Pester Journal - Abendblatt, Juli 1877 (Jahrgang 4, nr. 52-77)

1877-07-10 / nr. 59

1877.I«W. a Wir. 59. A B u N­DB I: AT gű úgy Dienstag, den 10. Sul.­­­­­­ z «.z­«,«..«. ,i Abonnement für Budapest mit täglich meimaliger Zustellung, für die Provinz . einmal. Beitversendung : monatl. fl. 1.10, ámeim. fl. 2.15, viertelj. 1­3.10, halb­. fl. 6. ERLEIDEN Mn Das Abendblatt des „Reiter Fournal” erscheint täglich, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Nachmittags nach 2 Uhr. Redaktion: Göttergas Einzelne Nummern je 9. Adminiftration : Göttergasse 6. des Abenpblattes 2 kr. Snferate für das Abendblatt werden billigst berechnet.­­ Die Reife Cogolniceanu’s. Budapes­t, 10. Juli. Wir gehörten zu den ersten Blättern in Oester­­reich-Ungarn, welche auf Grund direkter Nachrichten die­ Mittheilung brachten, daß der rumänische Mi­­nisterpräsident Cogolniceanu im­nteresse der Unabhängigkeit Rumäniens eine Reise nach Wien unternehmen wolle. Wir haben diese Nachricht trog aller Dementis aufrechtgehalten und sind schließlic im Rechte geblieben. Wenn auch von offiziöser Wiener Seite nun gemeldet wird, ein „rheu­matisches Leiden“ ühre­ Heren Cogolniceam zur Konsultation der Ärzte nach der österreichischen Kaiserstadt, so ist es um den „beschränften Unterthanenverstand“ noch nicht so arg bestellt, als daß ihm einleuchten sollte, der rumänische M­inisterpräsident werde in so Fritischen­­ Beitläuften, wie die gegenwärtigen für Rumänien sind, lediglich seines mehr oder weniger ausgebildeten Zip­­perleine wegen die Neffe von Bukarest nach Wien machen. Herr Cogolniceanu Hätte si im Uebrigen der Neffe Minh’ ersparen künnen. Die Antwort, die ihm in Wien zu Theil werden wird, ist Leicht zu errathen. Das Wiener Kabinet dürfte sich in die Besprechung der Frage­ der Unabhängigkeit Rumäniens heute gar nicht einlassen. Diese Frage ist noch nicht spruchreif und erst mit dem russischstürkischen Friedensschluffe wird der Zeitpunkt gekommen sein, auch diese in den Kreis der allgemeinen LFeitstellungen zu ziehen. Die wiederholten Erklärungen Tipa’3, daß unsere Mon­­archie seine neuen Staatenbildungen an unserer Grenze zugeben werde, lassen übrigens darauf schließen, daß Herr Cogolniceanu möglicherweise noch eine entschie­­denere Antwort de Wiener Kabinett nach Hause mitnehmen wird, als die vorerwähnte sein würde. Möglicherweise. Denn die politische Konstellation kann in einem späteren Zeitpunkte vielleicht anderen Erwä­­gungen Raum geben. Der Tag st­eben noch nicht genommen, da man auch an die Lösung dieser „Orientfrage" gehen wird.­­ Original-Korrespondenzen. Agranı, 9. Juli. (Original-Korrespondenz des „Weiter Journal.) H. Z. so sehr man sich, auch bemüht, unsere Stellung als eine nach allen Seiten hin unabhängige, über alle Ereig­­nisse erhabene zu bezeichnen, daß es uns bisher noch gar nicht und späterhin ebenfalls wahrscheinlich nicht nothunwendig erscheinen dürfte, in die Aktion einzutreten , so sind wir doch hier Zeugen von so bedeutenden Vorsichtsmaßregeln, daß es einem etwas zweifelhaften Gemüthe,­­welches gewohnt ist, selbst an offiziöse Versicherungen und Verlautbarungen die fritische Sonde zu legen, sehr leicht paffiren könnte, dieselben für etwas mehr als Vorsichtsmaßregeln zu halten. Abgesehen von den massenhaften Truppenzügen, welche­n Tag für Tag unsere Stadt paffiren und welche nach dem neuestens ausgegebenen Schlagworte zur Befestigung des Grenzlorbang dienen, scheint man diese „Befestigung“ auch nur so bald wieder lodern zu wollen. Denn es werden neben einer entsprechenden Menge von Munition sehr b­ez­­eutende Dunantstaaten was Jah­rtungsdsmitteln hier sowohl an in Zara, Se­benico und in mehreren anderen Grenzstationen auf: ehänfl Erst gesterntrafen’hier aber­mals 3410,00 Mat. Weizen ein, welche sofort nach den obenerwähnten zwei Proviantstationen dirigirt wurden, und sind weitere Sendungen für die nächste J Zeit noch in bedeu­tender Anzahl angekündigt Wenn man auch alle Mobilisirungsgerüchte dementirt, daß hier be­­deutende T­ruppenkonzentratione­n und zwar für längeren Aufenthalt berechnet, stattfinden, das zu