Neues Pester Journal, Juni 1877 (Jahrgang 6, nr. 150-179)

1877-06-03 / nr. 152

, Ästeäemenifsåanztfl.l·4,«halbj.fl.z viertelj.xl.3.50,Watlichfl.l.20. Das „Neue Belter Journal“ ersceint täglich, auch an Montagen. Redaktion und Administration: Leopoldft. Hirchenplat Nr. 2. Einzelne Nummern 4ted Inserate nach aufliegendem Earif, Morgen (Montag) Früh erscheint W wie gewöhnlich eine Nummer. Der Sudeltag des Yapfles. Budapest, 2. Sunn. Georgen sind es fünfzig Jahre, daß Pius IX. die erzbischöfliche Saful erhalten hat, ein halbes Süfufem verwaltet er das bischöfliche Amt, das oberste Priesteramt der Kirche; denn aug als Bapti­st­er im Sinne der alten Kirchengesethe nur Bischof, allerdings der erste. Doch nur der „Erste unter seines Gleichen“. Ein selten langes Leben wurde Pins bes­­chieden, ein Leben so ereignißreich und wechselvoll, wie nicht so bald wieder zu finden. Von allen seinen Vorgängern fanden an Wichtigkeit ihrer Epocen nur wenige ihm zur Seite, feiner über ihn gestellt­­ werden. Der Seltenheit einer solchen Jubilarfeier­­ entspricht auch die Großartigkeit, womit die Ange­­hörigen der römischen Kirche aus allen Theilen der Erde ihrem geistlichen Oberhaupte die Verehrung bezeugen. Nn Hunderttausenden zählt man die Pilger von Nah und Zern, die dem jubilirenden Bapste ihre Huldigung darbringen. Und wahrlich­­ als Mensch und Priester verdient Pius IX. diese­r allgemeine Liebe und Hochachtung. , „Um bor nahezu 30 Jahren der damalige Kar­­dinal Dafter nach einem nur dreitägigen Rontlave zum Papste erforen war, da erfüllte alle Gemüther Triebe und Hoffnung, denn Maffai hatte nicht b­05 als Nuntius in Chile die Welt in weiteren Kreisen fener gelernt, sondern war auch als ein Gegner 065, unter seinem Vorgänger Gregor XVI. maßgeben­­den reaktionären Regiments bekannt. Gleich bei sei­­nem Negierungsantritte offenbarte er durch die Er­­theilung einer umfassenden Ammestie den anderen Geist, der ihn befechte. Diese Amnestie war für ihn mach seinen eigenen Worten „nicht nur eine politische Nothwendigkeit, sondern eine Pflicht.” „Der Hab“, so erklärte er dem­ preußischen Gesandten b. Miebont: „Der fi gegen das Bapstthurm, das alte System Teltgefegt, mußte verföhnt, «mit einem Worte, das Alte durch das Neue nachgeholt und wieder gut ge­­macht werden.“ Und in diesem Sinne führte er eine Reihe von Reformen ein, welche ihn als den „natio­­nalen Heros der Italiener” erscheinen ließen. Man feierte den „WBrielterkönig”, der die Ketten der Ma­tion brechen werde. Und nit nur in Italien, in Der ganzen katholischen Welt jubelte man über den Sapir, daß endlich die Ber­öhnung des römischen Stuhles mit den Freiheitsideen der modernen Bel­­fer verkündet und besiegelt werden solle. Man nennt die Geschichte dieser päpstlichen Reformen; sie bitten sehmählichen Schiffbruch; es wäre aber historisch un­wahr, wenn man die Schuld hievon bei dem Papste suchen wollte. Italiens Im­­glüd war im Jahre 1848 und auch später sein par­­tei- und Inventitelwesen,­d­er Sarbonarismus, dessen radikale Häupter Utopien nachjagten und darü­ber die nächste Wohlfahrt­ ihrer Nation vergaßen. Das Unheil, welches diese unsinnigen Parteileidenschaften hervorriefen, bestand jedoch nicht so sehr in dem Beruust der konstitutionellen Institutionen und­ in