Neuer Weg, 1971. január (23. évfolyam, 6736-6760. szám)

1971-01-26 / 6755. szám

Seite 2 Hoffnung von SSSS Hunderten Millionen Indien begeht heute,, jeinen National­feiertag : Vor 21 Jahren,Vám, 26. Januar 1950, trat die neue Verfassung in Kraft, die den VielmiÍlionen-$taS% "BIS zu diesem, Datüm noch ein Dominion, zur unab­hängigen Republik erklärte. Die letzten Fesseln, die Indien juridisch an das. „Mut­terland" banden,' wären damit beseitigt und das Ziel des' langjährigen Befreiungs­kampfes erreicht : Mehr als 500 Millionen Menschen beschritten den Weg zur völ­ligen politischen und ökonomischen Unab­hängigkeit. In den zwei Jahrzehnten, die seit die­sem historischen Ereignis-verstrichen sind, hat sich Indien aus einem rückständigen Kolonialland zu ■ einem Agrar-Industrie- Stcat entwickelt. > Trotz mannigfaltiger Schwierigkeiten verfügt das Riesenland (3 325 000 qkm) heute über die Qrujidla­­gen einer Schwäriudustti&. Viel'.wurde in den letzten Jahren getan, um das schwere Erbe der Kolonialherrschaft zu beseitigen und um die naţiorşalen- Reicktümer z'üm Wöhle des Volkes zu -nutzen^viel bleibt noch zu tun, um den Einwohnern, deren Zahl jährlich um 13 Millionen zunimmt, eine sichere Existenz zu bieten. Die beschleunigte wirtschaftliche Ent­wicklung hat viele Probleme mit sich gebracht, die weiterhin . .ihrer. Lösung harren. Die von Frau Lftiira Gandhi ge­führte Regierung ist zwar bemüht, durch Reformen den Weg in die Zukunft -zu ebnen, doch diesem Reformkurs wider­setzen sich all jene Kräfte, die um ihre Privilegien und Pfründe bangen. Eben deshalb wurden für März Párlaments­­wahlen anberaumt, damit 'die Wähler selbst über den ’küh'ftigehTtiirS bestimmen mögen. Breite Volksschichten stehen zu der von Frau Indira GandKügäfüWriäü, Poli­tik und fordern eine Änderung der Ver­fassung, damit die erforderlichen ökono­mischen und sozialen Reformen durchge­­führt werden können, ohne die es keinen Fortschritt geben kann. Aussenpolitisch tritt die von Frau In­dira Gandhi geführte Regierung für fried­liche Koexistenz lin'd Zusammenarbeit mit allen Staaten ein. Die Beziehungen ,zwischen Rumänien und Indien haben sich erfolgreich ent­wickelt. Besonders güte Ergebnisse wur­den im Bereich der wirtschaftlichen Zu­sammenarbeit erzielt. . X Unser Volk, das die Entwicklung in Indien voller Sympathie Verfolgt, Wünscht dem indischen Volk zu seinem National­feiertag weitere Erfolge beim friedlichen Aufbau. RGW-SStzung in Moskau Moskau (Agerpres). — In Moskau fand eine Sitzung der Regierüngsk'omrnissiohen des RGW-Exekutivkomitees statt. Gegen­stand der Erörterungen Vtären die sich aus den Beschlüssen der 23. Sondertagung und der 24. Tagung des' R'GW-.Rates ergeben­den Probleme, dig auf <j§£ nächsten Sit-, zur.g das Exekutivkomitees erledigt wer­den sollen. An den Arbeiten der Regierungskom­­missionen. die vom Vorsitzenden des Exekutivkomitees,; Gheprghe Rädulescu, Stellvertretender .Ministerpräsident der Sozialistischen Republik Rumänien, gelei­tet wurden, beteiligten sich N. W. Fade- Sekretär des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, sowie die ständigen Ver­treter der RGW -Mitgliedländer. Rumänisch-albanischer Kulturplan Tirana (Agerpres). — In Tirana wurde der Plan 1971 für den kulturellen und wissenschaftlicher'.'Austausch zwischen der Sozialistischen Republik Rumänien und der Volksrepublik . Albanien unterzeichntet. Der neue Plan Steht. Aktionen zur mafi­­nigfaitigeren Gestaltung der