Neuer Weg, 1970. február (22. évfolyam, 6453-6476. szám)

1970-02-21 / 6470. szám

Die Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements : einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei. — Bestellungen werden von den’ Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen 22. Jahrgang / Nr. 6470 IOT! Neuer Weg Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest, Samstag, 21. Februar 1970 Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung : Bukarest, Piaţa Scînteii, Telefon : 17 60 10, 17 60 20 (Zentrale), 181217 (Redaktion), 18 16 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Einzelpreis 30 Bani „Rollende Speicher“ verschlingen Millionen Güterwagen auf totem Gleis / Standgelder belasten Betriebsbudget Zulässige Umschlagzeiten um 7 Millionen Waggonstunden überschritten Bukarest. — 10. Februar 1970, 17.00—18.00 Uhr. In dieser Stun­de nahm das Eisenbahn-Departement eine originelle Bestandaufnahme vor: Sämtliche Güterwagen, die auf totem Gleis standen, weil nicht rechtzeitig entladen, wurden exakt registriert. Die Aktion erstreckte sich auf das ganze Land und führte zu einem — in negativem Sinne — auf­schlussreichen Fazit: In den erwähnten 60 Minuten hat man 3520 Wag­gons ermittelt, die infolge beträchtlicher Überschreitung der zulässigen Entladefristen zeitweilig dem Eisenbahnverkehr entzogen waren. Obwohl im Vorjahr gegenüber 1968 um etwa 21 Millionen Tonnen Güter mehr befördert worden sind, konnte der Trans­portbau 1969 nicht in allen Positionen realisiert werden (Planstand: 95,4 Pro­zent). Diese Situation ist, wie Ing. Aurel Dumitru Popa, Generaldirektor im Eisen­bahn-Departement des Ministeriums für Verkehrswesen, mitteilte, auf die Nichtein­haltung der festgelegten Umschlagzeiten zurückzuführen. So hat man im Vorjahr bei 345 000 Waggons die erlaubte Um­­schlagzeit um 7 Millionen Waggonstun­den überschritten ; im Vergleich zu 1968 bedeutet das ein Anwachsen von 41,4 Prozent. Dadurch, dass diese 345 000 Güterwagen zeitweilig zu „Speichern auf Rädern“ de­gradiert wurden, mussten von der Trans­portkapazität unserer Eisenbahn im Vor­jahr etwa 1,5 Millionen Tonnen Lade­raum abgeschrieben werden, was zu Ver­kehrsstörungen zumal in den Transport- Spitzenzeiten im Sommer führte. Zählt man noch die Standgelder hinzu — sie beliefen sich im Vorjahr auf 155 Millio­nen Lei —, so rundet sich das Bild ab. Es veranschaulicht die Verluste, die un­serer Volkswirtschaft zugefügt wurden. Ihre Urheber : Die Betriebe des Ministe­riums für metallurgische Industrie 'haben die normalen Umschlagzeiten um 2 149 000 Waggonstunden überschritten, die Einheiten des Ministeriums für Bau­stoffe um 781 000, die Betriebe des Mi­nisteriums für Maschinenbau um 552 000 und das Ministerium für Chemieindustrie um 431 000 Waggonstunden. Die grössten Verspätungen bei den Entladearbeiten wurden und werden im Bereiche der Ei­­senbahn-Regionsdienststellen Bukarest, Temesvár und Galatz verzeichnet. Dass die tarifliche Nebengebühr, die bei Überschreitung der Entladefristen vom Empfänger zu entrichten ist, schon längst aufgehört hat, ein ökonomischer Hebel bei der kontinuierlichen Abwicklung des Warenumlaufs zu sein, kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Betriebe von Jahr zu Jahr immer grössere Summen an Standgeldern zahlen. 