der Wiederkehr des absolutistischen Partitularianzug in Italien, sondern­ das größte Unheil war die Er­­schütterung des Papstes in seinem Glauben an die Menschheit. Biue it eine im Grunde versöhnliche, liebevolle Natur, dem Mohlthun die größte Freude bereitet, der gern volles Vertrauen schenkt, weil er seinen Mu­ßbrauch erwartet. Aus diesem seinem Glauben vilt die Demagogie und deren Werk, die Repolution, den überaus gütigen Bapst Heraus, so daß er den Halt verlor und willen­ und machtlos in die Gewalt derjenigen verfallen mußte, Denen der „Reformpapst“ bereits seit Langem ein arger Dorn im Auge war und die auch ihrerseits mächtig dazu beigetragen, um das Gespenst von Aufruhr und Em­­pdrung unauslöschlich) der em­pfänglichen Seele des Papstes einzuprägen. Von da ab sehen wir den Bapst in firclichen und weltlichen Dingen andere Bahnen einschlagen ; unter der stets einflußreicher werdenden Leitung des Jesuiten-Ordens und seiner­ Freunde brachte Pius IX. Schritt für Schritt die katholische Kirche in jenen traurigen Zustand, in welchem wir sie heute froh alles Außerlichen Printes erbliden, Doch wenden wir und nochmals zu Ping dem Men fen und Briester! « " ··Hören wir,wie Dr­ v.Döllinger sich hierüber äußert: „Alles, was von Pius IX. persönlich ‚aus­­geht”, erklärt dieser bedeutendste und einflußreichste Gegner des heutigen römischen Kirchensystems, „it eines Hauptes der Kirche würdig, evelsinnig, liberal im guten Sinne des Wortes.” Er lobt, dessen ein­­fache, sparsame Lebensweise, feinen Eifer im Wohl­­thun, feine unbeflect Duch­lebte Jugend, feine gemwis­­senhafte bischöfliche Amtsführung, „Pius weiß nichts von­­ oftspieligen Liebhabereien, er hat feine andere Leidenschaft, ala die, Gutes zu thun, feinen anderen Ehrgeiz, als den, von feinem Wolfe geliebt zu wer­­den. Sein Tagewerk ist getheilt zwischen Gebet und Regentenarbeit, seine Erholung ein Gang in den Garten, der Besuch einer Kirche, eines Gefängnisses, einer milden Stiftung. Ohne persönliche Bedürfnisse, frei von irdischen Banden, hat er seine Nepoten, seine Günstlinge zu versorgen. Allen gewährt er gleichen Anspruch, gleichen Zutritt zu ihm. Für ihr sind die Rechte und Gewalten seines Amtes nur um der Pflichten willen da... ." Die aalglatten und schlangenklugen Nathgeber redeten dem Bapsté Die Ansicht ein, daß eine über­­mäßige Erhöhung des BapsttHumg selost Fürsten und Völkern die „strahlende Leuchte aus der Not der­ Sinsterniß und des Verderbens“ sein müsse Und so sehen wir den Papst nach einander Handlungen verrichten, dar nicht 5108 mit seinen anfänglichen Regierungsthaten im green Sontraste standen, sondern auch das Bapstthum mit der Kirche, mit den civilisteten­­ Staaten, mit der gesam­mten ges­bildeten Menschheit in Konflikt, in unauflösbarer­­ Widerspruch traten. Unter dem allmächtigen Einflusse der Sesuiten­­herrschaft wur­de nach 1849 nicht LOS im Kirchen­­staate die Mißwirtsschaft des Briester - Regiments wieder eingeführt — wobei allerdings auch öster­­reichische­nd Französische Bajonnete Assistenz leisteten — sondern es erfolgte im Jahre 1854 die Dogmatisirung der „unbefleckten” Empfängniß Maria, dann (im Jahre 1864) der fluchreiche Syllabus und als drittes Stadium (im Jahre 1870) die Deklarivung der „papalen Unfehlbarkeit”. Alle