Neuer Weg, 1971. április (23. évfolyam, 6811-6836. szám)

1971-04-08 / 6817. szám

Die Zeitung erscheint täglich' (ausser Montag). Abonnements I einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei, — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen 23. Jahrgang j Nr. 6817, Tagung des Ar ader Kreisrates der Werktätigen deutscher Nationalität Durch gemeinsame Arbeit zu grösseren Leistungen Aktive Teilnahme der deutschen Bevölkerung am gesamten sozial-kulturellen Leben des Kreises / Deutschunterricht mehr beachten Von unserem Korrespondenten Martin Schmidt Arad. — In Anwesenheit von Genossen ANDREI CERVENCOVICI, Mitglied des ZK der RKP. Erster Sekretär des Kreisparteikomitecs und Vorsitzender des Kreisvolksrates Arad, fand Dienstag nachmittag die Plenartagung des Kreisrates der Werktätigen deutscher Nationalität statt. Auf dem Plenum kamen eine Reihe von spezifischen Kragen der deutschen Bevölkerung dieses Gebiets zur Sprache, wobei auch auf den wertvollen Beitrag der deutschen Bevölkerung zur Erfül­lung der grossen Aufgaben im vergangenen Fünfjahrplan hingewiesen wurde. Sowohl im Bericht des Büros des Kreisrates als auch in den Diskussionen der Kreisratsmitglieder wurde unterstri­chen, dass die deutsche Bevölkerung aktiv am sozialistischen Aufbau und am sozial-kulturellen Leben des Kreises Arad teilnehmen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat die Kulturtätigkeit in deutscher Sprache in den letzten Mona­ten einen grossen Aufschwung genom­men. Es gibt heute im Kreis kaum eine Ortschaft oder ein Dorf mit deutscher Bevölkerung ohne eine oder mehrere deutsche Kulturformationen. Unter ande­rem sind im Kreis Arad 20 Theatergrup­pen, vier Chöre, acht Blaskapellen und drei Singgruppen tätig, die Programme (Fortsetzung auf Seite 6) Rumänische Chemie stellt in Tokio aus Grosse Messebeteiligung in diesem Jahr Bukarest. — Die rumänische Chemie­industrie wird sich an der in Kürze ver­anstalteten bekannten Internationalen Messe van Tokio beteiligen. Damit wird dieser Industriezweig seine in nächster Zeit grosse Beteiligung bei Ausstellungen im Ausland weiter fortsetzen. Allein in diesem Jahr wurden Erzeugnisse unserer Chemieindustrie an den internationalen Messen von Tripolis, Kairo und Leipzig gezeigt. Ausser Tokio will sich die rumänische Chemie in den nächsten drei Monaten auch an den Messen und Ausstellungen von Mailand. Barcelona. Budapest und Poznan beteiligen. Die Aussenhandelsun­­ternehmen „Chimimport“, „Imeco“, Fi­brex“, „Danubiana“, Azoexport“, „Cölor“, ..Romchim“ werden hier vor allem Kunst­dünger, Insektizide und Biostimulantien, Polymere und Hilfsstoffe sowie Gegen­stände aus Plast. Autoreifen, Kunstfasern und -game, Medikamente, Farbstoffe, Farben und Lacke. Kautschuk und Che­mieanlagen ausstellen. Igor Strawinski gestorben New York. — Am 6. April schied der weltberühmte Komponist Igor Strawinski im Alter von 80 Jahren in einer New- Yorker Klinik infolge einer Herzattacke aus dem Leben. Strawinski, 1882 bei Pe­tersburg (heute Leningrad) geboren, lebte seit 1914 in der französischen Schweiz, übersiedelte 1920 nach Paris und 1939 in die USA, Strawinski, der bei Rimski-Korssakow Komposition studierte, gilt als einer der bedeutendsten Musiker der ersten Hälfte. des 20. Jahrhunderts, der die wuchtigsten Entwicklungsetappen der Musik in diesem Jahrhundert nicht nur mitgemacht, sondern auch wesentlich mitbestimmt hat. Seine Entwicklung reicht von den noch unter dem Ejnfluss seines Lehrers stehenden Anfängen über eine ex­pressionistische Etappe („Le sacre du prin­­temps“, (1913) zu der als neoklassizistisch bezeichneten Periode („Apollon musagéte“, 1928) und endet