1969 waren die Strafgelder um 50 Prozent grösser als 1968. l’m. Vergleich zu 1966 sind es sogar 85.9 Prozent. Ausgehend von dieser volks­wirtschaftlich untragbaren Tatsache wird es notwendig sein, das gegenwärtige Sy­stem bei der Einhehung der Standgelder zu verbessern, in dem Sinne, dass die Schuldigen materiell zur Verantwortung zu ziehen sind. Wenn man weiss, dass ein Teil dér. Standgelder aus der eigenen Tasche und nicht aus der Betriebskasse zu bezahlen ist, wird man wahrscheinlich flinker ans Werk gehen. Gedenkfeier für Schuster-Herineanu Temesvár (NW). — Am 24. Februar, 17 Uhr, findet im Saal des Temesvarer Musiklyzeums eine Gedenkfeier zum 50. Todestag des in Bistritz geborenen und langjährig in Temesvár und Lugosch tä­tigen Dichters und Publizisten Johann Schuster- Herineanu statt. Über Leben und Werk des Dichters spricht Dr. Heinz Stánescu vom Germa­nistik-Katheder der Bukarester Univer­sität. Es folgt ein Kulturprogramm, das vom Schubert-Chor, der „Pipatsch“-Ka­pelle und den „Banater Kramern“ be­stritten Wird. Die Gedenkfeier wird vom Kreisrat Temesch der Werktätigen deu­tscher Nationalität und vom Kreisko­mitee für Kultur und Kunst veranstaltet. Alle Interessenten sind herzlich einge­laden. Gründung der Akademie für Gesellschafts­und Politische Wissenschaften In der Hauptstadt begann Donnerstag vormittag die Generalversammlung zur Gründung der Akademie für Gesellschafts­und Politische Wissenschaften der Sozia­listischen Republik Rumänien. Teilnehmer sind Akademiemitglieder, Forscher und Lehrkräfte aus Bukarest und anderen Städten des Landes, Dele­gierte der Förschungseinheiten und Lehr­stühle der Hochschulen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften, der Philosophie und Geschichte, der Rechtswissenschaften, der politischen Wissenschaften, der Psy­chologie, Pädagogik und Soziologie sowie der Theorie und Geschichte der Kunst und Literatur. Leiter von Zentralinstitu­tionen, Wissenschaftler, Professoren, Par­teifunktionäre und Journalisten wohnen der Versammlung als Gäste bei. Die Delegierten wählten ins Präsidium der Versammlung die Genossen : Paul Ni­­culescu-Mizil, Mitglied des Exekutivkomi­tees, des Ständigen Präsidiums, Sekretär des ZK der RKP, Manea Mănescu, Mit­glied des Exekutivkomitees, Sekretär des ZK der RKP, Vorsitzender des Wirt­schaftsrates, Dumitru Popescu, Mitglied des Exekutivkomitees, Sekretär des ZK der RKP, Leonte Räutu, Mitglied des Exe­kutivkomitees des ZK der RKP,'Stellver­tretender Vorsitzender des Ministerrates, Ion Iliescu, Stellvertretendes Mitglied des Exekutivkomitees des ZK der RKP, Erster Sekretär des ZK des VKJ, Minister für Jugendfragen, Univ.-Prof. Miron Constan­­tinescu, Unterrichtsminister, Akad. Miron Nicolescu, Präsident der Akademie der Sozialistischen Republik Rumänien, sowie andere namhafte Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Lebens. Die Versammlung eröffnete Genosse Paul Niculescu-Mizil, der den Teilneh­mern im Namen der Parteiführung und des Genossen Nicolae Ceauşescu persön­lich einen herzlichen Gruss übermittelte. Nach der Wahl der Arbeitsorgane der Generalversammlung wurde die Tagesord­nung gebilligt; sie umfasst : Erörterung und Billigung des Statutentwurfs sowie Wahl von Mitgliedern und korrespondie­renden Mitgliedern der Akademie für Ge­sellschafts- und Politische Wissenschaften. Univ.