Neues Pester Journal, Mai 1877 (Jahrgang 6, nr. 120-149)

1877-05-23 / nr. 141

­ 1975, VIZ Zachegang Pr. 141. eues Wponnement: Ganzi. fl.14, halbi. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. r­­ágál sze­tig Pester Jon Mittwoch, den 23. Mai 1871. Das „Neue Pester Journal" erscheint täglich, aich an Montagen, Redaktion und Administration: Reopoldft. Kirdenplakt Nr. 2. Einzelne Nummern 413 Infernie nach anfliegendem Garif, .·" ·V’ ··· Die tumänifhe SIR ászetéri ,«kische Regierung darauf beschränkte,Rumänien mit seinen Ansprüchen auf die Zukunft zu vertröften. Num ‚Dubapest, 22. MM versuchte man es in Bufarest, die Almosen bettelnde Zu dem Hundertjährigen eh­e, welches die­ Hand gegen Europa auszub­rechen, vor dem man große Republis der neuen Welt im vorigen Jahre, sich auf die in dieser Zeit beispiellose Tugend der gefeiert, ist gestern in einem entlegenen Winkel der Vertragstreue berufen konnte. Man verlangte, daß alten Welt eine Historische Parodie in Szene gelegt Rumänien als neutral erklärt, und feine Neutra­­werden. Die Rumänen haben ihre Unabhängigkeit­­ fität unter den Schuß der Mächte gestellt werde. proflamirt. Sie haben zu dieser stolzen That feinen Washington gebraucht, und auch seinen Franklin, der dem Himmel den Eli und der jungfräulichen Erde Amerita­s den Strahl der Freiheit entriß. Sie­ haben dies Alles mit viel einfacheren Mitteln zu Mege gebracht.. Sie waren auch nicht so toll, zur Erreichung dieses fostbaren Gutes einen Waffengang mit dem mächtigen Suzerän zu versuchen, wie es die heißblütigen Serben gethan. Sie warteten ruhig ab, bis dieser Suzerän von einem mächtigen Nachbar angefallen wurde, und in einem Magenblide, wo­ ihr eigenes Land von fremden Waffen­ starrt, konnten die Nachkommen der tapferen Nemter es versugen, im Chatten russischer Bajonnete die Faihne, wohl­­bedachte That zu vollführen. Die europäischen Mächte­ würden es gewiß nicht unterlassen, dem neuen, unab­­hängigen Staate Durch Spezialgesandte ihre Glüh­­wiünsche darzubringen. Der Ausführung dieses Borz­habens steht jedoch der Umstand im Wege, daß Ru­mänien im Augenblicke nicht zu Hause­ ist und ein Anderer die Schlüssel zu seinem Haus in der Ta­nce hat. , « Die Rumänen haben z­war nicht,gleich den Serbetk und Montenegrinern,ihre Haut zu Markte getragen,aber sie haben ihre halbbarbarischen Nach­­­barn mit ihrer zigeunerhaften Pfiffigkeit weit über­­troffen.Wäh­rend Türken und Serben am Timok und an der Drina gefährliche Kugeln gewechselt, war das Bukarester Kabinet mit Konstantinopel in einer loyalitätstriefen­den Korrespondenz engagirt. Honigsü­ße Worte der Ergebenheit und bombenfeste Versicherungen der Treue wurdeki an die Regierung des Suzeräns gerichtet,nur unterließ man es nicht,­­ die betreffenden Noten in dem syrenenhaften Refrain ausklingen zu lassen, daß­ man für­ so viel Treue und Ergebenheit eine Belohnung erwarte­ EB mag sein,daß die hohe Pforte der Ansicht war,Rumä­­nien möge aus dem Bewußtsein der erfü­llten Pflicht den Lohn seiner Treue schöpfen,oder es ist auch möglich,daß man schon«damals in Stambul von den Anzettelungen Kenntniß erhielt,welche zwischen Russland und dem perfiden Vasallenstaate unterhal­­ten wurden;«die Folge war­,daß sich die für- Dies wäre ein Zustand ganz nach dem