mit Werken, die Mittel der reihentechnischen Komposition genial verwenden. Tagesspiegel „Tag der Gesundheit“ Bukarest. — Im ganzen Land ist gestern der „Tag der Gesundheit“ begangen worden, der in Rumänien mit dem „Welttag der Gesundheit“ zusammenfällt. In einem Interview aus diesem Anlass erklärte Gesund­heitsminister Dr. Dan Enächescu, dass zwischen 1966 und 1970 der Wert der ärztlichen Fürsorge je Einwoh­ner von 265 auf 347 Lei angestiegen ist. Während 1966 dafür im Gesamt­massstab 5,07 Milliarden Lei aufge­wendet wurden, waren es 1970 be­reits 7 Milliarden Lei. Argentinien wertet ab Buenos Aires. - Die argentinische Regierung hat eine neue Abwertung der Landeswährung bekanntgegeben. Laut neuem Kurs hat nun der argen­tinische Peso einen 4,04-Wert zum Dollar. Diese Massnahme wurde, laut Regierungsbekanntgabe, vor allem darum getroffen, um eine massive Abwertung wie die im Juni 1970 (14,3 Prozent) zu vermeiden. Revolte im Gefängnis New York. — In einem New-Yor­­ker Gefängnis haben Häftlinge zwei Stockwerke in ihre Gewalt gebracht. Fünf Personen, darunter ein Wärter, wurden gezwungen, sich in einer Zelle einzuschliessen. Die Gefängnis­leitung hat starke Polizeieinheiten angefordert. Jeder zweite nimmt Drogen Frankfurt. — Etwa die Hälfte aller Abiturienten in der Bundesrepublik Deutschland verfügt über Drogener­fahrungen. Mehrere Untersuchungen in Bonn. Kiel und Frankfurt hätten dies eindeutig ergeben, berichtete der Leiter der „Arbeitsgemeinschaft für Drogenprobleme“. Dr. Peter Schön­­höfer. Der Rauschgift-Experte wand­te sich allerdings gegen die Behaup­tung. etwa 30 Prozent stiegen mit der Zeit auf „härtere Drogen“ um. „Nur vier Prozent greifen zu Opia­ten.“ Bombe für Peggy March München. — Die in München le­bende amerikanische Schlagersänge­rin Peggy March erhielt per Post, ein Sprengstoffpaket. Es wurde von der Sängerin, der die Drähte der Ver­packung verdächtig vorkamen, der Polizei übergeben und von Spreng­stoffspezialisten untersucht. Das Pa­ket. dessen Absender von der Polizei bisher nicht festg estelit werden konn­te. war der Schlagersängerin gegen Mittag in ihrer Wohnung im Münch­ner Künstlerviertel Schwabing zuge­stellt worden. Als Inhalt des Päfcchens fand man eine schwarzpulverähnli­che Masse. Nepela und Schuba nach Japan Prag. — Der tschechoslowakische Weltmeister im Eiskunstläufen Ondrej Nepela wird sich in Tokio für die Olympischen Spiele von Sapporo vor­bereiten. Zusammen mit ihm ist auch die österreichische Weltmeisterin Beatrix Schuba nach Japan äbgereist. Wie wird das Wetter? Die letzten 48 Stunden: in den meisten Teilen des Landes -wechselhaftes und feuchtes Wetter. Regenschauer und Gewitter in der Dobrudscha und in der Moldau. Massi­ge, dann auffrischende Winde aus Richtung Ost. Nächtliche Tiefstwerte zwischen null Grad (Miercurea Ciuc) und io Grad (Berzasca). Ta­geswerte zwischen 7 Grad (Mangalia) und 15 Grad (Bistritz). Mittagstemperaturen in Buka­rest bei 9 Grad. Weiterentwicklung : Nach einer vorübergehenden Aufheiterung wieder überwie­gend bewölkt und feucht. Anfangs in der Ma­ramureş und in der Nordmoldau örtliche Re­­genfäile und Gewitterbildungen, dann auch im Westen des Landes. Schwache bis massige Winde. Nächtliche Tiefstwerte zwischen l und 11 Grad, Tageswerte 10 bis 20 Grad. Gebirge : Wechselhaftes Wetter bei über­wiegend bewölktem Himmel. Schwache Regen­fälle. Die Schneedecke : Omul — 82 cm, Sc­­menik — 19, Ţarcu — 49, Sinaia — 38, Rarău — 38. l*"*— i"VMlSV"V032Onfligl N euer Wen Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest, Donnerstag, 8. April 1971 a! s Proletarier alter Ländervereinigt Redaktion und Verwaltung î Bukarest, Piaţa