Neuer Weg, 1970. szeptember (22. évfolyam, 6631-6656. szám)

1970-09-26 / 6653. szám

Seite 2 Disput um Senkaku-Inseln Fachleute sind der Ansicht, dass im Raum der Ryukyu-Inseln eines der gröss­ten Ölfelder der Welt liegt. Geologische Untersuchungen, die in den letzten Jah­ren vorgenommen wurden, haben diese Vermutung weitgehend bestätigt. Und noch etwas haben diese Untersuchungen ergeben, nämlich die Tatsache, dass die­ses Ölfeld am besten von einer kleinen Inselgruppe aus angezapft werden kann. Diese Inselgruppe, rund 400 Kilometer südwestlich der Ryukyu-Kette gelegen, wird von den Japanern „Senkaku Guto“, von den Taiwanern aber „Sento Sho Sho“ genannt. Und so unterschiedlich wie die Bezeichnung ist auch die Auffassung über die staatsrechtliche Zugehörigkeit dieser Inselgruppe. In Tokio wollte man anfangs von den auf Taiwan formulierten An­sprüchen nichts hören, denn schliesslich ist die umstrittene Inselgruppe ja Pri-. vatbesitz eines auf Okinawa lebenden Japaners namens Zenji Koga. Nur eben : Koga hatte nach Kriegsende die Insel­gruppe an 'die US-Besatzungsmacht ver­loren, seit 1052 immerhin aber von der US-Army dafür 11 000 Dollar Jahresmie­te bekommen. Taiwan hatte zwar keine Besitzurkun­den, verkaufte aber prompt die Bohr­rechte auf der umstrittenen Inselgruppe einer amerikanischen Erdölgesellschaft. Um diesem Handel zumindest einen Schein von Legalität nachzuliefern, lan­dete später eine taiwanesische Expedi­tion auf einer der winzigen Inseln Sen­­kakus und pflanzte eine Fahne in den Boden. Auf diese Besitzergreifung re­agierte Japan kühl und gelassen: Die Fahne wurde von japanischer Meerespo­lizei eingeholt und Aussenminister Aichi erklärte, dieses Gebiet sei immer japa­nisch gewesen, Taiwan konterte mit einer Pressekampagne, wodurch die ohnedies gespannten Beziehungen weitgehend ver­schärft wurden. Wie dieser Disput enden wird, ist vorläufig noch nicht, abzusehen, da auch die „Pacific Gulf Corporation“, die von Taiwan die Schürfrechte auf den Senkaku-Inseln erworben hat, kräftig mit­mischt. Die Generaldebatte in der UNO New York (Agerpres.) — In der UNO­­Vollversammlung wird die Generaldebat­te fortgesetzt. Der Präsident Gambias, David Jawara. hob hervor, dass die Or­ganisation der Vereinten Nationen sich in den 25 Jahren' ihres Bestehens als ent­sprechendes Forum für' die Vorbeugung von Katastrophen und die friedliche Re­gelung von Streitfragen» die die Zukunft der Menschheit gefährden können, erwie­sen hat. Der Redner befasste sich sodann mit verschiedenen Schwächen der Organi­sation hinsichtlich der Durchführung von Massnahmen im Zusammenhang mit wichtigen internationalen Ereignissen. Der kanadische Aussenminister Mitchell Sharp sprach über die dringende Notwen­digkeit der Wiederbelebung der UNO, Verbesserung n ihrer Tätigkeit und. insbe­sondere ein«1 wirksameren Arbeitsweise. Der britische Aussenminister. Sir Alec Douglas Home, wieä auf die GefaTir hin die das Wettrüsten und die gelagerten Kernwaffen in sich ‘ bergen. Es sprachen ferner die Delegationen Sambias, Kuweits, Togos, der Türkei und Boliviens. Japan will Ozean besser nutzen Japan bereitet sich ■ auf wesentliche Anstrengungen zur besseren Nutzung der Ozeane vor. erklärte der Direktor des französischen Forschungszentrums für Meeresnutzung, Laprairie, bei seiner Rückkehr von einer Studienreise in den Fernen Osten. So soll in absehbarer Zeit damit begonnen werden, Thunfische und Krabben in Lagunen aufzuziehen und erst dann ins Meer zu schütten, wenn sie eine gewisse Reife erreicht haben und ihren natürlichen