rumänisch­­albanischen Zusammenarbeit im Bereich von Kultur und-Kunst, Wissenschaft,und Technik. Presse, Fernsehen und Sport vor. Der Plan wurde von rumänischer Seite von Vasile Gliga. Stellvertretender Au­­ssenminister, und von albanischer Seite von Mantho' Bala. Stellvertretender Mini­ster für Unterricht und Kultur, unter­zeichnet. Nach der Unterzeichnung des Plans wurde Vasile Gliga vom Aussen rninigter Albaniens. Nesti Nase. empfangen, mit dem er eine herzliche Aussprache hatte. Feuerpause während der Tet-Feiertage Hanoi (Agerpfes). — Die Nachrichten­agentur ,.Die Befreiung“ gibt' bekannt, dass das Oberkommando'"' der, Volksbe­freiungsarmee. die zeitweilige Einstellung der Kampfhandlungen auf dem ganzen Territorium Südvietnamsj fiirjeinen Zeit­raum von vier^Tagen, wSÍi-zwar vom 26. Januar bis 30. Januar, angesichts der Neu­­jahrsfeier (Tat) angeordnet hat. In dem Befehl wird gesägt,' dass jede wie immer geartete Aktion" des Feirides,T Aüfklä­­rungsflüge, Bombenangriffe,.,.Abwurf . von chemischen Substanzen, innerhalb der an­gegebenen Frist ais eine Verletzung des Beschlusses der. Revolutionären Proviso­rischen Regierung der Republik Südviet­nam zur zeiweiligen Einstellung: der Kämpfe angesehen und die entsprechende Abfuhr erhalten wird.,, Unwetter über Europa (Fortsetzung von Seite 1) sten Grades und zu zahlreichen Uber-, schwemmungen. Laut MTI, standen , am. Sonntag über 8000 Hektar- Ackerland. Un­ter Wasser. Derselben Agentur zufolge sind auch in anderen Teilen Ungarns Sofortmassnahmen getroffen worden, uni weiteren Überschwemmungen vorzubeu- Sen. Bukarest. — Auch Rumänien wird zur Zeit von einer Warmlufţwelle beherrscht, die in den letzten zwei. Tagen, für „diesen Monat ungewohnte Temperaturen aus­löste. Allein in der Donauniederung wurden etwas niedrigere Temperaturen, u. zw. minus 8 Grad1 (Giurgiu), gemes­sen. Sonst zeigte die Quecksilbersäule sogar nachts 6 Grad in Orawitza und 1 Grad in Bukarest an. Gestern Vormittag wurde die 'tiefste. Temperatur mirius 1 Grad in Vărădia und die höchste „10 Grad in Mangalia gemessen. In Bukarest stand die Quecksilbersäule um 11 Uhr vormittag bei 3 Grad. Ausland Briefwechsel zwischen . Riad und W. Rogers Jarring setzt Geheimbesprechungen fort / Washington für „stille Diplomatie“ New York (Agerpres). — Nach seinen Sepäratbesprechungen mit den ständigen UNO-Vertretern Israels, Jordaniens und der VAR, über die nichts verlautbart wurde, hatte der Sonderbeauftragte des UNO-Generalsekretärs für Nahost, Gun­­nar Jarring, am Wochenende neuerlich eine Aussprache mit dem UNO-Botschaf­­ter Jordaniens, Muhammad El Farra. Wie MEN aus Kairo berichtet, fand zwischen dem Aussenmlnister der VAR, Mahmoud Riad, und US-Staatssekretär William Rogers ein Austausch von Bot­schaften über die Jarring-Besprechungen statt. In seiner Botschaft stellt Mahmoud Riad fest, die ägyptische Regierung sei nicht der Meinung, dass bisher bei der Durchführung der Resolution des Sicher­heitsrates von November 1967 über die Lage in Nahost irgendein Fortschritt erzielt wurde, da Israel in der an Bot­schafter Jarring erteilten Antwort auf seiner Weigerung beharrt, die besetzten arabischen Gebiete zu räumen. Riad be­tont, dass die Regierung der VAR Gun­­nar Jarring und dem Sicherheitsrat zur Kenntnis brachte, dass sie entschlossen sei. diese Resolution mit allen ihren Punkten zu respektieren. Überdies be­tonte er, dass die VAR sich mit der von den USA vorgeschlagenen Waffenruhe