Scînteii, Telefon : 17 60 10, 17 60 29 (Zentrale), 18 12 17 (Redaktion), 18 16 9J (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Anlässlich der Teilnahme am XXIV, Parteitag der KPdSU RKP-Delegation besucht Aserbaidshanische SSR Moskau. — Die Delegation der Rumä­nischen Kommunistischen Partei unter Leitung von Genossen Nicolae Ceauşescu, Generalsekretär der Rumänischen Kom­munistischen Partei, die am XXIV. Par­teitag der KPdSU teilnimmt, traf Diens-tag náchmittag zu einem Besuch in der Aserbaidshanischen SSR ein. Die Delegation wird begleitet von G. Alijevv, Erster Sekretär des ZK der KP Aserbaidshans, M. A. Lessetsehko, Mit­glied des ZK der KPdSU, Stellvertreten­der Vorsitzender des Mi-nisteraUes. der -UdSSR, W. M. Buschujew, Abteilungslei­ter beim ZK der KPdSU, und W. I. Drosdenko, Botschafter der UdSSR in Rumänien. Auf dem Flughafen in Baku, der Hauptstadt der Aserbaidshanischen SSR, wurden die Sendboten des rumänischen Volkes, mit Genossen Nicolae Ceauşescu an der Spitze, empfangen von : G. Ibragi­­mow, G. Seidow, D. Gulijew, Sekretäre des ZK der KP Aserbaidshans, S. Ra­­schidsade, Erster Stellvertretender Vorsit­zender des Ministerrates der- Aserbai-dshanischen SSR, von anderen stellvertre­tenden Vorsitzenden des Ministerrates, Ministern und Vertretern der gesellschaft­lichen Organisationen. Eine Gruppe Pioniere überreichte Ge­nossen Nicolae Ceauşescu und den Dele­gationsmitgliedern Blumen. An der ganzen Trasse vom Flughafen bis in die Stadt grüssten zahlreiche Ein­wohner herzlich die Vertreter des rumä­nischen Volkes mit Genossen Nicolae Ceauşescu an der Spitze. Am selben Tag hatte die Delegation der Rumänischen Kommunistischen Partei beim Sitz des ZK der KP Aserbaidshans eine Zusammenkunft, an der Genosse G. Alijew, Erster Sekretär des ZK der KP Aserbaidshans, Sekretäre des Zentralko­mitees sowie Mitglieder der Regierung dieser Republik teilnahmen. Genosse G. Alijew sprach kurz über die Geschichte des aserbaidshanischen Volkes, über die Erfolge dieser Republik auf ökonomi­schem, sozialem und kulturellem Gebiet sowie über die Entschlossenheit der Werktätigen, das Programm zu verwirkli-. ehen, das vom XXIV. Parteitag der KPdSU gebilligt werden wird. Genosse Nicolae Ceauşescu Informierte die Gastgeber über die Leistungen der Werktätigen unseres Landes bei der Ent­wicklung der Wirtschaft, dei> Kultur und Wissenschaft sowie bei der Hebung des Lebensstandes, über die schwungvolle Ar­beit des ganzen Volkes für die Erfüllung der vom X. Parteitag der Rumänischen Kommunistischen Partei gewiesenen Auf­gaben. Die Gäste wurden dann eingeladen, die Stadt zu besichtigen. Der Eingang in den Kirow-Park, die grösste Anhöhe ln der aserbaidshanischen Hauptstadt, war mär­chenhaft beleuchtet und von den Flag­gen Rumäniens sowie der Aserbaidshani­schen SSR beherrscht. In rumänischer und aserbaidshanischer Sprache stand zu lesen : „Willkommen, liebe Gäste“. Genosse Nicolae Ceauşescu und die De­legationsmitglieder bewunderten von die­sem Hügel aus das Panorama der Stadt. Danach fuhr die Wagenkolonne durch mehrere Magistralen der Stadt. Der Besuch der Delegation der Rumä­nischen Kommunistischen Partei in der Aserbaidshanischen SSR dauert an. Psycholinguistik-Labor an der Universität Bukarest Bukarest. ■—■ An der Bukarester Univer­sität ist vor kurzem ein Laboratorium für psycholinguistische Forschungen einge­richtet worden. Es handelt sich dabei um die zweite Einrichtung dieser Art in Europa. Das Labor ist Mit einer Reihe von Originalapparaten eingerichtet, von denen zwei von Prof. Dr. habil. Tatiana Slama-Cazacu entwickelte elektronische Geräte eben patentiert werden sollen. Das Forschungskollektiv, das