Feinden nicht mehr ausgeliefert sind- Dadurch sollen die Krabbenfänge von 2000 auf 3000 Tonnen im Jahr gesteigert werden. Parallel dazu seien Vorarbeiten für die Ausbeutung der Metallknollen am Mee­resboden und magnetischer Sonden im Gange. Sogar Überlegungen,' den Unter­­»eetourismus mit durchsichtigen Tunneln und Strassen zu fördern, seien angestellt worden. . . F. K. Machtkampf geht weiter Erbitterte Gefechte im Raum von Irbid / Rücktritt des jordanischen Premiers / 15 Geiseln in Sicherheit Amman, Ap/NW : Der Konflikt in Jordanien dauert an. Wie aus einem von Radio Bagdad ausgestrahlten Kommunique der palästinensischen Widerstandsorga­nisationen hervorgeht, waren am Freitag im Raum von Irbid erbitterte Gefechte zwischen jordanischen Truppen und den Palästinensern im Gange. Angaben des Kommuniques zufolge sollen vier jordanische Panzer zerstört worden sein. Aus Amman wird gemeldet, dass der militärische Generalgouvemeur, Marschall Habes Majali, sämtlichen jordanischen Streitkräften Befehl erteilt hat, am Frei­tag, 5 Uhr früh (GMT) eine 24stündige Waffenruhe zu wahren, um dem Roten Kreuz zu ermöglichen, seine Mission zu erfüllen. Ein Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes, der Lebensmittel mit sich führt, iiti aus Jerusalem nach Jordanien abge­gangen. Die Lebensmittel sollen an die,.. Bevölkerung verteilt vverden, die infolge der jüngsten bewaffneten Auseinanderset­zungen zu leiden hatte. Auch aus Doha, deF Hauptstadt von Quatar,' wurden 36 Tonnen Lebensmittel nach Jordanien ge­schickt. Saudiarabien sandte Ärzte, Me­dikamente und' Lebensmittel nach Jorda­nien. - , ■ ■ '' ■ Kairo. — Wie die MEN-Agentür zu be­richten weiss, war der Chef der jordani­schen Militärregierung, Generäl Moham­med Daoud, der sich seit ..Anfang der . Wo­che in Kairo als Vertreter seines Landes­­auf der arabischen Gipfelkonferenz auf­hält, Donrierstäg mittag spurlos aus sei­nem Hotel verschwunden. In einem dort hinterlassenen Schreiben an König Hussein soll er den Rücktritt seiner Regierung zur Kenntnis gebracht haben. Radio Amman gibt seinerseits bekannt, dass König Hussein das Rücktrittsgesuch Mohammed Daouds angenommen und den anderen Regierungsmitgliedern angeordnet hat, ihre Funktion weiterhin bis zur Bildung eines neuen Kabinetts auszuüben. In Jordanien gehen die Kämpfe zwi­schen den Regierungsstreitkräften und den palästinensischen Kommandogruppen trotz der von König • Hussein angekündig­ten Waffenruhe weiter. Wie der Sender „Die Stimme des ZK der Palästinensi­schen Widerstandsbewegung“ aus Damas­kus meldet, beschiesst die jordanische Artillerie die im Norden des Landes ge­legene Stadt Irbid wahllos und mit bei­spielloser Heftigkeit. Pressemeldungen zu­folge flüchten die Einwohner von Irbid über Ramtha nach Syrien, da die Luft­und Artillerieangriffe die Stadt verwü­sten. * Was die Schlichtungsversuche der ara­bischen Gipfelkonferenz in Kairo im Hin­blick auf die Beilegung. des Konflikts an­belangt, verdient Erwähnung, dass „der Sender der palästinensischen Widerstands­bewegung aus Damaskus eine Erklärung ausstrahlte, worin u. a. gesagt wird, dass diese Konferenz nicht berechtigt sei, im Namen der Palästinenser zu sprechen, da sie hierzu kein Mandat erhalten habe. Der Vermittlungsversuch wird überhaupt abgelehnt. Der gleiche Sender strahlte ei­ne Erklärung des syrischen Staatspräsi­denten Atassi aus, wonach dieser den Palästinensern versichert hätte, dass er sich an die auf dem Kairoer Gipfeltref­fen erarbeiteten Beschlüsse in keiner Wei­se gebunden halte. Nichtsdestoweniger