Neues Pester Journal, Januar 1877 (Jahrgang 6, nr. 1-31)

1877-01-16 / nr. 16

»po­­ »Fiaw.svt-I«heg«L­ggiezia« Dienst­»HeuteIns-magF Neues Pester Journal. bonnement: Ganz. fl. 14, halbj. fl. 7 viertelt. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. - Das „Neue Welter Journal" erscheint­­ täglich, au­ch an Montagen. Redaktion und Administration: Leopoldit. Kirchenplakt Nr. 2. Einzelne Nummern 4 tv Infernie nach anfliegendem Larif, Kompromiß oder Gadentscheidung? Budapest, 15. Janar. Die Bankfrage soll endlich aus ihrer Stagnation erlöst werden. Anderthalb Monate fast hat der Streit beider Regierungen geruht. Die Herren Laffer und Depretis waren Anfangs Dezember Hier in Buda An erschienen und hatten die Erklärungen der jew­­eiligen Negierung an den Stufen des Thrones niedergelegt. Das ungarische Kabinet hatte darauf­­hin seinen Standpunkt formuliser und unter gleic­­zeitiger Stellung der Kabinettfrage dem Monarchen ein Memorandum unterbreitet. Seither waren die Verhandlungen ins Stoden gerathen. In Oester­­reich nahm man diese Vertagung mit guter Miene hin: „Beit, gewonnen — Alles gewonnen!” war dort die Losung; man war’ zufrieden, die alte Berzettelungspolitik, der man die meisten Erfolge in der Ausgleichsfrage dankte, wieder eine Weile fortlegen zu können. Aber auch die ungarischen Minister machten keine Anstrengung, die Ents­­cheidung zu beschleunigen­; sei es, daß sie es für unziemlich erachteten, bei der Krone einen Antrag einzubringen, sei es, daß sie auf den feierlichen und günstigen Ausgang der Konferenz in Stambul ihre Hoffnungen bauten. Indeß die Zeit des Zögerns und Zuwartens ist nun um. Binnen einer Woche werden beide Parlamente wieder versammelt sein und die Negierungen an die gegebene Zusage mahnen, daß die Ausgleichs - Vorlagen nach den Weihnachts: und Neujahrs:Ferien zur Vorlage ge­­bracht werden sollen. Das Wenigste, womit die ungarische Regierung auf eine bezüglich dieser Zu­ Tage gestellte Anfrage antworten kan­ ii eine klare Darlegung der Sachlage. Eine solche herbeizuführen scheint in dem Streben der ungarischen Regierung gelegen zu sein. Allen Anscheine nach stehen wir and­ in der That vor der Entscheidung. Nicht etwa, daß wir je­­nen inspirirten Mittheilungen heute besonderen Glauben betmeffen möchten, welche nun schon fett je­d Wochen und von einer Woche auf die andere mit der Zusage der legten und endgültigen Entschei­­dung vertreffen. Aber die Dinge liegen nu einmal so, daß die Banffrage unbedingt einen Anstoß erhal­­ten, daß sie nach der einen oder der anderen Nichtung einen Abschluß erhalten muß. Denn einen Abschlug — wenn auch nur einen formellen und feinen meritorischen — findet sie unter den heute obwalten­­den Umständen selbst dann, wenn zwischen der Krone diesem Hall noch­ andere beifügen werde, und dem­ ungarischen Ministerium eine Meinungs­­differenz darüber besteht, ob die meritorische Lösung der Trage sofort durchgeführt oder ein weiterer Still­stand, eine weitere Befragung eintreten solle. Und in der That scheinen­­ mehrfache Anzeichen dar­­auf hinzudeuten, daß man nicht auf eine solche Ent­­scheidung gefaßt zu sein habe, welche die Lösung der Bankfrage im centralistischen oder im dualistischen Sinne vorschreibt, welche­ die selbstständige ungari­­sche Bank genehmigt oder verwirft, sondern eine solche, welche von den ungarischen Ministern fordert, nicht daß sie im ein bestimmt formulirtes Provisorium willigen, sondern daß sie gegen eine Fortdauer , des gegenwärtigen Zustandes der Nähe, der Stagnation seine Hinwendung erheben und das Parlament vor einem demonstrativen Votum gegen diesen Zustand zurüchalten. Um diese Frage scheint sich man im gegen­wär­­tigen Stadium Die Sache zu drehen. Von maßgeben­­der Seite sucht man das Habinet Tiba für den auch vom Grafen Andraffy protegirten Gedanken einer weiteren Vertagung der Banffrage für die Dauer eines halben Jahres zu bewegen. Diesen Vorschlage­r widerstrebt heute Koloman Tipa noch und diese Dif­­ferenz scheint die materielle Grundlage der Krisen­­gerüchte zu sein. An