Neues Pester Journal, Oktober 1878 (Jahrgang 7, nr. 272-302)

1878-10-19 / nr. 290

A . ‘ SER Ham­m ..­­Alex­­­.««-·.--« und ——Samstag, den 19. Oktoper «i..·,«.I.EJ»;:«..»..u·.s«s«..i:r» 1578. _ / VEL Jargang. ir. 290. Mponnement: Ganzi. fl. 14, halbi. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fL..1.R0. : ha ‚Dg8 „Neue Peiter Journal“ er­äglich, ad an Montagen. ieint Zepp Nenaktion und Mbwinification: oldft. Kirchenplak Nr. 2. Aktie Einzelne Nummernäim. ans oduferate und aufliegendem Garif. m nme ber Der Reichstag. Budapeft, 18. Oktober. Annässt ist die Kunst der­ Täuschung durch unsere Ministerien zu­ einem. Oracle ausgebildet worden, A wie, ihn ‚die Geschichte, des Parlamentarismus Ereigniß innere­r Stunden dämmern herauf, noch nicht aufgewiesen hat, und bei der Itrefch- Das morgen ‚sich werfanmelnde Parlament steht vor­ zung der Parlamente und der Bevölkerung, haben Entscheidungen, so tief ,einschneidend in die Gejgide Ungarns, ‚wie, feine, erfolgt , sind, seit­ dem unter Dent’s Führung wegreich zu Ende geführten Kampfe für unser Staatszeit. An Den nächsten Debatten­­ und Abstim­mungen des Neid­etages hängt auf lange Jahre Hinaus die Fortexistenz des Parlamen­­tarismus und der gegeblich­­ begründeten Stellung Ungarns in der Monarchie. Seit dem Schluffe der Testen Session it von den­ Gegnern Ungarns und unter Mithilfe zweier hervorragender, einst hochge­­feierter Söhne Ungarns ein militärisches Unter­­nehmen vollbracht worden, das in­ schroffenm Gegen­­satz zu den Wünschen und­ Interessen der ‚Nation, zu ‚den Kundgebungen , unserer parlamentarischen Vertreter steht, und dessen Fortführung auf mili­­tärischem und politischem Felde nit nur, den finan­­ziellen Ruin beider Staaten der­ Monarchie, an die Untergrabung und den Zusammensturz des , Parlamentarismus und­ der Selbstständigkeit des Baterlandes und unberechenbare­r Gefahren, für­ den Bestand Oesterreich-Ungarns ‚heraufbeschmören muß. Niemand vermag, das Geschehene ungeschehen zu machen , Die­ Krüppel,in kräftige, Männer zu­ ver­wandeln, die, in bosnischer­ Erde schlummernden Z Todten: zu­ beleben , ‚die vergeudeten Summen, in die­ gähnenden Staatetafjen zurückzuleiten. Aber was der Neichstag kann und darum, muß, ist die Verhinderung jedes ‚weiteren Fortschrittes auf der Bahn der Abenteuer und, die Zurückführung unserer auswärtigen Politik zu­ den­ ehrenz und erst folgreichsten Traditionen der­ Monarchie. Was von der militärischen ‚und politischen ‚Ehre — wie Die­selbe von der gebildeten Bevölkerung Oesterreich- Ungarns und aller Welt verstanden, nicht aber wie je von interessirten Kreisen deflarirt wird. — was n­icht gefordert wird, es muß und wird gewährt, H ebenso muß von der ungarischen und­ gemein­­samen Regierung erfüllt werden, was die­ Lebens­­urteressen Ungarns und Der einmüthig Bundgegebene Wille der Nation verlangen. D­a­s durchzufegen, it die heilige Pflicht des Abgeordnetenhauses, und wie Nelson am Borabende ver. Schlacht bei Tra­­falgar,­­ so erwartet. Ungarn am Borabende der parlamentarischen Kämpfe, „daß Ledermann seine Schuldigkeit thue”. Es ist heute schwerer denn jemals sest Wie: Heraufrichtung­ unserer Selbstständigkeit, die Ab­­geordneten-Pflichten ganz und voll zu erfüllen, und drüben wird ein beispielloser­ Cynismus­ be­­währt. Auch in anderen Ländern und zu andiren Zeiten sind falsche Worte nicht gespart , "wie Tiba sie im Mai, Andran­y noch im Mini verschwendete. Aber nur bei uns war es möglich, daß Dispositionen für­ die Bilsener Manöver aus­­­gegeben wurden, während der vorgebliche Lenker der legteren schon­­ seit Jahr und Tag zum Be­­fehlshaber der Ossupationstruppen , ernannt war, daß ein journalistischer­­ Kriegssturm wider­ Ruß­­land vom gemeinsamen Preßbureau entfesselt wurde, daß..technische Truppen nach der rumänischen Grenze beordert und in. den­ Grenzpässen „Crbhausen auf­­und ‚umgemühlt, ‚um die Nation, und deren Re­­präsentanten über..die Richtung der geplanten Aktion irre zu führen. Dasselbe Manöver wird heute zu gleichem Zweckk in vergrößerten Maß­­stäbe