Pester Journal - Abendblatt, Oktober 1877 (Jahrgang 4, nr. 130-156)

1877-10-18 / nr. 145

BE (gem. ww. : 5 wein-lin- Zustellm­äß ) die Progvinz . einmal. Bostversendung : monatt. fl. 1.10, gweim.fl. 2.15, wiertelf. fl. 3.10, bhatbi. fl. 6. = - . . I T­­- es»süu««1d« erscheint täkliohp J &Beter x 0 Bo hminitration: Donnersteen-"8»V.»» l-M»"’. tel fikenbbízétes 2 kr. Sufereie für das Abendblatt we bilttan beredet ... Werfelndes Kriegsglük. Budapest, 18. Oktober. Die Nachrichten aus Afjien haben unser Hauptstädtisches Publikum stark verstimmt. CS scheint außer Zweifel zu sein, daß sich die Auffen unter Lorig-Melitoff Diesmal tüchtig gerafft haben, und daß An gelang, einige der frühern­ Schatten aufzu­­wegen. Melden Gründen dies zuzuschreiben i­, das wird sie wohl bald herausstellen. .. Bih viel Gewicht möchten wir diesem Siege nicht beilegen, wenn er sich auch bewahrheiten sollte, daß so ziemlich die ganze Macht Meukhtar’s geschlagen wurde und der so oft siegreiche Feldherr sich Hinter die Mauern von Karz zurücziehen mußte. Man erinnere sich, daß ja die Rusfen in den ersten Wochen des T­eldzuges bereits sehr weit in Ar­­menien eingedrungen waren, daß sie bei Batum stan­­den, Bajazid beseit, Ardahan eingenommen, Kars zernirt ‚hatten und Öizerum bedrohten. Sie erwiesen si aber Hinterher­a­z. unfähig, das Eroberte festzuhalten. Sie widsen Frieden. ‚Man glaubt, Ruppland werde die Gelegenheit ergreifen, mit Berufung auf seinen jüngsten Sieg, den Türken einen ehrenvollen Frieden anzubieten. Das i­st so Die Logik der Diplomatie. Die Logik der Ereignisse pflegt sich aber sehr selten nach den Ziffeln am grünen Tische zu richten, wird denn der Feldzug den Winter hindurch fortdauern und im nächsten Frühjahr­­ erst mit verdoppelter Wuth unter Theilnahme der Serben und Griechen losbrechen. Man­ spricht in hiesigen militärischen reisen bereits von „großartigen Plänen”, welche Tottleben den Winter über ausheben wird, um mit dem ersten Eintritt der milden Jahreszeit einen „vernichtenden Schlag“ gegen die Türkei zu führen. Vielleicht währt sich da noch eine zweite Auflage des­ Beneded’schen Geheimplanes heraus! — Das große Unternehmen­ aber ist nun einmal angefangen und das Grafenreich wird eher sein Leben daran fegen, als es in der Mitte und unvollendet wieder aufzugeben. Budape­s­t, 18. Oktober. = Relet N­ép­e" schreibt über den Tortbruch der rumänischen Negierung, merde die Tömöjer Anicylus­ Linie noch immer nicht in Angriff genommen. „Und an­gesichts dieser Thatsache hat unsere Diplomatie unter offen­­fundiger Verlegung der Souveränetätsrechte der Pforte mit Rumänien einen Handelsvertrag abgeschlossen. Ein an­derer Staat hätte Rumänien zur Einhaltung seiner Verpflichtuis­sen gezwungen.­­­ie unabhängige Liberale Bartei hat gestern beschlossen, die Zudersteuerwpringe im Allgemeinen abzulehnen. Die liberale Bar­­tei hält heute Abends eine Berathung über die Vor­­nyv Wo . Aus Rom wird der "Polit. Core." berichtet: Die Aussicht, die Verhandlungen bezüglich des neuen öster­­reichisch-Italienischen Handelsvertrages bis Neujahr 1878 zu Ende zu führen, ist in Negierungstreffen zwar wo nicht vollständig geschwunden, aber man vertennt nicht die Schwie­­rigkeiten, welche der Realisicung dieser Angelegenheit im Wege stehen und man befreundet sich bereits allmälig mit dem Gedanken eines weiteren Provtitoriums oder der­ Vorlage eines autonomen Tarife Original-Korrespondenzen. Wien, 16. Oktober, (Original-Korrespondenz des „Reiter Journal“)­­:0— Die Bevölkerung entzüdt, der­ Ballplak froh, gemeilte Hofkreise verstimmt — das ist der Einbruch, den das große Ereigniß des Tages, die Wahlen in Frankreich