Neues Pester Journal, Oktober 1878 (Jahrgang 7, nr. 272-302)
1878-10-10 / nr. 281
Budapest,Donnerstag bisherigen Sekretär des MinistersUnger,vemplackt werden sol. Neåes Vestekapurngu Die Okkupation Bosniens. Gefecht bei Bert, Heute liegt ein offizielles Bulletin über den zweiten Gefechtstag (7. Oktober) bei Beci vor. Es lautet überaus bescheiden. Das Wort , Sieg" fehlt von Verlusten der Insurgenten und von Beute kein Wort. Das Gefecht am 7. war ein leichtes; es fortete den Unserigen, Gott sei Dant, nur 9 Mann, während das Gefecht am 6. leider 47 Todte und 184 Verwundete gefoftet hat. Die glückliche Wendung von dem anscheinend unheilvollen ersten Gefechtstage zu dem leichten Vordringen am zweiten Tage ist, wie ein Privat-Telegramm errathen läßt, der 83. Honved- Brigade (Agram) zu banten. Mehrere Bataillone dieser Brigade drangen bis Vernograc, nahe der Olinica, zwei Meilen nordöstlich von Beci, eine Meile von der trockenen Grenze vor. (Ein Zipfel der Krajna, der durch die Unna auf der Linie Bihac-Novi von Bosnien abgeschnitten wird, schiebt sich wie ein Keil nach Norden in Kroatien ein; sein Land bildet die trockene Grenze.) Dadurch war Peci in der Flanke und im Süden bedroht; die Räumung war unabwendbar geworden und am 7. lieferten Die Bosniaken wohl nur Rückzugsgefechte. Pech, am Fuße der Beda Gora gelegen, und legterer Bergrüden selbst sind vorgestern bejekt und gestern entwaffnet worden. Heute wollte, laut offiziellem Bulletin, General Rheinländer nadh PVodzivizd, die am nördlichsten Saufe der Krajna, nahe dem Glina-Flüßchen gelegen, und morgen nach Bernograc marsciren — er scheint bei Absendung seines gestrigen Berichtes nicht geahnt zu haben, daß legte der Ort schon am 6., also vier Tage vor der beabsichtigten Ossupation, von dem 79. Honved-Bataillon (Marasdpın) beseit war. Ober sollte es den Honveds umgekührt gegangen sein, wie den Neserve-Regimentern, sollte den leichten Erfolgen vom 6. ein Unglückstag gefolgt sein? Bisher fehlte Detail über die Kämpfe der vom 6M. Rheinländer befehligten Truppen; betreffs der Kämpfe der Honveds wird gemeldet, daßs dieselben mehrere Drtschaften angezündet und mehrere Ansurgentenhaufen zersprengt haben und das 79. Bataillon Feine Berluste zu beklagen hat. Dagegen wurde eine für die Honveds bestimmte Proviantkolonne angegriffen, bei welcher Gelegenheit Lieutenant Nabath, der als Proviant-Offizier fungite, nach tapferer Berbheidisgung in die Hände der Feinde fiel und massakrirt wurde. ( Mögen nun auch die zweitägigen Kämpfe glückch abgelaufen und mag auch, wie das offizielle Bulletin meint, „in jenen Gegenden die Ruhe bald hergezstellt sein“, solt doch zunächst beachtenswerth, daß die „starken“ Sinfurgentenhaaren sich in einem fast rein fatholischen Distritte befanpen,also zweifellos zumeist Katholiiten waren, und zeigt die bloße Thatsache, da nach der pompösen Bekündigung der gänzlichen Unterwerfung Bosniens noch ein zweitägiger blutiger Kampf gewissermaßen mitten in Kroatien stattgefunden hat, wie selbst das Oberkommando der Ossupationsarmee noch viel zu fanguinisch ist. Al’ die Schönen Botschaften von der Glückseligkeit und unmwandelbaren Treue der Bosniaken sind nicht mehr werth, als die Erzählungen der Offizisten des auswärtigen Amtes von den „offenen Armen“, mit welchen alle Völker des Orients unsere Soldaten erwarten sollen. Die posthumen Kämpfe bei Beci und Bernoz grac werden nicht die lebten ein. Unter solchen Verhältnissen haben die noch immer nit beendigten Berathungen über die Heimberufung eines Theiles der Dislupations-Armee rein theoretischen Werth. Es ist recht gut und schön, daß, wie uns die Offizieren versichern, der Kriegsminister, Graf