-Prof. Miron Constantinescu erstat­tete den Bericht zum Statutentwurf, der anschliessend von zahlreichen Diskus­sionsteilnehmern eingehend erörtert wurde. Die Arbeiten gehen weiter. voll Klang und Glanz Erstes Konzert der „Banater Krainer" / Jahrmarkts Kapellmeister sagten „Bravo !" Temesvár (NW). — Am Mittwoch abend traten die „Banater Krainer“, das vor kurzem gegründete Unterhaltungs­­quintett der Temesvarer Philharmonie „Banatui“, mit ihrem ersten Konzert vor die Öffentlichkeit. Man hatte Jahrmarkt, eine Gemeinde, in der die Blasmusik Tra­dition hat und auch heute ernst gepflegt wird, als Ort des Debüts gewählt. Mehr als 400 Zuschauer, die Orchester­chef Hans Rieder und seinen Leuten uneingeschränkten Beifall zollten, hatten sich zum ersten Konzert eingefunden. Pe­ter Riesz, Conférencier der Formation, dessen Mundartstück „Ohne Titel“ vor wenigen Wochen ebenfalls in Jahrmarkt seine Uraufführung erlebte, stellte die junge Formation, in der „jeder ideal zu seinem Instrument passt“, mit viel Hu­mor vor : Die beiden schlanken jungen Männer Gusti Sava und Peter Tulpan spielen auf der Klarinette und der Trom­pete ; der breitschultrige Laczi Pomorişat das Akkordeon, und Milan Luchin ist so gebaut, dass seine Gitarre weich aufliegt, während Orchesterchef Hans Rieder den passenden Hintergrund zu seiner Tuba abgibt. Als erste Nummer des Abends wurde die Polka „Banater Krainer spielen auf“ gegeben, die von Hans Rieder komponiert wurde. Der Komponist, der auch die „Rekascher • Flaschenpolka“ und ’ den „Sacklaser Schlappe-Tanz“ verfasste, wur­de mit reichem Beifall belohnt. Die Soli­sten Hans Sieber und Ursula Hattinger — Oskar Schilz konnte bedauerlicherweise nicht dabei sein — sangen Stimmungslie­der. „Traumtaler“, „Bierpolka“, „Sauer­krautpolka“, „Katerlied“ — das sind Titel von Stücken, die die Jahrmarkter selbst im etwas kalten Kulturheimsaal bald er­wärmt haben. Insgesamt 20 Kompositio­nen boten' die „Banater Krainer“, ein Konzert, das Jahrmarkts bekannte Kapell­meister Loris und Kassner ausrufen liessi „Bravo, das war gut gemacht.“ Der Musiker Georg Bruckler, jahrelang erster Trompeter in Temesvár, aber sagte: „Ein Orchester mit Klang und Glanz. Ich kann nur gratulieren. Musik nach Krai­­ner-Art.ist im Banat bekannt,und beliebt geworden. Ein Orchester, das sich dieser Musik annimmt, hat bisher, gefehlt.“ Die „Banater Krainer“ bei ihrem Jahrmarkter Debüt : Hans Rieder, Milan Luchin, Laczi Pomorişat, Peter Tulpan und Gusti Sava (v, l. n. r.) Foto ; Walther Konschitzky Kurznachrichten Seine 1000. Vorstellung hat dieser Tage das Kronstädter Estraden-Ensemble „Me­tróm" im städtischen Kulturpalais gegeben. Gleichzeitig feierte das Ensemble, dessen Vorstellungen von insgesamt 500 000 Zu­schauern besucht wurden, sein achtzehn­jähriges Jubiläum. „Die Bauernburg von Rosenau" heisst der vor kurzem von Prof. Dr. Emil Micu herausgegebene Band über die Geschichte der Rosenauer Bauernburg und über die Ortschaft Rosenau, die bekanntlich 1335 zum erstenmal in einem Dokument erwähnt wird. Durch einen Schallplattenaustausch zwi­schen „Electrecord" und dem Berliner Haus „Deutsche Schallplatten" sind nun bei uns die Aufzeichnungen der 6. Sinfonie von Schubert und zwei Cemballo-Konzerte von Bach erhältlich. Dirigenten sind Wolfgang Sawallisch und Kurt Redel. „Fibrospong" benannte der Biologe Alexander Bedö von der Blutsammelstelle in Tg.