Pester Journal - Abendblatt, August 1877 (Jahrgang 4, nr. 78-102)

1877-08-02 / nr. 79

­.Bsxd.epest-«;Ypyxxejijgg«..x.. ungünstig für die Ausfen aus. Der englische und der österrei­chisch-ungarische Militärattaché verließen das russis­che Hauptquartier und kamen heute nach Bu­­are.«« Nach einer Meldung der Londoner»Central News«ist eine große Abtheilung türkischer Marine­­soldaten bei Küstendsche gelandet,hat die dortige russ­ische­ Besatzung vertrieben­ und eine Anzahl Ge­­schüge erobert. Gleichzeitig verlautet, daß bei Kilin ein türkisches Bataillon gelandet sei, dort Uferschan­­zen angelegt und dadurch diesen Donau-Arm abgesperrt "habe. Wenn die Türken hier eine­ bedeutende Trup­­penmacht ans Land geben, könnten die Verbindungen des russischen Linken Flügels unter General Zimmer­­mann in ernster Weise bedroht werden. = nun abendblatt des Pester Journal, unse­re BR. in ..· Budapest,2-August. Die in Aufsicht genommene Mobilisirung beschäftigt auch heute lebhaft die»Presse.«Die»halben Maßregeln« finden natürlich bei den meisten ungarischen Journalen keinen Anklang..Wir veröffentlichen weiter unten eine Reihe dieser­­ Stimmen und wollen hier besonders auf die Aeußerung des ,«Hon«,aufmerksam machen,welches sich,wie bereits wieder­­holt erwähnt,wesentlich ruhiger ausspricht,als seine ungari­­schen Kollegem ·Jókai s schreibt im».Hon«.Es wurde die theibs­weise und untergegebenen Umständen die vollständige Mobi­­lisirung beschlossen.Um die Tragweite dessen zu beurtheilen, müssen wir vorerst in Betracht ziehen,daß von unserem regelmäßigen­ Heere 250.000 Mann in aktivem Dienste stehens und darunter ein sehr großer Theil der Artillerie und Kavallerie und daß von diesen schon bisher ein beträchtlicher Theil ohne jede Mobilisirung,auf dem Wege gewöhnlicher Dielokationen in der Nähe des Kriegsschauplatzes konzentrirt ist,sodaß die"Alles mit der dazukommenden Reserve eine so beträchtliche Kriegsmacht bildet,welche im Augenblicke die Lage es vollständig"beherrschen wird und das selbst ist schon eine­ Aktion.Freilich ist es noch keine Kriegserklärung,nicht einmal eine­ Feindseligkeit,aber daßeg Rußlande Berechnun­­gen’s umstößt,werden wir aus den aus Rußland kommenden Exunziationen bald erfahren.Und nun fragen wir die öffent­­liche Meinung Ungarns:,,Hält sie Andr­ Tsy und Tipa für so gute Patrioten,für so konstitutionell gesinnte Regierungsmänner für so vorsichtige Staatsmänner und für ebenso treue Stützen der Dynastie,wie Fürst Schwar­­zen«b’erg und Bach waren?«« »Ellener«äußert sich­ folgendermaßen:Wer will hier um jeden Preis den Krieg?Gewiß Niemand,und den­noch ist die allgemeine Stimmung kriegerisch Dennee gibt etwas,dagtheurer ist als Blut und Gut:Die Ehre des Landes,das Interesse des Vaterlandes,für diese beiden sucht unsere Hand das Schwert.Aber merken wir uns wohl: Fü­r nichts Anderes auf der Welt. Daß der un­­auslöschliche Haß, und die durch das edle Gefühl des Dan­ fes ge­weihte Sympathie mitspielten, ist unlängbar. Und den­no wird uns diese allgemeine Stimmung nicht Lügen fra­­gen, wenn wir sagen, daß die öffentliche Meinung der unga­­rischen Nation in der Frage über Krieg und Frieden nicht durch Sympathie und Antipathie geleitet wird, sondern durch das in edlem Sinne genommene Selbstinteresse. Und weil dem Thatsache ist, ist die kriegerische Stimmung, so allgemein und begeistert sie auch sei, immer nur bedingt. „Betti Naples schreibt: Alles zusammengenom­­men sehen wir, daß eine Art „Soldatenspiel” inszenirt wird mit 30 Millionen Kosten, die sich ohne Zweifel noch steigern werden. Daß aber bei diesem Verfahren große Resultate erreit werden