äußeren offiziellen Thatsachen liegt freilich für Dieselben nichts weiter vor, als daß das kabinet vor jechs Wochen . feine­ Demission an seinen in der Alternative: Mai­tipulationen oder selbstständige ungarische Bank gipfelnden Stand­­punkt geknüpft hat. Erneut ist diese Demission fett, her nicht geworden ; sie wü­rde in Kraft treten, falls die Krone sich für den von österreichischer Seite den Maistipulationen gegenüber angenommenen Stand, kannt­e sich aber nicht um einen Irrheitsspruch handeln, den der Monarch fällt, dann Handelt es sich um einen neuen Versuch, die Gegenräte an­zuglei­­chen, und dazu soll die Vertagung, die abermalige Verzögerung dienen. abt man die Sache unter die­sem Gesichtspunkte auf, dann begreift man es, warum ein dem M­inisterpräsidenten sehr nahestehendes Blatt Heute eine sehr scharfe Unterscheidi­ng macht, und die Sachlage dahin formulixt: 68 handle sich zunächst darum, ob Tiba im Amte bleibe, und exit, wenn diese Frage entschieden sei, komme die zweite Frage zur Beantwortung, wie die Bantangele­­genheit zu Lösen sei. Die re b 5 hängt also nach dem eben Angeführten davon ab, ob Solo­­man Tiba in die DVertagung willigt, und das Br denn uns auch die brennende Frage des Tages zu sein. Die trübe Stimmung der Offizisten last darauf schließen, daß Koloman Tia heute noch der ame ét Vertagung ,d­er Bankfrage opponirt. Wird­ er bei dieser Opposition verharren, oder des zwecen die ‚ausgestreuten Demissionsgerüchte zut= gleich die Vorbereitung eines taktischen Manövers, welches der Bevölkerung begreiflich­­ machen soll, mit­ welcher Hartnädigkeit der Miniterpräsident gegen die auftauchenden Schwierigkeiten kämpft, ehe er sic­­h zum Nachgeben entschließt ? Nach­ den Wandlungen, welche Tiba in der Ausgleichskam­pagne durchgemacht hat und deren jeder die Ankün­­digung einer Kabinetsfrase voranging, fällt es nug einigermaßen fdjiver, die Zweifel­ gegen die Attua­­lität der gegenwärtigen Krise zu unterdrücken. Wir wünschten, daß Koloman Tika unerschütterlich auf seinen Standpunkte beharre, umd daß mit seinem Rüctritte Handgreiflicher Weise die Unmöglichkeit dargethan werde, auf parlamentarischem Wege in Ungarn die Bankfrage in’s Neine zu bringen. Wir fürchten aber, daß Herr v. Tiba abermals nicht Stand halten, daß er wieder­ einen Schritt nach und wöürte machen und die Fortdauer seines Ministe­­riumő durch einen faulen Kompromiß erlauten wird, der seinem staatsmännischen Renommie zum Berderben, dem Vaterlande aber zu unberechenba­­rem Nachtheile gereichen muß. Die christliche Geduld. Budapest, 15. Samıar, Das muß ein tief verdorbenes Herz sein, das nicht mit Entrüstung und Zorn wegen der Halbstar­­ Ans Dent Geistesleben der Thiere. Nach Dr. Ludpwigdüdhnen. Romanhaft und wunderbar klingen die Berichte, welche und die neuere Naturforschung auf Grund nnldjz­terner wissenschaftlicher Prüfung und zuverlässiger Beob­­achtungen als Zeugnisse der Denkfähigkeit der Thierwelt darbietet. I­­mer durchsichtiger wird der Schleier, welcher Bisher unseren Augen die Thierseele verhüllte. Seitdem wir nicht mehr mit dem bequemen Worte „Inflinft” über bieg dunfte Naturgebiet hinweghurchen, dringen wir tiefer in die Geheimnisse des Thierlebens ein und erkennen, daß ihr Geisteswesen im Wirklichkeit ein weit höheres und komplizirteres ist, als­ man bisher annahm, und als was menstli die h­errschenden Philosophen-Schulen zugeben wollten. Eifriges Nachspähen und sorgsame Vergleichung von zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten angestellten Beobachtungen liefern unaufhörlich und in überreicher Fülle die schlagendsten und unverkennbarten Beweise dafür, daß zwischen dem Denken, Wollen und Empfinden des Menschen und demjenigen der Thiere die frappanteste Aehnlichkeit und ein oft nur gradweiser Un­­terschied stattfindet. Aber nur Wenige haben geahnt, das Diese Negel auch für eine anscheinend tief unter und ster­bende Kaffe von Schieren zutrifft, und unser geistiger Hochmuth erfährt bei der Betrachtung der Leistungen dies­­er meist verachteten, aber troß ihrer