bei uns hervorgerufen haben. In der Umgebung des Monarchen hätte man, offen gesagt, die Schlacht nur zu gerne mit dem Siege Mac Mahon’s endigen, gesehen. Erstens wegen des „konservativen Prinzips”, das der fromme Marschall mit so vieler Inbrunft und Ueberzeugung vertritt und zweitens, weil man ein Elek­fales Frankreich momentan in Wien drin­­gend gebraucht hätte. Man sieht und fürchtet nämlich, dab dürft Bismarc mit Italien vollkommen handelelns geworden und eine nagende Besorgniß sagt den Lenkern der österreichis­chen Gefiide, dach der Habsburgerstaat bei dieser aufgefrisch­­ten Allianz leicht wieder zu Schaden kommen könnte, sei es auch nur­ doch einen Verlust an moralischem­ Gewichte. Der Triumph der Kirche in Frankreich hätte den Werth Oesterreichs in den Augen Preußens ungemein er­­höht und Bismarc wü­rde dann das Wiener Kabinet mit Glacchandschuhen angefaßt haben, um das Zustandefemmen einer katholischen Liga zu hintertreiben. Die Orientfrage ist seit einigen Tagen in des Wortes buchstäblichster Weise­­ eingeschlummert. Der Friedensballon, den man so luftig aufflattern ließ, ist schlapp und schwer­­fällig wieder zur Erbe gefallen und die Mediationsversuche scheinen bereit, ihr­ Ende erreicht zu haben. England fand eben seinen Anklang mit seiner Propaganda für. Elihu Burrit und die anderen Mächte erklärten, daß sie Rutland heute nicht beme mend in den Weg treten könnten, nachdem sie der Eröffnung­­ doch bekannt ist, hab Italien selbst einen groben T­eil feiner . Ueber eine Tentationelle Verhaftung auf der Ju­­sel Kreta schreibt man der , polit. Cor." au Canea vom 1. b. : Der Gemeindevertreter­ von Herallion und ehemalige Vertreter dieser Stadt, in der Kretensischen Nationalversamm­­lung, Chloritios Argyrakiz, wurde nächtlicher Weise in seiner Wohnung verhaftet und polizeilich eskortert auf einem Kriegsschiffe nach Konstantinopel abgeführt. Dieser neueste Ereigniß, welches gerade in eine Zeit fiel, in welcher es den Anschein genommen, als ob sich die durch die Frühe­­ren Mißgriffe der Verwaltung erzeugte Aufregung der Be­völkerung doch noch legen sollte, hat selbstverständlich teuer­­lich Del­in’s Teller gegossen. Dieser Gewaltmaßregel soll kein anderes Motiv zu Grunde liegen, als daß Argyrafis bei dem Generalgouverneur Samih Bafha die Erlaubniß nachsuchte, seine nach ärztlichen Beugnissen sehr kränkliche Frau zur Er­­bholung nag Smyena bringen zu dürfen. Die beabsichtigte Entfernung dieser Frau ‚wurde türkischerseits als ein Symp­­tom angesehen, daß sich revolutionäre Vorgänge vorbereiten. Ohne Rücksicht­ darauf, daß man sich ja in Smyrna der Familie einer staatsgefährlichen Persönlichkeit ebenso gut wie in Heraklion­ oder Canea versichern könne, wurde zur Verhaftung dieses gefürchteten Bartelmannes geschritten. * Unterm 14. b. wird der „Bolit Gore­” aus Rom geschrieben . Unter den bestehenden politischen Verhältnissen und der Haltung der an­ die Türkei grenzenden Kleinstaaten gegenüber fiel die Antwesenheit eines griechischen Obersten in Rom auf, welcher, offenbar, mit einer Mission be­traut sein muß,da er viel mit offizielllen und namentlich mit militärischen Persönlichkeiten verzehrt Nun stellt es sich heraus, daß Herr Ralli 3, so heißt der erwähnte griechische Kavallerie-Oberst, mit dem Auftrage von Seite seiner Regierung betraut, ist, Pferde und Maulthiere für die griechische Kavallerie, und Artillerie in Italie­n einzulaufen. (2) Nun wird e3­ zwar, auf den ersten Eid auffallen, daß Griechenland seine Pferde-Einläufe in Italien besorgt, da er Pferde im Auslande anlauft, aber Oberst Rallis erlärte die Sache ganz einfach damit, daß die nördlichen Gegenden ent­­slammenden Pferde und Mault­iere das­­ griechische Klima nu­ vertragen, so daß Griechenland von jeher "bemüsligt " war, seine betreffenden Ankäufe entweder in Italien oder in Spanien vorzunehmen. Der Krieg. Budapest, 18. Oktober. Die „Tines" melden aus Sistonwo, 11. Okto­­ber: Vorbereitungen für den xufsischen Kaiser und seinen Stab werden hier getroffen. Der Plak it an­­gefüllt mit Lieferanten, besonders deutschen, welche die verschiedenen Lieferungen für den Winter in der Hand­­ haben. 