durchgeführt. Die­ Demobilisirung eines Thei­­les der Ossupationsarmee ist angeordnet und dürfte in nächster Zeit ausgeführt werden. Gene­­ral Philippovics wird vom Wosten des Oberkom­­mandanten­ in Bosnien abberufen und seine große­kroatische Politik offiziell verleugnet, das bosnische Vermwaltungsstatut für, provisorisch, die bosnische Hofkanzlei für eine­ Kommission ad hoc erklärt, bis die, zur Fortführung dieser Politik unumgänglichen Summen genehmigt und die Parlamente heim­­gesendet sein werden. Dann, im Frühjahr, wird wieder mobilisirt, beginnt der neue Feldzug, zunächst nach Mitrowide, wird die Anneriee­ nachdrücklicher betrieben — wenn m­it der Reichetag den neuen, grandiosen Beruuch der­ Täuschung seinem wahren Werthe nach­würdigt und die Annerionspolitik ein für allemal unmöglich macht. .­­ Es ist angenehm, ss täuschen zu lassen, wenn Die Irreführung einen schweren­ Seelenkampf und eine­ männliche ‚Entscheidung erspart. Es ist be­­quem, den Betheuerungen und den Ziffern­ Kunft finden­ zu glauben, mit welchen das politische und finanzielle Verderben verhült wird, das aus der Ofsupation folgen muß. Das eigene Gemissen läßt sie leicht täuschen, wenn der­ Berfud­ gelänge, das Recht der Legislative zu estamou­ren und die Ent­­scheidung, über Fragen, „wie die „Angliederung” Bosniens,­ zum­ Privilegium der Delegationen zu machen. Mancer, Der den­ Vorwürfen des eigenen Gewissens und der Brandmarkung dur die Na­ parlamentarischen Rechtes nicht ungern sehen, um sie die, Hände, ob des kommenden Mißgefchices in Unschuld zu waschen. Dazu tritt der Drud, der vom, Ministerium Tiba geübt wird, das zu seiner Erhaltung, die abhängt vom Triumphe Andrasfy's, rüdfischtelofefte Energie entwickelt.. Die Wahlen haben eine ministerielle Majorität ergeben. Freilich sind sie­­ erfolgt, ehe Die volle Bedeutung­ der Okkupation offenbar geworden. Die Katastrophe von Maglaj wurde zwei Tage lang­­ geheim gehalten, bis der erste, entscheidende ungarische Wahltag vorüber war. Aber wenn dem anders wäre, wenn das Ministe­­rium mit einem Schein­ von Recht jagen­ dürfte, daß hinter ihm die Majorität stehe, so it Doch Teäftig Eund gegeben­ worden, daß Niemand sich über ihn täuschen kann. . Die, seit den Wahlen der Wille des Landes jo­ar und der Alternative, Zögern geben... « Abgeordneten Nation oder, mit­ der Nation , gegen­­ siehen vor die das Ministe­­rium, zu­ flimmen.. Da darf es für einen gewissen­­haften Vertreter der Nation Fein Schwanten mit »Wohlzischeln die Freunde Tipa’s-von­ Ohr zu Ohr-man solle«die Saiten nicht,zu straff spaw­nen,nicht die Militärpartei und deren Begünstiger zum Kampf enggeben und Tod herausfordern. Wir, aber, sagen: Spannt nit, ‚die Geduld ‚der Nation noch­ länger zum Zerreißen­ an, vernichtet nicht den Rest­ des Ansehens, welches der Parlamen­­tarismus ‚beim ungarischen Bürgerthume. genießt, macht nicht noch den Lebten, der Nation irre am Konftitutionalismus!. Sft.,die Militärpartei zu so bedeutender Macht angewachsen,. Dab uns ein ihr nicht zusagendes Votum des Reichstages Gefahren bringen kann; so­ wäre­ es Wahnsinn,­­ diese Par­­tei durch Kreditvoten parlamentarische Parlament Bolte und vermöchte sie. Pflicht und Zustände ist vollends spottet es, thöricht, und es, sie nieder... zu kämpfen, ehe, noch mächtiger wird.­­ Ist unser Parlamentarismus nicht mehr der Kraft der Mili­­tärpartei­­ gewachsen, dann wäre den Parlamentarismus noch mehr zu schwächen Dadurch, daß der Reichstag der Nation­ ent­­fremdet, und Pflicht ist es, den Parlamentarismus duch­ innigsten Anschluß an den Volfswillen zur un­widerstehlichen Macht zu erheben., Was hat das Wenig mehr als Lasten. Das Elend unserer der Schilderung gesteigert: zu werden. Und nun könnte noch das, Parlament die wirts­­schaftlich und politisch ruinirende, , vorläufig noch verschämte Annexionspolitii sanktioniren,, Tönite tion entgehen möchte, dürfte Die Konfisfation des dem Banterott und dem Panslavismus sperrangel- während gegeben? Faum, dem, Ministerium gegen noch mehr zu stärken,: der noch legten zehn Jahre und so dem Fran Hiegmann - Gallnieper. (Orig.