Pester Journal - Abendblatt, Dezember 1877 (Jahrgang 4, nr. 183-206)
1877-12-03 / nr. 184
to Budapest, Montag Bee en SR RT, pe der Der Kampf gegen den Zolltarif. Man schreibt „Shhönd. H. u. B.B" í“ vom 30. November : Der Zolltarif hat vornehmen Welt bis an Buba in allen Schichten des Volles eine lebhafte Bewegung hervorgerufen,die weitgehender und intensiver nicht gedicht werden kann. Von den höchsten Kreisen zu den arbeitenden Klassen rüstet sich Alles zum Kampfe Während die Massen in Volksversammlungen, Petitionen 2c. ihren Wünsten Ausbruch verleihen, bereiten fi unsere Hochtories und speziell die Torifer. ..vative Partei des Abgeordnetenhauses zur Aktion gegen die Pläne der Regierung vor. Die Magenfrage, die uns hier in unserer ganzen Größe entgegentritt, hat eben die Solidarität sämmtlicher Gesellshaftstraffen von Neuem zum Borschein gebracht und in den Kampf gegen den Rolltarif alle produzirenden und Tonjumben den Staffen des Landes hineingezogen. Die Frage wird nun überall mit würdigem Ernfte verhandelt. Man tragtet sich in den verwidelten Fort und Handelsangelegenheiten eine gründliche Kenntniß der Gad Inge der Bedürfnisse und Interessen zu verschaffen. Eine ganze Reihe unserer Hochtories, deren Ahnen mit Stolz und Beradgtung auf Alleshernie verblichen, was Wirthschaft und Geschäft betrifft, studirt heute die ökonomischen Fragen mit einer Hingebung, als ob sie sich zu praktischen Kaufleuten heranbilden wollte. Die ahnenreichen Sprossen je mancher aristokratischen Familie pilgern heute in die Kaufläden der handelstreibenden Söhne Jaraels, um sich dort den übrigens fallengelassenen Unterschied will, zwischer gemwalgter und ungewalgter Wollenwaare praktisch erklären zu lassen. Es vergeht kaum ein Tag, an welchem die großen Waaren-Niederlagen der Leopoldstaat nicht mit dem Besuche eines oder bes andern Abgeordneten oder Magneten beehrtwrden, der sich die verworrene Zahlensprage des Rolltarifes ins Praktische überlegen lassen Diese Besuche bilden den heiteren Vordergrund zu den heißen Kämpfen, die sich in der Trage des Rolltarifes bei uns vorbereiten. In den Kämpfen wird diesmal die Führerroll: jedenfall der Konservativen Partei zufallen, unwohlgewählter, ein dur und wenn es sein Gesundheitszustand nur einigermaßen zuläßt, wird das ehrenwerthe Haupt der Partei, Herr Baron Paul Sennveg, persönlich die Aktion eröffnen. Der Standpunkt der Konservativen scheint diesmal — wie wir es auf Grund verläßlicher Informationen behaupten zu können glauben — ein und auch staatsmännlscher zu sein. Alles nebensächliche, minder bedeutende bei Seite wafsend, wird sie sich auf den Skardinalpunkt der Frage verlegen, um mit aller Kraft und Energie den Strauß gegen die Schußzöllnerischen Tendenzen des Bolltarifes durchzukämpfen. Die Ansichten von den wirthschaftlichen Bedürfnissen des Landes sind dem Standpunkte der Regierung diametral entgegengesegt. Anstatt mittlelschaftliche Absperrung will sie eine den Verhältnissen angemessene Freiheit des Handelsverehrs. Während die Regierung in dem Schubzoll den Stein der Welfen erblich und ihn zum Universalheilmittel für die Gebrechen der ungarischen Industrie stempelt, möchte die konservative Opposition eine wirthschaftliche Politik protlamiren, welche auch in Ungarn hergestellt werden kann, und meldhe die reale Grundbedingung bildet, von der ein Emporblühen der nedusitie im Allgemeinen abhängt. Hiezu betrachtet sie eine gesunde Eisenbahntarifpolitit, Steuerfreiheit der heimischen Industrie-Stablifsements, die Regelung des Krebitmelens ıc, und nut das System der Schußzolles, bad