Oedenburger Zeitung, 1873. März (Jahrgang 6, nr. 18-28)

1873-03-28 / nr. 27

i › R% T­’.·»;-«« a » Treitag März 1873. Das Blatt ersceint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag: Bräm­merationd-Preise. Für Roco: Für Auswärts: Ganzjährig . . . RW. — M Salbjährig ER TEE Er, Vierteljährig a ee Einzelne Nummern Kosten 10 Gr. Berlag, Expedition und Rebas­­zion au­ch auf der Graben­­runde Nr. 121 in Deydenburg. — Ganzjährig . . . VL Inbegang. _ Pränumerationen auf Inserate Die General Agentschaft Zeitung „Bester Lloyd“ Raub­steingasse Nr. 7 in Wien. Haa­senstein & Vogler in Wien, Ba­­i­che. 10,­amburg, Berlin, Leip­­ zig, Frankfurt a/M. Bafel. s zuskkiisuknkinhk:— - Hei-.iikkdieeiuspixziige,,10«N-z. O sü-diezweispaiiige,Innre-Fik-.-— die dreispaltige und 20 Nr, für. % die durchlaufende Petitzeile eg­nasive der Stempelgebühr von. 30 Fr. Ausfünfte in allen Rich­tungen werden bereitswilligst ertheilt, sociale Interessen überhaupt Motiv:»De­n Fortschritt zukEht’ Berrückten zur Wehr’ Der Wahrheit eine Gasse.« Alle für das Blatt bestimmte Sen­­dungen, mit Ausnahme von Prä­­numeratione- und Insertionsge­­s­­chäften, sind­en die Redaktion, 2. portafrei einzusenden. ! OrgansürHaiideLJnduIlrieiiiidLaiidmirthschnfldannsür 91. — ki Halbjährig ad E 50 Kr. Vierteljährig 2­00. ie: Monatl­ REISTE SHE, Ze s«- 0 ,x.-«. THIS-Os­­ EIN-Is­­« ee, ! An unsere geehrten Leser ! Um den Anforderungen der Iehrzeit an ein Fournal, und m wenn selbes auch nur mehr oder minder ein Lokalblatt­ ist, besser entsprechen zu können, w­ird unser Blatt nunmehr „dreimal“ in der W­oche u. a. Mittwoch, Freitag und Sonntag erscheinen. Dur angeknüpfte Verbindungen mit am Wiener Geldmarkte vollkommen vertraute Persön­­lichkeiten und doch mit selben, getroffenen Ab­­machungen sehen wir und in die angenehme Lage verlegt, einem p. t. Publitum, namentlich dem geehrten Kaufmannsstande die neuesten Conjunt­­turen im Bahn, Bank- und Börsenverkehre am dortigem Plage sofort zukommen zu lassen. Um dem belletristischen Theile unseres Blat­­tes eine größere­­ Vielseitigkeit zu geben, werden Original- Feuilletons — soziale Skizzen — von Wien, Veit, Prag erscheinen, außerdem wird an jedem Mittwoch als Separat-Beilage fie unsere geehrten Abonnenten, des eines bedeu­­tenden Rufes sich erfreuenden Schriftstellers A­r­­thur Storch Roman „Der Arbeiterkönig” welcher bei seinem Erscheinen ob der spannenden ‚Handlung die gediegenen Sprache, Sensation erregte, erscheinen. Im Folge der damit verbundenen finanziellen Opfer sehen wir uns genöthigt den Pfeis des Blattes zu erhöhen und wird selber vom 1. April sich folgenderweise belaufen. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl. Halbjährig Hfl. Vierteljährig 3 fl. Einzelne Nummern: 10 Er. Zur Vermeidung von Unregelmäßigkeiten in der Expedition­ des Blattes erfuhen wir Die ge­­ehrten Abonnenten, welche nur bis März das Blatt bestellt haben, ihre Pränumeration je eher erneuern zu wollen. — Neu eintretende Abonnenten werden den bis 1. April erscheinenden Theil des Nomanes gratis nacherhalten. &. Nomwalter, A. Wieninger, Berleyer, Redacteur, Dedenburg 26. März 1873. Ein Schrei der Entrüstung war die Antwort Uns­and auf die Anzeige des Wiener Banfvereines an den Finanzminister Kerfapoly, dab er troß der gegebenen Unterschrift von der Greifung einer ungarischen Esfempte­­und Handelsbanf zurücktrete. Richtet man diesen Schrei an die Adresse der Wiener Regierung, dann ist er bes­ichtigt, denn nur diese resp. der Ressort-Minister wate­r die Betheiligung des Wiener Geldinstitutes zu hintertrei­­ben, als sie,­­wesp­­er Kenntniß von der Absicht der m­e­garischen Negierung, den, von der zu creifenden Bank zu emittirenden Schaffen scheinen die ausgedehntesten Privi­­legien zu ertheilen, erhielt. Dieser Gedanke der ungarischen Regierung hat unbedingt etwas beunruhigendes für ihre Schwester, der österreichischen, die dadurch­ ihre Suprematie mit der Zeit zu verlieren glaubt, aber betrachten wir­ die Um­­tände etwas näher, welche diese Idee erzeugten, so müssen wir die ganze Schuld der Wiener Regierung zuschreiben. Als