einverstanden erklärt habe, um Jarring weitgehende Möglichkeiten zur Erfüllung seiner Mission zu bieten. Wie die Kairoer Zeitung „Al Ahram“ hervorhebt ist die Botschaft des ägypti­schen Aussenministers an William Ro­gers als eine Antwort auf dessen Schrei­ben anzusehen, worin der Staatssekretär die Meinung äusserte, dass die Verlän­gerung der Waffenruhe nach dem 3. Fe­bruar Gunnar Jarring erleichtern würde, seine Mission weiterzuführen. In seiner Botschaft äusserte Rogers überdies die Meinung, dass sich „die Friedensaussich­ten in Nahost als Folge der Wiederauf­nahme der Jarring-Mission verstärkt“ haben. Weiterhin betonte Rogers, dass die USA „eine stille' Diplomatie", der Einberufung des Sicherheitsrates vor­ziehen. Hermann IViatern gestorben Berlin (Agerpres). — Das Zentralko­mitee der SED, die Volkskammer, der Ministerrat und der Staatsrat der Deut­schen Demokratischen Republik gaben bekannt, dass Hermann Matern, Mitglied des Politbüros des ZK der SED, Vorsit­zender der Zentralen Kontrollkommission der SED. Stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der Volkskammer der DDR. am 24. Januar nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren ge­storben ist. Kritik an Nixons Botschaft über den Stand der Union Verstärkung des militärischen Engagements ruft Besorgnis hervor Washington (Agerpres). — Die Bot­schaft US-Präsident Richard Nixons über den Stand der Union löste bei der de­mokratischen Opposition starke Bewe­gung aus. So machte Lawrence O’Brian, Vorsitzender • des Nationalkomitees der Demokratischen ■ Partei, dem Präsidenten vor állem den Vorwurf, „die wesentli­chen Probleme des Krieges und der Volkswirtschaft ignoriert zu haben“. , Senator Edmund Muskie erklärte auf einer Versammlung in Sacramento (Ka­lifornien), dass die Ausdehnung der Kampfhandlungen der USA auf Kambo­dscha durch Einsatz der Luftwaffe zur Unterstützung der Saigonér und derLon- Nol-Truppen ein Beweis dafür ist, dass die Nixon-Administration ihre eigenen Versprechungen nicht einhält. Anstelle eines allmählichen Truppenabzugs aus Südvietnam verstärkt die Regierung un­sere militärische Tätigkeit in Kambo­dscha und im Luftraum Nordvietnams, betonte Senator Muskie. Senator Hubert Humphrey wies seiner­seits darauf hin, dass die Rede Präsident Nixons ..zwar viele Versprechungen ent­hält, nichts jedoch, worin von einem Programm die Rede ist“. Der Führer der demokratischen Mehrheitsfraktion im Senat. Mike Mansfield, erklärte, dass „bevor endgültige Schlussfolgerungen ge­zogen werden können, konkrete Vor­schläge im Zusammenhang mit den ins Auge gefassten Massnahmen gemacht werden müssen“. Kanzler Willy Brandt nach Paris Schwierige Phase der westdeutsch-französischen Routinetreffen Paris (Agerpres). — Der westdeutsche Kanzler Willy Brandt ist nach Paris ge­reist, wo das vom französisch-westdeut­schen Vertrag vorgesehene übliche Gipfeltreffen mit dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou stattfindet. Vor seiner Abreise aus Bonn äusserte Kanzler Willy Brandt in einer Fernseh­erklärung die Hoffnung, dass im Zuge der Pariser Aussprachen Fortschritte „auf dem Wege zu einer Wirtschafts- und Währungsunion innerhalb der EWG“ er­zielt werden. Dennoch betonte er, dass „in Paris keinerlei Beschlüsse im Namen anderer getroffen werden können“. Beobachter in der Hauptstadt Frank­reichs sind der Meinung, dass sich die Verhandlungen Pompidou—Brandt schwierig gestalten werden, da die Stand­punkte der beiden