sich vor allem aus jungen Forschem zusammen­setzt, steht unter der Leitung von Prof. Slama-Cazacu, die die ersten Forschungs­ergebnisse bereits in nächster Zeit auf einem Psycholinguistik-Kolloquium in Pa­ris vorlegen will. Weitere Forschungs­ergebnisse des Laboratoriums sollen auch auf dem Internationalen Kongress für angewandte Psycholinguistik in Lüttich (Belgien) vorgelegt werden. Prof. Tatiana Slama-Cazacu wurde eingeladen, beide Veranstaltungen zu organisieren und zu präsidieren. Der Vorsitzende des Ministerrates, Ion Gheorghe Maurer, empfing den Minister für Landwirtschaft und Agrarreform Marokkos Der Vorsitzende des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Ion Gheorghe Maurer, empfing Dienstag mit­tag den Minister für Landwirtschaft und Agrarreform Marokkos, Achmed Lasky. Am Empfang, der in einer herzlichen, freundschaftlichen Atmosphäre verlief, nahmen Angelo Miculescu, Minister- Staatssekretär im Ministerium für Land­wirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Forst­wesen und Wasserwirtschaft, sowie die Sachverständigen teil,- die den marokka­nischen Minister bei seinem Besuch in unserem Land begleiten. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer Erörterung von Fragen des Ausbaus der Beziehungen zwischen Rumänien und Ma­rokko, der Zusammenarbeit und Koope­ration beider Länder in der Landwirt­schaft sowie auf anderen ökonomischen Getíieten. den Gouverneur der Bank von Finnland Der Vorsitzende des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Ion Gheorghe Maurer, empfing Dienstag nachmittag den Gouverneur der Bank von Finnland, Mauno Koivisto, der unse­rem Land einen Besuch abstattet. Der Zusammenkunft, die in herzlicher, freundschaftlicher Atmosphäre vor sich ging, wohnte Akad. Vasile Malinschi, Gouverneur der Nationalbank der Sozia­listischen Republik Rumänien, bei. Ein Sieg der Hermannstädter Metallarbeiter ^ Erinnerungen von Desiderius Lindner, 1 ehemaliges Leitungsmitglied des Hermannstädter Gewerkschaftsverbandes der Eisen- und Metallarbeiter Die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der dreissiger Jahre und die damit im Zu­sammenhang stehenden Tendenzen zu ei­ner strafferen Organisation der Arbeiter unseres Landes veranlasste auch uns Hermannstädter Werktätige, kampffähi­gere Gewerkschaftsverbände zu gründen. So entstand in Hermannstadt, unabhän­gig von den bereits vorhandenen sozial­demokratischen Berufsvertretungen, eine Gewerkschaftsorganisation, die unmittel­bar von der damals illegalen Rumäni­schen Kommunistischen Partei angeleitet wurde. Dadurch erhielt unsere Gewerk­schaft einen betont politischen Charakter. Erst als 1936 durch eine starke Verhaf­tungswelle dem Hermannstädter Gewerk­schaftsverband der Eisen- und Metallar­beiter die Auflösung drohte, sahen wir uns gezwungen, den Anschluss an die so­zial-demokratischen Berufsvertretungen zu verlangen. Trotz aller Verfolgungen ist es uns aber gelungen, nicht nur in die Leitungsorgane unserer Gewerkschaf­ten, sondern auch in die der Textil-, Le­der- und Holzarbeiter Kommunisten hineinzubringen. Dadurch wurde der Ein­fluss der Partei in der Ausrichtung und Tätigkeit dieser Gewerkschaftsverbände gesichert. Wie wichtig dies für unsere gesamte weitere Tätigkeit war,' zeigte sich bereits , ini Herbst desselben Jahres, als sich die ersten Anzeichen einer neuen allgemei­nen Wirtschaftskrise bemerkbar machten. Die Hermannstädter Maschinenbaufirma „Rieger“, schon zu jener Zeit einer der grössten metallverarbeitenden Betriebe Hermannstadts, arbeitete im Herbst 1936 fast ausschliesslich für die Generaldirek­tion der Rumänischen Eisenbahngesell­schaft. Als die