leugnen dürfte doch etwas schwer halten. , Paris,6.Juli. Original-Korrespondenz des»Pester Journ­al­«­ M­ de Fourtou hat in sein­em Rundschreiben an die Präfekten erklärt,daß der Marschall­—was auch kommen möge——bis zum 20.November assO Präsident der Republic bleiben werde,d.h.selbst in dem Falle,wenn sich d« LEJT T­ÓS ÁRT STT » Wie ein ungarisches Blatt erfährt, hat der König seinem warmen Interesse für das zu Gunsten der ungaris­­chen Kleingrundbesiter zu Stande zu kommende Kredit­­organisationswert nicht nur durch seine mündliche Reake­­rung Ausdruck gegeben, sondern auch dadurch, daß er die Eingabe der Deputation des Organisationsausschusses sogleich nach deren Weiernahme behufs Begutachtung an das unga­­rische Finanzministerium nach Budapest standte, Land in den bevorstehenden­ Wahlen gegen die Politik des Marschalls,­gegen seine Minister und seine Kandidaten aus­­sprechen sollte.Diesen Entschluß des Marschalls kannte man schon seit längerer Zeit.Die Republikaner waren indessen nicht darauf gefaßt,daß die offiziösen Organe aus der lega­­len U­nverantwortlichkeit des Marschalls ein Argument ma­­chen werden, um die Wähler zu bestimmen, zu Gunsten der offiziellen Kandidaten wotiren zu wollen. Nicht allein, daß der Marschall bleiben wird — sagen sie — sondern er wird nach den Wahlen troß der Manifestation des Landes, welche die von ihm verfolgte Volitit verdammen würde, dieselbe wieder von vorne beginnen u­nd da der Marschall nicht wird nachgeben wollen und man ihm nicht dazu zwingen kann, so wird das Land nachgeben mu­ssen, um nicht drei Jahre lang, d. i. bis 180 Känmpfen, Prorog­a­tionen, Wahlen und Auflösungen ausgejebt zu sein. So sagt ein mit dem Kabinet auf bestem Fuße stehen­­des, in dieser Beziehung gewöhnlich gut inform­ertes Eler­fales Blatt, "La Défense" : „Der Marschall hat in seinem Tages­­befehle an die Armee erklärt, daß er in seiner Mission „bis zum Ende gehen werde". Das wils sagen, daß, wenn das allgemeine Stimmrecht eine radikale Kam­mer ernennt, der Marschall sie von Neuem wegihiden wird, und wenn das allgemeine Stimmrecht noch andere radikale Kammern nach Bersailles schickt, so wird der Marschall sie immer nach Hause erwediren. So lange der Präsident und der Senat — diese zwei großen unangreifbaren Gewalten — in Webereinstim­­mung sein werden, so lange sie sich auf die Armee, auf die Magistratur, auf die Geistlichkeit, auf alle lebenden Kräfte des Landes fluten können, wird­ die Deputirtenkammer so oft weggeflicht­­ werden, bis das Bolt ein wenig Vernunft angenommen haben wird (!). Wenn man also das Land nicht während drei Jahren in einen fortwährenden Konflikt und in eine Serie von unaufhörlichen Wahlen und Auflösungen engagiren will, so muß man Mac Mahon’sche Kandidaten — d. i. Bonapartisten, Legitimisten und Orleanisten — mählen, um Frankreich für den Moment seine Ruhe und Prosperität wiederzugeben”. Es fragt sich allerdings, ob das Land, d. h­. die repu­­blikanische Majorität, dieses Raisonnement begründet finden wird. Der „XIX. Siedler kann nicht glauben, daß der Maer­­schall eine ähnliche Bolität befolgen wolle. ‚Man muß ihn verachten, um ihn einer solchen Haltung fähig zu glauben und ihm das thörichte und verbrecherische Duell eines Mannes gegen 36 Millionen Franzosen anzurathen. — Auf die Anfrage, was nach 1880 geschehen werde, antwortet „Baris Journal”: „Vor Allem ist es unsere dringendste Pflicht, die Konservative Union gegen den Radikalismus zu unterfragen. Man kann nicht zwei Hafen zu gleicher Zeit jagen. Was morgen geschehen wird? Man wird darüber nachdenken. Mebrigens kann von jett bis 20. November 1880 eines jener unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, welche alle Berechnungen und Pläne vereiteln und den Keim der Lösung mitbringen können.” Die Senatoren der republikanischen Linken melden sich morgen, Samstag, bei ihrem P­räsidenten Emmanuel Arago zu einer legten Besprechung versammeln und dann nach ihren Departements reisen. Emilie Ollipier wird sich gleichzeitig in drei Bezirken von B­a­r als offizieller Kandidat präsentiren und zwar in Draguignan, Brignoles