Länder im Zusam­menhang mit der ins Auge gefassten Wirt­schafts- und Währungsunion, die bis 1980 innerhalb der EWG Zustandekommen soll, auseinandergehen. Im Zuge der französisch-westdeutschen Aussprachen soll auch die Bonner Poli­tik der Normalisierung der Beziehungen zu den sozialistischen Ländern Europas erörtert werden. Flughafen von Pnom Penh weiter unter Kontrolle der Patrioten Pnom Penh (Agerpres). — In der Nacht von Sonntag auf Montag führten die kambodschanischen Patrioten gegen die Stellungen der Lon-Nol-Truppen neue wuchtige Schläge. Der internationale Flughafen von Pnom Penh und andere militärische Anlagen wurden mit Gra­naten und Raketen belegt, Infolge dieser Angriffe ist der Nachschub von Waffen und Munition auf dem Luftwege für die Lon-Nol-Truppen bedeutend erschwert. Wie Associated Press zu berichten weiss, haben sich die Patrioten im Norden des internationalen Flughafens von Pnom Penh festgesetzt. Äusserst heftige Gefechte sind, wie ebenfalls Associated Press ’meldet, am Mekong etwa 16 Kilometer nördlich von Pnom Penh und in der Nähe des Mili­tärlagers von Kambol an der Landstrasse Nr. 4 im Gange. Der Dinar wurde abgewertet Massnahmen zur Förderung des Aussenhandels / Preise bleiben unter Kontrolle ■Belgrad (Agerpres). — Wie ein in Bel­grad veröffentlichtes Kommuniqué be­kanntgibt, hat das Föderative Exekutiv­wetsche beschlossen, ab 24. Januar eine neue Parität des Dinars festzusetzen, und zwar 15 Dinar für einen Dollar. Die bis­herige Parität betrug 12,5 Dinar für einen Dollar. Bei dem Beschluss über die Ab­wertung des Dinars ging das Föderative Exekutivwetsche von der Notwendigkeit aus, die Konkurrenzfähigkeit der jugosla­wischen Wirtschaft zu verstärken, den Aussenhandelsaustauscb anzukurbeln und die Aussenhancleisbilanz ins Gleichgewicht zu' bringen. Was die Preise anbelangt, beschloss das Föderative Exekutivwetsche zugleich mit der Abänderung der Parität des Dinars diese weiterhin unter Kontrolle zu hal­ten. Die Preise sollen allmählich libera­lisiert werden, und diese Massnahme soll vor allem auf alle Importartikel ange­wandt werden. Die jugoslawische Regie­rung ist entschlossen, mit allen zur Ver­fügung stehenden Mitteln für die Beibe­haltung und Hebung des Lebensstandes einzutreten. Um die Spareinlagen weiter­hin zu fördern, hat die Regierung be­schlossen, die Spareinlagen der Bürger mit 6 Prozent zu verzinsen. Dies wird mittels des Banksystems und zum Teil mit Hilfe der Bundesmittel bewirkt wer­den. URZÜHJ Das 7. Kolloquium der Mihai-Eminescu- Gesellschaft der Studenten der Universität Freiburg wurde lm Schwarzwald abgehal­ten. Daran beteiligten sich Studenten und Professoren der Lehrstühle für Rumäni­sche Sprache an den Universitäten von Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Köln sowie Gäste aus dem Ausland. Seitens der Gäste aus Rumänien sprachen Prof. Dr. habil. Mihai Ispăşescu und Dozent Dr. Zoe Dumitrescu-Busulenga von der Bukarester Universität sowie der Dichter Ion Alexan­dru. Unter der Losung „Gerechtigkeit für die Landwirte“, fand in Stuttgart eine Gross­kundgebung statt, an der sich mehr als 15 000 westdeutsche Landwirte aus Baden- Württemberg beteiligten. Die Demonstra­tion wurde zum Protest gegen die negati­ven Auswirkungen dér starren Marktord­nungen der EWG veranstaltet. Beschlagnahmt haben ekuadorianische Flotteneinheiten einen weiteren US-Fisch­­kutter der beim Fischen innerhalb der von der Regierung Ekuadors festgelegten 