wandte sich Yasser Arafat, Vorsitzender des Zentralkomitees der Palästinensi­schen Widerstandsbewegung, an die in Kairo versammelten Staatschefs mit der Bitte, rasch einzugreifen, damit die Waf­fenruhe in Jordanien verwirklicht und dem Völkermorden unverzüglich ein Ende gesetzt wird. Arafat unterlässt es jedoch nicht zu betonen, dass die Palästinenser unter keinen Umständen die Waffen strek­­ken werden. Ein offizieller ägyptischer Sprecher gab in Kairo bekannt, dass die dort versam­melten arabischen Staats- und Regie­rungschefs ein neue Delegation nach Amman entsandt haben, mit dem Ziel, eine endgültige Feuereinstellung in Jorda­nien zu erwirken. Die arabischen Staats­chefs erklärten, sie würden nicht aus­einandergehen, ehe ein. dauerhaftes Ab­kommen zwischen' Jordanien und Palä­stinensern zustandekommt. ....... " I - Amman (Agerpres). — Radio Amman gibt bekannt, dass es der jordanischen Armee gelungen ist, die Stelle ausfindig zu machen, wo. sich 15 von den Geiseln befanden, die von dér Volksfront für die Befreiung Palästinas nach der Entfüh­rung der amerikanischen und schweize­rischen Flugzeuge der „Panamerican“ und der „Swissair“-Luftfahrtgesellschaft festgehalten worden waren. Das Kom­muniqué gibt an, dass sich diese Passa­giere nun in völliger Sicherheit befin­den. Der Besuch der RKP-Delegation în Japan Tokio. (Agerpres.)— Die Delegation des Zentralkomitees , der Rumänischen. Kom­munistischen Partei, die unter Führung von Virgil Trofin, Mitglied des Exekutiv­komitees. deg Ständigen Präsidiums. Se­kretär des ZK der RKP, Japan auf Ein­ladung des ZK der KP Japans einen Be­such äbstattet, ist in Kioto, einem wichti­gen Kultur- und Industriezentrum mit alten revolutionären Traditionen, einge­troffen. Nach Besichtigung verschiedener histo­rischer und Kunstdenkmäler fand ein Treffen mit dem Parteiaktiv der Präfektur Kioto statt. Den rumänischen Gästen wurden in einer . kameradschaftlichen Atmosphäre die Bemühungen der Kom­munisten in der Präfektur Kioto für die Verstärkung des Einflusses der Partei in den verschiedenen Gesellschaftsschichten geschildert. Genosse Virgil Trofin sprach über die interne und internationale Tätigkeit der RKP. In Hiroshima besichtigte die rumäni­sche Delegation den Friedenspark, das Museum des ersten Atombombardements und das Krankenhaus, wo die Opfer der Atomexplosion behandelt werden. Die De­legation legte am Mahnmal im Friedens­park zum Andenken der Opfer des Atom­angriffs vom 6. August 1945 einen Kranz nieder. Heute begeht das Volk der Arabischen Republik Jemen seinen Nationalfeiertag, den „Tag der Revolution“. — Unser Bild zeigt eine Strassenszene aus Taiz Ausland NEUE» WEG i 36. September 1970 Concorde 001 erreicht 1,6 Mach Toulouse (Agerpres.) — „Concorde 001“, der französische Prototyp des Überschall­passagierflugzeugs, das in französisch-bri­tischem Gemeinschaftsbau hergestellt wird, erreichte am Donnerstag eine Ge­schwindigkeit von 1,6 Mach (1 Mach ent­spricht der Schallgeschwindigkeit). Die Maschine startete auf dem Flughafen von Toulouse und führte einen Testflug von 2,10 Stunden durch, davon 1 Stunde und 50 Minuten mit Überschallgeschwindig­keit. Damit absolvierte „Concorde 001“ ihren 93. Testflug. Erwähnung verdient, dass auch „Con­corde 002“ — der britische Prototyp der Maschine — die Schallmauer durchbro­chen und eine Stundengeschwindigkeit von 1,68 Mach erzielt hat. KURZIIVELT Aufgeschoben wurde der Eisenbahnerstreik in den USA. Der zweiwöchige Aufschub wurde auf direkte Intervention von US-Arbeitsmini­­ster James Hodgson