Andrassy und weiß wer noch einig sind in der Absicht einer partiellen Nachberufung ; aber zunächst sind sie noch uneinig über Das Maß und den Zeitpunkt der Abrüstung, und dann können die Truppen nicht gleichzeitig kämpfen und heimmarschiven. Will man nur die zurückbleibenden Soldaten der Gefahr des Unterganges ausgehen, so muß man entweder auf die Heimberufung eines namhaften Theiles der Armee oder auf die Annerion verzichten. Denn nur derVerzicht auf die Annerion kann eine wirkliche Razifikation Bosniens herbeiführen.ieberall in Bosnien findet jeht die Vertheilung der Tapferkeits-Medaillen statt. Leider sind Einzelne, denen die Auszeichnung zugedacht war, bereits ihren Wunden erlegen. An einer Serajemoer Korrespondenz des Fremdenblatt", welches Deiamnilih dem Wiener auswärtist. Hadsci oje wurde sofort nach seiner Einbringung in Serajewo verhört; er leugnete seinen Augenblick seine Thaten. Da er nit mit den Waffen in der Hand ergriffen worden — er lag schwer frank Darnieder — wäre er nicht dem Kriegsrechte verfallen; überdies würde ihn seine Hinrichtung in den Augen seiner Landsleute zum Märtyrer stempeln. Andererseits würde er nach der Freilassung sofort von Neuem agitiren. Und Gefängnißhaft kann das Kriegsgericht nicht verhängen. Der Kasus mag man dem Kopfzerbrechen bereiten, die Amte sehr nahe steht und unablässig für den Grafen Andräsig die Ruhmespause schlägt, finden wir eine Reihe gehälligster Angriffe gegen Die ungerischen Vorspannsfutcher und Golden. Den armen Fuhrleuten, welche, während zu Hause ihre Ernte uneingebracht, ihr Ader unbestellt bleibt, ihre Familie Noth leidet, auf den bosnischen Schandwegen umherliegen, Tag und Nacht ihr Leben rissiren müssen, ohne militärpflichtig, ohne geieglich zur Borspannzleistung verpflichtet zu sein — den armen Teufeln wird Seitens des Offiziosus nachgesagt, daß sie si „miserabel benehmen“, ihr Geld ,perfaujate, ihre Pferde verhungern lassen, „infam vorgehen”die Begriffe zwischen sie!) Mein und Dein verwechseln“ u. ). Und von den ungarischen Soldaten heißt es, daß sie , fast gar feine Strapagen ertragen”. Eine Erwiderung auf derartige Beschimpfungen wäre entwürdigend ; wir konstativen nur nochmals, daß die Beschimpfungen in einem dem Wiener auswärtigen Amte näcjststehenden Vlatte publizirt wurden, * 25. Verzeichni Der Todten, Verwundeten und Bermißten ungarischer Regimenter in den Gefechten gegen die Insurgenten in Bosnien und der Herzegowina. Im Gefechte bei Potocani am 5. September. Vom Infanterie-Regiment Metlav Nr 16 todt: Korporal Anton Horváth und die Sinfanteristen Stefo Navracics, Nade Arbutina, Sergjia Tepfich und Stojan Klinics , recte Nadarovicz; — verwundet: die Zugführer Michail v. Tustaj, Nikola DVernicsics, Korporal Georg Stancec, Die Gefreiten Jakob Matosovics, Peter Stuparics, Gjure Cvetznics, Tomo Strainic und die Infanteristen Nikola Cafara, Marko Dobrics, Peter Mirovics, Jo Gerdics, Mato Dstaresevics, Gjuro Vucarin, Pavo Gular, Bovo Lovresovics, Jakob Nebic, Mile Trivuncice, Franz Novakovics, Gjuro Bilanovics, Mio ZTrohar, Niko Bujanovics, Simo Skalecsenics, Pano Baviovics, Gjuro Loncarevics, Stephan Tomasevics, Marko Brekljawicz, Johann Edler v. Drugcsevics, Theodor Avanjevics, Andro Lackovicz, Jofip Capan, Xvo Filipacs, Imbro Jalfics, NitolaMetites, Mio Rakiafics, Peter Muzdeka, Ivan Breko, San Car Bavlics , Binto Haler, Gajo Pavlefovics und Beter Mulics; vermißt: bie Infanteriften Bantelia Skrbina, Ivo Mefict, Bajo Stantovics und Salob Zunaca. Sm Gefechte bei Bihac am 7. September. Bom Dttocaner Infanterie: Regi ment Sellacsics Nr 79 todt: Lieutenant Ernft Holm. Sm Gefehte us bei Gorica am 16. Sep tember. } Bom Infanterier-Regiment Trek herr v Mollinary Nr 38 todt: Titular- Korporal Philipp Deutsch, die Infanteristen Franz Fodor, Alexander Klorek, Franz Csabay undoseph Andro; verwundet: Infanterist Titular = Gefreiter Mathias Lenczer und die Infanteristen Soseph Bucsányi, Johann Bujdoro und Michael Verebely. Im Gefechte bei Oradacac am 16. September. vom Infanterie Regiment Freiherr v. Kuffevics Nr. 33 verwundet; Infanterist Soseph Bopa. Im Gefechte bei Novi Bre5fa am 1b. September. 