20.000 Wagen sind neuerdings beordert, mor­den und ein bedeutender Kontrakt wegen Barafenbau und Lieferung von Fonfervirten Lebensmitteln ist­ ab­­geschlossen worden. ©iftowo ist duch Berfoganzungen auf den umliegenden Höhen befestigt und große Mu­nitione= und Geflngvorräthe sind Hier aufgestapel worden. Alles deutet auf die Absicht der Rusfen in in Bulgarien zu überwintern.“ Aus dem russischen Hauptquartiere in Gornis Studen berichtet ein Korrespondent der „Times“ am 9. D. M.: Was den Aufbruch des Hauptquartieres betrifft, so heißt es, daß der Saifer sich binnen kur­­zer Zeit nach Sistomwo begeben werde, wo sehr gute Quartiere für den Stabi zu finden sind, während hier kothe sich befindet und in ein einziges, bwohnbares Haus zur Verfügung hat, welches der Kaiser bewohnt... bulgarische­­ Bauern von­­ elendem. Außerdem gibt es nur noch ein paar Hütten, in wel­­chen fieberfranse Aussehen haufen. Das Wetter ist äußerst schlecht;­­ die Straßen sind unfahrbar, die Brücken zwischen hier­ und Giftomo nicht reparirt und es ist zu verwundern,­­ dab ein Fuhrwerk ungefährdet an seinen Bestimmungso­­rt gefangen tarnt. Don Car­los,welcher seit dem ersten Akt­»r-« griffe auf Plewna sich vor diesem Platze aufhielt,ist— heute hier angekommen;er wurde vom Kaiser emn,­«,Hk,xs pfangen und speiste Abends mit dem Großfü­rsten;­­h von Vatern ist gestern« Abends mit einem Adjutanten im kaiserlichen Haupt» leiden unter dem regnerischen und kalten W«etter,sehr..x ein mit dem Ambulanzwesen vertrauter Gewährsmann;.» Fieber,Dysenteri«e»­» und Brand in erschrecken dem Grade herrschen­».» Gegenwärtig scheinen die militärischen Operationen aus­— der ganzen Linie zu ruhen,man erwartet indessen­s, einen Angriff Suleiman Paschas auf den äußersten«z linken Flügel der Russen. ah Prinz Arnulf hat mich versichert, daß quartier angenommen. Die Kranken und vermundeten . . .­­­­..­­ England und die bosnischen Flüchtlinge. Budapest, 18. Oktober.­­Man Schreibt der „Bol, Core." as Serajemo, 8. September : Dr. Ziemann, der in rechter Zeit vielgenannte eng­­lische Philanthwp,fütlt hierjeht das große Wort­ Seine­,. Shätigkeit macht sich ebenso im Konak des Gouverneurs, wie in der Hütte der armseligen Rajah bemerklich. Die Aufgabe, die sich Dr. Ziemann reht gestellt hat, ist bie bo3 nie [hen Flüchtlinge durchflingende, Argumente zu bewegen in ihre Hei­mat zurückzulehren und [ich,der­ türkischen Regierung zu unterwer­fen. Es verlohnt der Mühe, bei diesem Anlasse die Thäs­an­tigkeit Dr. Siemann’s, fürwie einiger gleichfalls seit längerer Zeit bereits hier in Humanität machenden und sich um das 203 der Majak in Bosnien A üßerordentlich interessirenden englischen Damen etwas näher zu beleuchten. Die Zweifel dürften längst bereits beseitigt sein, dab a n iht ausschließlich philanthro­pische Tendenzen sind, in welche Dr. Ziemann und die Thurwacker an die Hand arbeiten den zweiblichen,« MERMITHE-Apostel veranlaßten,mit vollen Händenlspxpk, trädytliche Summen unter ein Bolt auszustreuen, welches weitab vor den Grenzen des britischen Reiches sein erbärm­­liches Dasein fristet,

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