Neues Pester Journal, September 1877 (Jahrgang 6, nr. 242-271)

1877-09-19 / nr. 260

---Mietwo­ch,den 19.-«-»Se­ptemnber “ don­u­entx Ganzj.fl.1·4,halbj.fl.7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 120. Das „Neue Belter Sonthal“ erscheint täglich, and an Montagen. Redaktion und Administration: Leopoldft. Kirchenplat Ny. 2. Einzelne Nummern & Infernie nagy anfliegendem Tarif, Dr - 19947 "8 "quartier, wenn noch ein Füntchen gesunder Vernunft in demselben Herrscht, den sofortigen Rüczug nach der Donau beschlossen Haben und Telegrammie mel­­den bereite , daß dieser Beichluß wirklich gefaßt worden ist. Indeß bietet Die Ausführung des Rad­­zuges jeßt ungeheure Gefahren, weil es mit Sicher­­heit zu erwarten steht, daß Osman und Mehened nicht dem Rüdzug des Großfürsten und des Thron­­folgers m­it Gewehr bei Fuß zusehen werden, son­­dern mit beflügelter Eile den xuffischen Armeen nachrücen . Dieselben ‚belästigen , bedrängen­, zu nachtheiligen Nückzugsgefechten zwingen, kurz ihre ganze Kraft einfegen werden, um den feindlichen Rüdzug in Flucht und den Donau-Nedergang in eine Katastrophe zu verwandeln. Schon zur Reckung ihres Rüdzuges wären die Nuffen gezwungen, ge­wisse Positionen an der Santra und vor Bleona vor derhand zu behaupten. Aber die Frage it, ob Die Nuffen über solche Positionen verfügen, die zur Sicherung eines geordneten Raczuges nöthig wären — und ob siei nicht vielleicht fi jest schon in der verzweifelten Lage befinden, den Kampf um jeden Preis fortführen zu müssen. Ueber die Räumung des Schipfasgasses sei­­tens der Raffen ist der "N. Tr. Br." folgendes Telegramm zugegangen : Konstantinopel, 18. September. Nach dreitägigen Die­­ Stegesfeier der­ Hauptstadt. Budapest, 18. September, Inftrahlenden Lichter ihm und begeht die Haupt­­stadt das Siegesfest. Ein Lichtermeer umschließt die Straßen der Hauptstadt. Die stolzen Boulez 'pards, die vornehmen Straßen und Vek­ehrsadern der inneren Stadt, wie die entlegenen Nebengäßchen der Vorstädte, fis alle erglänzen in­ freudigem er­stes Schmuck, sie alle erstrahlen in Heller, froher Luft, denn im Balafte wie in der Hütte Herricht ein und dasselbe Gefühl Hoher Befriedigung, reiner, aufrich­­tiger, unentweihter Freude. ar Die Hauptstadt feiert Die­ Siege der türkischen Waffen, die Heldenthaten der türkischen Armeen ; sie feiert Dieselben in ihrem eigenen­ Namen, wie im Namen des Landes, dessen warn pulfirendes Herz sie ist. ‚Das Land "feiert die türkischen Siege als feine Siege, "dent vom­ ersten Augenblide am, seit die nordischen Legionen belt Pruth überschritten, fand er mit feinen Wünschen und Gefühlen, feinen Empfindungen und Sympathien ganz und­­ vol an der­­ Seite Der angegriffenen, im feinen Heiligsten Rechten tief verlegten, in seiner staatlichen Existenz auf das Tiefste beprohten Türfenwolfes. Und es war nicht ein Dunkler, undefinirter Zug des Herzens, nicht ein geheimatvoller Drang der Sympathie, welcher diesem Lande seine Stel­­lung anwies. Die Aponathion atnd­­ Mefühle ent­­sprangen dem nüchternen» Verstande, der logischen Erwägung, sie waren die reife Frucht der politi­­schen Gedankenarbeit, die in dem Schlußfake gi­­pfelte. Bon Rußland kann sein Heil kommen­­ für die Bölferfreiheit und­ der verrätherische Angriff, den das Neid­ des Grafen­ gegen den friedliebendsten ©­aat Europa’s im­ Namen der