Wirtschaftskrise herein­brach, zog die Generaldirektion der Ei­senbahngesellschaft kurzerhand ihre Auf­träge bei Rieger zurück. Richard Rieger entliess daraufhin zwei Drittel seiner Be­legschaft. Unsere Gewerkschaft wider­setzte sich dieser Entlassung mit aller Entschlossenheit. Wir stellten sofort ein Kampfprogramm auf und forderten nicht nur die sofortige Wiedereinstellüng sämt­licher entlassenen Arbeiter, sondern auch die Fortsetzung der Produktion, und zwar unter besseren Arbeitsbedingungen. Auf unseren Aufruf hin besetzten alle Ar­beiter, einschliesslich der entlassenen, die Werkstätten und traten gleichzeitig in Streik. Unter dem Druck der Massen sah sich die Betriebsleitung gezwungen, Mit den Streikenden Verhandlungen aufzuneh­men. Die Gewerkschaftsvertretung legte die Forderungen vor. Eingeschüchtert durch die Entschlossenheit der Arbeiter gab Rieger nach. Und da die Firma sei­tens des Staates eine Bestellung für Landwirtschaftsmaschinen erhalten hatte, konnte die Arbeit wiederaufgenommen werden, ja sogar die Löhne wurden um 15 Prozent aufgebessert. Dieser Erfolg unserer Gewerkschaft dauerte allerdings nur vier Monate an. Im April 1937 kam es erneut zu Ausein­andersetzungen zwischen Belegschaft und Betriebsleitung. Diesmal war es der Ge­neralverband der Industriellen, der im Auftrag der Regierung über die Hermann­­städter Präfektur der Rieger-Belegschaft bekanntgeben liess, dass die Herstellung der Landwirtschaftsmaschinen in Her­mannstadt eingestellt sei und Rieger sei­ne Tore schliessen werde. Das hiess mit anderen Worten die fristlose Entlassung der gesamten Belegschaft. Doch auch diesmal rief die Gewerkschaft der Eisen­­und Metallarbeiter, unter Anleitung der Rumänischen Kommunistischen Partei, zum Streik auf. Hunderte Werktätige stürmten die geschlossenen Tore, besetz­ten die Werkstätten und liessen zum Zeichen des Protestes sämtliche Maschi­nen leer laufen. Uber den Dächern der Altstadt erklang an diesem Morgen zum Zeichen des ausgebrochenen Streikes Si­renengeheul. In der Dreherei des Betriebes trat der Gewerkschaftsausschuss zu einer Bera­tung zusammen. Ein neuer Aktionsplan wurde festgelegt, mit dem Ziel, die Re­gierung mit allen Mitteln zu zwingen, ihre Aufträge bei Rieger aufrechtzuerhal­ten. Die Generalversammlung der Rieger- Belegschaft beschloss, einen Protest­marsch durch Hermannstadt zu veran­stalten. Weder Polizei noch das ver­stärkte Militäraufgebot konnten die Her­mannstädter Metallarbeiter daran hin­dern, durch die Stadt zu demonstrieren. Dem Protestmarsch, dessen Ziel der Wohnsitz des damaligen Präfekten Reg- , Man war, schlossen sich Hunderte von Arbeitern aus nahezu allen Hermann­städter Unternehmen an. Die Verhand­lungen zwischen Gewerkschaft und Indu­striellen wurden in der Wohnung des Präfekten geführt, während draussen mehrere hundert Arbeiter auf das Er­gebnis der Verhandlungen warteten. Die telefonisch von den Hermannstädter Ereignissen informierte Regierung gab nach. Die Arbeit konnte wieder aufge­nommen werden. Die von uns gestellten Bedingungen wurden diesmal schriftlich festgelegt, und zwar in einem ersten Vertrag zwischen Betriebsleitung und Be­legschaft, der als Vorgänger der zwei Jahre später allgemein eingeführten Kollektiv vertrage betrachtet werden kann. J ahre, RKP Einzelpreis 30 Bani Hersteller und Auftraggeber Ing. Wilhelm Lutsch, stellvertretender Vorsitzender des Kronstädter Kreisvolksrates: Neue Kooperationsform zwischen Lokal­­und Landesindustrie Der eine möchte ein Fahrrad mit einer Lenkstange, deren Form von der üblichen abweicht; der andere träumt von einem Dreigangrad, mit dem man müheloser steile Bergwege nehmen kann ; der