beschlossen. Inzwischen gehen die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag weiter. Geschlossen wurde die Moskauer interna­tionale Ausstellung „Chemie 70“. an der sich 1200 Firmen aus 25 Ländern beteiligten. Am letzten Tag wurde der rumänische Pavillon, wo unsere Chemieindustrie mehr als 4000 Er­zeugnisse zeigte, von M. A. Susslow, Mitglied des Politbüros, Sekretär des ZK der KPdSU. P N. Demitschew Stellvertretendes Mitglied des Politbüros, Sekretär des ZK der KPdSU, M. S. Solomenzew, Sekretär des ZK der KPdSU. B. N. Ponomarjow, Sekretär des ZK der KPdSU, und anderen offiziellen sowjeti­schen Persönlichkeiten besichtigt. . Polen und Schweden haben ein Abkommen über die Zusammenarbeit im Bereich von Kultur und Wissenschaft für die Zeit von 1970 bis 1972 abgeschlossen. Das Dokument wurde in Stockholm unterzeichnet. Vertreter der kommunistischen Parteien aus Grossbritannien, Zypern, Frankreich, West­deutschland Griechenland. Irland. Italien, Holland und Spanien traten in London zu einer Beratung im Zusammenhang mit der Entwicklung der ’ multinationalen Konzerne zusammen. Es wurde vorgeschlagen, für den 11. bis 13. Januax 1971 eine Konferenz der kommunistischen Parteien aus den kapitali­stischen Ländern Europas mit dem Thema ..Der Kampf der Arbeiterklasse in den kapi­talistischen Ländern Europas geaen die Ent­wicklung der multinationalen Firmen“ ein­zuberufen. Wegen versuchter Entführung eines polni­schen Linienflugzeugs verurteilte ein War­schauer Gericht Roman Jasinski und Andrej Rybak zu fünf bzw. vier Jahren Freiheits­entzug. Der VIII. Chirurgenkongress der DDR wurde in Berlin abgehalten. Prof. Dr. Florian Mandache, Direktor der Chirurgieklinik des Bukarester Bräncovenesc-Krankenhauses, un terbreitete ein Referat. In einer Denkschrift an die UNESCO sucht die Regierung der DDR um Zulassung als ordentliches Mitglied dieser Organisation an. In der Denkschrift wird gesagt, dass die wissenschaftlichen und kulturellen Errungen­schaften der DDR sowie die Tatsache, dass Organisationen und Persönlichkeiten der DDR im Bereich von Wissenschaft und Kultur in nahezu 500 internationalen Organisationen vertreten sind, von denen viele der UNESCO angehören, dieses Ansuchen weitgehend er­härten. Eine aussergewöhnllche Hitzewelle erlebt zur Zeit Marokko. In Casablanca wurden *3 Grad Celsius im Schatten registriert, in Rabat 40 Grad. 15,s Milliarden Dollar machen die Gold- und Devisenreserven der .USA heute aus und ha­ben damit ihren Tiefststand seit Ende 1968 erreicht. Allein im August 1970 sind die Gold­reserven um 100 Millionen Dollar abgesunken. Die 22. Internationale Buchmesse wurde in Frankfurt a. M. eröffnet. Daran beteiligen sich 3300 Verlage aus 66 Ländern. Rumänien ist an der Schau mit 1000 Buchtiteln vertreten. Barrikaden auf dem Wege des Fortschritts Blutige ZusammenstÖSSe erschüttern den Süden Italiens / Von unserem römischen Korrespondenten Guido Brunetti IN REGGIO CALABRIA, der Hafenstadt an Italiens Stiefelspitze, toben seit einigen Wochen Strassenkämpfe. Der Provinzhaupt­ort an der Meerenge von Messina war seit dem 5. Juli Schauplatz von 19 General­streiks, einem Dutzend Terroranschlägen, heftigen Barrikadengefechten, Angriffen auf Waffendepots, Sprengung einer Brük­­ke und ausgedehnten Feuersbrünsten. Im Zuge der blutigen Zusammenstösse kamen drei Menschen üms Leben) 194 Karabinieri und Polizisten wurden verletzt, 37 Zivili­sten verwundet. Sechsmal wurde der Sitz der Präfektur und viermal die Polizeidirek­tion gestürmt. Trotz des ungewöhnlichen Ausmasses der Unruhen glaubt