Geschmache der Rummänen, ein Zustand, welcher den ununterbro­­chenen Genuß eines der Bojarennatur am Meisten zusagenden Schlaraffenlebens gestatten würde. Die eu­ropäischen Mächte dachten dagegen einerseits, daß Rumänien nicht die Fertigkeit und Zähigkeit heffte, für den Schuß seiner Neutralität einzustehen, ande­rerseits war es ihnen schon damals sein Geheimmiß, daß Rußland sich anschiede, den Pruth zu überschreis­ten, und um einem etwaigen Konflikte aus dem Wege zu geben, fanden sie es für gut, Die Forde­­rungen Rumäniens, seiner Antwort zu würdigen. Die Rumänen machten nun eine Zanft, aber eine Faust in der Tafchez ,denn der Graf, war noch weit., Sie hätten gewiß seinen Anstand ge­nommen, die Weigerung der Türkei und die Wei­­gerung, Europa’s mit der Mobilisirung ihrer Dorobanzen zu beantworten ; aber man konnte die faltbaren Waffen derselben, die einen ansehnlichen Theil des Budgets verschlangen, nicht so ohne Weite­­reg der Gefahr der Wegnahme duch den Erstenbesten preisgeben, und man wartete erst den Einmarsc der Nusfen und das Vorhandensein der­ unentbehr­­lichen Bededungsmannschaft ab, um die Doroban­­zen in Schlachtordnung aufzuhtebern. Seht, wo bez reite,so viele Nuffen im­ Lande und wo noch so viel­ im Anzuge sind, hat Rumänien sich ganz wie­­dergefunden. Mit einem Athemzuge erklärt es der Pforte den Krieg, Proflamb­t es seine Unabhän­­gigkeit und hat sogar die Zrechheit, die Schifffahrt auf der Donau zu verbieten. Serbien wird natür­­lic Hinter Rumänien nicht zurückbleiben­ wollen und den Schwachen Berjud der Unabhängigkeit, den er bereits einmal zur Feier einer empfindlichen Nie­derlage inszenirte, neuerdings rissiven; € wird ferner — die neuesten Berichte haffen darüber sei­­nen Zweifel — in würdiger Nachahmung des von Rumänien gegebenen­­ Beispieles «3. für seine Pflicht erachten, zu den ritterlichen Waffen zu greifen , um dem Stärkeren beizuspringen. Fragt man nun, wie si Europa, wie sich Oesterreich-U­ngarn D dieser neuesten Ausschreitung gegenüber verhalten werde, so wird man am­ ficersten gehen, wenn man jede Erwartung irgend einer nennenswerthen Depression von­ Vornh­ereim aufgibt. Die R­umnänen haben allerdings den Pariser Vertrag verlegt, in welchem das Suzeränetäteverhälts­nik der Fürstenthümer die europäische Sanktion er­­hielt; aber dieser Vertrag st schon früher von Russ­land zerrissen­ worden. Rumänien­ verbietet Die­ Schifffahrt auf der Donau, aber dieses Verbot hätte an. fic) Die Bedeutung eines Faltnachteichertes, wen Rußland nicht früher eine solche Verfügung des­zügli­cher Donau getroffen hätte. Dan würde Rumänien wahrlich eine unverdiente­ Ehre erweit­­en, wenn man annehmen wollte, daß die Venderung‘ seines Verhältnisses geeignet sei, irgend einen Ein­­fluß auf die Entwickklung oder Lösung de Orient­­ionslistes auszuüben. Aber davon kann man die Nu­­mänen nicht freisprechen, daß sie mit ihrer Unab­­hängigkeitserklärung zum Mindesten eine Heraus­­forderung Oesterreicher Ingarnd beabsichtigt und daß sie diese Provokation unter dem Schuße Rußland­s begangen­ haben. Die Unabhängigkeit wird wahrz­­scheinlich von einer Verwandlung des Hospodaren S­tuhls in einen Königsthron begleitet­ sein und man­ wird all diese fortgefeste Tändelei von Seite Europa’3 mit heiterem Lächeln aufnehmen können.