Freiheit und Civili­­sation richtet, it, wenn er gelingt, nur der­ erste jener ZTartarenzüge, mit welchen: der Banslavismus Die europäische Kulturwelt und in erster Linie unser Ba­­terland heimzusuchen und deren nationale Existenz zu vernichten gemilst ist. Die panflapistische Erobe­­rungssucht hätte nie und imm­mer auf den Trümmern des Dömanenreiches innegehalten ; mit jedem Er­­folge wäre die nimmerjatte Gier­in noch mehr aus­gestachelt worden, und vielleicht . Hätte es einer Koa­­lition die gesammten Cuntópas bedurft, um den Wahnsinnsanfällen Einhalt zu gebieten, von deren Beschaffenheit und der tolle Herensabbath einen schm­al­en Borgerschmac bereitet hat, welchen die von der panflavistischen „Idee” Besessenen zu Beginne dieses »Srieges feierten. Danzend beugt sich Ungarn vor dem ewig waltenden Geist der Geschichte, dankbar wendet es seinen Blick gegen die anderen Sieger, die Europa auf Jahrzehnte hinaus von der russischen Weltplage bereiten, dankbar gedenkt es Derer, die im Kampfe für ihr Vaterland auf der blutigen Wahlstatt ge­blieben, in dem Kampfe, der zugleich ein Barkampf war für Europa’s Bildung und Freiheit, für die £ oftbarsten Güter unseres Kulturlebens gegen Die Barbarei des Kosakenthums und die Afterkultur des Nihilismus. Ein Hoher Grad von Muth und­­ tapferer Ausdauer war dieser Nation noth­wendig, auf daß sie nicht kleinmüthig verzage und den Sympathien, die sie von Anfang ab beseelt, treu bleibe. Deutsch­­lands öffentliche Meinung war künftlich Forrumpirt und betete das russische Gegenbild an. Frankreichs Diplomaten beobachteten­ eine refernirte, vorsichtig anzlugende, nach seiner Richtung mit Tarbe bei Zermende Haltung. Gaolands Bolt endlich war von jener Franthaften Humanität Sdufelei befallen, welche Durch die Legende von den bulgarischen Atrocity’s erzeugt worden war. Nur Ungarn fand sein Beginne 0-3 Kampfed und während aller­­ tief "wir an den Angelpunft gelangt, um den sid jebt "ale ruffischen Armeen bewegen. In derselben schwer ven Lage, in welcher sid das xrufsische Korps Byafen desselben mit seinen Gefühlen und Wünschen dem Türkenwolfe unerschütterlich trem zur Seite und ob selbst man dher gute ungarische Bath­ot­er, übergehend in seinem Urtheile warnend, in seinen Ge­­fühlzäußerungen zurückaltender sanhafter werden mochte — Mehrheit der Nation vertraute auf den Sieg der Mehrheit und des Rechtes, sie vertraute auf ihren glten Stern, der zugleich der bedrängten zum ‚Heile gereichen mußte. Neben­ den blutgerötheten Hügeln um PBlevna ist dieser Stern aufgegangen in fledenloser Nein- Heit;­das gute Recht hat gesiegt. Da Reich der Lüge liegt machtlos­ am Boden. Darum zündet Ungarn seine Spendenfeuer­ an, darum erstrahlt die Haupt­­stadt im festlichen Lichterglanz. Mögen die Lichter, die heute die Nacht in Tageshelle verwandeln, weit hinaus strahlen auf den Weg, den der leitende Staatsmarnn der Monarchie heute antritt um mögen sie ihm die Pfade aufhellen, auf welche die Interessen Ungarns und der Monarchie unsere äußere Bolitit geleitet wissen wollen. Die Kunde von der Siegesfeier der Hauptstadt wird hinaud­­dringen bis zu den mit "allen Reizen der Natur ges­­chmückten Gebirgsstadt, in welcher Graf Andraffy den eisernen Kanzler des deutschen Reiches begrüßt. Möge er von diesem gewaltigen Staatsmanne ler­­nen, mit den Stimmungen bed Boltes zu rechnen