-Mureş ein neues, von ihm gefunde­nes blutstillendes Mittel. Nach vorläufigen Testen zu schliessen, soll das neue Präparat den bisherigen vergleichbaren Erzeugnissen weit überlegen sein. Wie wird das Wetter? Gestern: Allgemeine Besserung der Wetterverhältnisse bei abwechselnd bewölk­tem Himmel. In der südlichen Landeshälfte leichter Schneefall. Nachttiefstwerte zwischen minus 13 Grad (Borsec, Joseni) und 2 Grad (Mangalia). Mittagstemperaturen zwischen minus 7 Grad (Blasendorf) und 2 Grad (Man­galia). In Bukarest minus 3 Grad. Weiterentwicklung : Warme und feuchte Luftmassen ozeanischer Herkunft be­wirken einen vom Westen ausgehenden Tem­peraturanstieg. Vorwiegend bewölkt sowie Niederschläge anfangs als Schnee, dann als Schneeregen und Regen besonders in den westlichen Gebieten. Nachttiefstwerte zwi­schen minus 1» und minus 4 Grad im Nord­osten, sonst 2 und 7 Grad. Im Westen Nebel und Glatteisbildungen. Gebirge: Im allgemeinen feucht bei meist bewölktem Himmel. Vorübergehend Schnee. Leichter Temperaturanstieg. Die Schneedecke: Predeal — 60 cm, Omul — 89, Paring — 54, Hohe Rinne — 53, Sinaia — 53, Fundata — 43, Semenik — 106, Rarău — 100, Ceahlău — 54, Băişoara — 60. Giftbomben auf Zivilbevölkerung US-Truppen verwenden chemische Kampfstoffe in Südvietnam Saigon (Agerpres.) — Die Nachrichten­agentur „Die Befreiung“ veröffentlicht weitere Angaben über die Bombenan­griffe der US-Luftwaffe auf friedliche südvietnamesische Siedlungen und den Einsatz von chemischen Giftsubstanzen durch amerikanische und Saigoner Trup­pen. Mitte Januar 1970 belegten amerika­nische Flugzeuge das Dorf Vinh Trung mit Bomben, wobei 11 Personen getötet und mehrere Wohnhäuser zerstört wur­den. Am 4. Februar streuten die US­­Streitkräfte in den Dörfern Binh Hanh Trung und Thanh My (Provinz Kien Phong) auf ausgedehnten Flächen Gift­stoffe aus, wodurch grosse Schäden verur­sacht wurden. Am 11. und 12. Februar warfen die Amerikaner Giftbomben im Distrikt Tri Ton im Mekong-Delta ab, die in den Reihen der Bevölkerung Opfer forderten. Paris (Agerpres.) — Auf der 55. Sitzung der Pariser Vierer-Konferenz für Viet­nam erklärte der Leiter der Delegation der Provisorischen i Revolutionären Regie­rung der Republik Südvietnam, Nguyen Thi Binh, dass die USA in Südvietnam nach wie vor einen beispiellosen chemi­schen Krieg führen. Infolgedessen wur­den 43 Prozent der Anbauflächen und 44 Prozent des Forstbestandes zerstört, rund 1 300 000 Personen erlitten Vergif­tungen. Nguyen Minh Vy, Mitglied der DRV-Delegation, befasste sich ebenfalls mit dem chemischen Krieg, den die USA in Südvietnam führen. Die US-Delegation auf der Konferenz gab, entgegen ihrer bisher üblichen Vor­gangsweise, den Wortlaut der Rede des US-Vertreters Philip Habib nicht be­kannt. Schneesturm und Hagel Madrid. — Schneestürme fegten über die Gebirge Zentralspaniens, die Küsten­gebirge im Norden und die Pyrenäen. Am Fuss der Sierra de Gredos bei Madrid unterbrach der Schneefall die Olivenern­te. Auch die baskische Provinz Avala mit Vitoria ist eingeschneit. In Alicante da­gegen herrschten 23 Grad Wärme. Rom. — Ein Kälteeinbruch, der einer Periode fast frühlingshaften Wetters folg­te, verwandelte viele Städte Oberitaliens in Winteriandschaften. Mittel- und Süd-italien wurden gleichzeitig von Stürmen und Gewittern heimgesucht. Uber Rom und seine Umgebung gingen Hagelschauer nieder. Im gebirgigen Hinterland von Neapel richtete der Hagel schwere Schä­den in den landwirtschaftlichen Kulturen an, die zum Teil schon zur Blüte an­setzen. Mehr Unfälle im Ruhrbergbau Bonn. — Jeder vierte Kumpel ver­unglückte 1969 im Ruhrbergbau. Das stellte die IGBE fest. Energisch forderte die Gewerkschaft grössere Anstrengun­gen zur Beseitigung der Unfälle im Berg­bau. Die Steigerung der Unfallziffer um 14,5 Prozent kommentierte Gewerk­schaftsvorsitzender Schmidt : „Auf diese traurige Spitzenstellung können wir ver­zichten.