im Jahre 1867 in Röslau die bekannte Konvention ge­­schlossen wurde, unterzeichnete die ungarische Regierung dieselbe mit gemilsen Einräumungen unter der Bedin­­gung, daß die Wiener Regierung ‚die Nationalbank. ver­­halte, ihre in Ungarn befindlichen Filialen zu hofiren, wie eventuell neue zu gründen — je nach Wunse der ungarischen Regierung. Wie das ganze Land weiß, hielt die Wiener Re­gerung diese Verpflichtung nicht, die Absicht der die K­lase mittelst Hülfe der Nationalbank den Industrielle­nc, den zur Hebung der Industrie u. s. mw. nöb­t Gredit zu schaffen, scheiterte, der Drud, dem eine gem Wiener Finanzclique ausübt, wurde immer unleidlt und nachdem man von Seite der ungarischen Regierung durchaus nicht an dem Privilegium (so lang e8 wählt) der Zettelbanf bezüglich des Notenprivilegiums rütteln will, mußte ihre Sorge sein den obigen Hebelständen abzuhelfen und dies wollte man durch die Greifung einer Essompte-Bank im großartigen Style.­­«.««»·» Die Wiener Finanzclique sah sich dadurch in ihrekzz Autokratie gefährdet,nur der Wiener Bankverein ha­tte den Muth das rein finanzielle Abkommen mit der m­e­garischen Regierun zu treffen und­—­beschwor damiit" einen Sturm auf ,i wie man ihn biß jegt faum in finanziellen Kreisen erlebt hat. Die Wiener­ Journale schrieben von SC Zolten­c­ixdsstif­verrath,der Finanzminister drohte mit Nicht-Notirung«, der Aktien der zuceei­enden ungarischen Bank and Wiener Börse,ja ging sogar so weit,dem Bankoetzetue.­« anzuzeigen,daß er selbem die Notirung der eigenen Akkz tien entziehen werde,u.s.w.Waschl­el­ andersübung als den Rückzug anzutreten und die eigene Unterschrift auf dem­ bereits geschlossenen Vertrage zu annulirens- Es handelt sich nun um die Frage:»wasn«un-ds«« Der in Röslau geschlossene Vertrag ist durch die NichtiF­einhaltungs der Verpflichtung der Wiener Reierusllgb hinfällig geworden,­—man thürt hinder nie allensslx Art auf,um die durch die Lauheit der Nationalsbank’ entstandene Credits Noth zu parabellisiren,man­ schreit über die ausgesprochene Absicht,durch die Dreirungden Bank den Grundstein einer Lostrennung von Oesterretjels"»s zu­ legen.­­Abstrahiren wir von letzterem Gedanken,—da er wenigstens in der gegenwärtigen Periode zu wiedersin­­nig­st, so wird wohl mit der Zeit nichts anderes übrig bleiben als die Nationalbank aus Ungarn hinauszube­­complimetiren, nach vorhergegangenem Miedersenden des zerrißenen VBöglaner Vertrages an den österreichischen Finanzminister. zjs 0 Für koco: Ganzjährig Yfl. "Monatlich 1fl. | ! \ | ' } } J-­­ -n «»­" Halbjährig fl. Vierteljährig 2 fl. er. er. fr. fr. « En - nr » 0 FB BT 0 0 Feuilleton. Der Ning Novelette von Friedrich Pole (Bortregung.) 0 life Hollfeld, so wollen wir unsere Heldin nennen, war die Tochter des Nestors der städtischen Mädcen­­schule. Lepterer hatte ein spärliches Ging und noch s päre liegered Auskommen, da der Himmel ihn mit einer zahl­­reichen Familie gesegnet hatte; zudem wußte der sonst gutmütige aber Äußerst forgliche Mann seine Ausgaben mit den Einnahmen nie in das richtige Gleichgewicht zu bringen, und so kam es denn, dab es im Haushalte oft an dem Nothunwendigsten fehlte. Elisens Mutter, das Bild einer treuen Hausfrau und gottergebenen Dulderin, widmete alle Kraft der Erziehung ihrer Kinder, und oft wollte ihr das Herz brechen, wenn sie jenen das Brod sparsam zutheilen mußte, während ihr Gatte e6­00 fl in fröhlicher, ungebundener Gesellsschaft wol je­n ließ. Nie drang ein Laut der Klage über ihre Lippen umd mit aller Liebe nur flehte sie den Gatten an, die Familie dem Hunger nicht preißzugeben. Tausendmal versprach ihr der Rektor fortan ein häusliches zus­­rückgezogenes Leben zu beobachten, hielt wohl auch tage» und vielleicht auch wochenlang seine Beriprechungen, ab. Immer wieder siegte die dunkle Macht in seinem­ Inneren und fort trieb er ihm wieder mit unwidersteh­­lider Gewalt in die­ rauderfüllten Hallen, in welchen dem Könige Gambrinus Opfer gebracht wurden. Auf ungemeinten Vorstellungen die erneuten und gewiß amd nicht kragende Antwort: „Ich much mich betäuben, von Vergnügen ist ja seine Rede, wenn ich an­sere zerrütteten Ber­ältnisse denke!