Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)

1877-09-19 / nr. 118

Tannement für Budape mit täglich weimalieanstellung,'r die Provinz .ein­m­al-ostversendun:m­onatl.fl.1-10, III.si.2.lb,viertelj..­0’.10,halbj­ st.6- Das Abendblatt des „Belter Journal“ scheint tagli mit Ausnahme von Sonn: und Telertagen Nachmittags nach 2 Uhr. ch, Redastion: @&öttergassee 9. Administration : "Ööttergasseo ©. jap "bei Abenbäiiiten 22 KT. Rufernte für das Abendblatt werden billigst berechnet, TE KAATEEKÄRERFEEERENATHETLINN. — .Graf Andrasy und der Böse. Budapest,19.September. Mit unerhörter Bravour schlägt sich die Türkei. Sie stürmt Berge und hält mit vernichtender Wucht «o»die Ebene.Sie schlägt sich mit zersplitterten Kräften auf vier Seiten und setzt an einem fünften Punkte die russische Hauptmacht in Schrecken Mit überwälti­­genden Massen wollte das Czarenreich die türkis­­chen Lande überfluthen und Alles im Fluge bis Konstan­­tinopel vor sich niederwerfen Rumänien wurde rasch okkupirt,die­­ lange Donaulinie besetzt,der Uebergang über den Strom ohne vier Schwierigkeiten bewert­­stelligt,von drei Seiten drangen die feindlichen Kolon­­nen in das Herz der Türkei.Von Nikopolis dehnte er sich wie ein Waldwurm bis zur Linie Philippopel- Adrianopel von russischen Soldaten. Die Türkei schien verloren.Ihre besten Freunde gaben sie auf.Da raffte sich der Löwe aus seinem Phlegma.«Der Bandwurm wurde zurückgetrieben. Das Balkanthor fiel donnernd zu,Plewna sperrte den Western von Eskidjuma aus trieb das Wetter die russischen Heere an die Linie der Jantra zurück, welche jetzt das Skelet der russischen Armeeaufstel­­lung bildet. „Nicht die Tü­rkei ist heute verloren, sondern die Mir ded Czaren und seiner Armee, it eine höchste Tritische. Die Türkei, der Spielball der Di­­plomatie, wird sie si auch diesmal um die Früchte ihrer­ Siege betrügen­ lassen ? Schon muntelt man von Aehnlichen. Schon spucht er von Mediations­­gerüchten, welche nichts Gutes bedeuten. Go beispiellos Kun die türkische Armee ist, so efend, feig und weichherzig Út die türkis­che Diplomatie. Die türkische Diplomatie war es, welche auf falsche Voranziehungen, auf die Hilfe ‘ Englands und Oesterreichs bauend, in den Krieg ‚ging. Sie war ez, welche Serbien und Montenegro ‚gewähren ließ. Wir fürchten fast, die türkische Diplo­­matie künnte auch jebt, in diesem welthistorischen Momente, verderben, was die Tapferkeit tür­­kischer Soldaten so glorreich errungen. Mißtrauisch blicht die ungarische Nation nach Salzburg, Andräsy begegnet sich dort mit Bis­mare. Man ahnt nicht Gutes davon. Leder solcher Begegnung folgte eine Nachgiebigkeit seitens unseres Kabinett. In Berlin entstanden die Reformnoten und Memporanden, nach Neid­estadt begann Rußland zu mobilisiren; al­s Österreich wegen Serbiens unruhig wurde­ , erfolgte die Begegnung zu SIhl und Serbien, durfte mobilisiren, zum großen Schrecen Ungarns. Was wird die Salzburger Begegnung für gol­gen haben für Ungarn ?. Man fürchtet, daß Andräfy ganz ins Schlepp­­fad'genommen wird durch Bismarc. Man fürchtet, daß­ sich, Andräfy Dazu, verleiten lassen wird, im Ber­ein mit Deutschland und Italien den türkischen Waffen ein Halt ! zugurufen. » Wird,kann die Türkei sich ein solches Haltt ge­­bieten­ lassen? — Geg sie auf die Proposition ein, welches Ver­­­hängniß für sie, für un? ! Berwirft sie dieselbe, welche Gefahr einer euro­­­­­päischen Konflagration ! Wie wird sie die Türkei aus dieser Schlinge der Diplomatie ziehen ? Mi­ttaunen bitcen die Völker auf das Trug­­gewebe der Diplomatie, welches der Türkei seit Hah­­ren über den Kopf geworfen werden soll. Und unser Andräfy soll mit in der Konspiz­­ation sein? Unser Andräfy sol Kazi behilflich sein,’ die definitive Lö­sung