Neues Pester Journal, August 1877 (Jahrgang 6, nr. 211-241)

1877-08-02 / nr. 212

ve Ginverne Rommern­­­erbonnement: Ganj. fl. 14, halbj. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. tät, Das „Neue Pester Journal“ erscheint uch an Montagen. SDonnerstag, den 2. August 1870 " Zeus Redaktion und Adm­inistration: Leop­oldit. Eichenplat Nr. 2. Inserate nach aufliegendem Em­if, ge­b Hierzu zwei Seiten Beilage. Die Zufände in Frankreich. (Drig.-Korr. des „Neuen Pester Journal“.) Bari, 30. Juli. A aenabem I­rg der Solana der liberalen Bartet, das heißt anscheinend der weite­aus größeren Majorität des Landes, „die Republic for ever!“ lautet, bedarf es doc nur einer geringen Beobachtung, um zur erkennen, Daß die französische Nation­ ihre­ republikanische Erziehung erst noch zu machen hat. Der Republikanismus it noch nicht ganz in’s Blut und in die Sitten des Bolfes eingedrungen. Wohl rief­ man das stolze „Republique franqaise“ auf allen Münzen, Stempeln, Bostn­arken und öffent­­­ichen Gebäuden, aber in seinem Denken und Fühlen ist der Franzose noch Heute so monarchisch, wie zur Zeit der Könige oder Kaiser. Die persönlice Stel­­lung, die der Präsident in dieser eigenthümlichen Ne­pudlit einnimmt, ist ein z­wingender Beweis für die Nichtigkeit dieser Behauptung. Man werfe ein­mal zu Vergleichung einen Blick auf die Stellung eines Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika! Dort ist dieser h­öchste Wiürrdenträger des Landes wirtlich, was ihm die Konstitution zu sein vorschreibt : „primus inter pares“, der Erite unter Gleichen. Er hört auch im weißen Hause zu Washington nicht auf, ein gewöhnlicher Bürger der Vereinigten Staaten zu sein und jeder seiner Mitbü­r­­ger hat das Recht, bei ihm vorzusprechen und ihn ohne Unstände die Hand zu schütteln. Stein Gere­­mioniel, seine Gt­fette, sein Tirlefant umgibt seine Bersen. Ist die Zeit seines Mandates un, ‚so tritt ‚er in die Reihe­ der einfachen Bürger zurück und es ist weiter von ihm nicht die Mede. Und nun das französische Gegenstück. In dem­ Augenblicke, in welchen Mac Mahon zum Präsidenten gewählt worden­­ war,­erwies ihr alle­r Welt fast königliche Ehren. In seier Umgebung­­ wurde das Gerementel der alten Monarchien­­ auf die Eomifdheste Weise nachgeäfft. Er erhielt einen Hofstaat, Adjutanten, ein „maison militaire“ und ein „maison civile“, bei seinen Empfängen um­ge­­ben ,­ Intendanten und Haußoffiziere aller Ka­­tegorien, und seine Gemahlin hat um sich eine Anzahl von Damen, die, nu­r die Sucht vor dem allgemeinen Gelächter (davon abhält, sichh Hof und Palastdamen zu tituliren. Man trug eine Loyali­­tät zur Edau. Die von­ platteltem Servilismus nicht zu untersceiden ist, eher. Nacht war zwischen dem anne, der gestern,noch ein einfam­er hoher Offizier wie Marshall Canrobert ge­­wesen war, und der Nation ein ungeheurer Ab fand entstanden. Das ist die Stimmung, in der ein Bolt aus einem Cromwell, einen Protektor und ‚aus einem Bonaparte einen, Saiser Napoleon werden läßt. Abgeordneten = Kandidaten machten aus der Beschenerung ‘ihrer Ergebenheit für die Berfon des Präsidenten einen obligaten Punkt ihres Programms. Ergebenheit für Die Berfon des Präsidenten! Hat man je in Amerika ein so hirn­­erweihtes Wort gehört? In einer richtigen Republik hat man für die Institution des Präsidenten die Achtung, die man allem gejeglich­e Beitehenden duldet; aber bei der Person Dieses M Würden­­trägers zu verweilen fällt Niemandem im Traum ein. Die Presse gefiel sich dem Viarihall gegen­­über in einer liebedienerischen Sprache, Die Ange, This eines republikanischen Präsidenten einfach meistroid war. Nur die wildesten Petroleiblätter, nur die „ Drvit de P’Homme“ und ihr Nachfolger, der „Nadical”, wagten es, von Mac Mahon wie von einem gewöhnlichen Menschenkinde zu sprechen, und die frivole Entrüstung über diese Kühnheit war selbst in den Blättern der Linken groß. Im republikaniien Streifen­ ist man befüm­­mert und geärgert über diesen Kub­us, der mit dem Marshal getrieben wird und der so sehr den Manz­­el wirklich republikanischer Gesinnung in der Masse beweist. Man bleibt aber dieser Strömung gegen­­über nur müffig und arbeitet fett nach Kräften daran, den Marschall in der öffentlichen Diskussion die Stellung anzumeisen, die ihn