“ Oft verleitete ihn auch eine falsche Scham und der böseste Mahner, das Ger willen zu Unwahrheiten, wenn er das summervolle, seiner Gattin hatte der Nektar zulegt nur die trostlose. Bla e Gefigt seines treuen Weibes sah. Ein furchbarer Vorwurf mußte es ihm sein, wenn bittere Thränen über die gebleichten Wangen der Frau rollten, die einst bessere­rg gesehen und deren Erdtheil er s­chnöde vergeudet alte. — Doch der Geist des Gerstensaftes lähmt zu jechr jede Klare und besonnene Denkweise, es fehlt dann alle moralische Kraft sich aufzuraffen, fort und fort treibt er den ihm DBerfallenen. (So auch unserem Rektor.) Wie der gefangene Vogel instinktiv ohne Raft und Ruh in seinem Käfig hin und wieder fliegt, wenn seine, die goldene Freiheit noch geniehenden Genossen si zur Meerfahrt nach einer südlichen Heimat rüsten, so trieb er auch den Nektar zur bestimmten Stunde in den Kreis der Becher; die Rüchlichten, welche er seinem Berufe als Lehrer und Erzieher schuldig war, galten ihm nichts, die Berufsgeschäfte wurden vernachlässigt. Während der zum Jugendbildner Berufene im Hause Schweigsam, theil­­nahm­ und lieblid gegen die Seinen war, löste er in der Restauration die Zunge und aus dem Misantropen wurde schnell ein polternder Sprecher, dessen Reden, nichts als Ausbrüche einer gewissen Bitterkeit über sein Gesichc waren, dah er doc frevelnd und leichtsinnig selbst heraufbeschworen hatte. — Das Bereich des geistig gebildeten Menschen, sich Gleichgebildeten anzuschließen, verliert fi vollständig beim Helden der Bierbanf, er conferirt nur noch mit solchen, derem geistige Fähigkeiten weit unter den seinen stehen, — und um so lieber giebt er sich legieren hin, je andächtiger sie seinem Rattonnements lauschen und je mehr sie ihm Beifall zollen. Die Last der Sorgen hatte den­ Gesundheitszu­­stand der Rektorin tief erschüttert, Bon Natur eine durch­­sichtige Gestalt und von Äußerst zarter Konstitution, zeigte sich auf ihren Wangen mehr und mehr jene be­­denkliche Röihe, welche das Feuerzeichen einer noch eins mal auffladernden und si verzehrenden inneren Le­­bensgluth und der Vorläufer jenes Gifthauches zu sein pflegt, der langsam — aber sicher tödtet. E 5 war ein düsterer Winterabend ; der Sturm eitschte unaufhörlich Massen von Schnees an die Fens­ter des Schulhauses,die Wetterfahne des nahen Kirch-« thurmes knarrte ununterbrochen und accompagnirte·"»i-«» Ichauerlichen Tönen dem entfesselten Elemente, Im eine fahen, wohnlichen Zimmer des Rektord lag die Eranfe Mutter; an ihrem Bette saß Elise; die vorhergehenden Tage hatten Die Krankheit in ein bedenkliches Stadium­­ treten lassen ; heute aber fühlte sich die Leidende so wohl, ald mußte alle Gefahr überstanden sein. Der die Schwind­­sucht kennzeichnende Husten hatte sie vermindert, ja war­ am Abend ganz ausgeblieben; das Fieber war kaum bes­merkbar und die stete heißtrockene Hand ward von einem­ leichten Feucht bewegt. Elise, voll von Hoffnungen pracg ihre Freude unverhohlen über die baldige Widergenesung aus und machte in findlicher Traumerei allerlei Pläne für die Zukunft. l --——— , « - wer RR age 3 ; = ER v N i Am Kamin, (Eine verschollene Legende) (Schluf.) Wer war dies sonderbare s­chwärmerische Paar, das­ mit allen Mitteln einer reichen Erfindungsgabe des Dü­­jeind Augenblick über Gebühr verführe? ... Zu Fühen einer Fahlen emporstarrenden Zieraffenmauer liegt das dunkle farblose Hafenboden und ftachliche Gad­een über wue ein bleiches Marmorgetäfel, das das Sims bedeckt. . ... Nebenan verschwimmen die Konturen einer Stadt und diese Stadt ist das jouische Diadeira ... Korfu c.. Aleris, die schlanfe, feuerblütige Z­ünglingsgestalt, war der­legte Sproße eines historischen Fürstengeschlech­­tes, das von einem Machthaber im Norden seiner alten Rechte beraubt, in der Fremde verschollen‘ war. Als er in sein zwölftes Lebensjahr trat, entdeckte ihm die Gräfin Diga, die geächtete Hofdame, deren feinen Ins­triguen er ebenso wenig gelang, das gewünschte Resultat N 35 ER

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