Neues Pester Journal, September 1878 (Jahrgang 7, nr. 242-271)

1878-09-17 / nr. 258

in Jahrgang, Ar. 258. Wk m Neues Pester J ‚Dina, den 17. September 1818. Bbonnenents Ganzi. fl. 14, Halbi. fl.7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. as „Neue Veiter Journal" erscheint täglich, auch an Montagen. ministration: Leopoldft. Kirchenplakt N Hedaktion und vr umnal._ Einzelne Rummern 4 tes Inferate nach anfliegendem Baris. | Deere Der zweite Feldzug. "Budapest, 16. September. Der zweite bosnische Feldzug hat begonnen ; er soll nach den Worten des FZM. Baron Phi­­lippovics vier Wochen dauern und dazu dienen, durch die Kraft der Massen dasjenige zu erzielen, was bisher wegen unzureichender Mittel ganz un­­terbleiben mußte oder nur unvollständig erreicht werden konnte. Vor Anbruch­ der ungünstigen Jahreszeit will Baron Philippovics die Okkupation bis auf das Sandikalat Novi­ Bazar durchgeführt haben und dann soll an die innere Organisation Bosniens geschritten werden. Autonome Gemeinde­­vertretungen sollen im ganzen Lande ins Leben gerufen, die Steuereinhebung soi regulirt, die Ge­­richtspflege geordnet, ein Strafgeset und ein bür­­gerliches Gejegbuch geschaffen, das Post­ und Tele­graphenwesen in der ganzen offupirten Provinz eingerichtet­­ werden. It dann der Winter abge­­laufen und bricht die Frühlingssonne wieder hervor, dann beginnt der dritte Feldzug, der, wenn er nicht wieder den neugesammelten AInsurgenten­­­haaren in Bosnien gelten muß, die Okkupation des eben erwähnten Landschaf­tes Novi-Bazar zum Gegenstande haben sol. Und wie zu Beginn des ersten Feldzuges die „Wiener Abendpost” ein Beschwichtigungscommuni­­qtie veröffentlichte, welches „Opfer an Geduld“ forderte, so stellt sich auch fest zu Beginn des zweiten Feldzuges ein den Blättern im telegraphi­­schen Wege zugemitteltes Communique ein, welches das alte Wort von dem Geheimniß, das die Bürg­­schaft des Erfolges ist, in neuer Variation ab­­leiert, und die Journale und Himmelswillen bes­cchwört, sich ja nur die denkbar möglichste Zurückk­haltung aufzuerlegen, über die militärischen Bege­­benheiten nicht zu raisonniren und die öffentliche Meinung nicht in unnüger Weise zu alarmiren. Die Mühe dieses Communique’s hätte man fr. füglich sparen fünmen. Daß das Geheimniß nicht immer­ die Bürgschaft des Erfolges sei, zei­­gen so manche eklatante Belege aus der österreichis­chen Kriegsgeschichte und selbst einzelne Vorkomm­­nisse aus dem bosnischen Feldzuge. Dafür aber, daß die Journale, welche ohnehin eine ziemlich weitreichende freiwillige Diskretion sich auferlegen, mit ihren Mittheilungen über die Operationen nicht zu. rasch bei der Hand sind, dafür sorgt die­ of­­fizielle Berichterstattung, wie die aufgezwungene Zu­­rückhaltung, die den Blättern in Gestalt einer ziemlich lächerlichen Censur der Depeschen aufge­­nöthigt wird. Das Raisonnement der Blätter mag dem­ Hauptquartier in Serajewo vielleicht unbe­­quem, der Intendant vielleicht im höchsten Grade unangenehm sein, aber Diese Unbequemlichkeiten und Unannehmlichkeiten müssen sie die Herren schon gefallen Lassen, so lange die ungarische Preß­­freiheit zu­recht besteht. Der Kritik, welcher heute jede öffentliche Einrichtung unterliegt, kann an die Heeresleitung nicht entgehen; wenn sie An­­spruch auf Lob erhebt für glänzende, mit den ge­ringsten Opfern erfaufte Waffen thaten, dann muß sie auch den Tadel über sich ergehen lassen für Mißgriffe und Fehler. Und nun gar der merkwürdige Appell, die Sonenale mögen sich enthalten, die öffentliche Mei­nung unnüger Weise zu alarmiren ! Als ob die S­onenale die Ursache der Alarmirung wären, als ob ihre Raisonnements und britischen Bemerkun­­gen die Aufregung in der Bevölkerung hervorge­­rufen hätten, die thatsächlich existirt ! Nicht die Sourenale, sondern die Thatsachen wirken alarmi­­rend, nicht die Journale, sondern­ unsere Orient­­politik hat die Bevölkerung im Hochgradige Auf­­regung verlegt. Daß man mit Vorspiegelungen das Parlament hingehalten, daß man knapp vor der Offupation das Parlament heimgeschhdt, daß man ohne Hinreichende diplomatische und­­mili­­tärische Vorbereitungen an die Offupation gescrit­­tert it, daß man die Bleib­e unserer