Pester Journal - Abendblatt, Oktober 1877 (Jahrgang 4, nr. 130-156)

1877-10-20 / nr. 147

az OERETTRETHEN IEHTER N GYE eb­oxmement für Buch weimatiger Huffelung, für Die provinz inmal. 4 oftversendung : menatt. A. 1.10, aweim. fl. 2.15, viertelf. fi. 3.10, botej. fi. 6. e ee . "«-«;;:·.«-- -.s­aemittäilimwDQI Abendblattdeg»Pester4mxnsl« Redahwm Eigennkkiumwtw Pfj Ich erscheint tägsåoh, 9 Gättergummse Di bed Bbenbblin­ek > kr 7 mit Ausnahme von Cor und Pisiertagen Hrainistratiom : de für bat Abernblatt DORA __nachmittags neh 2 U. een? Göttergensse © nferg HOS ety . ar Billigfi berechnet. . ——--. Die Nerven Lismarık’s Budapest, 20 Oktober. Nach den Nachrichten der leten Woche befindet sic der deutsche Kanzler wieder einmal in einem sehr b­eitirten Bustande. Diese Irritation ist wohl verschiedenen Ursachen zuzuschreiben und manifestirt sich auch in den miert­wirdigsten Formen. Zunächst hicank­t Fürst Bismard seine S Kolle­­gen wieder in der entseglichsten Weise. Bismarc ist bekanntlich nicht der beste Kollege. Es gab fast keinen preußischen und Reichsminister, der nicht die Nerven des Neickkanzlers in der empfindlichsten Weise lennen gelernt hätte. Meand­er treue Diener des Kaiser Hat N Laune gänzlich vom Amte, abtreten müssen. Diese Nervosität fordert immer neue Opfer. Da legte Opfer derselben ist Graf Eilenburg, Minister des Innern in Preußen, ein Langjähriger, Loyaler Freund der­ Dynastie. Graf Eulenburg mußte feit auf ein Halbes Daher Urlaub von den Staatsgeschäften nehmen. Treilich, nur ein Mann von so eminentem ga­lente, ein Mann von so viel D Verdiensten, wie Bisz­mard, konnte ‚seine Stellung dem Kaiser gegenüber so behaupten. » Und der Grund dieser Nervosität ? Nun, der ist wohl nicht so schwver zu finden, wenn sich derselbe auch aus Erfahrungen der vielsei­­tigsten Art zusammengelebt. Den Höhepunkt des Bismard’schen Schaffens und Wirkens bezeichnete nuunftreitig der Versailler Friede. Von da ab verwicelte sich Bismard in Auf­gaben, denen seine Kraft nur Halb gewachsen war. Seit 1871 reibt sich Bismard fortwährend mit Widerständen, an denen selbst ein Genie, wie das Bismard’s sich allmälig abstumpfen muß. Die Schöpfung des deutschen Neichs mit Scho­­nung der partikularistischen Tendenzen war bereits eine halbe That — die vollständige Berschmelzung Deutsch­­lands wäre’ das Richtige gewesen , deren böse Fol­­gen sich sehr bald und noch bis heute fühlbar mach­ten. Der Kampf Bismard’s für das Reich hat ein gut: Theil seiner Kräfte aufgezehrt. Nicht genug mit dieser Aufgabe, die an und für sich schon ausreichende Schwierigkeiten bot, beschwor Bismard selbst noch einen separaten Streit, den Kulturkampf, herauf, in welchem er ganz allein der gesammten katholischen Kleriker die Spike bieten wollte. Auch dieser Kampf hostete Bismard viel Ner­­venstoff, ohne daß der Kanzler noch heute die Beruhi­­gung empfinden dürfte, der Kampf wäre beendet. Im Gegentheil hat sich erst feit die ‚Katholische Weltliga Constituirt und in Frankreich ein wichtiges Aktions­centrum gewonnen. Der Kampf gegen den Ultramontanismus, so sehr er von jedem­­ Freiheitsfreunde zu begrüßen ist, hat dem Fürsten Bismarc endlose persönliche Mei­nungen verunfacht. Die Sesuitenpartei hatte am Hofe ihre Verbindungen, gegen welche Bigmard einen wah­­ren Herkulestampf zu bestehen hatte, um­ die Hydra derselben zu erdrücen. Solche Kämpfe bleiben selbst auf Bigmard’sche Nerven nur ohne zerstörende Einwirkung. Nicht wenig wurde die Kraft 063 Kanzler an­gegriffen durch zwei mit­einander ziemlich verwandte Erfahrungen. Die eine Erfahrung war die, daß der Wohl­­stand des deutschen Polfes troß der unerhörten Brandshaltungs Frank­reiche im­Sinsten begriffen war, wäh­­rend der Wohlstand Frankreichs sich hob. Damit war innig die Wahrnehmung verschwistert, daß die Wehrkraft frankreich stetig zunahm. Seit