2 Bom Infanteries Regiment $rei berr 9. Mollinary Nr 38: 1004: Zugführer Johann Vanyur, die Korporale Blasius Faragó und Eduard Réfy, die Infanteristen Paul Sos, Demeter Farkas, Anton Bartha; — verwundet: Zugführer Johann Mizfer, Gefreiter Stephan Zombory, die Infanteristen Stephan Kollár, Samuel Barga, Gaspar Paul, Michael Bettak, Soseph Ziambek, Sojsephd Szabó, Soseph Noza, Raul Bartha, Emerich Felete — vermißt: Infanterist Stephan Beru3. Im Gefechte bei Maljevicar Planina am 21. September: Bom Infanteries Regiment Freiherr v. Airoldi Nr. 23: todt: Infanterist Paul Mifjány ; — verwundet: die Infanteristen Marint, Lufitg, Johann Kempel und Franz Graf. Bom Infanteries Regiment Mr. 82; todt: die Infanteristen Joseph Friesinger und Franz Raffa; — verwundet: Feldwebel Anton Gunst, Führer Karl Abel, die Korporale Ignaz Villers und Stephan Kovács, die Gefreiten Karl Sucht, Johann Schauer und Joseph Hauser, die Infanteristen Stephan Suhaß, Emil Guttmann, Paul Strobal, Anton Alt, Karl Klein, Alexander Szomory, Sigmund Spiter und Lulius Újházy. Bom Infanterie: Regiment Nagy Nr. 60: verwundet: Gefreiter Karl Kocsis, Im Gefechte bei Opatin am 2. September. Bom Infanterie Regiment Erzhherzog Albrecht Nr. 44: todt: Infanteristae Birds; — verwundet: Gefreiter Sosephipos, die Iinfanteristen Johann Cöor, Ladislaus Tengerdi, Emanuel Lömwinger, Johann Billiezics und Martin Schlegl. Wien, am 9. Oktober 1878. , Dom und gemeinsamen Kriegsministerium, «10.Oktober 1878., Ausland, Budapeft, 9. Oktober. Zur Tagesgeihidte, Müährend die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung” meldet, daß das türkische Rundschreiben betreff3 der österreichisch-umngarischend Ossupation am 7. d. in Berlin überreicht worden sei, leugnen unsere Offizieren die Erittena einer solchen Note überhaupt, und aus Paris kommt die Meldung, das Cirkular der Pforte bezüglich Boaniens werde als apotryph erklärt. Wo ist da die Wahrheit ? Die „Norddeutsche“ ist in solchen Dingen ein 1% ernstes Blatt; es erscheint darum die Existenz der fraglichen Note ziemlich wahrscheinliich ; sol ja auch der türkische Gesandte in Wien sichbeim auswärtigen Amte mündlich über die „inhumane Behandlung der Mohamedaner in Bosnien“ bescht haben. Des Weiteren stimmt zu jener Meldung dem Vorhandensein eines derartigen türkischen Schreibens die gesammte Haltung der Pforte. Kartheobert Pajda, der Unterhändler wegen Absehl einer Konvention, hat unverrichteter Dinge Wien lassen. Dagegen faßte der unter dem Präsid Sultans am 6. d. M. abgehaltene Minister Konstantinopel folgende bedeutsame Beschlüffe: Die Konzentrirung einer 150.000 Mann starken Armee im Kosfowoer Bilaret sei ungeräumt vorzunehmen. Daman Pascha, dem das Kommando vorbehalten werden sei, habe sich nach Prizrend zu verfügen und die albanesische Liga in einer dem Interesse des Staates entsprechenden Weise zu re organisiren. Gleichzeitig seien die Albanesen dahin zu beeinflussen, die Weitergabe der vom Berliner Kongresse an Montenegro zugewiesenen Orte ohne Demonstration geschehen zu lasssen. AS Melompensa tion würde die Pforte streben, den auf Vereinigung des Pashalits Sfutari, Altserbienz, des Epirus und