Pester Journal - Abendblatt, Oktober 1877 (Jahrgang 4, nr. 130-156)

1877-10-23 / nr. 149

ER Fee für Budaper mit tägli zweimaliger Anstellung, für die Provinz ‚einmal. Bestvek­erdung : monat. A. 1.10, gyer. fl. 2.15, viertel. fl. 3.10,­­halbt: fl. 6. Das Abendblatt­ des „Weiter Journal" mit Ausnahme von Sonn: und Feisringen Nechmittage nach 2 Uhr. RER din Mb «r«eduktion: .-.—-.I-.«-’.--»-s—.-«.------'«-« erscheint täglich, &öttergasnae © Göttergasse ©. · ««. = BISECHERETEEEN ke Abenkelnties 2 kr. Administration : Bulerate für das Abendblatt mesdens __ bien de & Die Sorgen des Fürsten. Budapes­t, 23. Oktober. Bor und Liegt der ganze Wortlaut der Thron­­rede, mit welcher der prengische Landtag im Namen de Königs eröffnet wurde. &8 ist ein schlichtes Schriftstück, nicht geeignet, großen Lärm in der Welt zu erregen. Diese Thron­­rede macht durchaus nicht den geringsten Anspruch, die Welt erschüttern, oder in Schreden und Angst ver­legen zu wollen. Sa, für diese Thronrede scheint die Aukenwelt, die Welt außerhalb der Grenzen Preu- Aber gerade dieser Umstand verleiht der schmutz­­losen preußischen Thronrede einen so gediege­nen echten patriarchalischen Charak­­ter, daß wir­ in dem heutigen Getöfe der auswärtigen Politik, sehr wohl, wie­ bei einem ruhigen 30y, dabei verweilen künnen. In­ dieser Thronende sorit der Fürst zu seinem Bolt, unmittelbar. Wie wenn 008 Haupt eines großen Hause im Familienkreise Gegenwart und Zukunft sorgfältig er­­wägt und bespricht, so redet König Wilhelm zu seinen Preußen. Kaum in einem andern Lande it dad monar­­chische, jagen wir, noch näher, das Dynastische Gefühl so ausgebildet, wie in Preußen.­­ Fürt und Bolt fühlen Tod­ dort eins. Das Glück des Einen ist Aller Glück und Alle nehmen Theil an,dem Leid ihres obersten Hauses. Die­ Hohenzollern haben Preußen groß gemacht, seit Jahrhunderten strebt diese Familie mit aller Kraft dahin. Die Bewohner , sandiger Marken, welche ihrem Szepter­ unterstehen, frei, reich und glüclich zu machen. Und in hohem Maße ist es der redlichen und tätigen Hürstenfamilie geglüct, ihr Bolt emporzuführen, Vom großen Kurfürsten bis zum Kaiser Wilhelm, von der Fild­erstadt Berlin bis zur Metropole Deutsch­­lands, welche Sfala nach aufwärts ! Das preußische Bolt weiß und fühlt dies und von Generation zu Generation wirzelt tiefer und tiefer, fast unausrottbar, die Anhänglichkeit an die Dynastie. Der deutsche Kaiser hat er nicht vergessen, daß er Als seinen Preußen zu verdanken habe, und für lange ein Hohenzoller deutscher Kaiser sein wird, wird Preußen stets eine Hervorragende Stelle im Reich­ einnehmen. Und der rechte Brandenburger Geist spricht auch­ aus der jüngsten preußischen Thronrede. Es ist dies der Geist der vo­ll­ständigsten Harmonie zwischen Fürst und Bolt, der Geist ver Sorge d8 Oberh­auptes für seine un­tergebenen. Das preußische Land wird nicht nach der par­­lamentarischen Schablone regiert. Der Fürst begnügt es dort nicht damit, daß den Legalen Anforde­rungen Genüge geschehe. Die Regierung spielt dort ni­ den Advokaten, der bloß nach Rechtsnormen handelt. Die preußische Regierung will­­ sorgen für ihr Bolt. Mehrfach zieht sich durch die preußische Thronrede der Hinweis auf die­­ Rothlage der Zeit. Die Regierung fühlt mit dem Bolte, ja, sie fühlt nicht nur mit, sie entschließt sich sofort, schlicht und einfach, in das Erwerbsleben des Volkes fordernd einzugreifen. Die preußische Regierung hält es für ihre Pflicht, auch sonst nothwendige großartige Stan­d» bauten gerade feit zu beginnen, um den Daniederlie­­genden Verkehr zu beleben. Den Zusammenhang zwischen Bolt und Dyna­­stie haben die Hohenzollern immer mit großer Bort­liebe gepflegt. Der Fürst gedenkt in seiner Thron­­rede mit Freuden der herzlichen Kundgebungen, die er auf seiner jüngsten Reise überall gefunden. Und so schließt diese Thronrede echt patriar­­calitch mit dem Cape : „Die neue Bewährung der innigen