“ Nach Ansicht der IGBE wird in den Zechen am falschen Platz gespart. Auschwitz-Oratorium uraufgeführt Warschau. — In Warschau wurde unter der Patronanz des Internationalen Auschwitz-Komitees von der Krakauer „Estrada“ ein Auschwitz-Oratorium urauf­geführt, dessen Musik Jerzy Maksymiuk komponierte. Den Text verfasste Alina Nowak nach einem Bericht des weibli­chen Auschwitzhäftiings Nr. 41355. die als Hebamme im Lager in 3000 Fällen Ge­burtshilfe geleistet hat. Von diesen 3000 Kindern haben nur 30 überlebt. Das Oratorium, das bei den Zuhörern starke Bewegung hervorrief, wurde von namhaften polnischen Schauspielern und Solisten, darunter Anna German, vorge­tragen. NW-Auslandskorrespondenten berichten Die hässliche Braut Betrachtungen über das britische Weissbuch Von unserem Londoner Korrespondenten Allan Morgan EIN FRANZÖSISCHER JOURNALIST schrieb am Jahresende, die beste Antwort auf die Frage : „Warum sollte Grossbri­tannien dem Gemeinsamen Markt beitre­ten ?" laute zweifellos : „Warum eigent­lich nicht ?" Das kürzlich veröffentlichte Weissbuch, mit dem die engliche Regierung der seit Jahren die Gemüter bewegenden Diskus­sion über das Thema „Beitreten oder nicht ?" zugkräftige Argumente an die Hand zu geben suchte, ist dazu angetan, solch fröhlicher Unbeschwertheit einen harten Stoss zu versetzen. Zwar haben die mit seiner Redigierung befassten Experten dem Manne von der Strasse begreiflich gemacht, dass das Unternehmen zu gross und in all seinen Auswirkungen zu un­überschaubar ist, als dass er von ihnen wie von einem Reisebüro einen auf Pfund, Schilling und Pence berechneten Kosten­voranschlag für diesen Trip ins Ungewisse erwarten dürfe. Weder die Vorteile noch die Nachteile, weder die Gewinne noch die Verluste seien anders denn als Wahr­scheinlichkeitsrechnungen zu schätzen. An­dererseits aber sind die darin angegebe­nen Beitrittskosten (das Weissbuch kalku­liert sie jeweils in den Grenzen eines Mindest- und eines Höchstwertes, Anm. d. Vert.) derart horrend, dass Mr. und Mrs. Engländer die obige Frage heute, nach Bekanntwerden der im Weissbuch ange­führten Ziffern, wahrscheinlich mit einem „Damm I Ja warum eigentlich ?" beant­worten würden. Das Weissbuch, das die finanzielle Mehr­belastung zu berechnen sucht, die ent­stehen würde, wenn die einstige Welt- und Seemacht sich entschlösse, den Heimatha­fen Europa anzulaufen und ein für alle­mal dort festzumachen, enthält ein paar Zahlen, die auch den Europafreudigsten nachdenklich stimmen müssen. So werden die Gesamtkosten des Unternehmens „Beitritt" an der unteren Grenze auf 100 Millionen, an der oberen Grenze aber auf über eine Milliarde Pfund veranschlagt. Der britische Normalverbraucher wird dar­über belehrt,. dass er in seinem Familien­haushalt mit einer Steigerung seiner Nah­rungsmittelausgaben von 25 Prozent und mit einer Verteuerung der gesamten Le­benshaltungskosten von 5 Prozent rechnen muss. Die Abendausgaben der Londoner Blätter brachten an jenem Tag Schlagzei­len wie : „Die Rechnung Ihres Feinkost­händlers wird um 5 Schilling pro Pfund teurer." (Fortsetzung auf Seite 5) Rundschau international Barnard heiratete IVüllionärstochter Hochzeitstermin wurde geheimgehalten / Flitterwochen in Rom begannen turbulent Johannesburg/Rom. — Der durch die erste