200- Meilen-Grenze der Hoheitsgewässer dieses Landes ertappt wurden. Bisher wurden aus dem gleichen Grunde 13 amerikanische Fi­schereifahrzeuge beschlagnahmt und mit Geldstrafen belegt. Im Nil-Delta erschürfte die ägyptische Firma „Wepco“ bedeutende Erdölvorkom­men. Diese Vorkommen liegen etwa 50 Ki­lometer östlich von Alexandria bei El Bo­­sily. Der III. Parteitag der Italienischen So­zialistischen Partei der Proletarischen Ein­heit findet in Bologna vom 22. bis 25. März 1971 statt. Dips wurde auf einem Plenum des ZK dieser Partei in Rom beschlossen, das gleichzeitig die Thesen des Parteitags genehmigte. Die Nationalversammlung Guineas hat als oberstes revolutionäres Gericht die Perso­nen abgeurteilt, die an der Aggression vom 22. November 1970 auf dieses Land teilge­nommen hatten, meldet Radio Conakry. 92 Personen — davon 34 ln Abwesenheit — wurden zum Tode und andere 72 zu lebens­länglichem Kerker verurteilt. JLt Man nennt sie die „Weisse-Kragen-Kri­­mineilen“, nach dem amerikanischen Be­griff der „white collar criminals“. Als kri­minalistisches Identifizierungsmerkmal ist der vfeisse Kragen allerdings dürftig, da unauffällig. Genau das soll die. Bezeich­nung auch an deuten. — eine., gewisse .gut­­bürgerliche, seriöse Anonymität, unter deren Schutz die Herren mit den weissen Kragen, Wölfe -im Schafspelz gewisser­­massen, durch die fetten Jagdgründe des bundesdeutschen und internationalen Wirtschaftslebens schnüren. ' Sie machen dort, so sagen die Statisti­ker, . reiche Beute : Auf zehn Milliarden Mark jährlich schätzt man den Schaden, der durch Wirtschaftsverbrechen ange­richtet wird. Nur einen kleinen Bruch­teil erbeuten vergleichsweise alle Räuber, Einbrecher und Diebe der Bundesrepublik zuteîhmengenomrr.en. Aber diese relativ kleinen Gauner werden mit grösserem Aufwand gejagt und sind in der allge­meinen Meinung Objekte ausgeprägter Missachtung, während die Wirtschaftskri­minellen — so. sie nicht gerade hilflose Rentriérinnen ausnehmen — eine heimli­che Bewunderung als clevere Typen ge­niesten. Wie sieht so ein „Weisse-Kragen-Krimi­­neller“ aus ? Manchmal sogar genauso, wie man- ihn sich verstellt, beispielsweise wie der von einer Frankfurter Strafkam­mer als Grossbetrüger verurteilte Archi­tekt Robert Richard Köster.: ein „Mann in den besten Jahren“,' halb Manager, halb Playboy, nach langer Untersuchungs­haft imhier noch derselbe braungebrann­te. elegante Ladykiller mit den grauen Schläfen, der in seiner Glanzzeit rätsel­haft viel Kredit nicht nur bei unglückli­chen, wohlhabenden Damen, sondern auch bei nüchternen Bankiers hatte. Manager-Qualitäten gefragt Den ominösen weissen Kragen trug Köster bei seiner Verhaftung nicht. Viel-Der Schweizer Irowir-Konzernchef Her­bert Neumann drehte schiefe Geschäfte und missbrauchte die Gelder seiner Kun­den. Das Porträt des smarten Managers zeichnet der Hamburger „Spiegel“ : „Der Investment-Star umgab sich mit standes­­gemässem Zubehör. Abwechselnd fuhr er einen Rolls-Royce und das Sportwagen­modell Iso Grifo. Sein Renommee als schneller Geldmacher brachte Neumann sogar einen Orden ein, den ,Croix du Combattant de l’Europe’, den eine private europäische Vereinigung mit Sitz in Paris verleiht“ mehr befand er sich im Adamskostüm, als die Kripobeamten ihn aus seinem Versteck zogen. Doch Männer wie Köster darf man nicht nach solchen Äusserlich­­keiten beurteilen. Sie haben innere Qua­litäten, wie sie etwa auch in Stellenanzei­gen für den