Beziehungen zwi­­schen Fülrst und­ Bolt erhöht die Fuverfikt, daß es der Ne­­nierung Gr. Majestät gelingen werde, in vertrauensvoller Gemeinschaft mit der Landesvertretung, auch die mans nigfahben Schwierigkeiten derjehi­gen Tett zum DAUEeEend­en.S­en unsere 83 Boltes zu überwinden" So Sprit ein First, der mit feinem Bolte fühlt, sich solidarisch mit ihm weiß, ein Zürit, dessen Ahnen von jeher Freude und Leid mit den Wolfe ge­­theilt haben; so spricht eine Negierung, welche ihre Aufgabe nur allein im Schuldenmachen und Steuer erhöhen, sondern auch in der Sorge für das Voll­­­vermögen sucht. Budapeft, 23. Oktober. 5 Die für den Bahnbau in Rumänien bestimmten 12—13.000 Mtzte. Schienen, welche auf 14 Schleppern nach Orfova gebracht werden sollten, wurden hier bekanntlich faisirt. Die Donau Dampfschifffahrts:Gesellschaft hat sich man an das österr. Handelsministerium gewendet und die freie Expedition an den Bestimmungsort erbeten. Dasselbe erb­beilte auf die die­sbezügliche Erlaubnis. Dies war Schumstag der Fall. Die hiesige Verkehrs-Direktion der Gesellschaft machte hierü­ber dem un­­garischen Handelsminister­ die Mittheilung und bat um die Aufhebung des Verbotes. Minister Pehy erklärte am Same­stag, seine Entscheidung einstweilen noch vorbehalten zu müs­­sen. Gestern (Montag) erfolgte dieselbe- Sie lautet, wie wir erfahren, ab­­weisend, indem das Ministerium er­ Hört, an seiner erst­en Verfügung Tem halten zu müssen Das Verbot wurde sogar noch verschärft, indem die Gesellshaft strengstens verantwortlich dafü­r gemacht wurde, daß die Schienen von hier nicht abgehen. Es it wahrscheinlich, daß Graf Andräsy in dieser Angelegenheit konfuliert wurde. Bereits einige Zeit vor der erfolgten Konfistation haben, wie man uns weiter mittheilt, bereits 16 Schlepper mit Bahniienen für den rumänischen Bahnbau mit der Bestimmung nach Orfova Budapest passirt. Feng, gar nicht zu em­fü­ren. materielles. * Die Bankdebatte im Abgeordnetenhause verspricht ebenso lang wie interessant zu werden. Aus der liberalen Partei sind bis nun Dr. Mar 3­alt um Julius Rauch als Rebner vorgemerkt, von den Oppositionen aber bereits 2 Redner . Die „Neue Freie Bresse" meldet: Ende der Woche sol Graf Andräsy hier eintreffen; dann würde der Termin für die Einberufung der Delegationen festge­legt und da das gem­einsame Budget in vielen Punkten vom Ausgleich­­ abhängt, wird­ wohl auch die fehmebende Frage des Ausgleichsprovisoriums gelöst werden. Endlich sollen beide Regierungen im Einvernehmen mit dem gemeinsamen Ministerium über die nach 8. IL des Wehrgefeges noch vor Ablauf dieses Jahres zu stellenden Anträge bezü­glich eft ftelung des Kriegsstandes des stehenden Heeres schlüssig wer­­den. Das gemeinsame Budget wird um drei Mil­­lionen geringer präliminirt sein, als für 1877, da aber in letterem die zweite Uchatiugrate als außerordent­­liches Erfordernis auf 7,5 Millionen figurirte, welche Bolt nach der Vervollständigung der Ausrüstung der Feldartillerie entfällt, so wäre das Bräliminare eigentlich um 44, Millionen größer, als das vorjährige. = Wie "Berti Staple" vernimmt, sind im Ministerium des Innern die zur Durchführung des GA. XX.1877 über die Waisen­ und V­ormundschaftsbehörden nöthigen Vor­­arbeiten im besten Zuge. Nachdem der Minister das erwähnte Gefech Schon zu Beginn des nächsten Jahres ins Leben treten zu lassen gedenkt, hat er die in der auf Grund des §. 197 des Gefehes von ihm festgestellten Geschäftsordnung enthalte­­nen und zur Aufnahme der Todesfälle dienenden Vorlage: blanfette den Jurisdiktionen au fon übersandt, damit bei Geb­bentreten des Gefethes die Todesfälle schon nnach den seierlichen Anforderungen aufgenommen werden können. Gleichzeitig hat der Minister die Jurisdik­tionen angewiesen, im Sinne der §8§, 221, 222 und 223 der GA. XX : 1877 die zur Aufnahme der Todesfälle berufenen Organe bis zum Jahresschluß mit den vorgeschriebenen Blankfetten zu ver­geben. " Das „Stembenblatt" meldet, die Zo-V­erhand­lungen mit Deutschland nehmen einen günstigen Berla­u­f, der Abschluß des Handelsvertrages sei kaum mehr zweifelhaft, die Ausarbeitung eins autonomen­ Sarissf gumie aufgegeben. Das nämliche Blatt meint, das Zusammentreffen Andräfyg mit Grispi sei nicht zufällig erfolg. Crispi habe mit dem Grafen Andrály längere Zeit töte­ A-tEte ges­­prochen. „BetttiNap! 