drei Stadien bedeuten ebensoviele verhängnißvolle Berderben für die Kirche selbst. Ein tiefgehender Rip spaltet die katholische Welt und selbst unter eh­er, welche äußerlich dem Verbandes derselben angehören und „auf beisere Zeiten“ Hoffen, sind Millionen, die es aufrichtig­ befragen, daß durch die Einwirkung berufschlüchtiger Choisten in der Kirche feiert, Dan zwischen dieser und ven moderner Institutionen, in Staat und Gesellschaft die unheil­­vollsten Konflikte hervorgerufen wurden. . Wen Bis IX. heute auf sein langes, erz­eignißreiches Leben eine prüfende Nachhau hält, so muß­ nicht so sehr der Berlust der weltlichen Herrsgaft, als vielmehr dieser „Skulturkampf“ in und außer der Kirche, sein Gemüth schwer bes­chrücen. Ein glänzender, wesenloser, Glorienschein kann dem Bapjíthume nimmer erregen, was e3 an feinem­ welthistorischen Berufe, feiner wahr­­ s«s«­­ an. Aus dem­ überschwemmten Ab­ild Original'» Feuillieton des „Neuen Vetter Journal") Budapest,2. Junn. *) Schwer Iastet die Hand des Schiefald auf den einst gesegneten Gefilden der ungarischen Tiefebene. Seit mehr als einem Jahrzehnt folgen die unwirthlichen Jahre eines auf Das andere, Dürre und Saatenbrand in dem einen, Negengaffe und Weberschwenkung in dem anderen. Nicht anders ist es, als ob Die segenspendende Erntegöttin ihr Antlit von ihrem einstigen Liebling zürnend weggewendet und unter Schönes Alföld dem Spiele der Elemente preis­­gegeben hätte. Die Lobpreisungen auf das Kanaan Un­­garız sind zur Mythe geworden, gleichwie der südliche Nachbar des Alföld, das Banat, längst aufgehört hat, die Kornkammer des Landes zu sein. Schwer rächt sich nun der solglose Leichtsinn, mit welcher die Bevölkerung eines großen Landfirndes die jährlich wiederkehrenden War­­zumngezeihen übersah. Die unverantwortliche Bernadláffiz gung, welche die Machthaber und die Regierenden an dem ihren überamm­orteten Zande sich zu Schulden Frommen Tiefen. Aljährlig mit­ der Wiederkehr des Holden­erzes erfült aus Diesen Gegenden des Landes der Marmruf in Die Re: Das Wasser ist das Das geschieht mit einer Regelmäßigkeit, Daß die Schredensnachrichten aus dem aufeld Tängst aufgehört haben, das Mitgefühl der übri­­gen Bevölkerung sonderlich zu erregen, und selbst solche außerordentliche Ereignise und ‚Schrecensszenen, wie sie Wirkungen des Hocwalsers nach persönlichen Erfahrung erz ırrtheilem zu können, — D. Red, das heurige Hochwasser in der Drarosgegend mit sich brachte, keineswegs die erwartete und naturgemäße Wirkung herz­vorrufen. Nirgends, nicht einmal in der allernächsten Nähe des Schaupfanes selbst. Ich habe Leute aus allen Schichten der Bevölkerung in den überschwem­mten Gegenden der Theiß und der­ Maros gesehen und gesprochen. Keiner von Diesen, nicht einmal die von dem Elementarereignisse materiell Betroffenen, zeigte sich davon übermäßig­ affizirt. Eher ließ sich eine Art stummer Resignation, um nur von Apathie zu sprechen, bei den am meisten­ bedrohten, wenn auch nicht am Härtesten getroffenen Bewohnern von Szeger­din wahrnehmen, die sich auch in den ersten Tagen der Was­­sergefahr bei den N­ettungsarbeiten bedenklich genug in der läsjigen Theilnahme der Bürgerschaft an der Riesenaufgabe der Sicherung der Schuhdamm­werte äußerte. 