das Nogprodutten erportivende Ungarn in doppelter Weise schädigen muß, als ziehentsprechende Mittel. In diesem Kreise wird si die Aktion dieser Partei bewegen. Und um ihrem Auftreten den gehörigen Nahhdrud verleihen zu können, gedenkt sie, wie sie es mit der Bankfrage bereits gethan hat, die Finanzzölle soltern sich beiseite zu lassen und ihre Opposition hauptsächlich gegen die Schubzölle des autonomen Tarifs zu richten, ob zwar in Ober-Ungarn, dem Hauptsige der konservativen Partei, auch gegen die Finanzzölle eine lebhafte Agitation, und zwar unter konservativer Fahne plabgegriffen hat. Gegen die Finanzzölle wird der Kampf umso nachdrücklicher von der unabhängig-liberalen Partei geführt werden. Große Entrüstung riefen in unseren Handels- und auch politischen Kreisen die Expekorationen des Chefs einer hiesigen großen Manufakur-Firma in der Handelskammer hervor, der sich nur als ungarischer Kaufmann, fordern wie ein Agent der Brünner Hochschule Clique benommen hat. Solche Vorkommnisse sind wenig geeignet, die Verbringung und Autorität unseres Handelsstandes zu fördern. REITEN Budapest, 3. Dezember. Graf nius Andrásy, der Minister des Reubern, begab sich heute Früh mit dem Gaurierzuge der österr. Staatseisenbahn nach Wien. Gleizeitig mit dem Minister reiste auch der neuernannte Hofrath Ludwig D ó c 49 nach Wien. Das Andenken VBörösmarty’s wird heute Abend durch Aufführung seiner sprachlich Hafischen Tragödie: „Az áldozat" („Das Opfer“) im Nationaltheater begangen werden. Ein Unger — Negerkönig. Antonux, Artillerie, Oberlieutenant und gegenwärtig " Brofessor der Geographie an der Realschule in Güns, welcher jünaft, von einer wissenschaftlichen Expedition aus MittelAfrika zurückehrte, traf, wie , B. Kg." schreibt, in Benguela, einer Hüttenstadt Mittel Afrilas mit einem Sohne des berühmten ungarischen Afrilareisenden Ladizlaus Magyar zusammen. Wie bekannt, heirathete Magyar im Jahre 1847 die Tochter des Negerfürsten von Bihe, die ihn mit zwei Söhnen beschenkte. Der Jüngere starb, nur der Altere, der den Namen Esmeraldo Jose Barreiros Zona anführt, und mit dem Zar zusammentraf, ist nahe an 30 Jahre alt und gegenwärtig First von Bihe ; derselbe kümmert sich jedoch wenig um die Regierung, da er vielmehr einen großen Handel mit Elfenbein treibt und verstohlenerweise mit Sklavenhandel sich befaßt. Statt ihm regiert die Witwe Ladislaus Magyar’s das ca. 45000. Unter ihanen zählende Land, welche Zurud in ihrer Residenz besuchte. Dieselbe ist, nach Angabe Zur’, ein sehr häßliches, altes Negermeib. Die Ausstellung im Kinstlerhause wurde gestern geschlossen. Herr Zelepy erhielt zwar gestern von den Französisgen Künstlern die Nachricht, dass ihre Bilder noch bis 5. b. hier bleiben können, die Mittheilung traf jedoch verspätet ein, nachdem es bereits beschlossen war, daß die Erposition am 1. b. geschlossen wird; nur des Sonntagspublikums wegen blieb dieselbe bis gestern geöffnet. Medrigens darf man mit dem bisherigen Erfolg zufrieden sein. Die Zahl der Besucher belief sich, schreibt „B- N“, auf zehntawmfen b, hierunter befanden sich auch die Mitglieder der Gehellschaft und die Eigenthümer: von Familienfarten Die meisten Besucher waren natürlich an Sonntagen, so beispielsweise am 18. November Vormittags 558, Nachmittags 1788 Personen. An M Wochentagen waren die meisten Besucher am 15. November, und zwar 909 Personen, ohne die Mitglieder und Familiengartenbefsser.Gestern besuchten bis Mittags 606 Personen die Anstellung. Um 2 Uhr Nachmittags hatten Ministerpräsident Koloman v. Zita die Ausstellung esucht. Der ungarische