dritte hingegen sähe sich, obwohl kein Sport­ler, aus gewissen Gründen gerne im Be­sitze eines schnittigen Rennrades. „Käu­ferwünsche sind eben verschieden, es fragt sich nur, ob sie alle erfüllt werden kön­nen. Unsere einschlägige Fabrik in Zär­­neşti ist ja bekanntlich auf Grossserien­produktion eingestellt und folglich ausser­­stande, Sonderwünsche kleiner Käufer­gruppen oder sogar einzelner Käufer zu berücksichtigen. Einspringen müsste hier die Lokalindustrie in dem Sinne, dass sie in Klein- und Kleinstserien Jene Artikel auf den Markt bringt, welche die Landes­industrie aus bestimmten Gründen nicht fertigen kann.“ Der dies sagt, ist Ing. Wilhelm Lutsch, stellvertretender Vorsitzender des Kron,­­städter Kreisvolksrates. Er will in sei-; nem Tätigkeitsbereich ein Anliegen ver­wirklichen. helfen, das in letzter Zeit höchste Aktualität erlangt hat: Differen­zierung des Angebots an Konsumgütem.' Über das Wie hat man sich schon aus­führlich beraten und die ersten Zielset­zungen erarbeitet. Um beim erwähnten Beispiel zu bleiben: Man beabsichtigt,’ zu erschwinglichen Preisen verschiedene Fahrradtypen in kleiner Stückzahl her-; auszubringen. Ein anderes Vorhaben : Man will ednen Transportroller mit Kasten« aufbau (Nutzlast bis zu 200 Kilogramm) in Fertigung nehmen, der auf kurzen Transportştrecken, beste Dienste leistet,' Der Prototyp ist bereits fertig. Man will, man möchte... Warum die­se imgewissen Zeitformen ? Dazu Ing.’ Lutsch : „Die Realisierung unserer Vor­haben hängt nicht nur von uns, also von der Lokalindustrie, ab. Um die Sache ins Rollen zu bringen, müsste vor allem die Kooperation der Lokalindustrie-Landesjn­­dustrie auf eine neue Grundlage gestellt sie müsste, mit einem Wort, den her­kömmlichen Rahmen sprengen und er­weitert werden.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Kronstädter Kreisvolksrates entwickelt Gedanken, die zumindest als interessant bezeichnet werden können. Die Rolle der Lokalindustrie, was die Zusammenarbeit mit Betrieben der Landesindustrie be­trifft, beschränkt sich darauf, ihre Part-; ner mit verschiedenen Erzeugnissen — Halbfabrikaten oder Finalprodukten. — zu beliefern. Die Kronstädter Einheiten der Lokalindustrie beispielsweise erfül­len für die Lokalindustrie jährlich Auf­träge im Werte von Dutzenden Millió-;, nen Lei. So werden seit Jahren Sitz­­bänke für Last- und Personenkraftwagen gefertigt. Sogar an der Innenausstattung der Führerkabinen für Laster ist man beteiligt. Gegenwärtig bemüht sich die Lokalindustrie um Aufträge für die Her­stellung gewisser Bestandteile, die beim Bau des neuen LKWs mit Dieselmotor (seine Serienfertigung wird gegenwärtig vorbereitet) benötigt werden. Mit einem Wort: Die Landesindustrie ist der Auftraggeber und die Lokaliridu­­strie der Hersteller. Ing. Wilhelm Lutsch schlägt nun eine neue Art der Koopera­tion vor, u. zw. soll auch der Lokalindu­­strie die Möglichkeit geboten werden, unter gewissen Umständen in den Rang eines Auftraggebers aufzurücken. Auf Grund der neuen Kooperationsbeziehun­gen wäre die Lokalindustrie in der La­ge, einen substantiellen Beitrag zur Er­weiterung des Konsumgüterangebots zu leisten. In den gut ausgerüsteten und zum Teil mit hervorragenden Fachleuten besetzten, aber relativ kleinen Werkstät­ten können selbstverständlich nicht sämt­liche Bestandteile für den geplanten Transportroller gefertigt werden. Man braucht hierfür die Kooperationshilfe eines spezialisierten Betriebes. Konkret: Ein Vorschlag beispielsweise zielt darauf ab. vom betreffenden Betrieb den Motor vom „Mobra“ -Roller und andere Be­­(Fortsetzung auf Seite 5)

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