68 bedurfte da­­mals der eindringlichen Mahnworte und unbeugsamen Ent­­schlossenheit der Männer, in deren Händen in jener drangvoll­­en Zeit die Gefihde der Hauptstadt des Alföld und der zweit­­größten Stadt des Landes ruhten, um die Bürger Szeger­dins an ihre Pflicht zu erinnern. Ehre ihnen , sie haben dieselbe redlich erfüllt. Was Menschenhände zu leisten vers­mochten wider. den übermächtigen Anstum­m des entfesselter Glom­entes, das hat die Bürgerschaft Szegedins weltlich ges leistet. Aber diesmal Hatte sich Alles gegen die ihrer Heime gesuchte Stadt verschworen. Zuerst tam­­ die Wassergefahr selbst unerwarteter als je, von Niemandem vorhergesehen und von den Wenigsten geglaubt. Denn nicht wie sonst, war te die von Schneewasser und Bergbächen angeschwollene Theiß, die im Frühling jedesmal die Niederungen des T­hheibthales zu überfluthen und die Hauptstadt des Alföld zu bedrohen pflegte, diesmal kam die Bedrängniß von an­­derswo, Die Maros, der wichtigste Nebenfluß der Theik, ‚ einer unserer „interessanten“ Stüffe, der sich gegenwärtig in­­ dem unausgesprochenen Uebergangsstadium von dem Natur- angestiftet. Negalirung der Minister Dachte, befindet, Leider allen Berechnungen und kartographi­­schen Vorherbestimmungen zum Trobe nicht dort, wo sie8­anz bequemsten und wohlfeilsten, durch ministeriele Voran­schläge unbeirrt hätte thun können, etwa auf ihrem gemäch­­lichen Laufe von Siebenbürgen nach Ungarn, sondern ohne jede hohe obrigkeitliche Erlaubniß ruft auf dem Ziede, wo man sie mittelst fostspieliger Eindämmungen in Scheint hat Da,wo die Mar­os sich in tausend Windungen und Krümmungen(die sie.­ihrem Vorbilde,der Theiß,sabge- Doch-wir wollen heute und an dieser Stelle nicht Verkehrspolitik treiben.Nach alledem,was­ wir in den lo­­­ kaleuCeutrendesAlföld,inArad,TemesvärundSzc­­ gedin über diesen Gegenstand gehört haben,dürfte der Herr Mixtister für Kommunikationen und öffentliche Ar­­beiten ohnehin bald von berufener Seitetm d am gehöri­­gen Orte über det Zustand und die Natur der Schutz­­maßregeln auf den Lebensadern des niederungarischen Ver­­kehres mitgeklärt werden­.Vielleicht wird er sich dann auch jenes denkwürdigen Ausspruches erinnern,be1 1·ein 11 seit1er Budgetrede der letzten Generaldebatte des Kommunika­­tions-C­ tats getha1t,der iit dem Ausdruckesehnt-tief­­innersten Ueberzeugung gipfelte und der märzlich dahin lautete:»Es werde gewiß auch in Ungarn noch eine Zeit kommen,in welchem­mnen die Lösuung der Frage der Wasserstraßen und des Flußwegmesens werde herantreten müssen.«Das geehrte Hau­s ließ damals­­ diese Erleuchtung schweigend über sich ergeben;aber der gewisse»Zeitpunkt«, an den wahrhaftig die Arroz ‚ganz zu befssen, früher einzutreten, als es ihm nach der Staatsraison gestattet und unserem, besgränkten Unter­thanen verstande Lieb it. .­­­­ —­­ zustande zur liches enges Bett gezwärgt und Abfluß abgesänitten hatte, den Odadın ein Fünfte sie von ihrem natürlicher . 4) Die nachfolgende Skizze verdanken wir einem Mitarbeiter unseres. Blattes, der die Überschwemmten Ge­­genden bes Alföld im­ den jüngsten Tagen bereist hat, um über die ‚verheerenden O­zzz zt MeanSeåeeeeVeixssgs-Mewexsxw die Essvssson-—Zsisssng,few-sedes--T-sxeater-xsnd Vergrsägesngsvmte«­. ze

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