Thessaliens zielenden Wünschen der Albanesen Rechnung zu tragen. Diese beschlossenen Maßregeln sind offenbar gegen Oesterreich-Ungarn gerichtet und beweisen, daßs Groß aller offiziösen Vertuschung unsere Beziehungen zur Türkei und gespannter Natur sind. Gebrigens wird die gestrige Meldung, Graf Andraffy beseite eine Beantwortung der türkischen Note vor, heute dementivt, da „Graf Andräffy füglich nicht eine an die anderen Mächte gerichtete Note über Oesterreich-Ungarn beantwortenann. Wenn Ka Andräffy auf eine türkische Meußelung geantwortet haben sollte, kann si dies nur auf eine an ihm gerichtete Note beziehen.” Wir bemerken nur, daß es gestern Dieselben Offizieren waren, welche diese „Beantwortung“ mit Emphase ankündigten. Unsere Bermuthung, daß „ruffüche Freundschaft” unter dem sonderbaren Verhalten der Pforte stehe, erhält man derlei Bestätigung. So stimmen in seltenem inflange mit den türkischen Journalen nun auch tussische Blätter, die Klagen über die angeblichen et, in Bosnien und der Herzegowina an. Wir haben ferner schon neulich der beledentlichen Konzentrirung russischer Truppen in Rumelien erwähnt. Heute wird nun gemeldet, daß laut neuen Verfügungen General - Adjutant Tolie den Oberkommandant der russischen Ossupations - Armee in Bulgarien bleibe; diese Armee werde aus 14 Divisionen Infanterie, 2 Divisionen Kavallerie nebst 300 Gesignten bestehen. Dieser Anordnung wird eine weiter politische Bedeutung beigemessen. Inerbindung mit der Möglichkeit einer rufitisch-türkischen Allianz erhält sowohl diese Nachricht, wie Die obens erwähnte von der in einer türkischen Armee einen geradezu bedrohlichen Charakter. In Folge der sehr energischen Haltung, welche der englische Botschafter Sir 9. A. Layard in der asiatischen R Reformfrage in den Mi Tagen eingenommen hat, ist — wie schon telegraphisch berichtet worden — über einzelne Bunite des Reformprojekts verhandelt und ein prinzipielles Einvernehmen hierüber erzielt worden. Namentlich sei diesbezüglich der Einführung und Organisation der Gendarmerie, der Einführung von Appell-Gerichtsshöfen und des Modus der Steuer-Einhebung der Fall sein. — Zur türkischen Ministerfrise verlautet, das Chairaddin Ministerpräsident, Ali Pascha Minister pesXeußern werden solle. Abwechslungssperre erhielt die Pforte aus Kreta wieder günstige Nachrichten, denen zufolge die Vazifikation der Insel in Aussicht stehe. Ueber den englisch - afghanischen Konflikt wird gemeldet: Unter britischer Autorität ed ver Maharajah von Kashmir Barogfil und die Karanbar-Bäsje im Nordwesten Kashmir 8. In Folge des namens starrer afghanischer Truppenabtheilungen in drohender Haltung unweit Jamtuda wurde die Berabung um sieben Infanterie - Regimenter und drei Batterien verstärkt. General Roja traf Vorbereitungen, um den unteren Theil des Basses zu spreihen und Alı-Musjid anzugreifen, als er Ordire erz hielt, weitere Verstärkungen abzuwarten, damit man nur einen Édec visfire. Einem englischen Blatte zufolge sendet grant veih eine sehr starre Flotte in das mittelländische Meer ; Die Flotte soll, abgesehen von kleineren Schiffen, aus 10 Panzerschiffen mit 150 Kanonen und 6000 Mann bestehen. — Das französische „Hours wal Officiel” veröffentlicht ein Dekret, welches Die Munizipalräthe für den 27. Oktober zur Vornahme der Wahl der Delegirten für die Senatswahlen einberuft und die Wahlen zur Erneuerung eines Dritter der Senatsmitglieder für den 5. Januar 1879 erliegt. Aus Berlin meldet man: Auf Antrag Lasster’ beschloß Die national liberale Fraktion... die absolute Geheimhaltung der über das Sozialisten seien geraten Beichlüfse. Die Konservativen beabseeteberherstellung Des Entwurfes, uz