die Regierung Grund zu der Vermutung zu haben, dass hier wie­der einmal künstlich die Volksseele zum Kochen gebracht wurde. Was treibt die Demonstranten auf die Barrikaden ? Die da unter der Parole ,,Die Zeit der Pflaster­steine ist vorbei. Die Stunde der Waffen ist gekommen" zu Gewalt greifen, sind an­geblich über die Entscheidung aufgebracht, die die Regierung im Zusammenhang mit der neuen Regionseinteilung getroffen hat, durch die der Provinzvorort Catanzaro zur Hauptstadt der neugeschaffenen Region Kalabrien erklärt würde und nicht das 16.0 000 Einwohner zählende Reggio Cala­bria. Die Protestdemonstrationen, die darauf­hin schlagartig einsetzten, arteten bald in Strassengefechte aus, die _ „Rebellen er­richteten Barrikaden und ein „Aktionskomi­tee" rief den Generalstreik aus. Die Behör­den zogen zur Aufrechterhaltung der Ord­nung 5000 Karabinieri, Sicherheitsbeamte und Grenzwächter in der Stadt zusammen, die bald einer belagerten Festung glich; Die Strassen- und Autobahnverbindungen nach dem Norden und Süden wurden un­terbrochen, der Eisenbahnverkehr musste umgeleitet werden, die Hafeneinfahrt war blockiert. Selbst Radio- und Fernsehsendun­gen waren vorübergehend unterbrochen. Aus sporttanen Protestaktionen war ein re­gelrechter Guerillakrieg geworden, der die Autorität der Regierung und der Behör­den bedrohte. ZUNÄCHST NICHT ERNST GENOMMEN, begann die andauernde Unbotmässigkeit der Kalabrier die Staatsführung allmählich zu beunruhigen. Präsident Saragat forder­te den Regierungschef Colombo auf, alles daranzusetzen, um die Ursachen der „tra­gischen Revolte“ zu beseitigen, die den de­mokratischen Institutionen schweren Scha­den zufüge. Colombo wandte sich seiner­seits an den Präfekten der Provinz Reggio Calabria mit dem Auftrag, die demokra­tische Ordnung, die Staatsautorität und den Frieden unter der Bevölkerung wieder her­zustellen. Gleichzeitig verkündete er die Bereitschaft der Regierung, sich der noch ungelösten Probleme der Provinz anzuneh­men. Tatsächlich' kam Ministerpräsident Co­lombo mit einer vom Präsidenten des Re-gionsparlaments, Mario Casalinuovo, und den Fraktionschefs der Koalitionsparteien geleiteten Delegation zusammen und mach­te konkrete Vorschläge zur Beseitigung der wirtschaftlichen Flaute, die den Aufschwung der Provinz hemmt. Unter anderem stellte er die Errichtung eines Hüttenzentrums, die Schaffung eines grossen Industriekomplexes, teils staatlich, teils privat, eines Grossbe­triebs für die Erzeugung von Haushaltsma­schinen und eines Wärmekraftwerkes in Aussicht. ALS DAS „AKTIONSKOMITEE" jedoch in der vergangenen Woche erneut zum Gene­ralstreik aufrief, der zum Ausgangspunkt neuer blutiger Unruhen wurde, änderte die Behörde .ihre Taktik und verhaftete zwei als „Rädelsführer" abgesterripelte Mitglie­der des besagten Aktionskomitees. Ausser­dem erliess sie einen Befehl zur zwangs­weisen Vorführung dreier Provinzräte, Mit­glieder der christdemokratischen Partei, und eines neofaschistischen Ratsmitgliedes, denen sie mit Recht die Verantwortlichkeit für die Revolte zuwies. „Es handelt sich ganz einfach um Umtriebe der Rechten", schreibt der Rom-Korrespondent der Pari­ser „Le Monde", „die von den Notabein des Ortes ermuntert wenn nicht gar orga­nisiert werden, mit Duldung der Democra­­zia Cristiana. Banden von faschistisch ge­sinnten jungen Rowdies, die die kommuni stische Presse schon längst anprangert, ha­ben sich vor den Karren jener, spannen lassen, deren Wahlchancen und Wirtschafts­interessen, durch die Pläne zur Modernisie­rung des Mezzogiorno (Süditaliens, Anm. d. Red.) bedroht sind." DAS BLATT VERMUTET, dass die Mafia, die in Kalabrien wie in Sizilien mit allen reaktionären Kräften gemeinsame Sache macht, aller Wahrscheinlichkeit nach hin­ter den Krawallert? steht und die Fäden1 zieht. „Die Bevorzugung von Catanzaro", meint das obenzitierte Blatt, „war nur ein Vorwand. Im Grunde genommen wollte man die von der Zentrum-Links-Regierung ins Leben gerufenen Regionen zu Fall brin-, gen." Die Vermutung hat manches für sich, denn die vom Ministerpräsidenten verspro­chene Industrialisierung der Region würde zu einer grundlegenden politischen Um­schichtung des Wahlvolkes führen und die Anhängerschaft der bisherigen Notabein in die Minderheit versetzen. Darum mutet es auch wie die gelungene Szene eines ita­lienischen Spielfilms an, wenn man hört, dass der Bürgermeister von Reggio, einer alten Tradition folgend, dem Erzbischof eine Kerze überreicht hat, zum Zeichen, dass die weltliche Behörde die Wünsche der Geistlichkeit zu respektieren gewillt ist. Noch ist der soziale Fortschritt im Süden Italiens von den am Boden schleifenden und den Staub von Jahrhunderten aufwir­belnden Messgewändern der Kirche behin­dert, in deren Prozession alle Nutzniesser längst nicht mehr zu rechtfertigenden Pri­vilegien schreiten. NW-Auslandskorrespondenten berichten Ministerpräsident Ion Gheorghe Maurer empfing Den Botschafter Italiens Der Vorsitzende des Ministerrates der rest, Niccolo Moscato, auf dessen Ansu- Sozialistischen' Republik Rumänien, Ion chj£ der Begegnung nahm George Ma- Gheorghe Maurer, empfing Donnerstag- covescu, Erster Stellvertretender Aussen­mittag den Botschafter Italiens in Buka- minister, teil. Den Botschafter der SFR Jugoslawien Ion Gheorghe Maurer, Vorsitzender des Ministerrates der Sozialistischen .Republik Rumänien, empfing Donnerstag náchmit­­tag den Botschafter der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien in Bu­karest, Iso’ Njegovan, auf dessen Ansu­chen. An der Besprechung nahm Petra Bur­­lacu, Stellvertretender Aussenminister, teil. Luna 16 erschliesst neue Wege (Fortsetzung von Seite 1) Erde zu bringen. Alexandr Furstein, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Raum­forschungsinstituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, hebt in ei­nem Prawda-Artikel die Tatsache beson­ders hervor, dass die Raumstation auf ih­rem Rückflug die vorausberechnete Bahn so genau einhielt, dass keinerlei Bahn­korrekturen notwendig waren. Wie der stellvertretende Chefkonstruk­teur von Luna 16 erklärte, stellt dieses Gerät den Prototyp automatischer Raum­stationen dar, mit denen die Planeten'des Sonnensystems erforscht werden sollen. Selbstredend wird das Gerät, so der Kon­strukteur, verschiedene Änderungen er­fahren, um den Aufgaben des Raumfor­schungsprogramms zu entsprechen. Der Flug züm Mars wird beispielsweise einige konstruktive Änderungen erfordern, die Hauptelemente von Luna 16 bleiben je­doch die gleichen. Akademiemitglied Bo­ris Petrow weist darauf hin, dass die au­tomatischen Geräte bisher in allen Etap­pen der Raumforschung ihre Wirksamkeit erwiesen haben, die bei der Erforschung ferner Planeten noch bedeutend höher sein wird. Der Flug einer automatischen Raumstation wie Luna 16, erklärte der Wissenschaftler, ist in der Regel 20- bis 50mal billiger als der Flug eines bemann­ten Raumschiffs ; ausserdem schaltet er jedes Risiko für den Menschen aus. Fernsehinterview Edward Heath1 London (Agerpres). — Der britische Premierminister Edward Heath gab sein erstes Fernsehinterview seit dem