gebührt. About, eine der schneidigsten Federn des modernen französiz febr­igmeichelhaften Silhouette: Man habe dem Marschall, den Stanfreid, für unbesiegbar gehalten, seine Niederlagen nicht nacgetragen. Aber die Großmuth des Landes könne nicht so weit gehen, zu glauben,, daß der Herr Marichall 9. Mac Mahon uns Gljad und Lothringen gegeben hat. Der Herr­präsident, sagt About, ist weder ein Prinzip, noch eine Tradition, noch ein Genie, noch selbst einer von jenen Scharakteren, die sich dem Wolfe aufnöthigen. Welche Höflichkeit man auch immer­­ daran mende, man kann in ihm nichts sehen, als eine Figur von alltäglichen Verhältnissen und von drager und fonfurer, um nit zu Sagen beunruhigender Zeitung. , An eine solche Sprache war man in Frankreich seit vier Jahren nicht gewöhnt. Brudhomme schüt­­telte ernst den Kopf und die Blätter von der Nedten schrien Zeter über diese Majestätsbeleidigungen. Die republikanische Presse soh sich jedoch nicht irre machen. Der Zweck dieses Artikels, dem noch an­­dere folgten, ist ar. Der Marschall stand wie eine geheiligte Verson über der Dissussion.. Er sol in die Diskus­­ion gezogen werden. So soll die Na­­tion allmälig an eine republikanischere Anschauungs­­weise gewöhnt werden, als sie bisher gehabt hat. Und noch energischere Worte werden Vernon­men. In den legten Tagen war viel von einer for­tinnirlichen Auflösung, der Deputirtenkammer zu seien für den Fall, daß die Mehrheit auch fernerhin republikanisch sein sollte. Hören Sie nun, in welcher Sprache Hierauf, die ernste, gemäßigte,­ jedes ihrer Worte in die Wägischale legende „Republique Srangaise” erwiderte:. „Gegen die Drohung einer­ kontinuirlichen Dissolution müssen wir unsere Stimme erheben und protestiren. Die Männer des Kampfes und Aben­­teuer, Die das Necht zu Haben glauben, den Willen Srantreiche gar nicht zu berücksichtigen, auch wenn d­ieser Wille frei in ein­er großen Abstimmung aus­gedrückt wird, wie diejenige, die bald stattfinden­­ sol , diese Männer vergeisen, daß das Grundprinzip des aus der Revolution hervorgegangenen grant reich das Prinzip der nationalen Souveränetät ist. Diese nationale Souveränetät hat das allgemeine Sti­mmrecht zum Organ. Wenn das allgemeine Stimmms­s recht gesprochen hat, m­uß Seder ohne Ausnahme gehorchen. 63 gibt Niemanden in­s Traufreich, Der irgend ein Necht geltend nahen könnte, das über dem allgemeinen Stimmrecht sieht: nicht der Prä­­sident, nicht die Kammer, nicht ein politischer Kör­per, noch irgend ein Bruchtheil des Volkes. Prästi­dent, ammern, politische Körper sind Agenten der nationalen Souveränetät ; sie künnen sich nicht aus­maßen, Dieselbe zu beherrschen oder zu erjeben. Dies ist das Öffentliche Recht dieses Landes. Um dieses Prinzip festzustellen, um dessen Aufrechter­ Haltung zu sichern, um es über alle Angriffsver­­suche zu erheben, hat Frankreich seine große Revo­­lution am Ende des vorigen Jahrhunderts gemacht und hat es sich jedesmal wie ein Mann erhoben, fo út die nationale Souveränetät gefährdet er­­fen. Was man schon gesehen hat, würde man wieder Tehen wenn irgend ein Freder (Audacieux) sich an der Grundlage selbst unseren politischen Gebäudes vergrei­­fen wü­rde, und es ist eine Warnung, die wir und die Freiheit nehmen, von Fanfarond zu ertheis­sen, von denen wir gesprochen haben . . ." der vielbesprochenen Reise des Marschalls Mac Ma­­hon nach Bourges gesehen. Wenn es die Absicht der Priester- und Herzogsregierung ge­wesen, nur die Worte, die sie dem Marschall in den Mund gelegt, die Stimmung des Landes zu beeinflussen, die bisparate Elemente der Toalirten Prätenden­­tenparteien wieder zur­­ geschlosfener Einheit zusam­­­menzuleb­en und schließlich der republikanischen last sich Schon Heute partei einen heilsamen Schrecen fein mit Bestimmtheit sagen, daß nähernd erreicht wurde, einzuflößen: so. Zu den militärischen Maßnahmen. Zu den Meldungen über die militärischen Make nahmen fendet und unter­­ militärischer Berichterstatter fol­gende Bemerkungen: In den sethten Tagen wurden von mehreren Blättern über die sich vorbereitenden militärre­ichen Maßnahmen Oesterreich-U­ngarns in der Orientfrage Meldungen gebracht, welche in ihrem rein militärische meritorischen Theile eine vollkormen Während einigen Blättern vor Allem muß wohl bemerkt