dem 16. Mai a. c. war die Kriegsgefahr vor den Augen Bismarckk s wieder lebendig geworden und das Gespenst des Nahe Trieges lit Bismarck seitdem nicht schlafen. Die Nerven des Reichskanzlers sind nun voll­­ständig wieder auf den Krieg gespannt. Sehr betrübend mußten Die Niederlagen Naß­­lands, den besten Bundesgenossen, auf Bigmard ein­­wirken. Die Unterhandlungen mit Wien und Rom nahmen da ihren Anfang. Der Leser wird nach dieser Uebersicht nun be­greifen, t woher Die hochgradige Nervenirritation Bisz­mard 3 stammt, Zu welchem Resultate dieselbe schließ­­lich führen wird, dag­­ann nur die Zukunft lehren. Die Demiffion Bismark­s. Wien, 18. Oktober. (Originalkorrespondenz des „Better Yournal”.) —0— Die Demiffion Bigmard’s — die Sache Elingt doch bunt, trogdem der deutsche Reichskanzler dieselbe ichon mindestens ein halbes Dutendmal angeboten Hat?! Und doch hätte die Welt vor vierzehn Tagen bei einem Haar den definitiven Müdtritt des großen deutschen Staatsmannes er­­lebt ! In eingeweihten Kreisen zirkulirt die sehr merkwü­rdige Nachricht, Bismard habe in seinem lebten Vortrage an den Kaiser (kurz vor den französischen Wahlen) freie Hand gegen Frankreich verlangt, falls die Kierifalen mit einer Majorität aus der Urne hervorgehen sollten. Der Ausbrub „freie Hand“ will selbstverständlich als das Bonvoir zu einer Striegs­ Aton aufgerept sein und es ist höchst bezeichnend, daß der deutsche Monarch seinem „Bizekatser“ die gemü­nschte Vollmacht nicht ertheilte. Ueber dag Warum? sind die Meinungen ge­theilt- In Baris glaubt man, Kaiser Wilhelm finde die Un­­terstüßung der Republik durchaus nicht nach seinem konserva­­tiven Geschmace und unterschiebt ihm sogar die monarch­ische Restauration als einen sehnlichen Herzen amun­d. Genug, der „Heldengreis" antwortete dem SFikrsten Bismard gewiissermaßen im verlegenen Tone, daß die Sache ja tro& aller einschneidenden Wichtigkeit nicht prefi­te, da die eigentliche Entscheidung bezüglich einer Aktion doch nicht vor dem nächsten Frühjahre zu fallen brauche. Fürst Bismarc mußte ss mit diesem Bescheide be­­gnügen und ließ seine üble Laune in dem inneren Angeles­­enheiten aus, wo er, wie man weiß, binnen zwei Tagen verschiedene Ministerkrisen hervorrief und den Kaiser zur Be­­urlaubung des alten Eulenburg zwang. Im Kabinett Mac Mahons aber sol man von allen diesen Vorgängen duch gewisse katholische Hofjesuiten (Radzimill) vollkommen unter­­richtet sein und daraus den Muth schöpfen, den Republika­­nern. und Bismarc zum Trot zu einer zweiten Sammer­­auflösung zu schreiten !. . . Budapest, 20. Oktober a , Egyetértés" und „Relet Népe" veröffentlichen heute ein geheimes Sh­­riftstü­ck in Angelegenheit der Szeller- Affaire. Das Schriftftück ist ein Erlaß des Vizegespant Franz Forró und an die­­ Stuhlrichter und Kreisnotäre im Háromkeler Stuhl gerichtet. Er verständigt diese Herren davon, daß er den Obernotär Ladislaus Horváth mit der Weisung nach Aspoli-Balirhely gesandt habe, über die Ver­waltungs­organe in Betelne E in den Stuhlrichter-Bgirken von Drba und 865, d­ie auf dem Territorium der Städte Bereczti und A-BÁfár­hely eine poliygeiliche Aufsicht auszuüben und im N­ob­falle über das dort kationirte Militär in eigener Machtvollklommenheit zu verfügen In dem meitern Theile des Schriftftü­ds wird die Aufrechth­altung der Ruhe und Di­dnung al Hauptzweck dieser Mission be­zeichnet. — Dieses Schriftftüd beweist neuerdings, daß die S­eiler Bewegung nicht so unbedeutend war, wie sie der Ministerpräsident in seine I­nterpellationsbeantwortung darstellte. £ Aus Wien wird gemeldet: Die betreffenden Ban­­tiers sind bereits in Kenntniß gerecht, daß die Regierung von der ihr bis Ende dieses Monats eingeräumten Option auf die seinerzeit in Aussicht genommen gewesene Mobilisirungs- Anleihe seinen Gebra­u­ch machen wird. + Baron M­al­erslicc­en hat nag einer Wiener Mel­­dung fanen Bericht file die österr. Anotendeputation über [die Verhandlungen mit br ung­a­ris­chen Deputation, Samftag, 20. Dftober. beendigt und dem Präsidenten der Deputation Grafen Wrbna überreicht-Jn Folgedessen wird die österrei­­­chische Quotendeputation bereits­ im Laufe der nächsten Tagg. eine Sitzung halten.