­ 63 it sogar möglich, daß unser auswärtige Amt an diesen Geschichten ein besonderesg MWohlgefallen­ findet, indem es sich der Hoffnung hingibt, die bevor­­stehende­ Rangerhöhung könne firh die ungezogenen Basallenstaaten die wohlthätige Folge haben, daß sie sich feinere völkerrechtliche Manieren angewöhnen, als diejenigen sind, die sie sich bisher in ihrem Verfehre mit der Monarchie, natürlich ungestraft, erlauben durfe­­ten. Aber für das rumänische Volk selbst bedeutet dies jeö vermesfene Spiel die Auffrischung des dacischen Zukunftstraumes und ein sträfliches Kofettiven mit den Stammmengen offen jenseits des Rothenthurmpaf­­fes. Die Numänen des Herrn Bratiam sind am alleinwenigsten von dem Gchlagen, Diese fühnen, Träume je zu verwirklichen, und die Perspektive, welche die gestern proklamirte Unabhängigkeit eröffnet, wird stets ein von Phantomen belebtes Phantasiebild bleiben. Aber trogdem wird man, wenn es sich um die definitive Austragung des vrienz­­alischen Konflikts handelt, auch den Nahen best feitigen müssen, welcher­ t wenigstens den Anspruch erhebt, den­ Bla für neue Verwidelungen zu schaf­­fen. Viel wahrsceinlicher ist es, daß dieser Rahmen dann von selber zusammenfällt. Die Numänen — so will «3 ung scheinen — werden so lange „unab­­hängig“ sein, als sie von Rußland abhängig sind, Sattel war der löblichen Intendanz nicht recht. Die Regie brachte „Zopf und Schwert” in Borschlag, ein Stück, das Nichtpolitisches aus St.Petersburg. = C Originals i Feuilleton­ des.Neuen Peste-Journal««.) — 17. Mai, Die französischen­ Schauspieler,welche alle Jahre im Theater einmal eine reiche Ernte an Lorbeeren und klingenden Rubeln(die vorsichtiger Weise in Gold stipulirt werden)halten,wollten auch ihr Scherflein zum»rothen Kreuz«beitragen.Sie widmeten dem frommen Werke den Ertrag ein­es Abends,den die»EtrangäI­e"von Dumas ausfü­llte und fangen am Schlusse die Hymne, worin das lyrische Versprechen geleistet wird, für den Graz­ien und das russische Baterland Gut und Blut bis zum rechten Tropfen herzugeben. Nun besißt St. Peters­­burg auch eine deutsche Truppe,­­welche abwechselnd auf verschiedenen Bühnen der nordischen Hauptstadt der vaterländischen Mitse unter dem Schuße und der Beauf­­sichtigung des betreffenden Ressortministers huldigt. Die Jeutschen wollten nicht Hinter ihren französischen Kollegen rückleiden und organisirten ebenfalls eine Vorstellung zu míten des „Guoir Rouge". “3 ist nun gut, wenn der­ Schuster bei feinem Lei­­p leibt und der Schauspieler nicht Politik treibt, denn er­­ dann die Kunst auf das Gebiet der Santate , da sieht er mit derselben Schlimm aus. Der politische ft der Petersburger deutschen Truppe glaubte nun ‚ich genial zu handeln, indem er für­­ die Zweck und Itvorstellung den „Zriny­i" von Theodor Körner in Borz lag brachte. Der glückliche Griff wurde sogar publizi­­st sich ausposaunt und man schien im Voraus jene Grel­­zen zu bezeichnen, welche an den Türk­enhaß des Bublistums appellirten und daher recht kräftig unterstüt sein wollten. Doch da kam der „Zrinyi“ zu einer löblichen Gensur Stolz und selbstbewußt hatte der erwähnte politische Ge­­nius der deutschen Truppe die Broschüre der betreffenden Grzellenz vorgelegt und erwartete nebst der