 2)

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