und dieselben "ala reinen mächtigen Faktor auch auf dem Gebiete der äußeren Politik zu schoßen! Und wenn danit aber bald der­­ V­ersucher an ihn heran­tritt, um ihn zur gemeinsamen Aktion zu beswegen, die Rußland auf die Beine helfen, die Türkei um die Schönsten Krüchte­ ihrer Siege bringen soll, dann mögen ihn die weithin strahlenden Lichter die Ents­­rebenheit und Gedächtnis rufen, mit welcher das ungarische Bolt für eine nee einsteht ; sie mögen ih ette Mahnung sein, daß diese Nation mit diplo­­matischen Riffen sich nicht bek­ommen-Läßt und Daß selost ihre einstigen Lieblinge es sie nicht herausz nehmen dürfen, "mit ihren Gefühlen und Neberzeu­­gungen­ ungestraft ein frivoles Spiel zu treiben, die überwältigende fürften. * Keen­amei Seiten Bellnae, Der Krieg, die Auer aus dem­ Schipfa-W­affe geworfen­ habe. Telegramme, die in Wien eingelaufen sind, berichten, daß Suleiman nach dreitägigen Kampfe Obidon Die Nachricht noch der offiziellen Bestätigung bedarf, entbehrt sie Doch’ Teineswegd der Wahrschein­­lichkeit. Die Lage der Auffen im Schipfa­ Bak­i war dur) die großen Ereignisse in Bulgarien eine ver­­zweifelte­ geworden 905 hohe Eier, welches die Auffen bestimmte, mit aller Anstrengung den Schipfa- Bak festzuhalten,­ verblaßte in den Testen Tagen immer mehr und verschwand endlich wie ein Nebel- Bild. Seit den ufftischen Niederlagen bei Blevna konnte nicht "mehr Die Nede sein von der geträumten weiten und... stärker organisirten Erxyedition der Nuffen nach Thrazien, die, im geeigneten Augenblide unternommen, Screden und Verwirrung in Kon­­stantinopel verbreiten und den Frieden mit allen Aus­geständnissen heraufbeschwären sollte. Durch die in diesen Tagen erfolgte Eroberung des Nikolai Berges, welcher das südliche Thor des Schipra-Balles bildet, hat Suleiman von Ruffen die legte Aussicht auf das Land ver­lufen genommen, wo allein die Friedens­­palme wächst, welche den rufsischen Ehrgeiz befrie­­digen konnte. Dieser ‚glänzenden Aussicht beraubt, von allen Seiten in blutigen Attaquen engagirt und fortwährend­ auf der Rüczugslinie von den­ Schwerte Suleiman’3 bedroht, alsd­­043 russische Korhd im Schipfa-Balfe im wahren Sinne des Wortes einen verlorenen Woften. Nichtsdestoweniger hatte dieses Korps gerade in den legten Tagen eine wich­tige Aufgabe zu vollziehen erhalten. Nicht um den Bach und die Felsen und Kuppen des Schipfa handelte es sich noch, die hätten Die­griffen jeßt gern den Türken überlassen. Aber gegen die offenfindige Gefahr mußten sie Widerstand Teilten, daß S­ulei­­man sich seinen Moment mit der Befeßung des Waffes aufhält, sondern ihnen auf dem Fuß nachdringt, sie in ungünstigen Stellungen zum Gefechte zwingt und überhaupt mit seiner ganzen Macht in das Schiefal der ruffischen Armee eingreift. Damit sind im­­ Echipfa-Paß befand, befindet sich fest noch Die und die Armee des Groß, das ruffische Hauptquartier nach der legten Besichti­­gung der Werte von Blennag­ant 14, b. gefaßt hat. Türfei Aber wie sehr si auch der zuffische Stolz stränken so muß do das zuffische Haupt­­kämpfen wurde der Schipfa-Paß von den M­uffen voll: Handig geräumt und von­ den Türken belebt. £ Aus Butureit, 16. September, wird telegras­phirt: Nach dem Siege DSmans am Mittwoch trat bei den Nufsen eine unbeschreibliche Deroute ein. Die rusis­chen Generale versuchten am nächssten Tage, Sturmforanz nen zusammenzustellen. 