können, erlauben wir zu bezweifeln. Ohne eine Bostsbewegung, deren Ziel augenscheinlich ist, deren Richtung der Seele der Nation nahe geht, ohne eine solche große nationale Bewegung kann diese Monarchie auf dem blutigen orientalischen Kriegsschauplage F eine Stellung ein­­nehmen, wo Völker sich erheben und Völker fallen. Und weil wir sehen, daß­ unsere bisherige gesammte Politik nur aus Geheimnißfrämerei besteht, daß­ diese Politik jedes Moment aus ihrem Kreise bannt, welches die Nation elektrifiren würde und vorläufig kein anderes Ziel fennt, als daß sie sich vor der Oeffentlichkeit verschließt, sehen mir der ferneren Ent­­wicklung der Dinge: mit‘ einen :gewissen Refsimismus: ent­­gegen, und mir haben: feine Ursache, die Lage nach dem gestris­gen Ministerrathe beruhigender zu finden. ‚Remz;HrrL'schreibt! Unsere Monarchie ist in Serbien am nächjsten, in Bulgarien aber am meisten in­­teressirt. e 3 ist für wir viel wichtige, wer in Tir­­nova als wer in Belgrad Her ist. Wir können viel Leichter zugeben, daß Serbien unabhängig sei, wie immer e3 sein wird, e3 wird doch immer in den Machtkreis unserer Monarchie fallen. „Rözvelemeny”" schreibt: G. Andräsy hat die Er­­mächtigung erhalten, die Zahl der an der farblichen Grenze aufgestellten Truppen eventuell zu vermehren. Was bedeutet dies Anders, als daß der Minister des Meußern im gegebenen Augenblicke die Mobilisirung der zur Osfupation der zwei türkischen Provinzen erforderlichen Truppen anordnen könne ? Wir wünschen es nicht, doch wir befürchten es, daß die Er­­eignisse auf Kosten Oesterreich-Ungarns die Richtigkeit unserer Ueberzeugung rechtfertigen werden, wonach der Beschluß des gestrigen Ministerrathesg für die Monarchie verhängnis­­voll ist . ‚ Die Mobilisirung. A­­­­­­­­­­­­­­ugust 1897. vs Die Revolution in Amerika. Budape­st, 2. August. Nach den legten Berichten der „Zimes" aus Phila­­delphia vo­m .,wurde dietage andau­­ernd besser.. Die­ Eisenbahngesellsschaften kommen allmälig wieder in­ den Besit ihrer Linien und nehmen den Verfehr wieder auf. Die Nemyorl,Gentralbahn und die Erielinie haben Züge von allen Gattungen im Lauf, und ihre westlichen Anschlüsse bis Chicago­ stellen gleichfalls den Betrieb wieder her. Viehzüge treffen östlich von Chicago und Buffalo wieder ein und helfen der­ gefürchteten Fleischnoth ab, und nur eine Unterbrechung wurde­ gestern auf all die­­sen Bahnen versucht. Die Aufrührer in Buffalo versuchten die Eriepost nach Osten zu verhindern, wurden aber von der Polizei überwältigt. Auch auf den fünfanadischen Linien ist die Arbeit wieder aufgenommen und weder im Staate Newport noch in Kanada ist der Verkehr irgendwie gestört. Der Handel in der Stadt New York Iebt wieder auf und die zur Abfahrt­­ bereitstehenden Dampfer können auf ihre Ladung ohne längeren Verzug rechnen. Auch auf einigen Kohlen­­bahnen ist der Strife im Abnehmen, während­ er dagegen an­­dere Nebenlinien neuerdings ergriffen hat. Mmt Pennsylvanie und Marxryland liegen die Verhältnisse noch nicht ganz so günstig. Die Penn­­sylvaniagesellschaft Fanın Güterzüge nur erst auf den östlichen­­ Strecken ihrer Hauptlinie gehen lassen. Die Baltimore in Ohiogesellschaft (auf deren Linie der Strike zuerst ausbrach) überhaupt noch nicht, da die Störungen der Ordnung in Mount Airy, 46 (englische) Meilen von Baltimore, noch fortdauern. 