-Feuil. des „Neuen Befter Sournal”,) , Budapeft, 18. Dftober. $ Die­ guten ‚Komödianten, oder, wie sie sich selber am liebsten, nennen, die­ großen Künstler werden im­­mer seltener. Wir haben zwar fest: schon­ fast in jeder größeren Stadt eine Schule, eine Akademie oder ein Konservatorium, an welchem die Schauspieler ‚für die üb­e herangebildet werden, „allein: wir machen. Die rüde Erfahrung, daß die Schauspieler allerdings un­­errichteten, aber viel schlechter werden. Wer mag sich­arüber wundern ? Das reich entwickelte öffentliche Leb­en­ unserer Zeit absorbirt so viele Komödianten, daß ir die Bühne Teine,übrig bleiben. In­ der Kirche, in er Politik, in öffentlichen Nestern und Würden sind je guten Komödianten weit häufiger zu finden. Der Bauspieler auf der Kanzel ,oder , auf der Tribüne­n selbst auf den Kranz der Nachwelt rechnen, war: sollte ex..also vor Die Lampe, treten, wo ihm nur x flüchtige: Beifall des­ Tages: oden Die,dankbare Ei­­erung eines Enthusnisten oder gar der Konkur­rei- Direktors wintt? Auch Diejenigen werden immer­­ seltener, welche er innere Drang, auf Das Theater­ treibt, "Sie Feine ege als die Coulissenlust: athmen können, Die sic)­anna wohl fühlen, wenn sie Komödie spielen Darf . Namentlich unter den weiblichen­ , R Künstlern" sind Menigsien berufen, noch viel Weniger sind anserz­t, der Muse­ zu dienen ;­ sie „fühlen, allerdings den inneren, Drang, aber nur nach Geld und Gut Se nidji zum Kunst Das­­ Schlimmste an­he ift, daß ‚Diese Dämchen‘; von sogenannten Was it ein Chatouilleur ? Heinrich­ Heine gibt Antwort auf Diese Frage in seinen Kunstberichten aus Paris. Der Chatouilleur ist Der sogenannte Borz­lacher, Der die Aufgabe hat, bei jedem guten und schlechten Wi zu lachen, denn das Lachen wirft so anstehend mie mal Gähnen. "Die Pariser Theater­­direktoren waren schon vor vierzig Jahren „mit dieser »hysiologischen Anftedungskraft des Lachens vertraut, deshalb engagirten sie solche Chatouilleurs, welche die ganze Skala des Lachens „vom leisen Geliher bis zum lauten Wonnegegrunge” auf ihrem Register führe­­ten. Die Deutschen Direktoren folgten auch hierin dem Beispiele ihrer Pariser Kollegen und ich selbst nannte in Wien einen Menschen, der am Tage in einer Win­­tersynagoge als Borbeter und am Abend im Carlthea­­ter ala Borlader fungiere­­rau Siegmann-Gallmeyer it Alteur, Claqueur und Chatouilleur in einer Person. Sobald sie spielt und uns verlacht, folgen wir ihr unwiderstehlich und mit Vergnügen. . Sie spielt nicht blos ihre Rolle und sie sie spielt auch mit dem Zuhörer — und der läßt es sich gern gefallen, denn es liegt ein fröhliger Sinn in dem Spiele. Fröhlich seit fünfundzwanzig Jahren! Die Künstlerin ist uns gewiß nicht gram Darob, dag wir­ dieses­ von aller Welt gelannte Geheimnis ver­­rathen, denn sie gehört zu jenen Talentbegnadeten, die ewig jung bleiben, die ihre Ursprünglichkeit niemals einbüßen, die Flug und Start genug sind, ein Fach zu verlassen, in das nächste hinüberzuspringen und so sich selbst­ zu retten, ihrer Fähigkeit neue Bahnen zu er­­schließen. In der Regel verzehrt das Theater seine Adepten und Hamlet befragt in rührenden Worten das verlorene Jugendparadies jener Kinder, Die dirc, das‘ ‚Scidjal schon in zarterem Alter auf die Bühne ge­­trieben werden. Allein es gibt unvermüttliche Naturen, unzeistörbare Talente, die nie jung gewesen und aug nie alt werden, die immer fertig sind. In dieser fortdauernden Gegenwärtigkeit des Könnens liegt gewöhnlich eine glänzende Vergangenheit und eine hoffnungsreiche Zukunft. Das bewerst die Bühnenlaufbahn der Gallmeyer seit einem Vierteljahrhundert. , € 3 ist meine Absicht nit, einen Jubiläums- Artikel über diese Künstlerin zu schreiben, denn solche Feit-Nüdblide befigen eine starre Kamili­a-Aehnlichkeit mit Nefrologen und Frau Gallmeyer­it mit sich s ihrem Köisinen­ n­och­ lange­ lange nicht zu­ Rande; um [115% ]- ERS Die heutige Nummer umiant awch­ Seiten. "ak I s 11 .

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