63 mußte jedoch bei dem Versuche bleiben. Die türkische "Kavallerie war außer Stande, zu verfolgen, weil­ aus Menschenkörpern in meiten Laufreife förmliche Ü­erhaue gebildet waren. . a FTIR Barnrest und Petersburg steigt die Crrez­gung in Folge der Hiddapórten,­­ welche der Großfürst über die Schlachttage von Blevna als offizielle Bulletins versendet. 16.000 Todte und V­erwundete — dieser enorme Verlust, den der russische Heerführer eingesteht, trägt in unzählige Familien Trauer und Berzmeislung. In Bufurelt appellirt man an den­ Himm­el. Am 13. Septem­­ber sind die vom Volke verehrten Reliquien des heiligen Demetrius aus der Metropolitansfirch­e gehoben und durch die Stadt getragen worden. Eine Unzahl von Brie­­­tern ging den Reliquien voran. Der greise Metropolit Galinie- Schritt im prachtvollen Ornate an der Spite des Zuges einher und schließlich wurden am Sarkophage des rumänischen National-Heiligen Gebete verzichtet, auf daß der „Herr“ vollführe, was den russischen Generalen nicht gelingt. Auch in Petersburg herrscct ähnliche Stin­nung der Berzmweiflung vor. Einer unserer Korrespondenten versichert uns, daß Rußland vier Armeekorps noch auf Friedensfuß­ habe und Ds­ieselben nicht auf Kriegsstand bringe, weil die Affendirungen bei der zunehmenden Gre­bitierung gegen die russische Führung nicht vorgenommen werden künnen. Jin’Hauptquartier ist man troß den uns gebeugten Hohmuthes. Großfürst Nikolaus erklärt offiziell, die Armee sei „bester Stimmung“, wiewohl sie mehr als deigmirt ist, und die obersten K­riegsherren der alliirten Armeen fegten nach dem mißglüften Sturme auf Pleuia ein förmliches Fastnachtsspiel in Szene. Ezar Alexander bat Carol" von Rumänien, der gleich seinem erlauchten Alliirten den Kämpfen und blutigem Hefatomben vor Plevnaı nur als Zuschauer an ficherenm Orte folgte, von Georgis Orden dritter Klasse verliehen, und Carol von Rumänien dankt für diesen Schmuch mit dem Großkreuze des Ordens vom Stern von Rumänien. M­S­Se. Majestät der Graz diese Auszeichnung von seinem Hohen Alliirten­­ im Hauptquartier entgegengenommen — es war am 13. — war der russische Oberkommandant eben beschäftigt, sichere, d. h. sückwärts gelegene Positionen für die russis­­chen Batterien aufzusuchen, und Tausende von gefallenen und verwundeten braven Soldaten der russischen und umänischen Armeen wurden auf dem „selde der Ehre” ihrem traurigen Soldjale überlassen. Dem Imperator, wenn er mit seinen Prätorianern intime Schauspiele aufs führt, ist wenig daran gelegen, ob das Bolt vor der Thür draußen aus tausend Wunden verbaute. Megem­ed SI und seine Soldaten. Bon Bleona werden die Blide immer mehr ostwärts gelenkt, wo Mehemed Ali nach Langen Vorbereitungen­­ zwischen dem schwarzen Lom und der Santra mit seinen­­ Truppen in die Aktion tritt und auf die Armee des­­ russischen Thronfolgers bereits einen fest Fühlbaren Dud Mit Mehemen At tritt jener Mann auf die Bühne, der aller Wahrscheinlichkeit nach durch sein Eingreifen in die Ereignisse die Entscheidung hat. Denn operirt­ dieser türfische Ober­­general mit nur einigem Glack und gelingt es ihm, mit ‚in seinen Hoffnungen Armee des Thronfolgers Wir wissen zwar nicht, "and bäunten mag, welchen Bejclub­­ auszuüben beginnt.­­­erbeisufügten aber

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