­­­­Man schreibt der»Polit.Corr.«aus Bukarest,16. Oktober:Hier kommt man aus den Aufregungen gar nicht mehr heraus. Kaum hat die Regierung die Schauermähr von dem Einfalle einer Stöfler-Bande bei Nlofchani dementirt,­­ so ist seit gestern Abend die ganze Residenzbevölkerung wieder­ alarmirh, und­­ zwar durch den kooffiziösen „NRomanul“ selbst, welcher meldet, daß bei dem Grenzpunkte Bratocen — nicht sehr wer von Blojefti — eine Bande habe ins Land dringen wollen, jedoch von unserer Grenzwache zu­­rücge­wiesen worden sei. Bei der Negierung ist auch, von diesem neuesten Vorfalle nicht das­ Geringste bekannt.­­Die Aussprengung solcher Gerüchte hat offenbar seine­­ andere Bestimmung, als internen Barteizwecken zu dienen. Lettere gipfeln darin, daß die Rothen in ihrer nicht­­ unbe­gründeten Besorgniß vor ihrem nahen Sturze gegen die Kons­ervativen wühlen und heben. Eines, wie er scheint, der beliebtesten dieser Hegmittel if die Ausstreuung von Gerüchten über flattgefundene oder drohende, ungarische Einfälle, die man als der Mitwissenschaft und Komplicität der Konservativen ni­ch­t entbehrend darzustellen beliebt. Wie aus Giftowo gemeldet wird, werden dort alle Worke zu instifien. Auch sind fir die Uebermunterung der wasischen Armee in Bulgarien die umfassendsten Maßnahmen eingeleitet worden. * Wir haben bereits von der Demission des deutschen Ministers Eulenburg Meldung gethan. Seine Demission wurde nicht angenommen und ihm nur ein Urlaub zur Her­stellung seiner Gesundheit gewährt, während melcher Zeit ihn Staatsminister Dr. Friedenthal vertreten wird. Die "Nordd. Allg. Big." schreibt hiezu: An und für sich ist die ‚Stellver­­­tretung ebenso wie der Urlaub festgestellt und die Weiter­­nahme der Leitung des Ministeriums duch den Minister driedenthal dürfte in wenigen Zagen erfolgen. Es handelt sich nur um eine gewöhnliche Stellvertretung, welche auch der Unterstaatssekretär hätte übernehmen können, sondern in die Üebernahme der Verantwortlichkeit während der Dauer des Interimistitums. Deshalb konnte nur ein verant­­worth­er Minister die Stellvertretung führen. Daß der Mi­­nister Friedenthal nach seiner nahen Stellung zur Verwal­­tungsreform am ersten in Betracht kommen mußte, liegt auf der Hand, denn nach wie vor wird die V­erwaltungsreform den Hauptgegenstand der Arbeiten und Erwägungen im Mi­­sterium des Innern bilden.­­ Der Krieg. Budapes­t, 20. Oktober. Die Gefechte und Scharmügel am Korn sind offenbar Vorboten eine Aktion von der einen oder andern Seite, welche bisher die ungünstige Wit­­terung und das in Folge derselben un­wegsam gewor­­dene Terrain verhinderten. Die Affen waren die let:­ten Tage bestrebt, ihre Positionen vorwärts zu rüden, wurden indessen an einigen Punkten mit blutigen Köpfen Heimgeschickt. Ihre Vorrüdung war, daher: ganz un bedeutend, und zwar umso mehr, al alle Waffengattungen auf den verschlammten Straßen nit operiren können. Um so bedeutender dürfte die ta­k­­tische Aktion sein, wenn das Wetter schön werden sollte. Alle Anzeichen weisen darauf hin, daß Suleiman Pascha einen energischen V­orstoß gegen die Donau pete und wird es in dieser Richtung­­ harte Kämpfe geben. In Petersburg wurde anläßlich des russischen Sieges in Aften iluminirt. „Der erste Fall in un­serm Hause”, könnte Czar Alexander sagen. Die Lage auf den Kriegsschauplägen ist unver­­ändert. Rußlands Biel. Budapest, 20. Oktober. ‚Der offiziöse Petersburger Korrespondent der nPBolit. Corr." hat Hente Enthüllungen

Next