0" findet es sonderbar, daß jeder der drei Anusgleichgeninnwürfe, welche die Regierung vorzulegen fest im Stande war, von einem Beschlußantrag begleitet ist­­. Was besonders das zu verhandel­nde Banfstatut betrifft, so fordert der betreffende Beschlußantrag die Regierung auf, „sie möge soldde administrative und legislative Verfügungen treffen, mit deren Hilfe den durch die neue Bank nicht zu befriedigenden Kreditansprüchen Genüge gethan werden könne." Glaubt die Bank­ommission im Er­nft, daß die Regierung, nachdem sie die Beziehung des Geldverlehrs dem Monopol der öfterr.sung. Bank übergeben, nachdem die Banknoten seitens des ungarischen Finanzministers nicht vermehrt­ wer­­den können, dem Mangel werde abhelfen können ? Der von der Bankkommission empfohlene Beschlußantrag will, wie die beiden vorigen die Ber­ehrtheiten des schlechten Ausgleichs, merke nur beschönigen." Der Alten. Eurapejit, 23. Oktobe. 5 Stellt sich immer mehr Heraus, daß der Wochen bezwungen wird — und das scheint ganz Yeßte, bekam­tlich zurü­­gewiesene Angriff der Rumänen auf Bletina, beziehungsweise auf die Butowaredonte, eine großen Niederlage der Rumänen gleichsam. Das­it nicht die erste in diesem Jahre und nachdem die alte Sturmtaftit beibehalten wird, dürfte es auch nicht die rechte Niederlage der Rumänen sein. Die türkischen Positionen bei Plewna seinen geradezu unbezwinglich, was für die russisch-rumänische Armee eine umso verhängnißvollere Thatsache ist, als ihr jeder Vormarsch unmöglich ist, so lange D­o­­man Pascha nicht zum Nachzuge gezwungen­ wurde, ja daß die Ueberwinterung der Russen und Rumänen in Bulgarien mit den größten Gefahren geht, so lange die Feuerschlünde von Plemna ihnen drohend ent­­gegenblicken. Wenn Plevna nicht im Laufe der nächsten unmöglich , troßen die Rufen und Rumänen einer vollständigen Berncchtung, die ihnen bei einem weitern Verbleiben in Bulgarien droht. Ueber den Stand der Dinge in Aften sind außer den Yeßten, in unserm Morgenblatte mitge­­theilten,, allerdings hochwichtigen Nachrichten keine neueren Berichte eingelangt. Der „Bet. Her." bringt folgende biographische Skizze über General Lazareff, welcher zur Entscheidung der Schlacht am Madshadag das Meiste beigetragen hat: „Mit diesem ruhmreichen Siege ist der Nam­e des General-Lieutenants Iwan Dawidowitsch Lazarefv verknüpft, eines Kriegers von altem Schrot und Korn. Aß Gemeiner ist er in den klaijerlichen Dienst getreten und hat alle Rangflasten und Auszeichnungen im Schlachtgetümmel erworben. 3. D. Zafarew ist 1820 geboren und gehört den Korobacy­­schen Begg ‘der Stadt Schubha im Gouvernement Batu an. Schon im Jahre 1841, zwei Jahre, nach­dem er in den Dienst getreten war, wurde er zum Unteroffizier befördert ; im darauffolgenden Jahre erhielt er den St. Georg-Orden und den ersten Offizierdrang für Auszeichnung im Kampf gegen Die Berguelfer. Seine Tapferkeit bei Belagerung der Ortschaft Salti erwarb ihm den Li­tenantsrang und den St. Wladimir-Orden vierter Klasse mit der Schleife (1847). Für weitere kriegerische Auszeichnung erhielt er den Rang eines Grabsfapitäns (1848), eines Ka­­pitäns (1849), eines Major (1850), eines Oberst- Lieutenants (1852), eines Obersten (1854) und eins Generalmajor (1860). Mit seiner Beförderung zum Generalmajor wurde er zum Militärchef von Mit­tel-Dagestan ernannt und 1865 zum Kom­mandirenden der 21. Infanterie-Division. Nachdem er 1866 zum General-Lieutenant avanci­t war, wurde

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