werden, malen gar feine Korps bestehen, formation lediglich der „Armee befunden, Grenze stehenden Korps innerhalb zwei Tagen mobilisirt werden sollen, sprechen wieder andere die Ansicht aus, daß die Mobilifirung von nur drei Korps zu geringfügig sei, nach je­dem­selbe nur eine Stärke von 90.000 Mann repräsentiren u. dgl. daher erst danur gebildet werden, wenn der Mo­­bilisirungsbefehl ergeht. Im Frieden gliedert sich die Armee nur in Brigaden und Divisionen und haben die betreffen­­den Höheren Kommanden ausschließlich nur einen Admi­­­nistration, Apparate, sowie mit allen zur Ergänzung des Kriegs: und Verpflegsmateriales erforderlichen Anstal­­ten ausgerüstet und erhält demnach einen Munitionspark, eine Berpflegskolonne. Eine Infanterietruppen-Division­bataillonen, dem Divisionskommando, zwei Brigadekommanden, zwei Jäger« Stärke von circa 15.000 Mann. Angenommen nun, dag — wie verlautet — 3 Korps zum­ Schuße der Interessen Oesterreicheungarns in der­ Orientfrage mobilisirt werden ftelung Dieser Art gleichbedeutend circa 150.000 allerdings nicht — wie von einigen Blättern behauptet­­ . »Sieh das Recht anzumaßen,nacheinander alle Kammern auf quesem bis Frankreich eine gelehrige gewählt hat,ist ein schreckliches Spiel,das ihr Niemandem aurathen,denn diese Nation ist stolz,und wehedem,der sie nicht zu respektiren wüßte!««Man kann nicht deutlicher mit der Revolution drehen. »Was man schon gesehen hat,würde nunIvigder sehen...««Das ist ein Vollkommen offenherziger Hinweis auf den 29.Jul­i 1830 und 23.Fe­­bruar 1848. Zum Glück sind derartige Stimmen noch immer ganz vereinzelt. Die weitaus überwiegende M Mehrheit der republikanischen Partei bietet, das Bild ruhiger, würdevoller, selbstbewußter Einheit mittlerer und bei der General- Leitung im Kriegsministerium als oberster Instanz ausgeü­bt werden. Anders gefaltet sich dieses Verhältniß bei der „Armee im Selbe“. Diese gliedert sich nämlich in Truppens Divisionen, in Korps und in Armeen, und zwar stellt sich die bezüg­­liche Formation in der Regel derart heraus, daß drei Dis­visionen ein Korps, drei bis vier Korps eine Armee bil­­den. Hier bildet man die Division den ersten taftiigen und administrativen in welchen wurde — innerhalb zwei Tagen durchgeführt werden, sondern würde vom Erlasse des Mobilisirungsbefehles bis zur Vollendung des strategischen Aufmarsches immerhin einen Zeitraum von 8—12 Tagen in Anspruch nehmen. Allerdings hat es unsere Kriegsleitung an nichts fehlen lassen, und alle jene B Vorbereitungsmaßregeln , welche überhaupt im Frieden getroffen werden­ künnen, um den möglichst raschen Niedergang vom Friedens- auf den Kriegsfuß zu fordern, bis in die fleinsten Details und mit minutiösester Genauigkeit eingeleitet ; allein die prafs­liche Durchführung einer Mobilieitung erfordert trokddem immerhin ein­ bestimmtes Minimalmag an physischer Zeit, umso mehr, al gewisse Maßregeln für einen fonfreien Kriegstal nicht schon im Frieden getrof­­fen, sondern eben erst im rechten Momente angeordnet werden können. Hierher gehört die Aktivirung der Haupt­­quartiere und höheren Gräbe,­die Einberufung der Ur­­­­­­iden Journalismus, eröffnete den Feldzug mit ‚einer für die­ Berson Mac Mahon’s gerade nicht und Einigkeit. Dos hat man auch wieder anläßlich sauber und Reservisten , deren Ausrüstung und Bewaffe Armeekörper höherer Ordnung, sich eine Armee gliedert. Während nämlich das Divisionskommando im Frieden — wie bereits gejagt — einen nur rein militärischen dasselbe gemeinsam­en 1 Jung Korps einziger dieser unserer förpern­den Kavallerie, sollten, Mann, im Mobilisirungsfalle mit einem eigenen so wäre drei 3nrede auch nur besteht somit aus: gegenwärtigen Wehrverhältnisse Adm­inistration in Geniefompagnie, als Die erster, drei und zufolge Feldsanitätsanstalt, sowie 12 Bataillonen Aktivirung am der am: unrichtige Nuffaf: die im Felde" militärischen Wirfungsfreis, während die daß ders sondern daß die Korps­­Armee aber fönnte nun Instanzen — bei repräsentirt im eine einer Armee in der Stärke dieser von angehöri­­gen den Wirfungskreis hat, wirb 7 die rein bei ben Truppen: Ganzen eine mit der Rufe­ bei den Territoriale Kommanden als Infanterie, 2—4 (Esfadroz 1. Batteriedivision mit 3 Batterien und .

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