Jugend auf die bosnischen Sc­hlachtfelder geführt hat, daß­­ man unsere Finanzen deroutiet, daß man dem­ ersten blutigen Feldzuge einen zweiten folgen läßt und schon einen dritten in Aussicht stellt, daß man vom Schlai­felde weg eine Reihe von Obersten mit Wartegebühr auf Urlaub fenden muß, weil sie sich zur Führung des Regiments als unfähig er­­wiesen haben, diese und ähnliche Thatsachen alar­­miren die Bevölkerung und regen sie auf; nicht die Journale haben diese Thatsachen geschaffen, sie zu registriren, ist ihre Pflicht. Und was die Bevölkerung noch mehr auf­­regt, it der Umstand, daß alle die Opfer an Blut und Gut mut­ und zwecklos gebracht sind, daß diese Aktion mit einen kget ági­g enden muß und enden wird. Kein ruhig Denkender man heute mehr darüber im Zweifel sein, daß wir in Bosnien nur mehr pour l’honneur du drapeau kämpfen und daß wir aus dem offlupirten Lande früher oder später werden h­erausge­­ben m­üssen. Wie und wann dieser Rückzug bewerkstelligt werden sol, mag heute noch unklar sein, daß wir aber in eine Sadgasse gerathen sind, aus der es nur einen Ausweg gibt, die Infekt­­ianen heute mit aller Entschiedenheit behauptet wer­­den. Und wenn wir von al­len zahlreichen son­­stigen Gründen absehen, welche dieser Behauptung zur Seite stehen, ein einziger Grund ist start ge­­nug, um uns aus Bosnien herauszubringen — unsere finanzielle Lage. Wir sind nicht reich genug, um uns den Lurus der bosnischen Feldzüge und der bosnischen Investitionen zu vergönnen. Wenn der Anufmarsch und die Verpflegung der Armee für drei Monate 60 Millionen tostet, so kann man si an den Fingern abzählen, daß die Erhaltung der Armee im nächsten Winter rund 120 Millio­­nen fosten wird, von denen auf Ungarn ungefähr 38 Millionen entfallen. Und damit ist ja die Sache nicht abgethan, denn dann folgen die Investitionen für Bosnien und die Einrichtung der bosnischen Verwaltung, dann folgen die Kosten des nächssten F­rühjahrssgeldzuges. Aus eigenen Mitteln können wir diese Kosten nicht beschaffen ; welcher Bolizifer aber wäre naiv genug, um zu glauben, das Noth­­igild-Konsortium habe für seine Gelder seine besz­­ere Verwendung, als die bosnische Anlage und es werde uns für unsere abenteuerliche Orientpolitik einen Kredit bis in Unendliche eröffnen? Wenn­ einmal die Nothihild-Gruppe die schwebenden Ge­­schäfte mit Ungarn abgewicelt und die in seinem Besige befindlichen ungarischen Papiere abgestoßen hat, dann wird es dem ungarischen Finanzm­ini­­ster auf eine neuerliche Kreditwerbung eine viel­­leicht Höfliche, jedenfalls aber ablehnende Antwort ertheilen. Das finanzielle Chaos aber, das uns dann­­ umfangen wird, dürfte weit sehredlicherer Natur sein, als jenes, welches zur Zeit herrsche, da Koloman Ghyczy nad Kerkapoly’s Sturz die Leitung der Finanzen übernahm. Graf Andrasfy hat sich einst gebrüstet, seine Orientpolizist­ habe noch seiner ungarischen Mutter eine Thräne, dem ungarischen Staate noch seinen eukoent gefoftet; die Ausführung jener Politik, welche die Opposition forderte, hätte Ströme Blutes und Dillionen an Gut der a­n gefordert. Gewiß, es wären Toloffale Opfer an Gut und Blut gewesen. Die ein Strieg für­ die vitale I­nteressen Ungarns und der Monarchie in Anspruch genom­­­men hätte; aber sie wären gebracht worden in dem Hafen Bewußtsein, daß die Niederwerfung Rußlande, Dieses Hortes des Panslavismus, Un­­garns staatliche Existenz in Gegenwart und Zus­kunft sichere und begründe. Das wäre ein großer Zied gewesen und große Zwecke erregen zu allen Zeiten die edelsten Gefühle einer Nation und be, BE Die heutige Kummer mnicht näch Seiten. BE Eine Berlebung 660 Zieter über der Erde,­ ­ ine Pariser Reminisz­enz. — C3 war Ende Juni, die Hike in Paris ihren Höhepunkt erreicht, der Bariser Gesellshaft sich eine Dridlaftung bemächtigt, in den waufchen­­den V­ergnügungen schien eine Nahepause eingetres hatte hatte­ten zu sein, und weilen Verhältnisse es erlaubten, der floh die Nierenstadt, um an erfrischenden Meeres­­strände oder in der erquidenden Landluft Erholung zu suchen. „Kommen Sie morgen mit mir nach Boulogne sur mer”, sagte mein Freund, Der Vicomte de Haute de Laffuffe zu mir, als wir nach dem Diner unsere demi