Schauspieler-Kongres ist bekanntlich auf heute einberufen. Abends 9 Uhr findet in der Szilkay's shen Restauration (1. Stob) der Begrüßungsabend statt. Dienstags Ude Vormittags wird eine Privatversammlung in den Loyalitäten des Schriftstellers und Künstlerflubs, die erste öffentliche Gitung aber (morgen) um halb 11 Uhr Vormittags abgehalten. Den ersten Berathungsgegenstand des Kongresses bildet: Der ungarische Schauspieler-Verband und der Statutenentwurf für den Penfrenzfond, in welchem eine Pension von 300, 450, 600, 750, 900 fl. nach dreißig jähriger Thätigkeit firivt erscheint. Weiters werden verhandelt die Statuten jener Gesellschaften, welche auf Theilung spielen und bei jener deren Mitglieder ihren Gehalt beziehen , sol wie schließlich ein Plan betreffs Eintheilung von Schauspiel« distritten, welcher 22 Hauptstationen und 263 Filialisationen enthält. Tod eines serbischen Yonenalisten. Dieser Tage ist der aus Neufa b gebürtige Bogoljub Stansic, Nedakteur des Belgrader Journals „Sitol“, mit Zod abgergangen. Der kaum 26jährige Stansic war ein durchaus selbständiger Charakter, schreibt ein Agramer Blatt und ein gemandter Journalist, zeichnete sich stets durch lühnes, selbstbewußtes Auftreten aus, hatte in Folge dessen mit vielen Hindernissen zu kämpfen und würde mit der Zeit im politischen Leben Serbiens unstreitig eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die serbische Journalistin verliert in ihm einen der madersten Kämpen. Nünderweien in Siebenbürgen. Die Räuber beginnen, wie dem , Kelet" geschrieben wird, in den Maguraer Bergen (Siebenbürgen) in großem Maßstabe ihre Gretelwirthschaft. Jeden Tag kann man hören, daß sie in den Engpässen der Berge, irgend jemanden , ausrauben, u..d wenn sie Niemand Andern finden, nehmen sie den unglidc den Schaffmachern ihre Lebensmittel. Am vergangenen Montag fiel eine aus Gebirgswalachen bestehende Räuber«bande von 5 Mitgliedern den beurlaubten E. Sorfimart 2. Hlaffe Michael TZerbanski auf seiner Reise nach Kaufenburg in dem „Baltinis“ genannten Zheile ber Gebirge — wo unlängst ein herrschaftlicher Forstmart erschaffen war — an und da der Bedrohte kein Gemehr bei sich hatte, mußte er nach kurzer Gegenwehr der Uebermact weichen. Die Räuber machten ihn durch gewaltige Schläge kampfunfähig, raubten ihm seine ganze Baarschaft von 30, fl. und einen neuen schwarzen Anzug, und suchten mit Dieser Beute vergnügt bar Weite. Eine Studentin. Fräulein Adele Schembor, welche im September dieses Jahres am Tf. Tt. Neustädter Obergymnasium in Prag matuiirte, wurde,vor Kurzem als außerordentliche Hörerin an der philosophischen Fakultät der Brüz ger Universität, infellibirt, nachdem ein Beschluß, welcher Damen überhaupt bei Besuch öffentlicher Kollegien nicht erelaubte, in Folge eines Ministerial-Exlasses vom akademischen Senat der Brager Universität aufgehoben wurde. Eine Weltausstellung in Mailand. Im Jahre 1879 soll eine internationale Ausstellung unter dem Patronat des Prinzen Humbert und organisirt von einem einflussreichen Nationallomus in Mailand abgehalten werden. Die Kommune Mailands hat dem Komité bereits eine genug- Cognac zu bringen, so gerieth er in eine Art Tobsucht und Doktor Grünberg hatte gerathen, ihn gewähren zu lassen, er werde es auf diese Weise, ohnehin nicht lange mehr treiben . . = zu retten sei es ‚nicht, man miüsse ihn aufgeben. Doktor Grünberg war aber auch nicht. da! Er hatte einen Patienten vor wenigen Tagen in i Bad begleitet und war noch nicht mieder zurückgezehrt. nicht. Schmieicheln, Heucheln, Lügen und Frieden, wie: so manche Andere, aber..er hatte ein gutes Herz. ‚Guter Gott, wenn das feine Eltern und hi seliger Heer Bruder wüßten. Sie drehten sich im Grabe herum.