gehobenen Bedarf verlangt werden, Eigenschaften, wie sie der Schriftsteller Hans-Magnus Enzensberger als Voraussetzungen für den modernen Gangster erkannte. Dieser ist, so Enzensberger, eine „wirt­schaftlich denkende, grosszügige Persön­lichkeit mit sicherem Auftreten; zielbe­wusst, weitblickend und ideenreich, kon­taktfreudig und kreativ ; verhandlungsge­wandt, erfahren in allen Fragen von Ma­nagement und Organisation... Straffe Menschenführung und überdurchschnitt­liches Durchsetzungsvermögen sind Be­dingung“. Soweit Enzensbergers ironische Stellen­anzeige für einen Wirtschaftskriminellen oder auch -kapitän. Der Autor fügt hinzu: „Der Vergleich des Gangster-Chefs mit einem Wirtschaftskapitän ist keine blosse Metapher.“ . Zurück zum feil Köster, ’der noch in anderer Beziehung lehrreich ist. Köster (mit Ironie) : „Ich hatte immer Schulden. Deshalb war ich bei allen Banken geach­tet.“ In seiner saloppen Art formulierte Köster damit ein Problem der Wirt­schaftskriminalität, das gewissenrnassen einen doppelten Boden hat : Ein paar ho­­hörige Zeugen gégén Köster sahen auf einmal nur noch halb wie Geschädigte, halb wie Komplizen aus. Die schillernden Aspekte des Falles Köster könnten dazu verführen, Leute seines Kalibers für die Wirtschaftskrimi­­nellen schlechthin zu halten. Das sind sie nicht unbedingt. Sie richten zwar eine Menge Schaden an und machen fette Schlagzeilen. Aber im Bereich der Wirt­schaftskriminalität sind noch ganz andere Dimensionen zu entdecken. Ein Mann wie Köster ist zwar im bürgerlichen Karpfenteich ein toller Hecht — im Ver­gleich zu den wirklichen Haien schrumpft er zum kleinen Fisch. Dafür ein berühmt-berüchtigtes Bei­spiel : Eine Firma hinterzieht in ein paar Jahren rund zwölf Millionen Mark Steuern, die investiert werden und sich hochgradig rentieren. Deshalb geht es der Firma nach einigen Jahren schon sehr viel besser — so gut nämlich, dass sie die Steuerhinterziehung dem Finanzamt of­fenbaren und die zwölf Millionen an­standslos nachzahlen kann. Nach dem geltenden Steuerrecht ist die Sache damit erledigt. Sie hat nur einen Haken : Durch die Steuerhinterziehung mit der damit verbundenen Verbesserung der Rendite hatte die Firma sich einen Wettbewerbs­vorteil verschafft, der sich auf einige Konkurrenten derart auswirkte, dass sie zu ihrem lebhaften Bedauern in Kon­kurs gehen mussten. Catch as catch can in der Wirtschaft... Der Finneninhaber — um das Bild ab­zurunden — erhielt übrigens später das Bundesverdienstkreuz. Er ist, der Gott, des Handels Hermes bewahre ihn, kein Wirt­­schatskrimineller, sondern eine jener Säulen, auf denen unsere Wirtschaft si­cher ruht. Es gibt, nebenbei bemerkt, Grössere als ihn. Das Feld der Steuerhin­terziehung ist unübersichtlich weit. Geister-Export-Import Ein anderes Beispiel: Exportbemühun­gen werden häufig mit Subventionen be­lohnt. Man kann zum Beispiel ein Pro­dukt namens Butterschmalz ,— in Anbe­tracht des „Butterberges“ im Inland zur Zeit nicht besonders gefragt — exportie­ren und dafür Subventionen, in unserem Beispiel mehr als elf Millionen Mark, kassieren. Dann kann man aber auch dem Zeug im Ausland Essigsäure zusetzen, wo­bei es sich in „Mayonhaise“ oder auch „Gewürzsauce“ verwandelt. Diese impor­tiert man wieder, transportiert sie in ein — mit Steuervorteilen errichtetes —■ Werk im niedersächsischen Zonenrandgebiet und verwandelt sie zurück in das leidige, doch subventionsträchtige Butterschmalz. Der Aufwand ist gering, die Rendite prächtig, und die Ware steht wunder­barerweise erneut zu gleicher oder ähn­licher Verwertung zur Verfügung. Das Verfahren ist inzwischen noch ver­bessert worden, was die Aufklärung der Prozedur nicht erleichtert hat. An dem Fall war eine Firma „von Weltruf“ betei­ligt. Ob die Angelegenheit mit einem Strafgericht oder mit dem Bundesver­dienstkreuz enden wird, erscheint noch ungewiss. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht freilich fúr das Bundesverdienst­kreuz. IN UNSERER NÄCHSTEN FOLGE LE­­SEN SIE : Weltruf-Firmen sind mit von der Partie / Juristen müssen um­lernen Ein Tatsachenbericht der westdeutschen ,,Frankfurter Rundschau“ Die smarten Verbrecher(,) Wirtschafts-Kriminalität in der Bundesrepublik / Für nicht nachweisbare Delikte einen Orden NEUER .WEG / 26. Januar 1971 Australien feiert heute den 183. Jahrestag der Gründung der ersten englischen Kolonie. — Unser Bild zeigt Sydney, das mit seinen mehr als zweieinhalb Millio­nen Einwohnern die grösste Stadt des W s;uaui}uoyf uaj/un/ Ouvertüre 71 (Fortsetzung von Seite 1) kann aber nicht die Realität der Arbeits­losigkeit aus der Welt schaffen, die — selbst der Präsident musste das zugeben — unauf­hörlich wächst, noch das In den letzten Wo­chen wieder stärker gewordene Anziehen der Preise." DAMIT SIND WIR BEIM THEMA KON­JUNKTURFLAUTE ANGELANGT. In der gan­zen westlichen Weit sind mit Beginn des neuen Jahres die wirtschaftlichen Schwierig­keiten in den Bereich der politischen Aktua­lität vorgerückt. Seitdem die Geschäfte ins Stocken geraten sind, Arbeitslosigkeit gras­siert und Inflation droht, vermeinen viele Wirtschaftsexperten schon den Knochenfin­ger der Krise an die Tür pochen zu hören. Auch Frankreich biieb nicht verschont. Zwar hat der Kommentator der Londoner „Finan­cial Times“, Lombard, noch in der vergan­genen Woche dem französischen Franc als „einer der geachtetsten Währungen der Welt" einen selbstgefertigten „Oskar" ge­spendet und die Wirtschaftssachverständigen von 22 westlichen Ländern sehen sogar Frankreich in den nächsten zehn Jahren vom siebenten auf den fünften Platz unter den kapitalistischen Staaten mit der höch­sten Pro-Kopf-Produktion aufrücken, vor die Schweiz und Westdeutschland, doch dieses rosige Zukunftsbild wird getrübt durch „eine gewisse Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt" und „eine wenig befriedigende Entwicklung der Detailpreise". Besonders beunruhigt ist man über den wachsenden Prozentsatz von Jugendlichen, die keine Arbeit finden. Im Departement Rhöne stieg der Anteil, den Unbeschäftigte im Alter von 16 bis 24 Jahren an der Ge­samt-Arbeitslosenziffer haben, von 20 auf 30 Prozent, im Departement Nord-Pas de Ca­lais erreichte er 44,8 Prozent. Für ganz Frank­reich verzeichnen die Statistiken einen Durchschnitt von 33 Prozent, mit anderen Worten, jeder dritte Arbeitslose ist ein Ju­gendlicher, der nicht mehr unterkommt. Da andererseits auch offene Stellen gemeldet werden, scheint sich hier ein Problem der Berufsverlagerung mit aller Dringlichkeit zu stellen. Die Regierung hat die bereits im Herbst getroffenen Massnahmen zur Konjunkturbe­lebung durch eine Investitionsspritze von 300 Millionen Francs ergänzt, die dem Schul­­und Wohnungsbau und dem Kampf gegen Umweltverschmutzung zugute kommen wer­den. Vor kräftigeren Expansionsmassnahmen schreckt sie zurück, damit nicht plötzlich steigende Kaufkraft den Preisanstieg noch mehr verschärft. Das Dilemma, in dem