Macht­antritt der Konservativen. Heath befass­te sich in der Hauptsache mit der Lage in Nahost, der internen sozialen Lage und den britisch-südafrikanischen Be­ziehungen. Unter Bezugnahme auf die Lage in Jor­danien erklärte der Premierminister, dass Grossbritannien der durch den militäri­schen Konflikt in diesem Lande in Mit­leidenschaft gezogenen Bevölkerung wei­terhin humanitäre Hilfeleistungen zukom­men lassen werde. Auf die soziale Lage in Grossbritan­nien zu sprechen kommend, brachte Heath neuerlich die Entschlossenheit sei­ner Regierung zum Ausdruck, Massnah­men zu treffen, um eine „strengere Dis­ziplin und genaue Einhaltung der kollek­tiven Arbeitsverträge“ zu sichern. Eine diesbezügliche Gesetzesvorlage soll dem Unterhaus demnächst unterbreitet wer­den. Unter Bezugnahme auf die Wirt­schaftslage betonte er, seine Regierung werde versuchen, der Inflation durch ei­nen Lohnstopp einen Riegel vorzuschie-ben, ohne jedoch eine staatliche Preis­­und Einkommenskontrolle einzuführen. Hinsichtlich der Beziehungen zur Süd­afrikanischen Repüblik äusserte Premier­minister Heath die Absicht, das Abkom­men über die englisch-südafrikanische Kooperation bei Simonstown zu aktivie­ren. Dieses Abkommen sieht die Liefe­rung von Rüstungsmaterial „ausschliess­lich für Zwecke der Verteidigung Süd­afrikas“ vor. Heath betonte, dass diese Massnahme notwendig sei, um die See­wege, die für die Sicherheit und das Ge­deihen Grossbritanniens wesentlich sind* freizubehalten. Banditen gaben auf Rom. — Erstmals ist ein Menschen­­raubyersuch; dér berüchtigten sardikihen Banditen fehlgeschlagen. Drei maskierte Gangster, die den Mailänder Ingenieur Andrea Foroni (44) bei einer Jagdpartie in der Provinz Nuoro überfallen hatten, mussten ihr Erpressungsopfer wieder frei­lassen, weil ihnen 500 Polizisten, Kara­binieri und Soldaten auf den Fersen wa­ren. Das Militär hatte bei der Verfol­gung sogar zehn Hubschrauber eingesetzt. Die Banditen beschlossen, den Ingenieur freizulassen, als sie mit ihm in den Ber­gen nicht mehr weiterkamen. Taucher arbeiten in 250 Meter Tiefe Ajaccio (Korsika). — Drei französi­schen Tauchern ist es vor Korsika erst­malig gelungen, in einer Tiefe von 250 Metern zu arbeiten. Der Versuch erfolgte im Rahmen eines grossangelegten Expe­riments, mit dem die Möglichkeiten der Ausbeutung der Festlandsockel erforscht werden sollen. Nach mehr als zweitägi­gen Gewöhnungsversuchen in einer Druckkabine an Bord des Begleitschiffes „Astragale" wurden die Männer in eine Tiefe von 250 Metern hinabgelassen, wo . sie Arbeiten \7errichteten, deren physi­sche Belastung derjenigen entspricht, de­nen Bohr- und Bergwerkstechniker aus­­gesetzt sind. Seit Donnerstag arbeiten sie täglich vier Stunden lang in dieser Tiefe. Das Experiment soll noch bis zum 28. September fortgeführt werden. Dann sollen die Männer, nach einem weiteren fast lOOstündigen Aufenthalt in der Druckkabine, wieder ganz zu den atmo­sphärischen Bedingungen .an der Was­seroberfläche zurückkehren. — Der abso­lute Tauchrekord liegt bei 457 Metern und wird von einem Engländer gehalten. ZU JEDER ZEIT WERMUT! S oo ec Ein feines Getränk aus Wein mit Pflanzenextrakten und Ingre­dienzen. Wermut schmeckt mit Zitronenscheiben oder mit anderen Getränken gemixt sehr gut ! In den einschlägigen Läden stehen Ihnen verschiedene Wermutsorten zur Wahl: WEISSER WERMUT 1 Liter - 17 Lei ROTER WERMUT 1 Liter — 15 Lei WERMUT-SPEZIALITÄT (weiss und rot) 1 Liter - 25 Lei EXTRAFEINER WERMUT 1 Liter — 30 Lei (4646)

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