“ So hat der alte Joseph zu dem Kommerziengrab gesagt und die Worte des alten Dieners waren schwer auf die Seele des Herrn gefallen. „Wenn doch Sidore da wäre !” seufzte er. Er Hatte ihr sofort einen Erpreßboten Hinausgeschickt nach Schönheide, dem Gut de Kommissionsrathes Schmels jók Der alte Joseph, sein Hausdiener war der einzige, mit welchen der Kommerzienrath über das schredliche Ende seines Neffen hätte sprechen können. Der Alte hatte wie ein Kind geweint beim Eintreffen der Nachricht. Sehen Sie, Herr Kommerzienrath, auf meinen Armen habe ich ihn getragen, den Cäsar, wie er noch nicht die ersten Hosen Hatte und wie oft, habe ich, ihm im Sagen Ihrer seligen Frau Schwester nachgefahren ! Die Leute mögen von ihm sagen, was sie wollen, er war nicht so schlimm,als sie ihn machen. Er konnte Ein Schrecklicher ilenlch. (Tortiegung ) Er muß doch immer etwas Entfeliches, Furchtbares vorhergehen im Innern des Menschen, bevor Einer zu dem Entschluß kommt dieses Leben von sich zu werfen. · Der Kommerzienrath war weder ein tiefer Philosoph,noch eine phantasiereiche Natur,die sich leicht in die Lage eines andern Menschen in seine Gemüthsverfassung und Stimmung versetzen kann...Aber soviel Verständniß für Menschennatur hatte er doch, um sich lebhaft vorstellen zu können,daß es einen harten Kampf kostet,bevor ein Mensch-der nicht entsitzlich körperlich leidend oder geistiskranktst,zum Entschlluß der Selbstvernichtung kommt.Was konnte Cäsar dazu bewogen haben,ihm,wer doch allzeit verrathen,daß er Gefallen am Leben fand,erder den behaglichen Genuß des Daseins nur allzu sehr liebte. Und da kam auf einmalig in der Gedanke,daß er doch nicht ganz frei von Schuld sei bei diesem Todesfall :Es war wahrl Cäsar war rücksichtslos gewesen gegen ihn und selcke Familie.Aber hatte der Kommerzienrath diese Rücksichtslosigkeit nicht genährt durch die Gleichgültigkeit,ja durch die Abneigung,die er Cäsar nur zu oft hatte fühlen lassen. Und darin war noch eindunkelhunkt,den er ....Wie kam Cäsar dazu,an den Barik direkth Chryslius zu schreiben,mit dem er in gar keiner Beziehung,soviel ihm bekan1«t,gestanden hatte.Und was sollte die Bemerkung in dem Brief aanen Bankdirektor,daß die Verlegenheit,in der sich sein Onkel befinde,nun für immer gehoben sei.Wußte Cäsar etwas von der Katastrophe,die sein Haus bedrohte, und durch wEUP Oder war etwas davon schon unter die Leute gedrungen,hatte der Bankdirektor geplaudert und Cäjat, auf diese Weise die Lage des Hauses Brunner erfahren ? Alle diese Vorwürfe, Fragen und Mäthfel quälten den Kommerzienrath und lehen ihn nicht aufathmen. Und er hatte Niemand, mit dem er darüber sprechen konnte. Seine Frau, die nicht einmal eine Ahnung von der Katastrophe gehabt hatte, die ihrem Hause bevorgestanden, hatte die Nachricht von Cäsar’s Ende mit einer Gleichgiltigkeit aufgenommen, die selbst in unangenehm berührte. „Wie man’s treibt, so geht es,“ hatte sie gesagtnd sich nicht im Anprobiren eines neuen seidenen Kleides stören lassen. Isidore war am Abend des 13. Juli mit ihrer Freundin Anna Schmelzer auf deren Gut gefahren und wollte dort zwei Tage bleiben ; sie war od nicht wieder zurüc. Und sein Schwiegersohn ? Ach der wurde nicht mehr nüchtern. In den legten Wochen war Huth nicht viel mehr ausgegangen. Er schloß si in seinem immer ein und trank dort bei zugeriegelter nit verstand, nicht aufgellen und enträchteln konnte ! Thüre. Weigerten sie die Dienstleute, ihm Wein oder er € .