körperlichen Klein­­heit wunderbaren Geschöpfe eine arge Demüthigung. Um 10 tiefer diese auf der einen Seite ist, um so bedeutender ist andererseits die Befriedigung über die erneute Erkennt­­ni von der großartigen Einheit der Gestammtnatur, iie soferne unser Bewußtsein davon erfüllt wird, daß dassz Seele oder Instinft genannt werden, die ganze organische Stufenleiter, wenn auch in den mannigfaltigsten Abflus­sungen, von Unten bis Oben und von Oben bis Unten, dochbringt ! Ludwig Büchner macht und Hierüber in seinem neuesten, soeben erschienenen Werke: „Aus den Geistess­ieben der Thiere” oder „Staaten und Thaten der Kleinen“ die überraschendsten Mittheilungen. Vierwohl seine wunder­­samen Aufschlüsse über die Thierstaaten, insbesondere über die Republik der Ameisen, deren Wohnungs- und Aderbau, Viehzucht, Gebordene und Tonsprache, Kriegführung, Schlachten und ihre Soldateneinrichtung, ferner über die Staatsverfassung der Bienen und das Familienleben der Wespen das höchste Interesse beanspruchen, so greifen wir hier aus der Fülle des in dem Werke aufgespeicherten Mar­terialeß einige Mittheilungen des gelehrten Forschers über das Leben der Spinnen heraus, die besonders anregend erst scheinen. Diese Tiere sind von den Menschen so gehaft, gef fürchtet und geächtet, dab sie nur dazu da zu sein scheinen, damit sie Jeder, der sie erblickt, so vajch ala möglich verder­­ben, vertreiben oder todtschlagen kann. Wer­ aber ihre Sitten und Thaten studirt, wird troß ihrer abschredenden Aeußeren sich weit mehr zu ihnen, oder doch zu einer nähes­ten Kenntniß derselben Hirgezogen, als davon abgeschreift fühlen. Am meisten Aufmerksamkeit hat von jeher­ das funstvolle Nek der Spinnen erregt, welches sie befannilich an den verschiedensten Stellen zum Fang ihrer Beute aus­­zuspannen pflegen; und man hat dasselbe in ähnlicher Weise, wie die Bienenzelle, als Beweis eines eigenthu­m­­lichen, angeborenen und instinitiven Kunsttriebes angesehen oder gelten lassen. Aber weit mehr noch als die Bienen- selbe geistige Prinzip, mag es nun Vernunft, Verstand, Zelle ist das Spinnen Nek verschieden oder abweichend je nach Art, Umständen oder Verhältnissen. Jede Spinnens­art, ja man kann jagen: jede einzelne Spinne befolgt in der Anlegung ihres Gewebes ihren eigenthümlichen Plan und weiß dasselbe zweimäßig je nach der Oertlichkeit auge zuführen oder sich den Umständen entsprechend einzurichten. Während die Kreuzspinne das besannte und vielbewunderte radförmige Nek spinnt und senkrecht aufhängt, weben die Sadspinnen flache, beutelförmige, wagerecht aufgehängte Gespinnste, deren Fäden ganz unregelmäßig durcheinander laufen und in deren Tiefe ein Feiner Sad zum Aufent­­halt des Bewohners angelegt ist. Sehr viele Arten aber stehen es vor, gar fein Mek auszuspannen und ihre Beute auf kürzerem Wege durch Springen und Laufen zu er­­halchen. Am gefürchtetsten unter ihnen sind die Tigers spinnen, welche an Mauern und Wänden umherlaufen, indem sie nach Hinterlistiger Rabenart langsam an ihr Opfer heranschleichen und sich plößlich mit gewaltigen, oft 1—2 Zoll weiten Sprünge von oben her auf dasselbe werfen. Andere wieder, wie die große Vogel- oder M­ürgs­spinne , lauern in Erdlöchern, Astlöchern, unter Steinen, Blättern oder dergleichen auf ihre Opfer, während noch andere Arten, wie die sogenannten Mini­spinnen, nur bei Nacht auf Raub ausgehen und sich bei Tag in unter­­irdischen, von ihnen gegrabenen Röhren aufhalten, deren Oeffnung mit einem Dedel verschlossen ist, den sie wills für sich öffnen und schließen können. Oft begegnet er, daß ein weitgespanntes Met, nicht straf genug gespannt ist und daher von dem Wind mehr hin und her bewegt wird, als es der Spinne angenehm und näglich ist. Das Huge Thier weiß sich alsdann das durch zu helfen, daß es einzelne starre Fäden zum Boden herabführt und dieselben an Steinen, Pflanzen oder sonst "Bien 2 Seiten Beilage, enthaltend Die Roman- und Bennl­eton-Zeitung, solwie Das „„Theater­ und Bergnügungsbrett, " ee REES EEE

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