der orientalischen Wir­­in mi ungarfreundlichem Geinte, hbintanzuhalten? Andräfy’s Devise in der gegenwärtigen Periode it nach seinen eigenen Worten: „Reine Dumm­­h­eiten machen!" Nun, wir Halten Graf An­­dräfy auch nicht fähig,reine Dummheit zu be­gehen, obwohl sein sprichwörtliches Gl­ück ihm über viele Klippen Hinweghilft. Aber man fan auch vor lauter Klugheit Bede begehen und auch der Glückstern hat Zeiten, in denen er untergeht. Wieder steht Graf Andräsy vor einem gefähr­­lichen Punkte. Die Verschwörung der Kabinete, ihre Perfidie gegen die Türkei holt zu einem neuen Streiche, aus. Wird Andräsy den Arm heben helfen, der das SE 2 gegen unfern beten Verbündeten,­­ die ürrei Original-Korrespondenzen. Wien, 17. September. (DiginalSorresp. des ‚Better Journal“) —0— Meine gestrigen Mittheilungen über die bevor­­stehende Mediation — beziehungsweise über den geplanten sechsmonatlichen Waffenstillst­and — bezeichnen den Charakter der Situation und die nächsten Ziele der Diplomatie in er­schöpfender Weise. Vielleicht gelingt es Rusland noch, ver­­mittels einer verzweifelten Kraftanstrengung, sich und seine zusammengeschmolzenen­­ Heere vor einer der beispiellosesten Katastrophen zu erretten, die je auf den Schlachtfeldern er­­lebt wurden und in den militärischen Annalen der Geschichte verewigt wurden. 68 ist vielleicht möglich , aber die Freunde des Czarenreichs glauben nicht daran. In den Wiener Hoffreifen herrscht eine Art Erbitte­­rung über die Kopflosigkeit und hat Ungefchic der nordischen Heerführung. Man hat Seitens der Militärpartei erwartet, durch die Waffen Rußlands zum Siege nach aufen und innen, zur Annerion und Reaktion geführt zur merken. 1 nun wie Jeremias auf den Trümmern Jerusalems, fik Mogend auf den Scherben dieser schönen Hoffnungen . . . Die beiden „Alirten”, Deutschland und Oesterreich, sollen mun retten. Aber die Aufgabe ist schwierig. Die siegberauschte Pforte wird natürlich jede Konzession verweigern und die Anmen­­dung materieller Machtmittel — die man vielleicht von ‘ Hirten Schaa, Desterreich fordern wird — ist gegen die ven des Islams selbst für eine Großmacht beren H! Die Siegesfreude des Landes. Budapest 19 September. Wir haben bereits gestern Furz berichtet, da“ nach der Ilumination im „Hotel Hungaria ein Banket stattfand. Der vorgerückten Stunde wegen konnten wir nicht ausführ­licher darüber sc­hreiben und mollen deshalb einige Daten stadt illuminirt ist, senden die Bewohner Budapest’s der sieg­­­­reichen türkischen Armee und ihren tapferen Speerführern nachtragen. Es war,im Grunde genomme­n,nur ein«improvi­­sirtee««Banket,da keinerlei Vorbereitungen dazu getroffen worden waren Es hatten sich nahezu dreihundert Bürger, Reichstagsabgeordnete,Schriftsteller,Künstler,hauptstädtische Repräsentanten im „Hotel­ Hungaria” eingefunden, um­ ein gemeinschaftliches Souper einzunehmen. Von Reihhstagsabge­­ordneten waren (ohne P­arteiunterschied) u. A. erf­ienen: Mar Nerminyi, Paul M­o­vicz, Gr Albert Apponyi BPrilepsy Bea Lufácz, Csá­vol$fy, dan Helfy Som Mudrony Ko­loman E65, Mocsáry Sztupa u. f. f Zuerst erhob Koloman 7­5­th das Glas und leerte dasselbe auf den Helden des Tages, 983 man Barca, welcher Toast mit großem Jubel aufgenommen wurde. Als Ergänzung dieses Trinkspruches beantragte Julius Szücs, da­ss man Palkha und seine drei tapferen Heerführer- Kollegen im Namen der Budapester Bevölkerung telegraphisch beglückwünscht werden sollen. Es wurde dieser Antrag auch natürlich angenommen, und sofort folgendes Telegramm abgesendet : „Ministre de guerre Constantinople­, Population Buda­­­ pest au milieu de l’illumination generale envoie ses felici­­tations cordiales au gouvernement Ottoman pour l’heros Os­­man commandant d’armde heroique, et