tasse im Cass Ride fehlürften und eine Pana­­tella rauhten, „mich zieht es mit aller Macht dorte­ Hin und Nichts kann mich) davon zurückhalten, morgen den ersten Hug zu bewüßen, Der mich) den blauen Wogen des Dieang und den schwarzen Augen Amelie’s zuführen sol!” Für mich hatten die blauen M­ogen des Ozeans mehr Anziehungskraft, als die schwarzen Augen Amelie’, denn bei den 26 Grad Hire, welche der lange zeigte, rann mir der Schweiß in­ diden Perlen von der Stine! „Einverstanden !” erwiderte ich „fahren mir nach Boulogne, um > 9 Uhr finden Sie mir auf dem Gare Gl­­azare!” Zur­­ Mittagszeit des anderen Tages langten wir in Diesem farbrenablen Badeplade an, der Biz­comte führte mich zum Hotel de Paris und nach einer Stunde standen wir in eleganter Promenadentoilette auf dem Balkon des Hotels, vis-A-vis den blauen Magen des Dean, und den schwarzen Augen Amelie’. Nachdem ich beiden meine Aufmerksam­eit geschenkt hatte, wurde ich Dodo in meiner Ansicht schwanfend und ich glaube, die Waage meines Herz an neigte sich zu Gunsten der schwarzen Augen. Ich für mich sollten diese ja nicht einfüiren, mir as das Feuer ihres Glanzes nicht, denn ich war abgese­hen und sie verlangt, daß ich ihre Hand vom Bater erbitte." — Nach verschiedenen Bemerkungen, welche ‚Dir. 5. betreffs des Verhältnisses seiner D Tochter zu ‚meinem Freunde im Laufe der Zeit mir gegenüber !hatte fallen lassen, konnte ich leider sein großes Ver­­trauen auf den Krunnen Des haben, wollte dem hoffnungsvollen Bewerber indessen auch nicht den Muth ein PV kcomte und, was die Hauptsache war, nie­der nehmen und wünschte ihm daher von Herzen Glüd zu begünstigte Verehrer der schönen Amelie. In jedem seinem Vorhaben. Falle­n mein Freund vortrefflichen Geschmach, den­n Haute de Lafruffe benuchte eine günstige Ges­­­en davon, da­ Amelie eine außerordentlich Gegenheit, Mr. 3. allein zu í­prechen und verweilte anziehende Erscheinung und ein geiste und mißsprüs längere Zeit im Komversationssaal, während ich von hendes Mädchen von 19 Jahren war, kam noch der, dem daran stoßenden Billardjaloen aus genau bei ihm verwiegende Umstand Hinzu, daß ihr Papa eine Verlauf der Verhandlungen verfolgen und jedes Wort der ersten Finanzgrößen von Paris ist und seine verstehen konnte. Mein Freund sprach in eindringlicher, ‚Einnahmen auf Hr Menten tah­rt werden, natürlicher Weise von seiner Liebe und von der E­hre Nur eine Sache schien für die beiden Liebenden ! widerung derselben von Seiten Amselie’s, appellirte ,hindernd zu sein; der Herr Papa ist nämlich einge­­an die Großmuth und die väterliche Liebe des Baters fleischter Republikaner, während der Vicomte noch auf!und Drang lebhaft in ihn, seine Zustimmung zu geben. ‚das Lilienbanner schwört, ohne Vermögen ist und si­e Mr. 3, der nicht nur ein guter Finanzier, fenn mit einer Rente von 5000 Fred. begnügen muß, was denn, troß der Sovialität seines Charakters, auch, wie natürlich in den Augen des prak­tischen Finanzmannes | schon gesagt, leidenschaftlicher Republikaner und wigiger "fast als Verbrechen und In­t­eribien. Mehrere Santatt tft, hörte die Liebesbetheuerungen Des jungen Tage verliefen in angenehmster Weise, der Bicomte­­ Steiers mit spöttischem Lächeln an, antwortete auf Die und feine Amelie entiten und ftöhnten, drüdten sich, eindringlichen Worte mit satirisch-humoristischen! Bes­t die Hände, gingen am Strande spazieren und fangen­­ merfungen und lenkte das Gespräch auf die Politik, ‚des Abends im Salon Nomanzen, während Monstern­­ sein Lieblingsthema, mit welchem er, wie es schien, meinem I, der Bater, mit mir den ganzen Tag über Billard | unglücklichen Freunde am erfolgreichsten entgegenzutres ‘oder Ecarte spielte. — Am Abend vor dem zur Abs­ten hoffte. _­­ — . ·— ·reisebestimmten Tage nahm mich m­ein Freund bei» „Sie find, es Vicomte, Sie fegen Ihre Seite und sagte mir mit einem Tone, der die Auf,­getan auf ein Zuftgebilde, leben in einem nebe­wegung seines Herzens deutlich verrieth: „Noch heute­­ haften Wolfenteiche, während meine Deutungsmeil muß er sich entscheiden, Amelie ligst mich, ich,bete sie eine reale, positive ist und ig auf festem Boden [eb “oo "

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