68 sind jedoch auf beiden Linien Bundestrup­­pen thätig, um in mirksamer Weise den Verkehr wieder zu öffnen. Unter dem Befehl des General Shofield in Washing­­ton ist General Getty mit ansehnlichen Str­etkräften beschäf­­tigt, die bedrohten Bunfte der Baltimore-O­hiobahn zu bes­iegen. Auf der Pennsylvanialinie, wo General Hancod Die Operationen reitet, scheint der Aufruhr überall vollständig niedergeworfen, außer in Pittsburg. . In. Blairzville Junc­tion, 51 Meilen östlich von­ lebterer Stadt, haben, General Hancod und Gouverneur Hartranft eine starre Macht, es heißt bis zu 10.000 Mann regulärer Truppen und Staaten, miliz, vereinigt, um die Bahn über Pittsburg hinaus freizu­­legen. Gouverneur Hartranf i it der Ansicht, den Aufruhr kurzer Hand zu unterdrücken, nicht durch eine hinhaltende Politäk aussterben zu lassen und Präsident Hayes hat den Bundesgeneralen damit übereinstimmende, Weisungen "ge­geben. H Anders liegt die Sache in den mittleren und westlichen Staaten; dort schwingen sich die Gouverneure kaum zu Pros Hamationen auf, welche die Aufrührer zur Unterwerfung mahnen. In St. Louis ist es nur darum nicht zu einem blutigen Zusammenstoß gekommen, weil die Vöbelhaufen seit dem 25. unbestritten Herren in der Stadt sind. Der Gouverneur begnügte sich, seine Proklamation mit einer Sendung von 1200 Minsfeten für die Bürgerschaft zu begleiten, welche sich zu sammeln versuchte, aber von dem Möbel umringt und verhöhnt wurde. Schlimmer ist es in Chicago hergegangen. Eine Bürgerversammlung hatte dort am 25. eine Wache von 6000 Spezialfonstablern errichtet. Am Abend wurde eine kommumnistische Zusammenkunft von der Polizei zertreut, aber dem Pöbel gelang es später, in einer Waffenniederlage 50 Musfeten wegzunehmen. Ein an­derer Haufe lieferte der Polizei ein Gefecht mit wechselndem Erfolg, wobei von den Aufrührern zwei getödtet und 16 vers­chwundet wurden. Die ganze Nacht dauerte die Bedrohung der aufgestellten Wache an verschiedenen Punkten fort. Am Mor­­gen des 26. sammelte sich der Pöbel wieder in größeren Schaaren, und es wurden abermals 15 verwundet; die Bo­­fizer hatte indes gleichfalls Todte sind­­Berwundete und mußte einen Theil der Stadt den Aufrührern überlassen. Erst gegen Mittag nahm der Major die Hilfe von Bundestruppen in Anspruch, worauf ein allgemeiner Angriff gegen die­ Auf­­rührer mit Kavallerie und Artillerie eröffnet wurde; es ges­lang, die Haufen zu zerstreuen, nachdem dieselben einen Ber­­­ust von 15 Todten und über 100 Verwundeten erlitten. Ein späterer Bericht giebt­ die Zahl der in Chicago anmetenden Bundestruppen auf 3000 Mann an; dieselben wären jedoch auf den Wunsch des Mayor nur als nette Reserve aufgestellt worden, während der Angriff auf die bis zu 10.000 angeschwollenen Aufrührer von Konstablern und Miliztruppen unternommen wurde. Die meisten der­ getödtes­ten und verwundeten Aufrührer sollen ihren Namen nach Polen und Brechen sein. Die Unruhen dauerten jedoch fort, so daß die zur Bewachung der Stadt während­ der Nacht aufgestellte Infanterie gegen 10 Uhr Abends­ noch­ zweimal Teuer geben­ mußte. Seitdem scheint eine vergleichsreife Ruhe hergestellt, obwohl am Nachmittag 003 27. noch immer neue Ausbriche befürchtet wurden. Weniger blutig, aber ungleich mütter scheinen, die Vor­­gänge in San­drameci­co gewesen zu sein, wo­ss «die aufrührerischen Banden nicht nur auf Störung­ des Eisen: 2 ak | Benedikta. Roman von 82K­arl Detlef. Erstes Kapitel. (Sortregung.) Sie gelobten, nie auf diesen Blntt zurü­ckzus­­ommen, in seiner schwachmüthigen Safonsequenz an diesem Thatbestande zu rütteln. Anna zwar, ihre Nichte rő bestand sein anderes Verhältniß'zwischen. Sie be­wahrten ihre Ehre unbefleckt und das Kind litt nicht unter dem Makel seiner Geburt... . Entsinnen Sie sich, der, legten Worte, die ich im Beisein meiner Frau zu Ihnen, Sprach ?" Benedikta blieb stumm. „Daß Sie sie vergessen haben, beweist Ihre Beliehung , so will ich sie Ihnen wiederholen. Ich sagte: die Welt würde nicht erfahren, daß ich Sie fortan meiner Achtung für unwerth hielte ; sollten Sie jedoch­ von dem­­ falschen Wahn befangen, die Zeit hätte ihre Schuld gemildert, Ihre Hand in­ eines recht­ Schaffenen Mannes legen wollen, so würde ich Ein­­pruch erheben, es sei denn, Sie hätten Ihren Fehl­­teils gesonnt und er wäre Ihnen verziehen worden — was kaum glaublich.