Herztransplantation zu Welt­ruhm gelangte 47jährige südafrikanische Professor Dr. Christian Barnard hat die 19jährige deutschstämmige Südafrikanerin Barbara Zöllner geheiratet. Das Paar wurde im kleinen Kreis in der Von Polizisten bewachten Villa der Schwiegereltern Barnards in Johannesburg getraut. Der Schwiegervater Barnards gilt allgemein als einer der reichsten Männer Südafrikas ; Tochter Barbara ist Erbin eines Mil­lionenvermögens. Prof. Christian Barnard hatte mit der ersten Herztransplantation in der Ge­schichte der Humanmedizin am 3. Dezem­ber 1967 in aller Welt Schlagzeilen ge­macht. Sein zweiter Herzpatient, der Zahn­arzt Philip Blaiberg, lebte bisher die längste Zeit mit einem fremden Herzen. Er starb am 17. August 1969. Barnard war im vergangenen Jahr nach 21jähriger Ehe von seiner ersten Frau geschieden worden. Die Trauung mit Bar­bara Zöllner fand kurz nach Mitternacht statt. „Wir sind sehr glücklich“, sagte der 47jährige weltberühmte Chirurg nach der Eheschliessung zu den mehr als 100 Jour­nalisten, die sich vor dem Haus versam­melt hatten. Bis zum letzten Augenblick war der Hochzeitstermin ein streng ge­hütetes Geheimnis geblieben. Zur Hoch­zeit wären auch nur 25 Gäste eingeladen worden, darunter auch die Tochter Pro­fessor Barnards aus erster Ehe, die 19jäh­­rige Deirdre, sowie Freunde des Arztes aus Kapstadt und Johannesburg. Barnard antwortete auf die Fragen der Journa­listen nach der Hochzeit : „Wir hatten heute Abend eine private Feier. Barbara und ich haben geheiratet. Ich liebe Bar­bara, seit ich ihren Namen hörte.“ Zur Hochzeit habe er seiner jungen Frau „nur eine einfache Brosche“ geschenkt. Auf die Frage, was sie ihm geschenkt habe, antwortete er : „Sich selbst.“ Kurz nach der Trauung sind Barnard und Barbara nach Rom geflogen, um dort ihre Flitterwochen zu beginnen. Auf dem römischen Flughafen Fiumicino wurde ihnen eine turbulente Ankunft bereitet. Die Flitterwochen begannen mit einem erbitterten Ansturm der römischen Presse­fotografen. Die Fotografen, für die Gesell­schaftschronik und Skandale das tägliche Brot sind, kannten kein Erbarmen, und die Polizei war machtlos, als das Paar in Rom eintraf. lm Gedränge der Pressefotografen: Chri­stian Barnard mit Frau Barbara bei der Ankunft auf dem römischen Flughafen Fiumicino Sie lesen heute: Information Zum 100. Geburtstag Wladimir lljitsch Lenins Erinnerungen von Clara Zetkin und Thomas Bell (Seite 2) Wirtschaft / Gesellschaft Wann löscht man den Banater Durst ? Trinkwasserfrage endlich mit mehr Ernst angepackt Bald Investpremiere in Mühlbach Modernes Holzverarbeitungskombinat vor Fertigstellung (Seite 3) Briefe an die Redaktion Theater-Jubiläum in Darowa Bauernkomödie „Das sündige Dorf" wieder aufgeführt Der Leser meint (Seite 4) Ausland Aus der Auslandspresse Wirtschaftsentwicklung in Mexiko 57 Tage, die Schweden erschütterten (Seite 5) Zur Unterhaltung Geben Sie acht! Acht Zitate und Sprüche neugedeutet von Hugo Zein und Helmut Lehrer Kronstädter Neuigkeiten vor 100 Jahren In alten Zeitungen geblättert (Seite 6) * Viel Schnee, viel Wasser Von Heinrich Lauer -r”~v M an freut sich meist jiber den ersten, kaum über den letzten. Schnee des Winters. Was diesen reichen Fe­­■ bruar-Schnee betrifft, so ist es ausgemacht, dass die Freude schon deshalb nicht son­derlich gross ist, da zwei Wochen Vor­frühling in der von der Heizung, Erkältung und anderen Einrichtungen der Zivilisation geplagten Menschenbrust