sie sich befindet, ist um so akuter, als die Mu­nizipalwahlen vor der Tür stehen und die Regierungsmehrheit alles Interesse hat, den Wähler bei guter Laune zu erhalten. IM KOMMENDEN MÄRZ müssen sich rund 38 000 Bürgermeister in Frankreichs Städten und Gemeinden der von ihnen sechs Jahre lang verwalteten Bevölkerung stellen, die darüber entscheidet, ob „monsieur le maire“ im Amt verbleiben soll oder nicht. Zwei Ämter, so stellt das Wochenblatt „L’Express" fest, haben im Laufe der Jahrzehnte einen Machtzuwachs erfahren, der Präsident der Republik und der Bürgermeister. Ersterer kraft eines durch Volksentscheid beschlosse­nen Gesetzes, letzterer „par la nature des choses", durch die natürliche Entwicklung. Denn wenn 1801 lediglich 6 Prozent aller Franzosen in Städten wohnten, so waren es 1970 60 Prozent, und wo der Stadtvater früher auf seinem Gang durch den Ort auf diese Möglichkeit, auf jene Schwierigkeit hin angesprochen wurde, dort sieht er sich heute hilfesuchend nach einem Elektronen­rechner um, damit die Hunderte oder gar Tausende ihm beigegebenen Stadtbeamten in den Kommissionen, die manchmal wie kleine Ministerien aussehen, mit der Flut von Problemen und einer Planung, die schon jetzt das Jahr Zweitausend vorwegnehmen muss, zu Rande kommen. Denn : „Ein schlecht renoviertes Wohnviertel, das sind 10 000 Personen, die darunter leiden, eine schlechte Verkehrsregelung, das bedeutet eine halbe Stunde Verspätung, um die je­den Abend die Erholung von Tausenden Ar­beitern verkürzt wind", gibt einer von ihnen gelegentlich eines Interviews zu bedenken. Drei politische Formationen machen sich diese einflussreichen Ämter streitig : Die Union der Linken, die in Städten mit über 30 000 Einwohnern Kommunisten, Sozialisten und in einzelnen Munizipien auch Radikale und Sozialdemokraten vereinigt, während überall dort, wo keine Absprachen zwi­schen Kommunisten und Sozialisten zustan­dekamen, die beiden Parteien getrennt zum ersten Wahlgang am 14. März antreten. Die Regierungsmehrheit ist vertreten durch die Union für die Verteidigung der Republik, Unabhängige Republikaner und die Mehrheit der Zentrumspartei. Schliesslich das Demo­kratische Zentrum, dem sich in einigen Wahl­kreisen Radikale und Sozialisten ange­schlossen haben. Nach den letzten Parla­mentswahlen ist dies nach Jahren die erste umfassende politische Willensbekundung in Frankreich, und ihr wird in jeder Bezie­hung erstrangige Bedeutung beigemessen. Vor Redaktionsschluss : Zwischenfälle in Uganda Kampala (Agerpres). — Sonntag abend kam es auf den Strassen der Hauptstadt Ugandas zu heftigen Zwischenfällen. Die Schiessereien, die gegen 23 Uhr began­nen, dauerten mit Unterbrechungen mehr als vier Stunden. Wie aus diplomati­schen Kreisen verlautet, ereigneten sich die stärksten Zusammenstösse in der Ge­gend von Mengo, die 1966 Schauplatz hef­tiger Auseinandersetzungen zwischen den Streitkräften der Zentralregierung und den Kräften gewesen war, die den ehe­maligen König von Uganda, Edward Mu­­tesa, unterstützen. Die Behörden veröf­fentlichten keinerlei Angaben über die Lage im Lande und über die Ursachen, die die Zwischenfälle in der Hauptstadt ausgelöst haben. Montag früh unterbrach Radio Kam­pala seine Nachrichtensendungen und gab Militärmusik durch. Auf den Strassen patrouillieren Panzer, und im Zentrum, wo für gewöhnlich reger Verkehr herrscht, waren nur wenige Menschen zu sehen.

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