“ Emerd war ein Fränflich reizbarer Mensch, das Sprechen griff seinen Hals an und machte ihn nervig, wnruhig rüdte er die Brille hin und her und räus­­perte ich. Stark. Auch darin fügten Sie si," fuhr er fort, „Sie wollten sich nicht verheirathen . . ." „Ich glaubte, nie wieder, lieben zu können,“ flüsterte sie, die Augen mit der Hand becherend. „Lieben !" rief er mit galliger Bitterkeit, in das seidene Taschentuch Huftend, das Spuren starren Ge­­brauches wies: „Sie wissen freilich nicht, daß es einen kategorischen Imperativ giebt, nach welchem der ver­­nünftige Mensch sein sittliches Handeln regelt. Liebe ist ein sinnlicher Trieb, in dessen filavische Abhän­­gigkeit wir uns auch dann nicht begeben dürfen, wenn das, was er begehrt, in den Augen der­ Vernunft gut ist.. . . Haben Sie das verstanden ?" Sie schüttelte den Kopf. „Ein Hauch wahrer Leidenschaft wirft all’ Ihre Philosopheme um." Was war ihr der k kategorische Imperativ, wo es sich für sie um Sein und Nicht fein handelte ? „Reden Sie mir nicht von Leidenschaft! Wahr oder unmahr, sie ist immer mit unreinen Clementen verlegt !" antwortete er ummwillig. „Es giebt nur eine reine Tlamme, daz ist die, welche die­ Liebe zur Wis­­senschaft in uns entzündet. Der Chilofe, dem sie leichtsinnig vertraut, berief sich auch auf die Macht der Leidenschaft und Sie, die Sie im Begriff sind einen Betrug zu verüben, behaupten ebenfalls dersel­­ben gehorchen zu müssen ... Ich traute meinen Augen nicht, als ich 30re Zeilen las. Der Trost der Selbstü­berhebung, den Sie schon als Kind gezeigt, sprach daraug, weil Sie sich fü­r eine Ausnahmenatur hal­­ten, glauben Sie sich nicht die für andere geltenden Ge­­fege gebunden. Dieser Professor von Marschall, dessen wissenschaftliche Bedeutung ich zum Theil : tenne. . .ist ein vigoroser makelloser Charakter — vergehen Sie nicht vor Scham bei dem Gedanken einen solchen Mann zu täuschen? Was würde er thun, wenn ihm die Wahrheit enthüllt würde? Mit Verachtung sich von Ihnen wenden, denn sein Ehrenmann giebt, seinen Namen einer Frau, die wie Sie gefehlt.“ Benedikta hatte sich, während er sprach, aus ihrer gebrochenen Haltungj aufgerichtet, die schneidenden Worte werten ihren Widerstand dieser­ Mann, der in seiner engherzigen Selbstsucht nie jemand, zur Freude gelebt, der den Begriff der Pflicht mur,äußer­­lich, auffaßte, der seiner Hingebenden aufopferungsvol­­len Frau ein freudeloses Tiebeleeres Dasein bereitet, der verurtheilte sie von der Höhe seiner sittlichen An­­schauungen herab­­ . „Wo wäre da Gerechtigkeit, wen der Frau, die Möglichkeit sich zu erheben, zu Tätern, absolut , ab­­geschnitten sein sollte?" rief sie aufspringend. „Ich weiß es, ich habe mich vergangen . . . in einem Alter, wo andere Mädchen von zärtlichen Eltern be­­wacht werden und sein Dreister Eid sie strei­­fen darf, war ich schußlos und horchte mit kindlichen Vertrauen auf die schmeichelnde Stimmme der mit jedem Zauber umkleideten Verführung . . . Was ich gelitten, a­z nach kurzem Traum das Erwachen folgte, das müßte mir selbst für ein Verbrechen Verzeihung (Fortlegung Folgt.) ausgewirft haben ! '

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