allerlei Ahnun­gen und Hoffnungen entstehen Hessen. Die späte und vehemente Rückkehr des Winters, gekennzeichnet durch tiefe Tem­peraturen, die ausser den Heizvorräten nie­mandem schaden, und durch grosse Schnee­fälle, die den Feldkulturen im Moment nichts anhaben, hat andere Sorgen ge­bracht, die nicht das Niveau verdrängter Frühlingsahnung haben, sondern auf dem Faktum beruhen, dass eine ebenso spon­tane Schneeschmelze wie der Schneefall der letzten Tage unangenehme Folgen nicht nur für die Landwirtschaft, sondern in der gesamten Landschaft haben kann. Bei der bereits erreichten Schmelzkraft der Sonne (sie hat einen schon beträchtli­chen Strahlungswinkel und ist von 7 bis 18 Uhr am Himmel) sind die Schneemassen, und zwar sowohl durch ihre Höhe als' auch durch ihre Verteilung über das Land und den halben Kontinent, sehr gross, was zu starken Wasseransammlungen führen kann und voraussichtlich führen wird, um so mehr als die Aufnahmekapazität des Bodens in einigen Landesteilen, besonders in den Niederungen im Westen und Nordwesten, praktisch den Nullwert erreicht hat. Schon vor diesem Februar-Schnee (von dem nicht sicher ist, dass es der letzte ist) konnten in der Banater Ebene, in der Crişana und im Sathmarer Land grosse Wasserflächen auf d en Feldern beobachtet werden — ganz zu schweigen davon, dass Marosch, 1 emesch und Somesch einen ausserordent­lich starken Durchfluss aufwiesen. Es ist selbstverständlich, dass die Leute von den Wasserämtern alles daransefzen, um diesem immensen Feuchtigkeitsüber­schuss durch einen geregelten Abfluss den Katastrophencharakter zu nehmen — wo­bei nicht gesagt ist, dass diese Institutio­nen die Kontrolle über jedes praktisch mögliche Ausmass der Fluten besitzen wür­den. Die vergangenen Jahre haben ge­zeigt, dass selbst der der landläufig trag­bare, auf langjährige „zuverlässige" Sta­tistiken des Wasserstands aufgebaute Opti­mismus nicht vor Überraschungen schützt. So wartete beispielsweise die Temesch, die in ihrem Unterlauf eine gutbesiedelte und landwirtschaftlich intensiv genutzte Land­wirtschaft durchfliesst, innerhalb von zwei Jahren der sechziger Jahre mit zwei Was­serhochs auf, die in der aus der Zeit Mercys stammenden Übersicht der „Te­­mesch-Bega" zur Kategorie der „einmal in hundert Jahren" gehören. Die aktuelle Wassergefahr ist aber an­ders gelagert : Es ist nicht das Importwas­ser, das die Felder bedroht. In den kom­menden Tagen ist noch nicht mit der hohen Welle zu rechnen, die aus dem Gebirge kommen kann, sondern es ist das viele Schmelzwasser, das nicht abzieht, weil es nicht rechtzeitig von den Feldern abgelei­tet wird. Es kommt soweit (und es ist vie­lerorts bereits soweit), dass der Boden wie ein Schwamm im Wasser liegt, das Grund­­wasser aus allen Poren dringt, die Keller der Häuser zu schwimmen und die Winter­saaten zu ersticken beginnen. Dabei hat man in den letzten zwei Jahren beachtliche Entwässerungssysteme angelegt, denen le­diglich der tausendfach sich wiederholende Fehler anhaftef, dass sie von den Nutz­­niessern — das sind die landwirtschaft­lichen Produktionsgenossenschaften und staatlichen Landwirtschaftsbetriebe — nicht voll genutzt werden. So wurden mit Bag­gern und Spezialpflügen Hunderte Kilome­ter Kanäle gezogen — ein Arbeitsaufwand, der viele Millionen Lei gekostet hat und letztlich daran scheitert, dass die Verbin. (Fortsetzung auf Seite 3)

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