selbstverständ­­lichen Erlaubniß noch einen besonderen Dant für die glückliche Wahl. Statt­dessen wurde die Urzellenz ganz tartarisch. „Wie können Sie sich erlauben“, donnerte es dem Ultraloyalen entgegen, mir ein solches Stück vorzuschlagen? Sollen wir heute einen türkischen Sultan sagen lassen : „Wenn ich auftrete, zittert die Erde!” .. . und­­ dann die anderen Stellen (die Exrzellenz zeigte dieselben roth uns zerstrichen), wo die Türken, Herrscher und Bolt, in­ dem schönsten Lichte dargestellt werden?" — „Aber, Exzellenz”, deprezirte der­ Schauspieler, „bedeuten Sie doc, daß die Moral darin Liegt, daß der Held des Stüdes für seinen König und für seinen Glauben sich opfert !" — „Aber wer ist dieser Held, welchem Wolfe gehört er an? Ein Magyar ist er, und glauben Sie wirklich unserem Publikum angenehm zu sein, wenn Sie jegt unsere PBester „Freunde” und deren geschichtliche Tradition verherrlichen? Dann verlegen Sie lie­­ber gleich die Sofia-Demonstrationen nach Petersburg.“ Dem lieben, guten Politiker der deutschen Theatertruppe hatte offenbar der politische Scharfblick gefehlt, und wie niedergedonnert siand er da, als er doch einsehen mußte, daß in der That eine Verherrlichung — wenn auch blos seine­ geschichtliche — des Magyarenthbums in der russis­c­hen Hauptstadt von der Bühne aus ebenso unpar­­auf jeder deutschen Bühne bereits seine Anziehungskraft­ seit Jahren bewährt hat. Da war doch weder von großmächtigen Türfen,die Rede, noch von Hingebungsvöllen, heldenmüthi­­­gen Magyaren. Aber all das konnte nicht in den Kram der Gensur passen, denn­­ wurde da ein Herrscherhaus nr­­herrlicht, das mit der in Nußland regierenden Familie auf­­ einem ausgezeichneten freundschaftlichen Fuß steht und mit demselben ebenso innig durch das Band der Ver­wandtschaft, als durch die Kette der politischen­ Sntereifen verquickt ist, welches aber bei dem Allen­de nicht das in Nukland regierende Haus ist, welches allein von der Bühne herab verherrlicht und in die Falten einer­ Apotheose ges­­­tüllt werden darf. Also war auch mit „Zopf und Schwert“ Nichts zu machen, und um ferner mit der löblichen Gensur in seinen Konflikt zu geraihen, spielten die Deutschen einfach die erste beste Posse ihres Repertoires. Der Er­­trag des Abends war netto sechshundert Rubel, für die hiesigen Verhältnisse kein glänzendes Ergebnis. Die Franzosen dagegen hatten mit der „Eirangere“ netto über 2000 Rubel erzielt, obwohl für Denjenigen, der das Stück im Theatre Frangais geworfen hatte, die Leis­­tung unter jeder Kritik war. Doch ist die Truppe der Franzosen hier, durchaus keine schlechte, die Intendantur gibt sie nach wie vor ale Mühe, um durch gleißnerische Bedingungen, die besten Pariser Kräfte, namentlich die aufreimenden jüngeren aufzutreiben — und es gelingt ihr auch theilweise. Aber die Verhältnisse gestatten es auch, dem genialen Schauspieler nicht, seine Kunst zur Geltung zu bringen. „Que voulez vous" — erläuterte fend.. wäre, wie etwa eine Olorifizirung des Monfo­­­­witismus im einem Budapester Theater. Es mußte­­ daher umgesattelt­­ werden. Aber auch der neue Spie zu 4 Seiten Beilage, enthaltend die Nomen-Zeitung, sowie Des „Theater­ und Bergnügungsblatt“, - . . . - . - ‘z A Pe­­ak

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