und im 2. Bezirk von Toulon. Der Präfekt von M­­ar­­euil­­e hat neuerdings gestern die Schließung von sieben Cercleg angeordnet. Die „Agence Havas" “dlementirt das Gerücht von ministeriellen Veränderungen und sagt zu gleicher Zeit, daß die Regierung noch sein Datum bezüglich der allgemeinen Mahlen festgelest habe. " Nemzeti Hirlap" theilt als Kuriosum mit, die österreichische AQuoten-Deputation habe ganz ernstlich darüber debattirt, ob nicht die ungarischen Staatsgestüte den gemeinsamen Aktiven einzuverleiben wären? Das d­ritte Blatt macht dazu die scherzhafte Bemer­­kung, daß die Herren Oesterreicher vergessen haben, fn den Errat jener Millionen, welche diese Staatsgestüte uns ge Tostet, aus der gemeinsamen Staatsfafje zu defreiiren. Budapyeist, 10. Zul. & Ministerpräsident Koloman Ttha­it von seinem kurzen Ausfluge gestern Abends in die Hauptstadt zurück­­gekehrt. Mittwoch indessen begibt er sich für längere Zeit — vielleicht auf zwei Wochen — auf sein Landgut.­­ Der Präsident des Abgeordnetenhauses hat dem Mitgliedern der ungarischen Deputation gestern den auf ihre Wahl in Die Delegation bezüglichen Protokollauszug übersandt, der ihnen als Mandat dient. | Der Krieg. Budapest, 10. Jul. Wir haben bereit wiederholt auf die strategische Wichtigkeit Tim­omwo’S hingewiesen, welches ein Kon­zentrirpunkt wichtiger Straßen in Bulgarien ist. Die Einnahme dieser Position durch die Ruffen geschah durch russische Kanvallerie, welche der Infanterie und Artillerie wesentlich voraus ist. a, eg dürfte sogar noch geraume Zeit währen, bis diese Tepteren Trup­­pengattungen den Kojaren nachgerückt sind. Aus einem unserer Spezialtelegramme, das wir im Morgenblatte veröffentlichen, geht hervor, daß das Korps de Ge­­neral ® Radepkij­ auch bereit ein bedeutendes­­ Z Terri­­torium um Tirnowo (nach Osten, Westen und Süden) belegt hat. Der Rückzug der Muffen in Austen hat offen­­bar die Motive, die wir bereits im Morgenblatte an­­gedeutet und die mit „Niederlagen“ und neuen „Si­­urrestionen“ nichts gemein haben. Heute wird der „Polit. Corr." aus Konstantinopel telegraphirt. In Folge der Nachrichten aus Armenien, welche eine all­­gemeine Riüczugsbewegung der gesammten ruffiichen Armee melden, Herrscht hier über die Bedeutung d­ieses Ereignisses große Unsicherheit. WVW irfliche Niederla­gen hat nur der Linke ruffische­lügel erlit­­ten, während das Centrum und der rechte Flügel der ruffiichen Armee bisher so gut wie gar nicht gelitten haben. Kämpfe an unserer Grenze. Budapest, 10. Juli. Die Kämpfe zwischen den bosnischen Iafurgenter und den türkischen Truppen zie­­hen sich unserer Grenze immer näher, ja finden for gar in manchen Fällen knapp an derselben statt. Sie auftrigen hiemit zur Genüge, daß der Schub unserer Südgrenzen nachgerade zur Nothiwendigkeit wird. Man schreibt der „Polit. Corr." über diese Kämpfe aus Angram, wie folgt: Nach allen aus dem benachbarten Bosnien hieher ge­­langten Meldungen machen die Aufständischen alle Anstren­­gungen, um sich zu behaupten. Am 4. b. M. rückte die starre Ceta des Simo Davi- Davits von Blagajnah Agits vor. Dieser Ort wird von einer ziemlich wohlhabenden türkischen Bevöske­­rung bewohnt und gilt als der­­ Schlüssel zur wichtigen tür­­kischen Position von Novi. Deshalb befand ei auch dort eine aus 3 Kompagnien Muftehafiz bestehende Befasung, die auch­ leichte Verschanzungen im Orte aufgeführt hat, um ihre Stellung so stark als möglich zu machen. Der Insurgenten­­führer Davidovits erhielt von Despotovics den Befehl, sich des Ortes Agits zu bemächtigen. In der That marschirte er mit seiner 620 Mann starren Abtheilung gegen den genann­­ten Ort, welchen er, wie erwähnt, am 4. Juli heftig atta= firte. Die türkische Miliz vertheidigte sich muthig und hielt sie bis Nachmittags die Insurgenten von Leibe. Gegen 4 Uhr jedoch erneuerten die Lesteren ihren Angriff mit solcher Pehemenz und zwar von drei Seiten gleichzeitig, daß den Türken der Athem ausging und sie sich eiligst gegen Novi zurückziehen mußten. agit, dessen meisten Häuser in Flam-

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