ses dignes compagnes Sulejman, Mehemed, Mukhtar. — Coloman Tóth, membre du parlament president du comité." „An da Rriegsminifterium i­­n­ Kontantinop­el. Während die ungarische Haupt: DEsmanMehbemevyAli,suleiman mb Mutbta rt Baia ihre berzlichften Gratulationen. Rolo: man 3 5 t b. Reichtagsabgeordneter, Präsident des Komites." Sodann brachte Reichstagsabgeordneter Jan­ Helfy einen Zonft auf Ludwig Ko­ff­ut­haus und beantragte, an gleichzeitig ein Glühwunsch-Telegramm abzusenden. Siege feiernd, senden Ihnen, großer Patriot, ihre Glühwünsche, Ihnen, wer Sie­ber getreuteste Dolmetsch der Gefühle der Nation waren." Sodann folgte noch eine ganze Reihe von er sich nannte. Er trank auf die türkischen Feldherren als Befreier der Menschheit von d­räuender Tyrannenmacht, und bemerkte, die öffentliche Meinung müsse der Türkei jeßt zu günstigen Friedensbedingungen verhelfen. Er erinnert Bi­s­m­a­r­d daran, daß’ auch ihn Niemand Milliarden-Entschädigung behinderte, als tärisch geschlagen hatte: . & sprachen mannuN. * * * * * beim Inkaffo Erst gegen Mitternacht zerstreute sich die Gesellschaft. Wir müssen schließlich noch erwähnen, daß sich gestern dem Zuge eine auffallend große Menge von Honv­éd betheiligten. Auch Off­­iere der gemeinsamen Armee di H Honvidtrupp­en waren sehr zahlreich Straßen zu sehen. Um etwaigen Aussireitungen des Pöbels vorzubeis­schen Konsulatsgebäude auf der Machalstrabe den Zivilkom­­missar Beimtler und zwei Mebereiter postivt. Diese Maßregel erwies sich jedoch für überflüssig, da auch nicht das geringste Zeichen einer etwa beabsichtigten Demonstration bes­perkbar wurde. Aus allen Theilen des Landes treffen Berichte über die ungeh­euere Begeis­terung ein, melde überall anläßlich der türkischen Siege­ berrscht. In Arad gab es gestern Abends eine glänzende Illu­­mination. Musikkapellen zogen mit Sängerchören Durch die Gallen. Wegen der Anwesenheit des Erzherzog AL­­Brecht magte es das Militär nicht, sich an der Demon­­stration zu betheiligen. Auch in Szolnof fand gestern Abends eine Illumina­­tion statt. An D 3­m­a­n Bala wurde eine Gratulation­ depeiche abgesandt. Die Bürgerschaft von Nofenan­ sandte ein Telegramm an den Sultan, in­­ welchem sie ihre Freude über die tirkischen Siege ausspicht. Die Jugend am ev. Obergymna­­sinn sandte eine Beglüctwinschungsbereiche an Osman Palche. In Nyiregyháza wurde auf die Nachricht von den türkischen Siegen eine Ilumination und ein Festbantett arrangier. In Bápa fand gestern eine Ilumination und ein Sadelzug statt. In Behprim wurde eine Ilumination und ein fest­­licher Rundgang durch die Stadt arrangirt. Slanjenburg schwanm aestern in einem Lichtmeer. Die ganze Stadt war beflaggt. Auf den Hauptplänen spiel­­ten Musikkapellen. Das Belt zog durch die Straßen und brachte begeisterte Essens auf die Türken aus. Auch in Rand, Lofonez,­­ Széfely- Udvarhely gab er Fluminationen- In­time war die Begeisterung über die Gieger:­nachrichten ungeheuer Das Belt" zog mit der städtischen Musikkapelle jubelnd durch die Gaffen, ihm da er es war, der die Gefühle der getreuesten verdolmetschte. Dem u. a. sprach auch Johann­s Telegramm an Ro­an ff­ut bh abgesendet : „Die Bürger Budapests, die türkischen noch ungarischen Nation am Antrage Helly’s entsprechend, wurd­e B­e, Verhovay,­e folgendes Dio Hex­eToaften, die „alte Glode”, wie der er Frankreich mili: « un in den Buda­p­e­st, 19. September. k Deftatholische Breff­e aller Länder erörtert seit einiger Zeit die­dee der Wiederherstellung Polens. „Ofservatore, Romano“ spricht figy diesbezüglich wie folgt aus: „Man hält Polen für erstorben, aber dies ist ein Serthum ; er ist nicht erstorben, vielmehr voller Leben, Do, i

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